Es ist ein gängiges Klischee, dass es dem modernen Thrash Metal an neuen Bands mit Innovation mangelt. Dass dies nicht unbedingt wahr ist, beweisen nun Retaliatory Measures aus Finnland. Das Quintett wurde im Jahre 2009 gegründet und gilt in seiner Heimat bereits seit seinem vielbeachteten Demo-Tape als große Newcomer Hoffnung. Am 26. Oktober 2012 erschien nun auch das offizielle Debütalbum Withdrawal Syndromes.
Dieses ist für ein Erstlingswerk durchaus eine positive Überraschung: Das Niveau der zehn Songs ist durchwegs konstant hoch. Besonders hervorzuheben sind hierbei „The Offering“, „Soap“ und „Since Nothing“. „The Offering“, ein schnelles Riffgewitter, welches den Hörer förmlich zum Headbangen zwingt, ist der Opener des Albums und sorgt gleich für die richtige Einstimmung auf alle folgenden Songs. „Soap“ zeichnet sich besonders durch sein einfaches, aber eingängiges Main-Riff aus. Zudem vollzieht es mit dem Akkustik-Parts gegen Ende einen äußerst gelungenen Stilbruch. Der Song ist definitiv nicht besonders komplex, aber es macht viel Spaß, ihn anzuhören, deswegen ist er das Highlight des Albums.
Als Abschluss der CD wurde „Since Nothing“ ausgewählt - ein melodischer Midtempo Song, und der einzige, in dem (zumindest partiell) cleane Vocals verwendet werden. Insgesamt gesehen sind die Vocals jedoch nicht besonders abwechslungsreich, und es wirkt eher irritierend, wenn im letzten Song auf einmal anders gesungen wird. Hierdurch entsteht der Eindruck, dass der Sänger sich nicht traut auch an anderen Stellen mehr von diesen cleanen Vocals zu nutzen. Das ist wirklich schade, denn gerade seine cleanen Vocals sind wirklich gut. Die Soli sind - wie sich das für ein zünftiges Thrash Metal Album gehört - allesamt virtuos und fügen sich perfekt in die Songs ein.
Was unterscheidet nun Withdrawal Syndromes von den meisten anderen neuen Alben seines Genres? Zum einen ist die Produktion für ein Debütalbum ungewöhnlich gut, zum anderen gönnen sich Retaliatory Measures einige stilistische Experimente, so erinnert "Soap" stellenweise an Pantera, aus einigen Songs kann man Black Metal Einflüsse heraushören, andere werde gar leise von einer Elektro-Orgel unterlegt, sodass es entfernt an den Psychedelic Rock der späten 60er Jahre erinnert. All dies führt dazu, dass die Scheibe zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, und man immer wieder etwas neues heraushören kann.
Fazit:
Instrumental betrachtet ist das Album definitv top. Der Gesang ist allerdings zu monoton, mehr cleane Vocals wie in "Since Nothing" würden dem Sound der Band definitiv nicht schaden. Alles in allem ist es für ein Erstlingswerk jedoch eine mehr als beachtliche Leistung! Deshalb gibt es verdiente 78 von 100 möglichen Punkten.
Score:
78% Gut.
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