Red Machete – Electric Power

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Red Machetes „Electric Power“ (2013).
„Retro-Rock mit der nötigen Portion Eier!“
Interpret: Red Machete
Titel: Electric Power
Erschienen: 2013
Mit der neuen EP "Electric Power" der 2009 gegründeten Linzer Stahlstadt-Rocker Red Machete verhält es sich ein wenig so, wie beim Besuch eines AC/DC-Konzertes, aber noch mit Bon Scott am Raunz-Eisen. Sänger und Gitarrist Marco Hadzic erreicht zwar nicht ganz seine Klasse, aber noch ein oder zwei Alben und er hat es. An der Mucke gibt es so und so recht wenig auszusetzen, wie das Trio schon bei ihren unzähligen Live-Gigs bewiesen hat.
Die Kombo ist perfekt aufeinander abgestimmt und spielt jedes Break, jede Kehrtwendung und jeden musikalischen Haken mit Bravour und einer Präzision, wie sonst nur die alten Hasen im Business. Dabei wird der klassische Klöten-Rock zelebriert bis der Arzt kommt, bzw. das Sauerstoffzelt. Die Gitarrensoli überschlagen sich und werden durch den stets treibenden Beat wunderbar untermalt, dass der Gang zum nächsten Konzert der Jungs, die logische Konsequenz sein wird. Die Arbeiten der Rhythmus-Sektion Jürgen Daller und Klaus Fischer - der ja auch noch bei den Sleaze-Rockern Püssy Tyrant die Stöcke wirbelt - sind besonders hervorzuheben, da sie eine recht anspruchsvolle Basis für Hadzics teils atemberaubende Gitarrenvirtuosität bilden.
Muss einen ziemlichen Spaß gemacht haben, die fünf Songs einzuspielen. Wobei noch anzumerken sei, dass das Ganze in nicht mehr als vier Tagen passierte, was von der Professionalität der Truppe zeigt. Aber nehmen wir "Electric Power" mal genauer unter die Lupe:
Beim Opener "High Volume Rock 'n' Roll" wird nicht lange gefackelt und auch kein Hehl aus ihren Idolen gemacht, den schon hier scheint es, als gäben sich die Gebrüder Young die Gitarren in die Hand. Wunderbar ausgereift und zugleich sehr authentisch spielen sich die Drei in eine wahre Ekstase aus bewährtem Rock der Siebziger, die in "City of Angels" seine Fortsetzung findet. Erst beim Chorus des Folgestücks machen sich erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar, der leider etwas hinter das wunderbar treibende Strophen-Riff zurückfällt und die Nummer unnötig ausbremst. Stört aber nicht lange, denn relativ zügig nimmt die Nummer wieder an Fahrt auf. Dann kommt der erste Angriff auf die Radiostationen des Landes: "Be Prepared" hängt die Latte für alle weiteren heimischen Bands recht hoch. Das Gaspedal voll duchgetreten, prescht das Vehikel Red Machete - gespickt mit allerlei interessanten Fills - über den Rock 'n' Roll-Highway. Luftgitarren bereit halten Freunde!
Das ohrwurmbehaftete "Lonely Streets" ist dann direkt hitverdächtig und die Jungs spielen damit radioverwöhnte Bands locker an die Wand. Die frühen Aerosmith biedern sich hier ein wenig an, denn das Stück rockt hervorragend, trotz seiner vielen Melodien, wie auch Harmonien: Der unbestrittene Höhepunkt der Scheibe. Nebenbei spielt Marco Hadzic ein sensationell geiles Ruder und braucht den Vergleich mit seinen berühmten Kollegen wie Joe Perry, Angus Young oder Richie Blackmore keinenfalls zu scheuen. Vor allem jetzt wo Obergrantler Blackmore mit seinem Mittelalterzirkus Blackmores Night von Burgverlies zu Burgverlies tingelt und dem Rock 'n' Roll den Rücken gekehrt hat.
Selbst beim Endtrack "New Way" ist noch so viel Euphorie zu spüren wie bei einem Airbourne-Konzert. Der Vergleich mit ihren australischen Kollegen Airbourne kommt speziell beim letzten Stück sehr gut zum Tragen, das sich musikalisch stark in ihrem Fahrwasser bewegt, die sich wiederrum ja bekanntlich gerne bei AC/DC bedienen, womit sich der bei "High Volume Rock 'n' Roll" begonnene Kreis, wieder schließt. "Electric Power ist eine rundum gelungen EP, die sich durch ein äußerst erwachsenes Songwriting auszeichnet. Einziges Manko, wenn man so will, stellt der derzeit noch nicht ganz ausgereifte Gesang dar, der sich aber im Vergleich zum Debüt stark gesteigert hat und diesen Trend mit Sicherheit fortsetzen wird. Noch ein Wort zum Artwork, das mit seinen Farben und Ornamenten äußert stimmig die Musik unterstreicht: Ein wirklich edles Stück Musik.
Fazit: Red Machete machen auf "Electric Power" keine Gefangen und spielen Retro-Rock mit der nötigen Portion Eier. Dabei stehen die Lyrics von "Be Prapared" stellvertretend für die ganze EP: "We will take no prisoners, Red Machete is gonna kick Ass!". War das selbstbetitelte Erstlingswerk noch etwas roh aufgenommen, machen sich bei der Folge-EP schon echte Professionalität bemerkbar. Der Sound ist astrein, wie messerscharf gemischt und lässt somit jedes Rocker-Herz höher schlagen: Denn die Jungs pflügen so erfrischend durch den Rock 'n' Roll-Garten wie zuletzt The Scams oder Dynamite.
Anspieltipps: High Volume Rock 'n' Roll, Be Prepared, Lonely Streets
Vergleichbares: AC/DC, Aerosmith, Airbourne, The Scams, Dynamite

 
Score:
86% Hervorragend!

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