Interview: Russkaja

vom 6. April 2013 Linz
Die Russen sind wieder los: Ein neues Album der Balkan-Rocker Russkaja, erschien unter dem vielversprechendem Namen „Energia!“. Nun gibt die Scheibe den Anstoß für eine ausgiebige Tour durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Der Tourstart war am 6.4.2013 im komplett ausverkauften Linzer Posthof (Hier geht’s zu unserem Bericht.). Die illustre Truppe um Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria und Bassist Dimitrij Miller ist schon seit einigen Jahren nicht mehr aus der bunten europäischen Musiklandschaft wegzudenken. Speziell seit sie die Late-Night-Show „Willkommen Österreich“, mit ihren fetzigen Ostblock-Grooves, aufmischen.
Es ist schwer zu sagen, wie sich dieser Hype um die Kapelle begründete, dennoch steht fest, wer etwas auf sich hält, ist Fan der Truppe und hat zumindest schon ein Konzert besucht. Diese Auftaktveranstaltung nahmen wir zum Anlass, das sympathische Kollektiv geschlossen zum Interview antreten zu lassen und sie ein wenig über die letzten Jahre, die Auftritte bei den letztjährigen Ausgaben des Wacken-Open Airs und ihren Wechsel zu dem Metal-Label Napalm Records erzählen zu lassen.
Mit lustigen Anekdoten, charmanten Seitenhieben und einer nicht immer ganz ernst zu nehmenden Betrachtungsweise, verblüffen sie nicht nur mich, sonder teilweise sogar ihre eigenen Bandkollegen. Und auch das Zusammentreffen mit Wladimir Kaminer - dem Autor des Bestellers „Russendisko“ - und seinem Auftritt auf „Energia!“, wissen sie auf äußerst humorige Weise darzustellen.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Michael: Hallo, Zusammen! Vielen Dank dass ihr Euch geschlossen Zeit nehmt für unser Interview! Stellt ihr Euch bitte kurz vor?
Dimitrij Miller: Hallo, ich bin Dimitrij von Russkaja.
Rainer Gutternigg: Und ich bin der Rainer, auch von Russkaja.
Hans-Georg Gutternigg: H-G
Ulrike Müllner: Die Ulli ...
Georgij Alexandrowitsch Makazaria: Georgij!
Engel Mayr: Engel
Mario Stübler: Mario
Michael: Wie gehts Euch?
Engel: Es geht uns super!
Georgij: Viel geschlafen. Viel zu viel geschlafen. Und mir tun die Fußsohlen weh, weil ich die falschen Socken an habe. Es ist auch noch nicht alles fertig für's Konzert. Das heißt, wir müssen noch ein bisschen was tun. Ich muss noch einen türkischen Text lernen, weil ich heute meinen Kollegen vertrete, der das auf Türkisch singt und leider nicht kommt. Aber sonst ist alles super.
Michael: Wie bereitet ihr Euch auf eine Tour vor?
Georgij: Mental.
Engel: Genau, hauptsächlich mental.
Georgij: Für alles andere ist es eh zu spät. (lachen)
Michael: Wo führt Euch die Tour überall hin?
Georgij: Auf den Gipfel des Olymps.
H-G: Zuerst mal die Hauptstädte von Österreich und dann noch Deutschland und die Schweiz. Ausschließlich in großen Städten. Zum Beispiel Berlin und Husum. (lachen)
Michael: Wenn man Eure Live-Shows kennt, weiß man, dass ihr gerne mal Cover-Versionen in die Songs einbaut. Wie hat sich das ergeben?
Georgij: Das passiert, und manchmal schreit die Situation einfach danach. Ich wollte sogar mal was von den Beatles einbauen, aber ich glaube über solche Ikonen traut sich niemand drüber. Aber grundsätzlich ergibt sich das einfach so und wir haben Spaß dabei.
Michael: Findet der Gangnam Style und der Harlem Shake auch in die Songs? Springt ihr auf so aktuelle Trends auf?
Georgij: Haben wir den Gangnam Style im Programm?
H-G: Nein. Haben wir übersehen. (lacht)
Ist aber ein super Input, danke!
Georgij: Das müssen wir machen. Der Engel kann das, glaub ich. (Engel übt mittlerweile schon die erste Tanzbewegungen im Sitzen, während Georgij dazu trällert.)
