Veröffentlicht am 24. Februar 2013.
Hatriot – Heroes of Origin
Kritik von: Adrian Erben
„Die Songs sind vom Niveau her eher durchschnittlicher Thrash ...“
Interpret: Hatriot
Titel: Heroes of Origin
Erschienen: 2013
Unter den älteren Anhängern der Thrash Metal Szene werden sich sicher noch einige an den ehemaligen
Testament und
Exodus-Sänger
Steve Souza erinnern, der Ende der 1980er und Anfang der 2000er Jahre jeweils die Nachfolge des mittlerweile verstorbenen
Paul Baloff antrat. Er ist also quasi seit der ersten Stunde des Genres im Geschäft. Im Jahre 2011 gründete er unter anderem mit seinen Söhnen eine neue Band, die
Hatriot getauft wurde, ihren Stil beschreibt die Gruppe als klassischen
Bay Area Thrash. Die Szene der San Francisco Bay Area war Anfang der 1980er stilprägend für das ganze Genre, Vorreiter waren unter anderem
Metallica und die oben bereits genannten
Exodus. Insofern kann man Hatriot doch ein gewisses Selbstbewusstsein attestieren. Im Januar wurde die erste LP
Heroes of Origin veröffentlicht. Wir haben für euch reingehört!
Tracklist:
1. Suicide Run
2. Weapons of Class Destruction
3. Murder American Style
4. Blood Stained Wings
5. The Violent Times of My Dark Passenger
6. Globacidal
7. A Your Children to Be Damned
8. Mechanics of Annihilation
9. Shadows of the Buried
10. Heroes of Origin
Der Longplayer wird durch einen Song namens
Suicide Run eröffnet. Nach einem kurzen Intro, das an einen Indianer Kriegstanz erinnert, steigen die Drums und die Gitarren mit Power und Geschwindigkeit ein. Das Tempo ist durchwegs sehr hoch, das Schlagzeug ist makellos und anspruchsvoll gespielt, allerdings sind die Spuren der Rhythmusgitarre allenfalls Durchschnitt und haben kaum Wiedererkennungswert. Die Vocals bestehen aus rauen Schreien und erinnern sehr stark an
Mark Tornillo (
Accept). Der Leadgitarrist spielt zwar ein virtuoses Solo, aber es reicht nicht um das Niveau des Titels über den Durchschnitt zu heben. Der nächste Track heißt
Weapons of Class Destruction. Das Drumgerüst ist zunächst eher lahm, steigert sich doch plötzlich durch eine mehr als krasse Double Bass Orgie. Spätestens nach diesem Lied ist klar, dass die Drums wohl das Highlight im Sound von
Hatriot sind. Das Gitarrenriff an sich ist nicht übel, wird aber vielleicht etwas zu oft wiederholt, dafür ist die Soloarbeit umso besser. Geboten werden zudem Gang Vocals als Backing. Leider war auch diese Nummer nur Durchschnitt. Besser wird es mit
Murder American Style. Nach einem geshreddeten Intro folgt ein rasanter Riff. Die Gitarren sind mit Double Bass unterlegt. Die Melodien sind einfacher und dadurch eingängiger gehalten, der Leadgitarren-Part passt hier am besten. Es gibt sogar drei Soli. Hinter diesem Track stehen Power und eine Aussage, zwei unabdingbare Elemente in den Gefilden des Thrash. Bei
Blood Stained Wings verfolgt die Band ein anderes Songschema, und zwar wird mit einem langsamen, melodischen Riff à la
South of Heaven begonnen. Dann zieht jedoch die Drum Spur an Komplexität und Speed an, vor allem durch wahnsinnige Double Bass Figuren.
Interessant ist der bei klassischem Thrash Metal eher seltene Einsatz von Blast Beats und Cowbell. Der Rhythmusgitarren-Part ist erneut eher unspektakulär, das grandiose Solo lässt dies allerdings verschmerzen. Das Lied endet durch einen Schrei. Nun folgt
The Violent Time of My Dark Passenger. Anders als der lange Name des Tracks es vermuten lässt, ist dieser Song kein Totschläger. Nach eher lahmem Beginn steigert sich das Tempo kurzzeitig in das andere Extrem, bevor es sich im Midtempo-Bereich ansiedelt. Die Rhythm-Guitar spielt diesmal häufig nur einzelne Akkorde, durch die eine düstere Stimmung ausgedückt wird. Zudem besteht ein deutlicher Kontrast zwischen dem zweistimmigen, verschachtelten Verse und dem eher simplen Chorus. Die Bridge ist zunächst langsam, steigert sich aber durch den Geschwindigkeitsschub der Drums. Das folgende Solo besteht zu 90% aus Shredding, teilweise sogar zweistimmig. Dieser durchaus zünftige Song wird wie der Vorgänger durch einen Schrei beendet.
