Ein äußerst vielversprechendes Cover-Art, dass uns die Münsteraner Band Zodiac hier serviert. Wenn der Inhalt nur annähernd mithalten kann, dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Aber was erwartet den Hörer bei eben diesem Cover? Verruchte Porno-Musik? 60s Pop? Kitschiges Liebesgepklänkel? Weit gefehlt, denn bei genauerer Betrachtung verrät das wunderschöne Band-Logo diesbezüglich schon eine Menge: So wurden darüber vier kleinere Logos platziert, die eine Nähe zu Plant, Page & Co erahnen lassen. Und genau so verhält es sich dann auch: Zodiac rocken in bester Tradition von Led Zeppelin, Mountain, Black Sabbath, ZZ Top oder sogar Gov't Mule, die sich ja auch im Sound der Siebziger Jahre suhlen.
Manchen dürfte die 2010 gegründete Band Zodiac sogar ein Begriff sein, denn ihre 2011er-EP schaffte es auf Anhieb, all die Musikredaktionen da draußen zu überzeugen. Und so kürten sie die deutsche Ausgabe der Musikzeitschrift "Visions" wie auch "Rock Hard" zum "Demo Of The Month". Den Auftakt bei dem vorliegenden Longplayer "A Bit Of Devil" bestreitet der groovige Titeltrack, der wuchtig über den Hörer hereinfällt.
Gefolgt von dem Gitarren-Versatzstück "Carnival", das zum ersten Mal die wahre Größe des Quartett aufleuchten lässt: Der Stomper wartet mit einem superben Gitarrenduell auf, das sich geschmeidig um das Ende des Songs wickelt und dann nochmal richtig durchstartet. Der Höhepunkt scheint also schon gefunden, auch wenn noch sechs Titel darauf warten, gehört und analysiert zu werden. Bei "A Bit Of Devil" wird sogar dem Blues sein Platz eingeräumt, der eine nicht unwichtige Funktion innerhalb der Platte übernimmt, da er die sonst etwas ruppigerer Gangart der Vier, zwischendurch immer wieder mal abmildert und so im Gesamtbild niemals überstrapaziert oder in Tristesse kippen lässt, wie der schmerzverzerrte "Blue Jeans Blues" zeigt, auf dem das Leiden geradezu zelebriert wird. Und dabei stimmt wirklich alles, bis hin zur Stimme des Sängers und Gitarristen Nick van Delft, der den Blues-Hadern mit seinem Whiskey getränkten Organ, äußerst glaubwürdig hinraunzt. Die Gitarren und van Delft weinen um die Wette, dass man die Band am Liebsten in den Arm nehmen und trösten möchte. Macht die Truppe gegen Ende der Nummer aber dann doch selber, in dem sie sich in einem monumentalen Gitarrengewitter entladen und darin verlieren.
Auch Zodiac schöpfen aus einem wahren Schatzkästchen an Einflüssen, und so klingt der Folge-Track "Horrorvision" sogar nach den Eagles Of Death Metal. Der straighte Rocker bohrt sich unweigerlich in die Gehörgehänge, krallt sich darin fest und lässt erst nach knappen fünf Minuten wieder los. Selbst die Produktion der Nummern kann sich hören lassen: Der Sound wurde recht stimmig auf "Retro" getrimmt, der dem Silberling den letzten Schliff gibt. "Assembly Line" fährt dann auf der Southern -Schiene weiter, die zuvor auch schon des öfteren zitiert wurde. Eine äußert stimmige Kombination aus vielen interessanten Stilen und Stimmungen. Spätestens bei "Thunder" werden wir dann ans Lagerfeuer gerufen, denn das Akustik-Stück würde perfekt auf eine Waldlichtung, bei Einbruch der Dunkelheit und knisternden Feuer-Lohen, passen. Danach rumpelts wieder ordentlich im Karton: Bei "Diamond Shoes" - dessen Intro sich kurz an den Beastie Boys-Klassiker "Sabotage" anlehnt - stehen die Jungs, ab Sekunde Eins, voll auf dem Gaspedal; es weht einem sogar ein Hauch der alten Southern-Rock-Haudegen Molly Hatchett um die Ohren. Beim knackigen Solo wird dann noch der Rest überzeugt, der bis jetzt noch nicht Feuer gefangen hat. "Coming Home" bildet mit seinen zehn Minuten Spielzeit den Rausschmeisser auf "A Bit Of Devil". Dabei offenbart es, mit seinem spannenden Jam-Charakter, nochmal das komplette Können des Vierers. So muss Musik sein: Unterhaltsam, spontan und unnachgiebig. Daher dürfte Zodiac auch dem Stoner-Rock-Kollektiv Spiritual Beggars aufgefallen sein, die sie prompt einpackten und mit auf Europa-Tour nahmen.
Fazit: Ein Scheibe die antörnt: "A Bit Of Devil" schafft die perfekte Symbiose zwischen Artwork, Musik und Kredibilität. Die puristische Vorgehensweise beim Songwriting unterstreicht dabei ihren lakonischen Charakter, bei dem auch mal ordentlich abgerockt werden darf. Zodiac's Debüt bringt einen weiteren Beweis dafür, wie wichtig das richtige Artwork ist. Und nachdem das Album auch auf Vinyl zu haben ist, sollte dem unbedingt der Vorrang gegeben werden, denn die Truppe ist wie gemacht für den warmen und authentischen Sound der Schallplatte. Go and get it!
Anspieltipps: A Bit Of Devil, Carnival, Diamond Shoes, Coming Home Vergleichbares: Led Zeppelin, Free, Gov't Mule, Black Sabbath, Mountain, Molly Hatchett, ZZ Top
Score:
88% Hervorragend!
Kommentare von Besuchern
Das Verfassen neuer Kommentare ist derzeit deaktiviert.
Nicht genug?
Diese Magazininhalte könnten dich ebenfalls interessieren!
Kommentare von Besuchern