Engel: Wenn ich nicht Gitarre spielen müsste, würde ich es machen. (lacht)
Georgij: Aber mit dem "Harlem Shake" könnten wir wirklich was machen! Müssen wir halt irgendwo eine Kamera montieren. Und das machen wir dann auch später in der Show. Da bauen wir unsere Version des "Harlem Shakes", nämlich den "Russian Shake", am Abend ins Konzert ein. Mal sehen, wie es ankommt ...
Engel: Also ich hab den noch nie gesehen.
Georgij: Da geht's eigentlich ums Tanzen. Aber das bekommen wir auch hin, oder? (lacht)
Habt ihr das echt noch nie gesehen? Das ist so ein absolut arger Trend, ich weiß gar nicht wo der her ist? "Gangnam Style" ist ja ein Song.
Engel: Im Gegensatz zum Toast Hawai.
H-G: Wo was dahinter steckt.
Georgij: Aber tatsächlich ist im "Gangnam Style" ein sozialkritischer Text versteckt.
Engel: Im Toast Hawaii auch! (lachen)
Michael: Ihr habt Euer neues Album mit dem Namen "Energia!" draußen, mit Rufzeichen. Ist der Name Programm?
Georgij: Ja ….Wobei ….
H-G: Ja, doch schon!
Michael: Woher bezieht ihr Eure Energie?
Georgij: Aus den Kostümen von der Ulli! Und aus Dimitrij's und meinen Frisuren. Aber ganz ernsthaft, wir beziehen unsere Energie aus dem Konzertbesucher, der weiß es nur nicht. Wenn er kommt, connecten wir uns mit ihm und dann beginnt der Energieaderlass.
Engel: Energieaustausch!
H-G: Und es ist beim Schreiben schon tatsächlich so, dass wir uns das vorstellen, wie das live am besten kommt und der Energieaustausch am Besten funktionieren wird. Und danach kann man dann die Töne finden.
Michael: Das Album ist ja gestern erschienen, wie sind die Kritiken bis jetzt?
Georgij: Jetzt kommen sie schön langsam, aber es gibt Prä-Kritiken, und die sind sehr gut. Erstaunlicherweise in den ganzen Metal-Zeitschriften, wie "Rock Hard" oder "Metal Hammer", sind wir da vorne dabei.
H-G: Einige kritisieren halt, dass wir keinen Metal spielen. Aber sonst gefällt es ihnen sehr gut.
Georgij: Die russischen Metal-Fans regen sich besonders auf.
H-G: Die sind unfreundlich. (lacht)
Georgij: Die sind ein bisschen radikaler.
H-G: Die schreiben auch nur kyrillisch.
Georgij: Weißt Du, die haben ein schweres Leben. Die haben so selten die Gelegenheit zu meckern, und so nutzen sie das jetzt aus.
H-G: Über den Putin meckern ist ja auch nicht wirklich klug.
Michael: Wladimir Kaminer, der Autor von "Russendisko" und "Militärmusik", ist ja auch bei einem Stück dabei. Wie kommt es, dass ihr ihn fürs Album gewinnen konntet?
Georgij: Wladimir Kaminer ist mit seinem Buch "Russendisko" so was wie der Initialzünder, oder besser gesagt der Urknall beim Entstehen der Band Russkaja gewesen. Weil, nachdem ich dieses Buch gelesen hatte, habe ich den Dimitrij getroffen, und wir haben die Band gegründet. Wir haben gespielt und es war ein raketenhafter Erfolg.
H-G: Aber zu zweit kann das doch nicht so super gewesen sein?
Georgij: Genau, und dann haben wir uns gedacht, nehmen wir ein paar mehr Musikanten. Und dann war's vorbei mit dem Erfolg! (alle lachen)
Und irgendwann wurde dann die echte Russendisko in Berlin auf uns aufmerksam, das Kaffee Burger, und wir wurden eingeladen und haben dort drei mal gespielt. Und natürlich haben wir dort auch den Wladimir und Yurly kennengelernt. Daher kennen wir uns. Und irgendwann, als ich an den Songs gearbeitet habe, da haben wir mit Yurly einen Text geschrieben. Da hat es sich ergeben, dass er super in den Song reinpasste, an dem wir gerade arbeiteten und haben Wladimir gefragt, ob er singen will. Er hat dann gesagt, dass er noch nie gesungen hat, aber er versucht es mal. Dann hat Wladimir einen Rap-Teil geschrieben, dem wir den letzten Schliff verpasst haben, aber sinngemäß ist alles gleich geblieben. Wie Wladimir es eingesungen hat, haben wir dort und da, elektronisch ein wenig nachhelfen müssen, was aber nur von Vorteil war.
