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Mad Max – Another Night of Passion

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Mad Maxs „Another Night of Passion“ (2012).
„Der Hair-Metal der 80er- und 90er-Jahre ist zurück!“
Interpret: Mad Max
Titel: Another Night of Passion
Erschienen: 2012
Wer Mad Max hört, denkt unweigerlich an den Kultfilm von 1980 mit Mel Gibson. Dass sich aber zwei Jahre später - still und heimlich - eine deutsche Rock-Formation den Namen aneignete, um mit ihren Metal-Einflüssen abzurocken, dass die Schwarte kracht, wissen die Wenigsten. Und noch im selben Jahr wurde das selbst betitelte Debüt rausgehauen. Allerdings hatte die Band noch nicht den passenden Sänger gefunden und so wurde ein gewisser Michael Voss für Album Nummer Zwei engagiert, das den Erfolg dann über die Landesgrenze hinaus sicherte. Wem der Namen bekannt vorkommt, dem kann ich auf die Sprünge helfen: Er ist zeitweise mit der Gitarrenlegende Michael Schenker unterwegs, wie aktuell auch mit Axel Rudi Pell, Wolfpakk und eben Mad Max. Der Gitarrist Jürgen Breforth war mit Michael Voss, Bassist Roland Bergmann und Drumer Axel Kruse dann der feste Kern der Truppe. Allerdings verließ Kruse die Band 2007 für 4 Jahre, aber seit 2011 sind sie wieder in dieser Konstellation unterwegs und haben so, ein Vielzahl illustrer Alben eingespielt. Das aktuelle, 2012 erschienene, "Another Night of Passion" liegt jetzt hier zur Rezension vor. Viel Spaß beim Anhören oder alternativ Durchlesen des Live-Reviews!
Es ist allerdings keine aufgewärmte Neuveröffentlichung des Werkes "Night of Passion" von 1987, sollte jemand den Verdacht haben, sondern maximal eine Weiterführung. Und seit die Jungs das Jubiläums-Album "Here we are" - mit einer Vielzahl an berühmten Gästen - veröffentliche, sind sie ein Garant für anspruchsvollen Metal-Rock "Made in Germany". Nicht dass sie vorher schlecht gewesen wären, aber so richtig zu ihrem Stil fanden sie erst seit besagtem Album bzw. "Welcome America". Wer mit dem Rock und Metal der 80er Jahre aufgewachsen ist, der da Bon Jovi, Skid Row, Mötley Crüe und Konsorten beheimatet, wird in sentimentalen Erinnerungen schwelgen. Besonders weil Michael Voss streckenweise ein wenig nach Vince Neil klingt, natürlich ohne das - mittlerweile zur Farce verkommene - Gekreische.
Was auf jeden Fall feststeht, die Jungs hatten einen irrsinnigen Spaß bei den Aufnahmen, denn der Longplayer sprüht nur so vor Energie und Spielfreude. Alles klingt frisch und unverbraucht und lässt so auf kein zu langes Herumtüfteln im Studio schließen. Nachzuhören gleich auf dem Opener "Rocklahoma", der mit seinem Drive so ziemlich jede Party auflockert und verdächtig nach "Youth Gone Wild" von Skid Row klingt. Nebenbei sei noch erwähnt, Michael Voss bedient auch großteils die Leadgitarre. Und wer die DVD Temple of Rock - Live in Europe von und mit Michael Schenker kennt, weiß, wovon ich spreche: Beim Scorpions-Cover "Rock You like a Hurricane" bearbeitet er das Ruder, dass einem die Augen feucht werden. Und auch beim Folgestück "40 Rock" ändert sich nicht viel. Es wird sich fleißig beim Metal der 80er- und 90er-Jahre bedient, aber nie einfach nur kopiert, sonder mit interessanten Abänderungen, der eigene Stempel aufgedrückt. Geile Licks, mächtige Drums und immer wieder diese Killer-Sologitarre. Wer hätte das gedacht, dass in good old Germany noch solche Perlen "versteckt" sind. "Metal Edge" könnte auch von Bon Jovi sein, allerdings so innovativ waren die schon lange nicht mehr. Die Reminiszenzen auf dem Album sind einfach unfassbar: Mötley Crüe, Skid Row, Bon Jovi, Poison, Iron Maiden, Whitesnake und Konsorten. "Fallen from Grace" hat im Intro sogar einen Hauch Metallica, verliert sich aber sofort, nach Einsetzen des hämmernden Beats - obwohl wir es hier eigentlich mit einer Ballade zu tun haben, oder doch nicht? Das möge jeder Hörer selbst entscheiden. Fakt ist jedenfalls, dass sich Mad Max im Rock und Metal der früheren Jahre suhlen, ein wenig rumplanschen und dann durch Eigenständigkeit die Neugier unweigerlich auf sich ziehen. Auch an der Gitarrenarbeit gibt es nach wie vor nichts zu meckern: Die Jungs solieren sich in akrobatische Höhen, dass teilweise meine Kinnlade ungläubig nach unten klappt, wie in "You Decide" super zu hören ist.
