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Ray Wilson – Chasing Rainbows

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Ray Wilsons „Chasing Rainbows“ (2013).
„Intelligenter Pop, samt Wohlfühlfaktor, der getränkt in etwas Herzschmerz und mit viel Pathos, ein wahres Feuerwerk an Melodien entfaltet.“
Interpret: Ray Wilson
Titel: Chasing Rainbows
Erschienen: 2013
Ray Wilson meldet sich mit seinem neuen - und mittlerweile vierten - Studio-Album zurück. Der schottische Sänger dürfte gut bekannt sein als die Stimme des Baumwollhosen-Hits "Inside" von der Gruppe Stiltskin. 1997 durfte er sogar auf dem bis dato letzten Genesis Album "Calling All Stations" den Gesangspart übernehmen. Komischerweise floppte die Scheibe auf voller Länge, obwohl sie – rein objektiv betrachtet – eigentlich nicht so schlimm war und einige hochkarätige Tracks beinhaltete. Der Fun-Faktor von Phil Collins fiel nach seinem Abgang weg, und musste einem ernsteren Songwriting weichen. Das dürfte den Fans nicht geschmeckt haben, obwohl die Wandlung der Ur-Band zu der Klamauk-Truppe unter Phil Collins' Führung, für die eingefleischte Anhängerschaft viel schlimmer gewesen sein muss.
Und mit vorhin erwähntem Release beendeten die beiden verbleibenden Ur-Mitglieder, Rutherford und Banks, das Thema Genesis - vorerst. Doch die Akte Stiltskin dürfte Wilson keine Ruhe gelassen haben, denn nach "The Mind's Eye" von 1994, wurde sie 2006 wieder geöffnet und die Truppe raufte sich nochmal für die Studio-Scheibe "She" zusammen. 2007 legten sie ein Live-Album nach und 2011 kam dann schon das nächste Output, mit dem Titel "Unfulfillment". In der Zwischenzeit war der Schotte natürlich nicht untätig, spielte ein Solo-Album ein und arbeitet an einigen Live-Alben mit. 2013 steht er nun mit "Chasing Rainbows" erneut in den Startlöchern. Allerdings sei vorweg erwähnt, dass sich Wilson's Solo-Arbeit gravierend von dem Schaffen mit Stiltskin oder Genesis, unterscheidet. Hier liegt das Hauptaugenmerk eher auf den anspruchsvollen Melodien und der eingängigen, bzw. Ohrwurmbehafteten Instrumentierung. Wie etwa der Opener "Take it slow", der gleich diese Richtung einschlägt, gut beweist. Auch "Easier that Way" und "Follow the Line" weichen keinen Zentimeter von der Schiene ab. Ray Wilson versucht sich vermutlich in Sicherheit zu wiegen, aber lässt so leider auch keinen Platz für Experimente. "Shouting in my Sleep", aber allen voran "She don't feel so loved" zeigen zum ersten Mal wahre Größe, und werden sogar den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagen.
"Wait for better Days" lehnt sich überhaupt an Coldplays Hit "Clocks" an, schafft es aber, sich durch aufwendige Arrangements, von der "Vorlage" zu lösen. "Rhianne" rutscht mir dann aber doch zu sehr Richtung "Kuschelrock" ab, und zieht mich unweigerlich zur "Skip-Taste". Und weil ich die Fernbedienung schon in der Hand habe, kann auch der etwas langatmige Folgetrack "She's a Queen" problemlos übersprungen werden. Der Titel strotzt nur so vor Wehmut, und ist für meinen Geschmack doch etwas zu tramtütig. Außerdem kommen wir so schneller zu dem, weitaus interessanteren "Whatever happened", das in luftig lockerer Folk- oder Americana-Manier dahingroovt, dass ich meinen Höhepunkt des Albums somit auch gleich gefunden habe. Akustik-Gitarren und Streicher geben sich die Klinke in die Hand, verweilen ein wenig zusammen und treiben den Song von einem Highlight zum Nächsten, was dann in fröhlichen „Na-Na-Na-Na"-Chören endet. Ein kurzes Ausbrechen aus der der Wilsonschen Sicherheitszone bietet "I see it all", bei dem selbst die verzerrten Gitarren aufflackern dürfen und in einem wahren "Ohrgasmus" enden. "The Life of Someone" zeigt Wilson wieder voll in seinem Element und so wird mit Inbrunst und viel Pathos, bis zum Bombast vorgedrungen. Die Streicher verfehlen ihr Wirkung nur selten und sind auf der Platte - auch beinahe in jeder Nummer - anzutreffen. Wie auch in diesem Stück, wo sie Wilson erneut tatkräftig unterstützen. Mit einem wahren Bravourstück an Hingabe, dem episch-schönen "No Dreams are made of this", endet dann Ray Wilson's Jagd nach dem Regenbogen. Auch der Titel ist recht gut gewählt, denn die knapp 54 Minuten auf "Chasing Rainbows" könnten farbenfroher nicht sein. Wenn auch in geebneten Bahnen, die ein gewisses Maß an Sicherheit bieten. Übrigens, 2013 ist der umtriebige Schotte mit Genesis Ur-Gitarrist Steve Hacket auf seiner "Genesis Revisted Tour", mit von der Partie. Somit stellt das die erste Zusammenarbeit von Wilson und einem einem Genesis-Mitglied - seit 1998 - dar.
Fazit: Ray Wilson reichert "Chasing Rainbows" mit intelligentem Pop, samt Wohlfühlfaktor an, der getränkt in etwas Herzschmerz und mit viel Pathos, ein wahres Feuerwerk an Melodien hervorzaubert. Allerdings geht er musikalisch keine Risiken ein. Dennoch schafft Wilson es, den Hörer über weite Strecken des Albums bei Laune zu halten. Songs wie "Easier that Way", "She don't feel so loved" oder "Whatever happened" stellen sich, nach mehrmaligen Genuss, als wahre Perlen heraus und so ist auch der Langzeitfaktor des Silberlings gesichert. Well done Mr. Wilson!
Anspieltipps: Take it slow, Easier that Way, She don't feel so loved, Whatever happened, I see it all
Vergleichbares: Coldplay. Keith Caputo

 
Score:
83% Hervorragend!

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