Michael: Ihr seid mit Eurem neuen Album jetzt bei Napalm Records, das ja ein klassisches Metal-Label ist. Wie kam es dazu?
Georgij: Napalm Records ist das zweitgrößte Metal-Label in Europa. Und die haben den Entschluss gefasst, in die Breite zu gehen, um zu sehen, was sich über dem Tellerrand befindet. Und da waren wir. Wir standen gleich neben dem Teller. Und da heben sie gleich zugegriffen.
H-G: Der Georgij ist auch in die Breite gegangen… (lacht)
Georgij: Es kommt natürlich dazu, dass wir bei Wacken Open Air gespielt haben, und so gut angekommen sind, dass Napalm Records nicht an uns vorbei kam. Sie mussten quasi den Tellerrand zerbrechen. (alle lachen)
Engel: Sinngemäß stimmt es schon.
H-G: Und den Vlado darfst du jetzt nicht vergessen!
Georgij: Produziert wurde das Album von Vlado dZihan! Besucht: www.vladodzihan.com Kannst Du googeln wenn Du willst. Er ist super, er hat uns sehr gut geleitet und navigiert und ist auch bei der Entstehung der Songs dabei gewesen. Er hat bei uns im Proberaum gesessen und hat uns Tipps, aber auch Anweisungen gegeben. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr toll.
Michael: Ich habe gesehen, dass "Energia!" auch als Vinyl erschienen ist. Wie wichtig sind Euch persönlich Langspielplatten?
Georgij: Ich höre Vinyl immer noch. Ich habe eine fette Technics-Anlage zu Hause stehen. Da lege ich mir meine Platten auf und spiele immer DJ und scratche die Platten. Aber immer nur mit einer Platte. Meistens groovt das aber nicht so, deswegen bin ich nach fünf Minuten schon befriedigt, und hör mir dann die restliche Platte an. (lacht)
Es ist halt ein wärmerer fetter Sound, da gibt's nix!
H-G: Und 180 g! Audiophile sagt man da dazu.
Georgij: Die Leute die das kaufen, werden das sicher zu schätzen wissen.
Michael: Weil Du das Wacken angesprochen hast: Ihr ward ja 2011 und 2012 auf dem Wacken Open Air und heuer wurdet ihr auch wieder eingeladen. Wie ist es dazu gekommen? Das ist ja eigentlich doch eine ganz andere Stilrichtung?
H-G: Die deutsche Agentur, mit der wir seit vier Jahren zusammenarbeiten, die kommt eigentlich aus der Mittelalter-Heavy-Szene und vermittelt viele solcher Bands. In deren Schema haben wir ursprünglich auch nicht ganz hineingepasst, aber trotzdem haben sie uns vermittelt. Und eben auch nach Wacken, weil sie da einen Draht hin hatten.
Georgij: Eigentlich wollten sie uns loswerden, weil der H-G eine falsche Dame angebaggert hat. Und da haben sie sich gedacht, die Russkaja schicken wir nach Wacken und die Metaller werden sie fressen.
H-G: Und dort wieder Damen angebaggert, aber diesmal die richtige erwischt.
Georgij: Genau, diesmal hat er die richtige erwischt, und deren Plan ist schiefgegangen. Und dann ist es genau umgekehrt gekommen: Die haben uns geliebt, die Metal-Heads. Aber natürlich muss man dazu sagen, dass es eingefleischte Metal-Heads gibt, die so was nicht dulden. Die kommen dann aber auch nicht zum Konzert. Ist aber egal, weil so und so kein Platz mehr ist, wenn wir spielen. Es ist riesig, wirklich riesig. Warst Du schon dort?
Michael: Nein, bisher leider noch nicht.
Georgij: Das zahlt sich auf jeden Fall aus. Die ganze Welt trifft sich dort.
Michael: Habt ihr Idole getroffen?
Georgij: Ozzy Osbourne. Sepultura. Machine Head. Und Suicidal Tendencies habe ich vor Ort sehen können.
