Interview: Nachtgeschrei

mit Stefan Kolb vom 15. Januar 2012 via Mail
Was genau passiert eigentlich in einer Band, wenn der Frontmann aussteigen will? Was empfindet man dann als in der Gruppe verbleibendes Bandmitglied? Verspürt man eine gewisse Zukunftsangst, da man nicht weiß, ob man einen neuen Sänger finden wird, der den Posten des Vorgängers angemessen ausfüllen könnte? Sollte man vielleicht sogar die Chance nutzen und sich stilistisch umorientieren, vielleicht sogar etwas ganz neues ausprobieren? Es ist gewiss eine komplizierte und heikle Lage, in der sich eine Band befindet, wenn sie in die Situation gerät, sich ein neues Gesicht suchen zu müssen …
In unserem Mail-Interview berichtet uns Nachtgeschrei-Schlagzeuger Stefan Kolb aus erster Hand über genau diese Problematik, denn mit dem bevorstehenden Wechsel am Sängerposten der Band, welche Holger Franz zum April des Jahres aus persönlichen Gründen verlassen wird, befindet sich die noch junge Truppe an einer Weggabelung ihrer Karriere.
Außerdem berichtet uns Stefan von den Support-Gigs bei der letztjährigen Subway to Sally Tour und lässt uns auch einen Blick in die bisherige Geschichte der im Jahre 2006 gegründeten Mittelalter-Rock-Band werfen.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Hallo Stefan, wie geht’s dir so? Hast du irgendwelche Vorsätze für's neue Jahr gefasst?
Danke, mir geht es gut – ich hoffe, Dir auch! Einen Vorsatz für 2012 habe ich: „Weniger, dafür besser“.
Wie liefen eure Gigs als Support für Subway to Sally? Gab es irgendwelche besonderen Momente oder Erlebnisse?
Die komplette Support Tour war ein einziger besonderer Moment. Wir haben uns damit alle einen kleinen Traum erfüllt und mit Subway to Sally, einer super Crew und einem bombastischen Publikum eine tolle Zeit erlebt. Am liebsten wären wir grad im Bus sitzen geblieben um weiter zu touren und überall da zu spielen, wo es eine Steckdose gibt.
Auftritte mit einem akustischen Programm auf Mittelaltermärkten gibt es bei euch ja nicht. Woran liegt das? Wird sich das irgendwann ändern?
Das ist nach wie vor aktuell. Wir haben kein Marktprogramm, das wird sich auch sicher nicht ändern. Einfach, weil unser Interesse dazu fehlt und das Konzept der Band nur ein Rockprogramm beinhaltet. Dieses mal unplugged darzustellen ist widerum eine Überlegung wert.
Ist euch jemals zu Ohren gekommen, euer Sänger Holger Franz würde – besonders in Liedern wie z.B. „Windstill“ – ein wenig wie Herbert Grönemeyer klingen?
Klar, das haben wir mitbekommen. Generell bleibt es nicht aus, dass man verglichen wird. Womit, das ist mal mehr und mal weniger nachvollziehbar. Aber anstatt uns damit zu beschäftigen, was wir persönlich von der Meinung Anderer halten konzentrieren wir uns lieber darauf, konstruktiv etwas herauszuholen.
Holger hat seinen Ausstieg aus der Truppe für April 2012 bekannt gegeben. Welche folgen wird das für die Band konkret haben? Was sind die Gründe für seinen Ausstieg?
Hotti steigt aus persönlichen Gründen aus, da er ein paar Veränderungen in seinem Leben vornehmen möchte. Das respektieren wir natürlich, auch wenn wir es gleichermaßen bedauern. Für uns als Band bedeutet es, dass wir uns auf den Hosenboden setzen und einen neuen Sänger suchen müssen. Außerdem werden wir so viel wie möglich neue Songs schreiben und damit ausloten, in welche Richtung es zukünftig gehen soll.
Steht schon ein neuer Sänger in den Startlöchern oder gibt es schon irgendwelche favorisierten Kandidaten?
Die Suche ist in vollem Gange! Wer sich bewerben möchte, kann dies gerne unter saenger@nachtgeschrei.de tun.
Das ist jetzt der erste große Besetzungswechsel der Band, wie fühlt man sich dann als eines der verbliebenen Mitglieder? Hat man da bei einem so wichtigen Postenwechsel, wie dem des Sängers auch eine Art Zukunftsangst um die Band?
