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Karnivool – Asymmetry

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Karnivools „Asymmetry“ (2013).
„Experimentierfreudige Prog-Mucke aus Australien ...“
Interpret: Karnivool
Titel: Asymmetry
Erschienen: 2013
Vielen Bands erheben ja für sich den Anspruch, innovativ, dem Zeitgeist entsprechend, abwechslungsreich und vielschichtig zu sein. Allerdings seit dem aktuellen Release „Asymmetry“ der Australier Karnivool können all diejenigen, die das bis jetzt auf sich ummünzten, ihre sieben Sachen packen, denn an dem was der Fünfer aus Down Under hier abliefert, werden sich wohl viele die Zähne ausbeißen. Das wird zeitgleich unzählige Nachahmer auf den Plan rufen. Seit ihrem 2005er Debüt „Themata“ und seinem hochgelobten Nachfolger „Sound Awake“ von 2009 steuert das australische Quintett zielstrebig Richtung Perfektionismus, dem sie auf „Asymmetry“ so nahe wie noch nie kommen. Warum das aktuelle Release zu so einem speziellen Hörgenuss avanciert, gehen wir in dem folgenden Review näher auf den Grund.
Von der mantrischen Einleitung „Aum“ bis hin zum fragilen Endtrack „Om“ zeigt sich, hier wird nicht bloß wie wild auf die Instrumente eingeprügelt, sondern die Instrumentierung findet sich erst langsam und gemächlich ein. Die klassische Herangehensweise an den Songaufbau, lässt durch eine gewisse Gliederung immer einen befruchtenden Entstehungsprozess heranwachsen, wie die sich öffnenden Knospen einer Blume in der Morgensonne. Die erste Auskoppelung aus dem manischen Werk „Asymmetry“ - das vollgestopft mit vierzehn Titeln direkt etwas einschüchternd wirkt - „We Are“ führt die erbarmungslose Gratwanderung zwischen Progressivität und Holzhammer ihres Vorgängers eindrucksvoll und ungehemmter fort und lädt gelegentlich sogar zum Mitwippen ein, da immer wieder mal kommerziellere Töne angeschlagen werden. Monumental schöne Klangcollagen ergießen sich aus den progressiven, teils bizarren Ansätzen und machen ein Entkommen vor Ende des Albums unmöglich. Mit bedeutungsschwangeren Titeln wie "Nachash", „A.M. War“, „The Refusal“, „Aeons“, „Eidolon“, „The Last Few“ oder „Alpha Omega“ wird dem epochalen Werk noch Nachdruck verliehen, die sich kryptisch durch die teils spektakulären Songgebilde winden. Dabei wechseln die Arrangements von „Presslufthammer“ und Wahnsinn zu ruppiger Rock-Mucke recht ausgewogen hin und her, und wirken damit einer einsetzenden Langeweile gekonnt entgegen. Der nasale Gesang von Ian Kenny fügt sich wunderbar in die Atmosphäre ein und rundet die Stücke damit wohltuend ab. Und wie bei so vielen Alben dieser Art, machen erst die Feinheiten die Genialität des Albums aus. Das fulminante Opus muss eigentlich als Gesamtkunstwerk gehört werden, und somit macht es auch keinen Sinn, einzelne Songs herauszusuchen, die lediglich den Ist-Zustand im Entwicklungsverlauf des Albums repräsentieren. Zwei Jahre verschlang die Ideenfindung von „Asymmetry“, bevor mit dem legendären Produzenten Nick DiDia die Songs auf Platte gebannt wurden.
Die Acts mit denen er schon arbeitet liest sich wie ein „Who-is-who“ der Rock, Alternative und Metal-Szene: Powderfinger, Rage Against The Machine, Mastodon, Pearl Jam, Incubus, Papa Roach, Train, Stone Temple Pilots, Velvet Revolver oder Bruce Springsteen, um nur die Wichtigsten zu nennen. Zudem wurde diesmal auch auf die Vielzahl von Gastsängern, wie auf dem Vorgänger, komplett verzichtet und auch so eingespielt. Sofort angesprochen hat mich auch das wunderschön-verwachsene Cover, das sich nahtlos in die kompromisslose Anmut des Albums einfügt und ihm noch eine weitere Portion Tiefe gibt.
Fazit: Wuchtig-verschroben und asymmetrisches Großwerk der Progressiv-Bastler aus dem australischen Perth. Karnivool sind wie ein Bombenhagel in einer lauen Sommernacht. "Asymmetry" ist pure Experimentierfreude, bei der sich die Australier noch einmal neu erfinden. Die Songs gleichen verschnörkelten Bauwerken, denen eine komplexe Architektur inne wohnt und so durch waghalsige Strukturen zu einem wahren Feuerwerk an zündenden Ideen und Funkenschlägen verhilft. Einziger Kritikpunkt ist die Länge des Albums, dass mit 67 Minuten doch recht vollgestopft wirkt und so die Lust auf einen neuerlichen Durchlauf leider etwas hemmt.
Anspieltipps: entfallen, da das Album erst in seiner Gesamtheit zu wahrer Größe wächst
Klingen wie: Porcupine Tree auf Acid

 
Score:
85% Hervorragend!

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