H-G: Grundsätzlich haben wir mit den Idolen nicht so viel zu tun gehabt.
Georgij: Wir haben die nur gesehen. Direkt hinein gekommen sind wir zu denen nicht.
H-G: Wir haben bis jetzt ja eher auf kleineren Bühnen gespielt …
Ulrike: Obwohl, wir waren im selben Hotel wie Sepultura.
H-G: Genau. Und heuer spielen wir aber schon auf der drittgrößten Bühne. Und da dürfen wir dann auch in den VIP-Künstler Bereich. Da werden wir dann sicher den Lemmy oder so treffen.
Rainer: Der H-G hat sich da quasi erfolgreich hochgeschlafen ... (lachen)
Michael: Gibt es Wunschkandidaten, mit denen ihr gerne mal auf der Bühne stehen möchtet?
H-G: Zwei haben wir uns schon erfüllt, das war der Helge Schneider und der Roberto Blanco.
Georgij: Und natürlich die Christina Stürmer.
H-G: Udo Jürgens hatten wir auch schon gehabt.
Georgij: Hmm, wer noch? Sagt ihr auch mal was! Ulli?
Engel: David Garrett vielleicht? (lacht)
Also mit dem Suicidal Tendencies, das wäre schon eine nette Kombi! Kann ich mir gut vorstellen. Georgij und Engel bringen sich schon mal Stimmung und üben A capella.
Mario: Alkbottle dürfen wir nicht vergessen.
Georgij: Genau! HG, was wären so Deine persönlichen Idole? Die sind ja alle schon tot, oder?
H-G: Ja leider! (lachen)
Michael: Glaubt ihr, muss man heutzutage mehr Entertainer sein, um nachhaltig aufzufallen?
H-G: Ich glaube das war schon immer so. Der Mozart, Beethoven oder Liszt waren auch alle solche Rampensäue, wenn man sich die Berichte von damals durchlest. Ich glaube nicht, dass das irgendwann anders war.
Michael: Ich meine, weil jetzt soviel Musik im Umlauf ist, dass man schwer den Überblick behält?
H-G: Früher waren auch viele Bands in Umlauf, da war halt in jedem Dorf etwas anderes. Das Grundprinzip ist aber das selbe.
Georgij: Jetzt kann man mehr Überblick haben, weil man Zugang zu mehr Information hat. Man spricht von "Infomania". Die Leute sind einfach übersättigt mit Information, darum hat man das Gefühl, das es schon zu viel ist. Ich habe jahrelang gewartet, dass eine meiner Lieblings-Bands endlich in München spielt, da bin ich natürlich hingefahren, und hab mir das angeschaut.
H-G: Woher hast Du die Information bezogen?
Georgij: Ich hab es gespürt. (lacht)
Ich hatte diesen Ruf gespürt. Dann bin ich hingefahren und es hat gestimmt. Also vetrau' Deinem Bauchgefühl!
Michael: Du warst ja früher Sänger bei Stahlhammer und Russkaja geht dann doch in eine andere Richtung. Hast du noch Nebenprojekte, mit denen Du die härtere Gangart noch verfolgst?
Georgij: Jaja, einige. Ich habe nur keine Zeit mich damit zu beschäftigen. Russkaja ist sehr zeitintensiv und deshalb geht sich nebenbei nichts mehr aus.
H-G: Und darum baut er die Heavy-Metal-Gesänge dann bei uns ein.
Georgij: Genau, ja so ist es.
H-G: Weil das geht sich zeitlich dann aus. (lacht)
Georgij: Ich habe ein paar Freunde mit denen ich im Keller beisammen sitze und wir fühlen fühlen uns dort ganz gut.
Michael: Aber da macht ihr schon Musik, oder redet ihr nur drüber?
Georgij: Ja klar, aber wir haben ja keinen Druck dahinter. Das ist ja das Lustige daran. Wir kennen uns alle jetzt schon seit zwanzig Jahren und wenn's uns freut, dann reißen wir an.
Michael: Du bist ja auch Juror bei dem "Lautstark Music-Contest", der gerade läuft. Ist Dir das ein Anliegen, dass Du Nachwuchs-Bands förderst?
Georgij: Also ich finde es toll, dass es eine Organisation gibt, die das fördert, Sponsoren-Gelder und Preise findet und einen Rahmen für die jungen Bands erschafft. Ich persönlich hätte jetzt nicht die Kapazität das so durchzuziehen, aber wenn ich so etwas dazu beitragen kann, mache ich das gerne. Ist aber auch lustig, mit anzuhören, was es da alles gibt.