Witzig, dass Du mich fragst, denn: Es gab bereits einen Besetzungswechsel, und zwar die Position des Schlagzeugers :-) Damit beantwortet sich auch schon ein Teil Deiner Frage. Es ist klarer Fakt, dass Instrumentalisten im Vergleich einfacher zu erstzen sind als der Sänger. Nicht umsonst spricht man vom Frontmann, denn er ist maßgeblich das Gesicht der Band. Von Zukunftsangst sprechen wir weniger. Eher von der Neugier, wo die Reise hingehen wird.
Welche stilistischen Veränderungen könnte der Line-Up-Wechsel mit sich bringen? Wollt ihr größere stilistische Veränderungen eher vermeiden, oder vielleicht die Chance nutzen und etwas neues ausprobieren?
Etwas Neues probieren wir immer gerne aus. Eine stilistisch größere Veränderung halte ich persönlich für unwahrscheinlich, eher eine ordentliche Weiterentwicklung. Man verändert sich am laufenden Band. Ein Besetzungswechsel ist hier sicher eine vergleichsweise größere Kerbe.
Befindet sich denn aktuell ein Nachfolger für das 2010 erschienen Album „Ardeo“ in der Mache?
In unseren Köpfen ganz klar. Wir sind am Songs schreiben, der Rest ist terminlich noch nicht fixiert. Wir sind auf jeden Fall dabei.
Oliver Klein und Tilman Scholz spielten vor Nachtgeschrei in der Melodic- Death-Metal-Band „Paimon“. Haben sie aus dieser Zeit irgendwelche stilistischen Einflüsse in die aktuelle Musik von Nachtgeschrei gebracht?
Sie sind sicher mit-, wenn nicht sogar hauptverantwortlich für die Stellen innerhalb der Songs, an denen es auch mal etwas heftiger kracht. Allerdings sei hier erwähnt, dass keiner von uns Scheuklappen trägt.
Lass uns über die Geschichte der Band sprechen! Wie kam es zur Gründung? Gab es da ein besonderes Schlüsselerlebnis?
Leider war ich zu der Zeit noch nicht dabei, ich kann es allerdings so zusammenfassen: Als sich die Vorgängerbands Black Sheep und Paimon trennten waren ein paar Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um weiterzumachen und etwas Neues zu schaffen. Die Idee einer Band, die irgendwas zwischen Folk, Rock und Metal machen sollte stand schnell im Raum und hat eine ordentliche Eigendynamik bekommen.
Wie seid ihr bei der relativ großen Auswahl an Möglichkeiten auf den Dudelsack, die Schalmei, die Drehleier und das Akkordeon als folkige Instrumente für eure Band gekommen? Standen noch andere Möglichkeiten zur Auswahl?
Das sind Instrumente, die Joe und Nik erlernt haben und in ihren vorherigen Bands auch eingesetzt haben. Nun war die Herausforderung, das Ganze unter einem neuen Mantel zum klingen zu bringen. Neue Instrumente sind immer mal wieder in der Diskussion. Es ist allerdings manchmal schon Aufgabe genug, alles bereits vorhandene unter einen Hut zu bekommen ;-)
Wie erlernt man heute das Spiel auf einer Drehleier oder einer Schalmei?
Es gibt da sicherlich nicht viele Leute, die einem das beibringen können …
Nik sagte mal so etwas in die Richtung, der erste Schritt sei, es einfach zu wollen. Sicher sind das Instrumente, die Du heute nicht an jeder beliebigen Musikschule erlernen kannst. Es gehört etwas mehr Mühe, bzw. hin und wieder auch etwas mehr Geduld bei der Suche nach einem Lehrer dazu.
Was steht sonst noch für die nähere und fernere Zukunft der Band an?
Für die nähere Zukunft natürlich die Suche nach dem neuen Sänger und Songwriting. In der ferneren Zukunft soll es ein neues Album geben. Was auf jeden Fall immer wichtig ist. Live spielen, live spielen, live spielen!
Hast du noch ein letztes Schlusswort an die Fans?
Wir möchten uns für die bisherige tolle Zeit bedanken und gemeinsam mit Euch allen nach vorne in eine interessante Zukunft schauen. Bis hoffentlich bald wieder live!
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Viel Erfolg für die Zukunft und alles Gute!
Vielen Dank, das wünsche ich Dir auch!
Moderation: Alexander Kipke; Fotografie: Arne Luaith

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