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Blaak Heat Shujaa – The Edge Of An Era

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Blaak Heat Shujaas „The Edge Of An Era“ (2013).
„Ein Exkurs in die Untiefen des menschlichen Verstands.“
Interpret: Blaak Heat Shujaa
Titel: The Edge Of An Era
Erschienen: 2013
Psychedelische Bands erleben in den letzten Jahren wieder einen starken Boom, und das gilt auch für das in Frankreich beheimatete Dreigestirn, mit dem zungenbrecherischen Namen Blaak Heat Suhjaa, die sich im Krautrock und der Psychedelik der Sechziger- und Siebziger-Jahre sichtlich wohl fühlen. Und gerade deswegen ist der zweite Longplayer der Truppe mit dem Titel "The Edge Of An Era" alles andere als leichte Kost. Schon beim ersten Monument "The Obscurantist Friend (The Beast Pt. I)" wird das Anliegen relativ klar umrissen: Die Jungs wollen uns um den Verstand bringen. Auch wenn ihnen das mit dem recht eingängigen und immer wiederkehrenden Riff nur schwer gelingt, spätestens bei "Shadows (The Beast Pt. II)" ist es dann aber soweit: Acht Minuten lang werden alle Bremsen betätigt, die zur Verfügung stehen, um nur ja nichts zu überhasten. Das Ganze klingt dabei gar nach einem "Space-Jam" von Grateful Dead und wandelt sich zu einem Downtempo-Tripper aller erster Güte.
Angereichert mit allerhand Feedback-Gewitter und Wah-Wah-Solos der schrägen Art, steuert die Band jeden noch so verschrobenen Hafen an und feiert das Chaos - mit all seinen Ecken und Kanten - in vollen Zügen. Wenn auch nur fünf Titel das Album ausmachen - das Intro mal weggelassen - überschreitet beinahe ein jeder die Acht-Minuten-Grenze. Somit hat der "Musik-Konsument" alle Zeit der Welt, sich in den Mood der Jungs zu versetzen, um einigermaßen nachvollziehen zu können, was überhaupt Sache ist. "Society of Barricades" kommt daraufhin fast eingängig daher, aber auch nur solange, bis Gitarrist Thomas Bellier die Wünschelrute auspackt und mit seinem Instrument wieder in die halluzinogenen Gefilde vorrückt, das Tempo wegnimmt und bei der nächsten Möglichkeit wieder Vollgas gibt. Dennoch, wer sich in Geduld übt, dem Album eine Chance geben will und zum wiederholten Mal in die Welt von Blaak Heat Suhjaa eintaucht, wird mit einigen weiteren eingängigen Passagen belohnt, die beim ersten Durchgang nicht vorhanden schienen und manch einem sogar eine Gänsehaut entlockt. Ist aber auch kein Wunder, bei der Flut an Tempi- wie auch Stil- und Stimmungswechsel; und auch diese Beinahe-Ohrwurm-Riffs, die durch ihren speziellen Charakters nie als Einheitsbrei abgestempelt werden können und dürfen. "Pelham Blue" rumpelt gemächlich - in allerbester Stoner-Doom-Manier - durch seine beinahe läppischen fünf Minuten.
Und auch beim Endtrack "Land Of Freaks, Home Of The Brave" dominiert die Langsamigkeit die Hörwelt, während der Song - wie schon zuvor bei "Shadows" - recht gemächlich vor sich hinmäandert. Mit dem Unterschied, dass es dann auch mal genug ist, und ich mich wieder auf eine rockigere Platte freue, eine mit etwas mehr Biss. Nur der Gesang reißt gelegentlich eine Schneise in die sonst so hypnotischen Klänge, die den Hörer erst gegen Ende wieder ins Hier und Jetzt entlässt. Stimmlich bewegen sie sich in Ian Astburys Nähe, der zu den Anfängen mit The Cult recht ähnlich klang. Und auch das Cover unterstreicht den Wahnsinn, den uns Blaak Heat Suhjaa hier servieren, auf vortreffliche Weise.
Fazit: Blaak Heat Shujaa legen uns einen Exkurs in die Untiefen des Verstands vor und lachen sich dabei schelmisch ins Fäustchen. Definitiv kein Album für jedermann. Bloßes berieseln lassen wird hier nicht toleriert, sondern der Hörer muss sich aktiv auf die 41-minütige Reise begeben und am Geschehen teilnehmen, denn sonst erschließt sich einem der Kosmos des französischen Dreiers wohl kaum. Womöglich haben illegale Rauchwaren die Truppe beflügelt, denn ansonsten kann ich mir den Hang zum kollektiven Wahnsinn, gepaart mit stoischer Gemächlichkeit, nicht erklären. Grundsätzlich gilt: Drin ist was drauf steht, denn das Trio befindet sich tatsächlich an der Kante einer längst vergessenen Ära. Achtung: Mit Vorsicht genießen!
Anspieltipps: The Obscurantist Fiend (The Beast Pt. I), Society Of Barricades
Vergleichbares: Quicksilver Messenger Service, Voodoo Mule

 
Score:
78% Gut.

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