Michael: Welchen Rat würdest Du einer Nachwuchs-Band geben, die gerade am Anfang ihrer Karriere steht?
Georgij: Das soll der Dimitrij sagen. Nein ich weiß schon!
H-G: Der Dimitrij sagt: "Lernt Bass spielen! Und Klarinette." (lachen)
Georgij: Wer spricht jetzt?
Engel: Lernt Bass spielen! (Georgij schüttet sich in der Zwischenzeit einen Becher Apfelsaft über die Uniform.)
Rainer: Was er sagen wollte, ging wohl in die Hose. (lachen)
Ulrike: Ist das das Bühnen-Outfit, oder Dein Hochzeits-Anzug?
Georgij: Das ist mein Hochzeits-Anzug!
Engel: Achso, da ist es nicht so tragisch. (lachen)
Georgij: Also, was ich jungen Bands raten würde ist, dass wenn sie Spaß haben, dass sie dann nicht aufgeben sollen. Sich an den letzten Spaß-Härchen festklammern und natürlich schauen, dass man noch mehr Spaß dabei empfindet. Und wenn es den positiven Nebeneffekt hat, dass es andere Leute genau so empfinden, und man dann unterwegs ist und so, ist ein höflicher Umgang mit seinen Kollegen und Kolleginnen ganz wichtig.
Michael: In wie weit glaubt ihr, ist es planbar, mit seiner Band erfolgreich zu sein?
Georgij: Es ist mathematisch planbar. Es gibt Rezepte wie man Hits schreibt, wenn man will. Und wenn man sich daran hält, dann gelingt es auch. Und, positive Einstellung und das Visualisieren des Ziels. Und alles daran setzen, das dass passiert. So ist das alles sehr berechenbar; heutzutage. Dann schaust du noch, was gerade hypet und ab die Post.
Michael: Ihr seid ja nach wie vor bei "Willkommen Österreich", das wievielte Jahr ist das jetzt schon?
Georgij: Es ist bereits das fünfte Jahr.
Michael: Ist das nicht nervig, dass ihr bei jeder Sendung dabei sein müsst, und dann aber im Vergleich nur relativ kurz spielt? Das ist doch sicher sehr zeitaufwendig?
Georgij: Jaja, vollkommen. Furchtbar eigentlich, aber wir haben eh schon vorgeschlagen, dass wir hauptsächlich spielen und die Zwei (Stermann und Grisseman, Anm. d. R.) in den Pausen ein wenig reden. Wäre viel sinnvoller. Aber das ist uns nicht so durchgegangen.
Michael: Wie sind die beiden so hinter der Bühne? Sind sie da auch so gnadenlos?
H-G: Eigentlich sind sie sehr höflich.
Engel: Dieser Humor, der für die beiden so spezifisch ist, so sind die.
H-G: In Wirklichkeit redet ja privat eh jeder so wie die Beiden auf der Bühne. Nur auf der Bühne traut sich das halt sonst niemand, darum stellt man die Zwei extra hin, weil die es sich auch auf der Bühne sagen trauen. Und hinter der Bühne läuft eine ganz normale Unterhaltung.
Michael: Aber sie kokettieren es auf der Bühne schon noch ein wenig?
H-G: Ja, ein klein wenig mehr, aber wenn man sich das überlegt: Ihr Erfolgsrezept ist eigentlich das, was man normal am Stammtisch hinter vorgehaltener Hand sagt. Die posaunen dass halt hinaus. Und in voller Lautstärke.
Georgij: In Russland zahlen wir deswegen viel weniger Steuern. (lacht)
Michael: Wie steht ihr zum Thema Internet-Piraterie? Glaubt ihr kann man dagegen etwas machen, oder sollte man es eher nützen? Ich meine Musik herunterladen und nichts dafür bezahlen.
Georgij: Internet abdrehen.
Engel: Bei Itunes runterladen kostet eh fast nichts.
Georgij: Ich mache das nie. Es ist allerdings schon so, dass ich mir manche Sachen anhöre, aber ich kauf es mir dann, wenn's mir richtig gut gefällt. Manchmal kaufe ich mir sogar die CD und lade es mir zusätzlich herunter, weil mir das MP3-konvertieren zu mühsam ist. Ich habe kein CD-Laufwerk.
