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Luna Rise – Smoking Kills, But Love Can Break A Heart

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Luna Rises „Smoking Kills, But Love Can Break A Heart“ (2013).
„Eine euphorische Reise zur dunklen Seite des Mondes.“
Interpret: Luna Rise
Titel: Smoking Kills, But Love Can Break A Heart
Erschienen: 2013
Jetzt wo die Tage wieder kürzer werden, wird unser stiller Begleiter, der Mond, wieder ein wenig mehr Beachtung finden, was den Mondanbetern Luna Rise aus dem oberösterreichischen Enns nur zu Gute kommt. Gegründet wurde das zielstrebige Quintett 2011 von Sänger Christian Lindner, der sich auf der Bühne Chris Divine nennt, sowie von Bassist und Vollzeit-Frauenheld Rob Rocket. Mitstreiter für das Projekt wurden schnell gefunden und waren mit dem Gitarristen Luke Vegas, Drummer Loup Garou und Tastenhexer L.X. alias Alex Dorfmayer - der manchen schon von den Linzer Glam-Rockern Slide ein Begriff sein dürfte - somit komplett. Warum der Mond so wichtig für das Gespann ist, bringt Chris Divine gekonnt auf den Punkt: „Den „Sunrise“, also den Sonnenaufgang, gibt es zu Dutzenden. Für mich hat der Mond immer schon etwas Mystisches gehabt.“ Und diese Mystik überträgt sich 1:1 auf ihre Songs, die immer etwas Geheimnisvolles oder gar Tragisches mit sich bringen, das mit einer gehörigen Portion Pop nicht mehr aus dem Ohren zu bekommen ist. Um ihrer Liebe zum Mond weiteren Ausdruck zu verleihen, erwarb der Fünfer 1000 Quadratmeter auf unserem Erdtrabanten, den sie, zusammen mit ihrer Patenschaft für einen Wolf, nun noch besser anheulen können. Überwältigt von ihrer Professionalität nahm sich das österreichische Rock-Urgestein und King Size Vollzeit-Gitarrist Tom Proll der jungen Band an und steht ihnen seit 2012 als Manager mit Rat und Tat zur Seite.
Mit dem etwas sperrigen Titel „Smoking Kills, But Love Can Break A Heart“ bringt das Kollektiv wieder ein wenig mehr Glanz und Glamour in die heimische Musikszene, die sich in letzter Zeit eher auf den klassischen Rock-Ansatz konzentrierte. Eigentlich wurde der Silberling schon im Gründungsjahr veröffentlicht, wartet aber bei der Neuauflage von 2013 - unter dem Zusatz „Eclipse Edition“ - mit einem zusätzlichen Song - „When You Fall“ -, einer Akustik-Version des Selbigen und einem Remix von „Dead Alley“ auf. Den Letzteren hätte man sich allerdings getrost schenken können, da uninspirierte Beats bei noch kaum einem Rocksong funktioniert haben – auch wenn es sich um den derzeit so angesagten Dubstep handelt. Vor allem, da er den Verlauf des Albums so doch erheblich stört, soviel schon mal vorweg. Eröffnet wird die neue Edition mit der aktuellen Single „When You Fall“, die auf eine Ballade vermuten lässt. Aber weit gefehlt, denn der Song groovt nach einer kurzer Eingewöhnungsphase weg, dass es einem vor Freude die Tränen in die Augen treibt; nicht zuletzt wegen des grandiosen Solos. Und sogar Billy Idol's "Speed" wird für einen kurzen Moment zitiert. Aber grundsätzlich drängen sich Vergleiche mit den finnischen Love-Rockern HIM auf, in erster Linie wegen L.X.'s Synthie-Teppichen und den düster-schönen Liebeserklärungen von Divine: „The grace of lips, with a doubt fulfilled face - in truth a lovely myth, our hearts will burn so bright, when the tide has turned, come flee with me, If you can stop these tears from falling, I’ll find a way out, if you can hide your fear 'til morning, i’ll catch you when you fall“.
Offizieller Video-Link zu "Dead Alley":
Auch „Dead Alley“, dessen Intro so herrlich nach John Carpenter klingt, legt die Karten offen auf den Tisch, somit können die Jungs ohne große Umwege weiterrocken, dass sich die Balken biegen. Luke Vegas Gitarrenarbeit kommt hier besonders gut zum Tragen und gibt einen weiteren Einblick in sein Können. Und auch der Erfolg gibt ihnen recht, so haben Fans eigens ein Animations-Video für den melodisch rockenden Folge-Song „616“ - den progressivsten des Albums - in Eigenregie zusammengebastelt, das sogar Anklang beim Musikfernsehen fand. "Glory Nightmare" übertreibt das ganze Melancholie-Gehabe dann zu sehr und wirkt daher ein wenig überzogen. Eindeutig der schwächste Track auf der Scheibe. Dafür stimmt mich "Beautiful Monster" wieder versöhnlich, das locker aus Ville Valo's Feder hätte stammen können. Zugegebenermaßen bin ich kein großer Fan der Finnen, dennoch muss man ihren Erfolg anerkennen, und somit auch die Größe der Ennser Kombo, die auf dieser Welle - etwas unverschämt, aber dennoch resolut - mitschwimmt. Der rote Faden verliert sich zwar noch dann und wann noch, vermutlich wegen der verschiedenen Einflüsse der Fünf, aber im Laufe der nächsten Jahren werden sie diese wohl alle unter einen Hut bekommen und ein kompaktes Album dabei herausschauen. Ihr Hang zu den Achtziger-Jahren ist auf jeden Fall nicht zu überhören. Angekommen bei der puren Essenz von "When You Fall", die reduziert leider nicht einmal ansatzweise an die Tiefe des Originals heranreicht, aber gut veranschaulicht, wie der Song entstanden ist. Beendet wird das Spektakel mit dem oben erwähnten Remix, der zwar seine Berechtigung haben mag, aber nicht auf diesem Album.
Luna Rise spannen einen Bogen vom Love- oder Romantik-Rock – wie immer man das dann bezeichnen will – bis hin zum progressiven Metal; wobei Schubladendenken in der heutigen Zeit eigentlich längst passé ist. Einziger Schwachpunkt des ursprünglichen Albums ist "Glory Nightmare", das etwas hinter die restlichen Stücke zurückfällt. Der Rest zeigt die Geburtsstunde einer Band, die es in den nächsten Jahren vermutlich noch weit bringen wird.
Fazit: Luna Rise laden zu einer euphorischen Reise auf die dunkle Seite des Mondes ein und rocken sich selbstbewusst, mit der nötigen Portion „Schmerz“ in die Herzen ihrer mittlerweile zahlreichen Fans, aber ohne jemals kitschig oder gar schmalzig zu klingen. „Smoking Kills, But Love Can Break A Heart“ hat beinahe alles was ein solides Debüt benötigt, auch wenn es manchmal noch nicht genau weiß, wo es eigentlich hin will. Der mondsüchtige Fünfer setzt sich hohe Ziele und man kann ihnen nur wünschen, dass sie diese auch erreichen. Denn wer mit soviel Liebe zur Musik und auch zum Detail arbeitet, dem seien seine fünf Minuten Ruhm – natürlich gerne auch mehr – vergönnt. Und das wird ihnen mit dem Album „On The Dark Side“ gelingen, das angeblich heuer noch erscheinen soll und dem somit getrost entgegengefiebert werden kann.
Anspieltipps: When You Fall, Dead Alley, 616
Vergleichbares: HIM

 
Score:
80% Gut.

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