Am 28. September 2012 trafen wir uns in unserer „Stammkneipe“, dem Hamburger Knust, um mit Bob Katsionis von den griechischen Power-Metalern „Firewind“ ein ausgiebiges Gespräch in höchst atmosphärischer Flur-vor-der-Klo-Kulisse zu führen. Trotz unerbittlicher Versuche schafften es weder der Soundcheck in der Konzerthalle unter uns, die zunächst streikende zweite Kamera noch die jaulenden Massen begeisterter Fußballfans, welche vor der Tür der Location zum St. Pauli-Spiel abfeierten, das Interview ernsthaft zu boykottieren. Prost auf!
Gemeinsam mit Leaves‘ Eyes sind die sympathischen Hellenen derzeit auf ihrer „Few Against Many Tour 2012“ quer durch Europa. Neben den obligaten News zum aktuellen Tour- und Bandgeschehen thematisieren wir im Gespräch auch den Power Metal an sich: Sinkender Klischée-Stil im Reigen immer neuer Bands, die wie Pilze aus dem Boden geschossen kommen und trotzdem immer gleicher klingen? Oder nach wie vor Hochburg europäischer Musikkunst im Glanze tiefergestimmter E-Gitarren und berstender Blastbeats? Wie schafft es eine Band wie Firewind, in diesem etwas angestaubten Genre voller deutlich überstrapazierter 08/15-Motive Innovation mit Qualität und dabei gleichzeitig dem Treubleiben der eigenen Wurzeln zu verbinden?
Natürlich nutzten wie die seltene Gelegenheit, mit einer griechischen Band zu sprechen, auch gleich zur intereuropäischen Völkerverständigung: Warum gibt es nur so wenige Musiker aus Griechenland, die es schaffen, im Bezug auf ihre Bekanntheit mit härterer Musik die Grenzen des eigenen Landes zu überwinden? Welche Rollen spielen die unterschiedlichen Touring-Kosten dabei? Wie kommt es, dass einzelne Länder besondere Affinitäten zu einzelnen Genres entwickeln – so etwa Deutschland mit seinem Power Metal, Schweden mit seinem Melodic Death und nicht zuletzt Griechenland mit einer historisch starken Black-Front? Wie genau sieht die Metal-Szene in Griechenland überhaupt aus? Und ist es überhaupt noch möglich, in einem revoltierenden Land eine funktionierende Band von 0 nach 100 aufzuziehen, wo genau das selbst im derzeit noch deutlich besser situierten Deutschland kaum mehr finanziell machbar erscheint? Überhaupt, welchen Einfluss hat die Euro-Krise auf Firewind? Und wie steht die Band eigentlich zu den derzeit in der Klatschpresse geschürten Hasstiraden, die ein Land der EU gegen das nächste aufzubringen versuchen? Ist er womöglich selbst im Zuge der aktuellen Touraktivität durch Europa schon mit politischem Rassismus konfrontiert worden? Oder handelt es sich dabei hauptsächlich um Panikmache der Medien, welche die verbindenden Qualität guter Musik nicht überwiegen können?
Hierüber schlagen wir eine Brücke zum allseits beliebten Fratzenbuch: In wiefern machen es New Age-Technologien wie die berühmt-berüchtigten „Social Networks“ für einen Künstler unmöglich, sein privates Leben von seinem Künstlerleben getrennt zu halten? Fühlt man sich als Musiker womöglich wie in einer „transparenten Gesellschaft“ gefangen? … oder liegt es doch eher in der Verantwortung jedes Einzelnen, darauf zu achten, welche Informationen er von und über sich selbst preisgibt? Wo liegen die Vorteile in einer Internetkultur, in welcher jeder Mensch durch Google und Wikipedia „gleich wissend“ erscheinen können? Und stimmt Bob unserer Einschätzung zu, dass die Menschen immer mehr Bekanntschaften haben, dafür aber immer flachere? Falls ja – sieht er das als Vorzug oder doch eher als Nachteil?
Zu guter Letzt besteht Firewind zu großem Teil aus Musikern, die außerdem in zahlreichen anderen Projekten aktiv sind. Wie schafft man es, auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen und dennoch die Qualität im eigenen Schaffen nicht zu vernachlässigen? Welche Hürden und Probleme ergeben sich daraus? Achja, und: Was steht eigentlich für die Zukunft der Band an? Wie wird sich die von Bob angekündigte Alben-Pause auf die Live-Shows der griechischen Power Metaller auswirken? Zum Schluss kündigt er noch eine große Überraschung für die Fans an. Man darf gespannt sein!
Dies und mehr erfahrt im Metal Trails-Videointerview!
Viel Spaß beim Schauen!
Moderation: Arne Luaith; Kamera: Alexander Kipke
Wer in das aktuelle Album „Few Against Many“ von 2012
reinhören möchte, kann dies hier tun:
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