Globacidal setzt auf genau den gleichen Aufbau getreu dem Motto
„was einmal klappt, klappt auch ein zweites Mal!“. Dem ist leider nicht so: Bereits nach kurzer Zeit fällt die Spannung weg und die Langeweile nimmt Überhand. Zudem schaffen es auch die virtuosen Drum- und Solo-Spuren nicht, die durchschnittlichen Riffs und den öden Chorus zu kompensieren. Da hilft auch keine Demonstration der Skills an der Fußmaschine am Ende! Dieser Song war leider nichts. Leider wird es auch mit dem Follower
A Your Children to Be Damned nicht besser... Als Intro fungiert ein schönes thrashiges Riff, bevor dann mit einem Schrei der Übergang zum gewohnt durchschnittlichen Folge-Riff kommt. Sogar die Drums enttäuschen diesmal ein wenig, der einzige Lichtblick sind in die Bass Drum-Spur eingebaute Tripletts. Das Solo ist allerdings erneut in der Spitzenklasse angesiedelt, die zweistimmig geshreddeten Parts sprechen für sich. Der Track ist nichtsdestotrotz schwach.
Mit
Mechanics of Annihilation geht es endlich mal wieder bergauf! Der Beginn ist zwar alles andere als spektakulär, aber das Lied steigert sich immer mehr. Die Kombination aus Drums und Gitarren funktioniert hier ziemlich gut. Das Solo weiß technisch einmal mehr zu überzeugen! Diesmal greift der Gitarrist primär auf Tapping und Shreds zurück, teilweise auch auf den Bügel. Durchaus gelungen! Nun folgt eine kleine Homage an
Slayers "Seasons in the Abyss"... nämlich
Shadows of the Buried! Eröffnet wird das gute Stück durch einen düsteren Akkord, bevor Powerchords einsteigen. Der Drum Beat ist diesmal sehr klassisch angehaucht, ohne großartige Schnörkel, nur der Verse hat es dann doch wie gewohnt in sich. Der einzige Makel ist die zu häufige Wiederholung des Main Riffs. Gegen Ende folgt ein unerwarteter Themawechsel inklusive Blast Beats, was auch symbolische Bedeutung hat: In dem Song werden klassische und moderne Thrash-Eigenschaften verknüpft. Dazu ist es noch ein wirklich guter! Diesmal haben
Hatriot alles richtig gemacht. Der Schlusstitel ist gleichzeitig der Titeltrack des Albums.
Heroes of Origin beginnt ohne Einleitung, von Beat und Struktur ähnelt es
Fucking Hostile von
Pantera. In die Gitarrenspuren sind Tripletts eingebaut, insgesamt ist das Produkt ein purer Akt der Aggression. Die Solospur ist natürlich wie üblich virtuos, das Ende folgt dann aber ziemlich abrupt.
Die Songs sind vom Niveau her eher durchschnittlicher Thrash, die Beschreibung als
Bay Area Thrash - was schon fast ein Gütesiegel ist – kann ich nicht ganz teilen. Einerseits wegen des eben genannten Klassenunterschieds, andererseits gibt es auch stilistische Unterschiede:
Hatriot verwenden zu viele moderne Elemente, um in dieses Genre eingeordnet zu werden, das stilistisch und zeitlich eigentlich sowieso nur die 80er Jahre umfasst – da hilft es auch nicht viel, sich ein Szene Urgestein dazuzuholen. Einmal abgesehen von dieser vielleicht etwas abstrakten Argumentation, haben der Drummer und der Leadgitarrist ein dickes Lob verdient, denn sie sind absolute Meister ihres Fachs. Über
Steve Souza brauchen wir nicht wirklich reden, er ist ein längst etablierter Sänger. Die Aufnahmequalität ist zudem super! Alles in allem ist
Heroes of Origin ein passabler Ansatz, auf dem sich aufbauen lässt. Und wenn die Bandmitglieder zielstrebig arbeiten, kann
Hatriot in Zukunft sicherlich Erfolge feiern. Diesmal gibt es allerdings nur 69 von 100 Punkten.
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