Die von Bassist Rachel Bolan und Gitarrist Dave „Snake“ Sabo in die Welt gerufene Formation Skid Row - was soviel bedeutet wie "Glasscherbenviertel" oder "Pennergegend" - hält nach einer kreativen Pause eine interessante Veröffentlichungs-Reihe bereit. Die aus drei Teilen bestehende Serie, die innerhalb eines Jahres in den Läden stehen wird und mit "United World Rebellion - Chapter One" den Anstoß gibt, ist bis jetzt der ungewöhnlichste Output der Band. Was die Wenigsten wissen, Sabo wuchs in der Nachbarschaft von Jon Bon Jovi auf und spielte mit ihm zu Beginn auch in diversen Bands, bis dieser 1984 Bon Jovi gründete. Bei Skid Row wurde noch Drummer Rob Affuso und an der zweiten Gitarre Scotti Hill ins Line-Up geholt. Den Gesang steuerte kurzfristig der Ex-Anthrax Sänger Matt Fallon bei, aber schon bald fiel ein Kanadier namens Sebastian Bierk auf, der in einer Formation namens „Madame X“ sang.
Entdeckt wurde er allerdings nicht bei einem Gig der Truppe, sondern bei einem Hochzeits-Konzert mit einer Allstar-Kombo, bestehend aus Zakk Wylde (Ozzy Osbourne), Kevin DuBrow (Quiet Riot) und Dee Snider (Twisted Sister). Skid Row waren so angetan von dem blonden Hünen, dass sie ihn um 200.000 US-Dollar aus dem bestehenden Vertrag holten, er sich den Künstlernamen „Sebastian Bach“ zulegte und fortan bei Skid Row an vorderster Front stand. Das nötige „Kleingeld“ dafür stammte von Langzeitfreund Jon Bon Jovi. Und Bon Jovi waren es auch, die der Truppe daraufhin, die erste Starthilfe gab, ihnen unter die Arme griff und sie auch mit auf Tour nahm. Drei Alben, zwei EP's und eine Best-of-Compilation waren das fruchtbare Ergebnis der Zusammenarbeit, bis sich die Gruppe 1996, bei den Aufnahmen zum letzten Album „Subhuman Race“ komplett zerstritt und kurze Zeit später auflöste.
Mit dem Best-Of-Album „Fourty Seasons“ wurde dann noch der Vertrag erfüllt und Bach gründete im Anschluss seine Solo-Band, mit der er heuer das Live-Album ABachalypse Now veröffentlichte. Im Jahr 1999/2000 rafften sich auch Skid Row wieder auf und begannen mit einem neuem Sänger, an den Arbeiten zum ersten Skid Row-Album, nach der Ära „Bach“, dass den Titel "Thickskin" trug. Und nachdem der divenhafte Bach keine Unruhen mehr in die Band brachte, konnte endlich wieder harmonisch drauf los gerockt werden. Ein weiterer Longplayer namens "Revolutions per Minute" folgte drei Jahre später, doch dann wurde es wieder ruhig um die fünf Jungs. Johnny Solinger war es übrigens, der nach Bach den vakanten Posten des Sänger übernahm. Aber auch Ur-Drummer Rob Affuso machte sich aus dem Staub, denn er wollte wiederum ohne Bach nicht weitermachen. An seine Stelle trat anfangs Phil Verone (Ex-Saigon Kick) und nach einer Reihe weiterer Drummer bekam Rob Hammersmith ab 2010 den Job des Fellprüglers.
Nach sechs Jahren Pause, steht nun endlich ein neues Release der Metal-Band aus New Jearsey am Start, das zerlegt in drei Teile, längerfristigen Spaß bescheren soll. Und bis ein Ende der Spekulationen ins Haus steht, und Bolan endlich einer Zusammenarbeit mit Bach zustimmt, wird in der bestehenden Formation Dampf abgelassen. Was mich direkt zum Opener von "United World Rebellion - Chapter One" führt, dem wütenden "King of Demolition", bei dem sich Solinger verdächtig nahe an Bach heranwagt. Dennoch ist der Sound ruppiger geworden. Auch die Melodien sind etwas schwerer zu finden, denn dem typischen Skid Row-Stil von früher ist eher ein klassischer Zugang zum Metal gewichen. Das soll nicht abwertend klingen, sondern nur ein kleiner Hinweis dafür sein, dass sie sich stilistisch seit "Thickskin" langsam aber stetig zu einem eher punkigeren Ansatz entwickelten. Die subtilen Licks sind rarer geworden - wie schon auf "Subhuman Race" begonnen - und haben einem eher wuchtigen Metal-Stil Platz gemacht, wie bei dem Vorschlaghammer "Let's Go" recht schön nachzuvollziehen ist. Keine Angst, die Gitarren werden immer noch bis zum Exzess gewürgt, dafür sind Hill und Sabo zu grandioses Saitenhexer, als dass man die Solo's einfach weglassen könnte. Und so wird - wie eh und jäh - teils in atemberaubender Geschwindigkeit soliert, und sich die Bälle zugeworfen, dass es eine Freude ist.
Kritik von: Michael Voit
"This Is Killing Me" schlägt dann erstmals sanftere Töne an, man könnte auch sagen, es ist das "I Remember You" von "United World Rebellion - Chapter One", denn dieser Eindruck macht sich unweigerlich breit. Auch wenn das Ergebnis eher an klassische Hard-Rock Bands erinnert. Der Folge-Track "Get Up" deutet sein Anliegen schon zwischen den Zeilen an. Ein musikalischer Arschtritt der Superlative: Skid Row rumpeln in ungewohnter Stop and Go-Manier durch den etwas unrunden Song, der wohl so ziemlich jedem Feuer unterm Allerwertesten machen wird. Vor allem in Kombination mit dem erdigen Rausschmeißer "Stitches", bei dem sich Hill und Sabo gegen Ende nochmal um den Verstand spielen. Als besonderer Leckerbissen wird "United World Rebellion - Chapter One" im europäischen Raum mit Bonus-Tracks - in Form zweier Cover-Versionen - ausgeliefert, die Skid Row auf ihrem Weg beeinflusst haben. Und zwar das Judas Priest Cover "United" und der EZO-Klassiker "Fire Fire". Und da passt dann auch Davos Sabos Antwort auf die Frage, ob Skid Row jemals erwachsen werden, oder immer die "Youth Gone Wild" bleiben werden: "I will always be that 16-year-old kid in front of the mirror, pretending to be Ace Frehley or Michael Schenker!"Fazit:Skid Row scheren sich einen Dreck um Trends und machen das, was sie am besten können: Rocken bis der Arzt kommt. Wer sich an den Skids der Neunziger vehement festkrallt, wird mit dem neuen Release der Band wohl eher keine Freude haben, denn der Sound wurde seit Bachs Weggang immer ruppiger, straighter und wuchs mehr in Richtung Punk, von dem Bassist und Band-Oberhaupt Rachel Bolan immer schon sehr angetan war. Dennoch wirbelt Teil 1 der Trilogie ordentlich Staub auf und wird den ein oder anderen mit nach unten geklappter Kinnlade zurück lassen, auch wenn nicht alle Titel restlos überzeugen. Nichts desto trotz gibt es von mir 75 Prozent, und nochmal weitere fünf Prozent für die erstklassige Idee der Trilogie.
Anspieltipps: Kings Of Demolition, Let Go, Stitches
Score:
80% Gut.
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