Kritik von: Michael Voit
Man muss bei aller Fairness dazu sagen, wer mit der Mucke von damals aufgewachsen ist - so wie ich auch - befindet sich klar im Vorteil, denn für den ist "Another Night of Passion" wie eine Zeitreise zurück in seine Jugend. Das soll nicht abwertend klingen, die Scheibe ist souverän, spritzig und keineswegs altbacken. Aber mit einem Hang zur Nostalgie. Mir fallen wieder Bands ein, die längst vergessen schienen, und bekräftigen den Zeitsprung nur noch mehr. Wer denkt, dass er das alles schon von The Darkness oder Steel Panther kennt, der irrt. Diese Acts haben mit ihrem zu perfekt getrimmten Konzept nicht die Beständigkeit, die Mad Max mit ihrem Sound und ihren Melodien, aufbringen. Es wirkt einfach ehrlicher und wer ein Ohr riskiert, der wird feststellen, dass hier nichts künstlich oder gar peinlich ist, sonder eher authentisch und zeitlos. Klar sind Titel wie "Fallen from Grace" oder "Welcome Rock Bottom" nicht der Weisheit letzter Schluss, dennoch machen sie Spaß und um mehr ging's bei diesem Genre eigentlich nie. Auch wenn Voss gelegentlich in die Heart-Rock-Schiene abrutscht. Dennoch haben sie so viel Witz, um nicht kitschig zu wirken. "The Chant" wirkt, mit seinen vielschichtigen Ansätzen, direkt progressiv, nur das indische Intro, wie auch das Outro, finde ich unpassend bzw. direkt störend. Und natürlich ist auch diesmal ein The Sweet-Cover dabei: War es 1987 "Fox on the Run", so ist es diesmal "Fever of Love". Und das wird runtergerotzt, dass es eine Freude ist. Positiv ist nach wie vor anzumerken, dass die Jungs komplett auf das, sonst genreübliche Falsett-Gewinsel verzichten, und so auch keinen nervigen oder gar peinlichen Momenten ausgesetzt sind. Michael Voss macht seine Sache schlichtweg großartig: Ein richtiger Profi. Gekonnt trifft er jeden Ton und schafft es, viele Songs dadurch mit Ohrwürmern auszustatten. Also auch das Songwriting kann sich sehen lassen, für das großteils Breforth und Voss verantwortlich sind. Und produziert hat der Tausendsassa Voss es dann auch gleich noch.
Mit "True Blue" findet sich ein Instrumental-Stück am Ende der Platte, das stark an Steve Lukather oder Gary Moore erinnert. Vermutlich nicht ganz ungewollt, denn dem 2011 verstorbenen Gitarristen haben sie es dann auch gleich gewidmet, zusammen mit Steve Lee (Sänger von Gotthard, starb 2010 bei einem Motorrad-Unfall, Anm. d. R.). Der Titel fällt aber, im Vergleich zum restlichen Album, ein wenig aus dem Rahmen und wirkt leicht deplatziert. Nicht qualitativ, lediglich stilistisch. Und für ganz eingefleischte Fans ist die Scheibe auch noch als limitiertes Digi-Pack erhältlich, dem eine Bonus-Disc, mit dem saugeilen Konzert in Berlin von 2009, beigelegt ist. Trotzdem, oder gerade deswegen ein absoluter Live-Tipp!
Fazit: Egal ob Pferdeschwanz, Pony oder Fokuhila: Es ist an der Zeit, sich die Haare wieder wachsen zu lassen: Der Hair-Metal der 80er- und 90er-Jahre ist zurück. Die Rock-Haudegen Mad Max legen ein amtliches Album vor, dass in jeder ordentlichen CD-Sammlung seinen Platz haben sollte. Jetzt ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass das Publikum auf der Axel Rudi Pell-Tour - den sie 2012 supporteten - regelrecht ausrastete. Wer sich an oben genannte Bands erinnert, sie vielleicht sogar mochte und gerne in Nostalgie schwebt, der kann mit "Another Night of Passion" nichts falsch machen. Wer einfach nur gerne abrockt oder Gefallen daran findet, sich die Haare vom Kopf zu schütteln, wird mit Sicherheit auch seinen Spaß daran haben. Und partytauglich ist die Scheibe sowieso.
Anspieltipps: Rocklahoma, 40 Rock, Metal Edge, You Decide, Welcome to Rock Bottom, Black Swan, Back and Alive, Fever of Love

 
Score:
84% Hervorragend!

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