The Sorrow – Misery Escape

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von The Sorrows „Misery Escape“ (2012).
„'The Sorrow halten dem Erwartungsdruck vom Vorgänger locker stand.“
Interpret: The Sorrow
Titel: Misery Escape
Erschienen: 2012
Die "Live-Macht" The Sorrow, wie die Österreicher vom Metal Hammer tituliert werden, sind wieder in aller Munde: Zwei Jahre ist es jetzt her, dass die Vorarlberger, die 2005 aus den beiden Bands Disconnected und Distance hervorgingen, mit ihrem fulminanten dritten Longplayer - schlicht "The Sorrow" betitelt - die Grundmauern der Metal-Szene erschütterten. Es markierte einen Wendepunkt der Gruppe, da die Songs ausgefeilter und der Sound massentauglicher wurde und zudem kaum einen merkbaren Schwachpunkt aufwies. Die Nominierung für den Amadeus 2012 in der Sparte "Hard/Heavy" war da die logische Folge. Mit Misery Escape erschien heuer das langerwartete und nunmehr vierte Studio-Epos der Bregenzer. Ob sie damit wieder den Nerv der Zeit treffen, zeigt das folgende Review:
Der österreichische Export in Sachen Melodic-Core, Metal-Core oder Melodic Death-Metal - wo genau man die Band einordnet, weiss vermutlich niemand so genau - zeigt dem Hörer auch mit "Misery Esacpe" wieder wo der Hammer hängt. Diese vier Jungs sind eine Urgewalt, soviel steht nach den ersten Takten des Openers Retracing Memories schon mal fest. Eine Doublebass-Tirade tritt mich in den Song. Und bevor ich überhaupt weiss wie mir geschieht, bekomme ich die erste Breitseite ab.
Gleich mal vorweg, "Misery Escape" ist grandios aufregend und zugleich eingängig arrangiert. So viele Details finden sich in den einzelnen Songs, soviel Finesse, dass man selbst nach wiederholtem Hören, immer noch Neuigkeiten findet! Die ersten drei Tracks sind allesamt absolute Highlights und dass schon zu Beginn des Albums. Diese fragilen Melodien, inmitten dieser Sound-Lawine, sind es, die den Reiz des Silberlings ausmachen. Mit Burial Bridge habe ich meinen persönlichen Favoriten schon gefunden, dessen abruptes Ende mich dann doch etwas verstört zurücklässt. Mehr als diese 13 Minuten braucht es gar nicht, um im "The Sorrow-Universum" gefangen zu sein. Ich erwarte schon mit Ungeduld den nächsten Schlag in der Magengegend; der mit My Oblivion nicht lange auf sich warten lässt. Dieser Track gehört eindeutig in ein Stadion. Und immer wieder sind es diese sublimen Gitarrenparts, die mich in ihren Bann ziehen. Auch die Instrumentierung hat es wahrlich in sich: Vollgestopft mit Subtilitäten und Querverweisen, verleiht diese Melange dem Album seine wahre Größe.
The Sorrow konnten ihren Sound konsequent weiterentwickeln. Klarer und schärfer ist er geworden. Die clean gesungen Passagen wurden vermehrt eingesetzt, viel Pathos hineingestopft und auch nicht an Melodien gespart. Das Quartett prügelt sich duch die elf Tracks, dass es dem Hörer eine wahre Freude ist. Allerdings nach der Hälfte des Albums stellen sich erste Ermüdungserscheinungen bei mir ein, und es sind keine einzelnen Songs mehr die ich höre, sondern eine Wand aus Zorn, wuchtigen Gitarren und Double-Bass-Attacken. Erst Perspectives holt mich wieder zurück und ich bin bis zum Schluss mitten im Geschehen. Die Songs sind ausgreift, gut durchdacht, interessant strukturiert und mit dem letzen Track Follow The Lights stellt sich am Ende, wie auch schon bei den drei Alben davor, ein Funken Hoffnung ein. Sieht mir langsam nach "Vorsatz" aus.
Fazit: The Sorrow haben dem Erwartungsdruck vom Vorgänger locker standgehalten und dem Ganzen noch eins draufgesetzt. Diese Platte wird zwar nicht jedermanns Nerv treffen, aber denen, die sich darauf einlassen, wird ordentlich die Fresse poliert. Innovativ sind sie ja, dass muss man dem Vierer lassen. Sie habe in die Songs alles reingepackt was nötig war, um einen ordentlichen Presslufthammer zu produzieren. Über die Schwachstelle, in etwa der Albummitte, kann man locker hinwegsehen. So bleibt zumindest ein wenig Zeit um Luft zu holen. "Misery Esacpe" ist wie ein Murenabgang, der alles mitreißt, was sich ihm in den Weg stellt. Gepaart mit viel Pathos und musikalischem Größenwahn, funktioniert das alles hervorragend und wird viele Neider auf den Plan bringen. Selbst Genre-Fremden würde ich tunlichst empfehlen zumindest mal reinzuhören; alle anderen werden's sowieso lieben. Ein wahrer Genuss dieser Schlag ins Gesicht! Vielen Dank! Anspieltipps: Retracing Memories, The Escape, Burial Bridge, Perspectives.
 
Score:
84% Hervorragend!

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