Das breit gefächerte Genre der progressiven Musik - für die einen die höchste musikalische Erfüllung, für die anderen viel zu komplexes Gedudel, dass sich selbst zu rechtfertigen versucht. So könnte man zwei gängige Meinungen zusammenfassen, mit welchen das Genre beschrieben wird. Doch hat eine der beiden Seiten auch nur ansatzweise Recht?
Die Komplexität der Arrangements und ihre einzigartige Wirkung auf den Hörer wollen wir gar nicht bezweifeln, doch kommt nicht gerade dadurch, dass diese Musik einen gewissen Grad und künstlerischer Extravaganz mitbringen muss ein viel zu technischer und berechnender Aspekt ins Spiel? Etwas, was man scherzhaft abwertend als Mathcore bezeichnen könnte? Es dürfte so gewiss ziemlich schwer sein die Seele eines jeden Songs irgendwie am Leben zu erhalten, wenn man sich nur auf die technische Perfektion seiner Musik konzentriert. Und wenn der Song keine Seele hat, dann ist er genauso austauschbar wie jede andere Produktion, die ohne Zutun eines Künstlers an irgendeinem Computer entstand.
Auf jeden Fall muss, wie uns Opeth-Drummer Martin Axenroth erzählte, am Anfang natürlich die Idee entstehen und nicht der Song ertüftelt und danach irgend etwas in ihn hinein interpretiert werden. So könnte man oben beschriebenes Problem der Fixiertheit auf instrumententechnische Finesse auch in der progressiven Musik vielleicht umgehen. Das ist wie beim Fotografieren, wo das Bild - welches man machen will - auch immer zuerst im eigenen Kopf entstehen muss. Danach erst kann es für die Ewigkeit auf entsprechendem Medium gebannt werden, ohne noch großartig an den vollendeten und in sich bereits stimmigen Werken künsteln zu müssen.
Aber wird dadurch der dieser Musik anhaftende Selbstrechtfertigungs-Aspekt tatsächlich aufgelöst? Wie findet man die Balance zwischen zur Komposition gehörendem Minimalismus, welcher aus einem gerade herauskommt und der komplexen musikalischen Verschachtelung eines Mikael Åkerfeldt? Seht einfach selbst, was uns Martin dazu erzählt hat!
Des weiteren berichtet uns Axenrot, wie er seine eigene Position und im allgemeinen die anderer Schlagzeuger im Gesamtkonzept einer Band sieht, wie er zum Gesamterlebnis eines Songs beiträgt und weshalb der Drummer mit seinem akustischen Instrument nicht die beste Wahl für ausgedehnte Soloparts ist.
Und was kann uns Martin zur Zukunft der Band erzählen? Eine neue Platte ist leider noch nicht in Sicht. Doch verriet uns Martin scherzhaft, dass es diesmal vielleicht stilistisch sogar in die gleiche Richtung wie beim 2011 erschienenen Heritage gehen wird, um die Fans mit einer nicht erwarteten Wendung bei der Entwicklung des Sounds zu überraschen. Man darf also gespannt sein!
Im November wird Opeth dann für eine Reihe von Unplugged-Konzerten noch einmal nach Deutschland kommen.
Viel Spaß beim Gucken!
Moderation: Arne Luaith; Kamera: Alexander Kipke
Wer in das aktuelle Album „Heritage“ von 2011
reinhören möchte, kann dies hier tun:
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