Satyricon Frontmann Sigurd „Satyr“ Wongraven ist ein absoluter Freak. Ein Freak, der
sich um keine anderen Meinungen schert und seinen abgefahrenen Lebensstil mit seinem
musikalischen Output finanziert. Meisterwerke wie Nemesis Divina stammen aus seiner
Feder und sind bis heute unübertroffen. Satyricon funktioniert aber nur als Einheit. Mit Kjetil
„Frost“ Haraldstad hat Satyr die passende Ergänzung gefunden. Mit ihrem neuen Self-
Titled Album haben sie mal wieder bewiesen, wie verschiedenen und neu Black
Metal heutzutage noch klingen kann.
Und wie erfindet man heutzutage den Black Metal noch einmal neu? Ganz einfach: Satyr
hat sich eine abgelegene Waldhütte in Norwegen gesucht und sich dort für sechs Monate
weggeschlossen. Das einzige was er dabei hatte, waren seine schwarzen Visionen und
seine Gitarre. Herausgekommen ist dabei ein zehn Track starkes Album, dass euch pure
Schwärze ohne jegliche Effekte direkt ins Knochenmark rammt. Schon die ersten Klänge
vom Intro-Stück Voice Of Shadows verraten wo die Reise hingehen wird: in ein verdammt
dunkles Kapitel der Band.
Der zweite Track, mit dem Titel Tro og Kraft, nimmt die dämmernde Gitarrenmelodie vom Intro auf. Wenn dann noch die Stimme von Satyr einsetzt, geht’s zum ersten Mal in die dunklen Sphären der Norweger. Besonders der norwegische Gesang untermauert die düsteren Melodien. Spätestens als Satyr sein Gesangsorgan gegen die sterbende Welt und Gott richtet, bekommt der Song richtig Charakter. Das Doom-Fundament von Tro og Kraft setzt sich auch beim dritten Track, Our World, it Rumbes Tonight, fort. Besonders hier sorgt die Atmosphäre für die Härte und Brutalität – Black Metal muss also nicht immer hektisch und verdammt schnell sein.
Auch der vierte Song, Nocturnal Flare, ist eine eher langsame Nummer, die ihre Brutalität
durch die Atmosphäre aufbaut. Spätestens hier merkt man, dass der Verzicht auf Effekte
genau die richtige Entscheidung war. Der rohe Sound sorgt für eine Kälte, die perfekt zu
den dunklen Klängen passt. Das haben wir besonders Schlagzeuger Frost zu verdanken.
Seine Zurückhaltung liefert die permanente Spannung in den Songs.
Mit den fünften Track, Phoenix, verlassen Satyricon ihre gewohnten Klangwelten und
liefern einen eingängigen und sogar fast poppigen Song ab. Im Mittelpunkt steht der
cleane Gesang von Sivert Høyem. Zugegeben: der Song ist gewöhnungsbedürftig aber
ein dicker Pluspunkt für die Wandelbarkeit von Satyricon. Den nächsten Ausbruch gibt’s
mit dem Song Walker Upon The Wind, der auf jeden Fall der schnellste und dunkelste
Song auf der Platte ist. Frost haut hier dröhnende Blastbeats und eine durchlaufende
Bassdrum raus. Das für die Platte charakteristische Doom-Fundament zieht sich aber
auch hier durch.
Mit Nekrohaven liefern die Norweger dann noch einen eingängigen Song ab, der das
Album ein wenig auflockert. Bei den nächsten beiden Songs, Ageless Northern Spirit
und The Infinity Of Time and Space, geht’s dann wieder komplexer zu. Besonders The
Infinity Of Time and Space überrascht mit verdammt guten ruhigen Passagen, die den
düsteren Charakter noch einmal unterstreichen. Mit dem Instrumental-Stück Natt nimmt
die düstere Reise schließlich ihr kurzweiliges Ende.
Fazit: Satyricon schicken euch mit ihrem Self-Titled Album auf eine düstere Reise mit
unerwarteten Abzweigungen. Die Platte brennt sich zwar nicht direkt ins Hirn ein, aber das
war auch nicht das Ziel von Satyricon. „Es wird viele, viele Durchläufe brauchen und es
wird in dir wachsen, während du immer tiefer hineintauchst“, verspricht Satyr. „Für mich ist das die faszinierendste Eigenschaft des Albums. Ich denke, wir haben etwas erschaffen,
das sehr lange bestehen wird.“ Die Platte kommt zwar nicht an Nemesis Divina heran,
aber Satyricon haben hier mal wieder ein absolut gutes Album abgeliefert. Wer auf pure
Schwärze mit eigenem Charakter steht, sollte sich das Album unbedingt anhören.
Anspieltipps: Trog og Kraft, Walker Upon The Wind, Nekrohaven Vergleichbares: CHTHONIC, Dissection
Score:
85% Hervorragend!
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