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Delain – The Human Contradiction

Kritik von: Khanh To Tuan
Album-Cover von Delains „The Human Contradiction“ (2014).
„Keine Überraschungen, keine Enttäuschungen“
Interpret: Delain
Titel: The Human Contradiction
Erschienen: 2014
Delain begannen in Urzeiten als reines Studioprojekt des ehemaligen Within-Temptation-Keyboarders Martijn Westerholt, mutierte im Laufe der Jahre mit Charlotte Wessels als Frontfrau jedoch zu einer vollwertigen Band. Seit der genialen Scheibe “April Rain” und der darauf folgenden Tour wurden die Niederländer vor allem für ihre exzellenten Livedarbietungen gelobt. Mit “The Human Contradiction” folgt nun das erste vollwertige Album seit dem Wechsel zu Napalm Records.
Das Gesamtkonzept wurde auch beim nun vierten Album nicht umgeworfen, sondern weiter ausgearbeitet. Auch wenn Delain grob dem Symphonic Metal zugeschrieben werden, sollte man nicht mit einer falschen Erwartungshaltung an die Scheibe herangehen. Wer dramatischen Sopran und bombastisches Orchester sucht, der greift wohl eher zu den Neuerscheinungen von Epica oder Leaves’ Eyes. Freunde vom aktuellen Sound der Genregiganten Within Temptation oder auch Kamelot werden sicherlich ihre Freude an diesem sehr pop-strukturiertem Album haben.
Die Riffs sind deutlich schwerer und härter geworden. Teilweise erinnert die Gitarre an Rammstein oder H.I.M., bleibt allerdings doch sehr eingängig. Die Keyboards und orchestrale Parts von Mastermind und Gründer Martijn hören sich raffinierter an und verschmelzen reibungslos mit der Gesamtstruktur, sodass sie andererseits aber auch kaum hervorstechen.
Sängerin Charlotte setzt sich mit ihrem warmem, jazzigem Contralto problemlos durch und baut eine eindringliche Verbindung zum Zuhörer auf. Sie singt sehr präzise und kontrolliert in tiefer Stimmlage, ähnlich wie etwa Lana Del Rey. Nur stellenweise bricht sie in die höheren Töne aus, wie etwa auf “Lullaby”. Auf sich allein gestellt wirken ihre Vocals über längere Zeit hinweg doch etwas eintönig. Für Abwechslung sorgt deshalb ein altbekannter Gast: Marco Hietala von Nightwish liefert gleich zwei Auftritte, nämlich in “Your Body Is a Battleground” und “Sing To Me”. Seine Parts schmettert er mit spielend leichter Dramatik ins Mikrofon und zeigt eine beneidenswerte Unbefangenheit, die man sich für Charlotte auch gewünscht hätte.
Für die härteren Gesangsparts kommen gleich zwei Leute ins Rennen. George Oosthoek von Orphanage bildet in “Tell Me, Mechanist” den growlenden Gegenpol zu Charlottes melancholischen Vocals.
Alissa White-Gluz von Arch Enemy (vorher The Agonist) kommt beim Abschluss “The Tragedy Of The Commons” ins Spiel. Ihr Beitrag ist leider recht kurz, ein ausgewogeneres Duett wie mit Marco oder George hätte dem Lied gut getan. Ihre Strophe bildet somit relativ wenig Einfluss auf den Gesamteindruck.
Fazit: Für Delain-Fans ist “The Human Contradiction” ganz klar eine Empfehlung wert. Wo manch eine Formation mehrere Drehungen vollführen bis sie ihren Platz in der Welt gefunden haben, bauen die Niederländer ihre Nische zwischen den großen Bands weiter aus. Allerdings hätte etwas mehr Experimentierfreude gut getan: Insgesamt wirkt das Album sehr zurückhaltend. Live sieht die Sache schon anders aus, da hören sich die Tracks deutlich dynamischer an. Kracher wie "Virtue and Vice" oder "The Gathering" sucht man auf dem Album vergebens, aber grundsolide Stücke wie “Stardust” werden sicherlich einen dauerhaften Platz auf den Setlisten neben den altbekannten Dauerbrennern finden.
 
Score:
71% Gut.

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