Engel: Ich finde das wirklich Tragische ist, dass es keine Musik-Fachgeschäfte mehr gibt. Ich versuche gerade ohne Amazon auszukommen, weil ich doch recht viel verschiedene Musik konsumiere. Das funktioniert nicht wirklich. Also bis jetzt habe ich es noch geschafft, und ich versuche es durch zu ziehen. Ich bin in Wien immer auf der Suche nach Fachgeschäften, wo ich auch wirklich bestellen kann. Aber halt Musik abseits des Mainstream, die nicht so leicht zu bekommen ist. Das ist ganz schwierig, und es ist, glaube ich, eine Folge des Internets.
H-G: Man muss halt sagen, bei Amazon ist es in zwei Tagen da.
Engel: Die haben echt alles, sind aber alles Arschlöcher. Das ist ein riesen Konzern. In Bremen habe ich jetzt einen ganz netten Online-Versand gefunden…
H-G: … aber die bestellen bei Amazon! (lacht)
Engel: Wahrscheinlich …
Michael: Gibt's einen favorisierten Film, zu dem ihr gerne einen Song beigesteuert hättet?
Engel: Ziemlich beste Freunde. Der war ziemlich cool!
H-G: Wir haben ja schon zu einem Film Songs beigesteuert, und zwar zu einem Stummfilm. In ein paar Tagen spielen wir in Wieselburg zu dem ganzen Film. Der Film heißt "Panzerkreuzer Potemkin" und ist von 1925. Und wir spielen eine neu komponierte Filmmusik in der ziemlich viel Russkaja vorkommt.
Michael: Wenn ihr eine Sache im Musikbusiness ändern könntet, was wäre das?
H-G: Die Sozial-Versicherung.
Georgij: Und das die künftigen Sozialversicherungsfonds nicht die Pensionen um die Hälfte verringern, die man als Musiker sowieso nicht bekommt.
H-G: Und die Gagen nur mehr "black" ausfallen. (lachen)
Engel: Das man mit 45 in Pension gehen kann. Wenn man als Künstler alles gesagt hat.
Michael: Meine Abschlussfrage: Was sagt ihr zum Ausgang unseres Wehrpflicht-Debakels hier in Österreich?
Georgij: Was war das gleich wieder? Zahlen fürs Töten oder gratis Töten?
Engel: Ich nehme die Frage auf mich. Ich finde es einfach schade, dass mit dem Argument "War ja eh immer super, so wie es war!", alles so bleibt wie es war.
Rainer: Aber es hat aus Mangel an Alternativ-Vorschlägen dazu geführt.
H-G: Das war von der Abstimmung her einfach scheiße gemacht. Wenn niemand wirklich sagen kann, was nachher passieren soll, wird es schwierig zu argumentieren. Was dann mit dem Zivildienst ist, war völlig unklar. Und da fürchten sich halt die Leute, dass kein Rettungswagen mehr kommt. Und das dann furchtbar teuer wird, was ja eh stimmt, aber okay ist, weil ein Sozialdienst nun mal sein Geld kostet. Ich finde das eh nicht okay, dass der Zivildienst so scheiße bezahlt wird. Das haben sie alles solange durch den Fragen-Fleischwolf gezerrt und verzerrt, bis sich keiner mehr auskannte. Und dann kommt ein Debakel heraus.
Rainer: Die Frage ist, warum man die Politiker bezahlt, wenn sie die Entscheidungsfindung wieder dem Volk überlassen? Das ist ja auch dämlich.
Georgij: Naja, da kommt halt die Demokratie ins Spiel.
Rainer: Deswegen sind ja die Deppen gewählt worden.
H-G: Das ist, glaube ich, noch nicht das Hauptproblem.
Rainer: Eigentlich schon, denn das könnte zu einem Problem werden.
Engel: Die zwei sind übrigens Brüder. (zeigt auf H-G und Rainer und lacht)
Michael: Ah, alles klar! Okay, vielen Dank dass ihr Euch alle Zeit genommen habt. Euch gehört jetzt das Schlusswort an die Fans!!
Engel: EN-ER-GI-A! (sofort stimmen sie alle eine A-capella-Version an)
Moderation: Michael Voit; Fotografie: Michael Voit

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