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Molly Hatchet – Paying Tribute

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Molly Hatchets „Paying Tribute “ (2013).
„'Paying Tribute' ist eine reduzierte Neuauflage des Albums 'Regrinding The Axes'. “
Interpret: Molly Hatchet
Titel: Paying Tribute
Erschienen: 2013
Bei uns in der Redaktion geht ein Axtmörder um, und zwar in Form des neuen Outputs der Southern Rock-Veteranen Molly Hatchet. Ihr Name geht auf eine Prostituierte aus dem 17. Jahrhundert zurück, die ihre Freier angeblich köpfte und dann anschließend verstümmelte.
Molly Hatchet sind eine herausragende Band, das war eigentlich schon immer klar. Sie hatten nur zwei Probleme: Zum Einen Lynyrd Skynyrd und zum Anderen die Allman Brothers, aus deren Schatten sie, seit ihrer Gründung 1978, nicht heraustreten konnten. Und da sind sie leider nicht die Einzigen. Ebenso können The Outlaws, Blackfoot und 38 Special - um nur einige zu nennen - ein Lied davon singen. Lynyrd Skynyrd stahl ihnen allen die Show, nicht zuletzt mit dem tragischen Tod 1977, bei dem Sänger Ronnie van Zandt und damaliger Neuzugang Steve Gaines bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Darauf hin zollten ihnen Molly Hatchet der Band ihren Tribut und hatten fortan in jeder Show deren Hymne "Free Bird" im Set, der sie noch einen Schuss mehr Power verpassten (unbedingter Hörtipp!!, Anm. d. R.). Eigentlich waren sie immer einen Tick härter als "Skynyrd". Deswegen verstehe ich den direkten Vergleich auch nicht wirklich. Denn wem das Original zu wenig schroff war, der griff unweigerlich zu Molly Hatchet. Nachzuhören auf Album-Klassikern wie dem selbstbetitelten Debüt, "Flirtin' with Disaster" oder dem alles überragenden Live-Album "Double Trouble Live". Das ich übrigens auch allen Neueinsteigern als Auftakt-Album ans Herz legen möchte. Ihr werdet es nicht bereuen: Southern Rock mit der nötigen Portion Nachdruck.
Leider blieb der Truppe eine konstante Band-Besetzung, zeit ihres Bestehens, verwehrt. Ständige Umbesetzungen im Line-Up machten es ihnen nicht leichter, endlich den verdienten Respekt einzuholen. Irgendwann war es dann überhaupt soweit, dass kein originales Band-Mitglied mehr dabei war. Bobby Ingram übernimmt seit der Zeit das Ruder und macht seine Sache sogar recht ordentlich, wenn man in "Devils Canyon" reinhört. Das ist übrigens auch das letzte Album, auf dem Original-Sänger Danny Joe Brown mitwirkt. Schade eigentlich, denn sie sind eine der wenigen Formationen, die den guten alten Southern Rock unbeschadet ins neue Jahrtausend gebracht haben. Manche würden jetzt wahrscheinlich ein Veto einlegen, denn Lynyrd Skynyrd gibt es ja auch nach wie vor. Aber sind wir uns ehrlich, mehr als ein Schatten ihrer selbst, ist da nicht übrig geblieben. Vor allem wenn man die letzten Alben wie "Gods & Guns" oder "Last of a Dyin' Breed" zu Rate zieht. Beim direkten Vergleich der letzten Jahre, haben Molly Hatchet eindeutig die Nase vorne. Sie rocken einfach mehr. Und das sah anscheinend auch Original-Gitarrist Dave Hlubek so, und heuerte prompt wieder bei der Kombo an, der er seit 2005 fix angehört. Soviel zur Geschichte. Dreizehn beachtliche Sudioalben stehen seit ihren Anfängen in den Läden. Jetzt folgt angeblich das Vierzehnte. "Angeblich" deshalb, weil erst letztes Jahr eine neue Scheibe, allerdings mit Cover-Songs, das Licht der Welt erblickte. Wieder mit einem sehr theatralischen Titel, nämlich "Regrinding The Axes". Und wer die Diskografie der Band kennt, weiß, das sie seither immer so wuchtige Namen für ihre Alben auswählten, wie "Beatin' The Odds", "No Guts…No Glory" oder "Lightning Strikes Twice". Bildlich untermalt wurde das Artwork dann meistens von heroischen Fantasy-Kunstwerken; ziemlich übertrieben, aber andererseits auch sehr stimmig. Das Vierzehnte Epos trägt den pathetischen Titel "Paying Tribute". Und spätestens da hätten bei mir die Alarmglocken läuten müssen. Umso enttäuschter war ich, als ich beim Anspielen des ersten Titels, feststellen musste: Doch nichts Neues, nur etwas Aufgewärmtes.
Kritik von: Michael Voit
Tatsächlich ist das vorliegende Werk ein Teilauszug von "Regrinding The Axes". Objektiv betrachtet sind ein paar gute Nummer vertreten, wie ZZ Tops "Sharp Dressed Man", George Thorogoods "Bad To The Bone", der Almann Brothers Klassiker "Dreams", Mountains "Mississippi Queen" oder "Tumbling Dice" von den Rolling Stones. Hingegen Thin Lizzys "The Boys are back in Town" ist im Original schon nicht so der Renner, und wird auch hier nicht besser. Noch ein Allman Brothers-Song ist dabei: "Melissa" lasse ich gerade noch so durchgehen, denn beim Solo im letzten Drittel, offenbart sich dann doch noch seine Schönheit. Ich vermisse allerdings das geile Beatles-Cover "Back in the USSR" oder Lynyrds "Free Bird". Stattdessen haben sie den Eagles-Langweiler "Tequila Sunrise" und den Rolling Stones-Tränzer "Wild Horses" ausgewählt. Man kann dem Donnergott nur danken, dass wir zumindest von "Yesterday" verschont blieben, der "Regrinding…" schlimmer aussehen lässt, als es in Wirklichkeit ist. Dafür haben sie mit "Desperado" eine weitere Eagles-Heulboje draufgepackt, die es nichtmal aufs Original schaffte. Auch die Bonus-Tracks können es da nicht rausreissen. Waren auf dem Original noch drei wirkliche Spitzentitel wie die Live-Version von "Layla" oder "Get in the Game" vertreten, so geht der Aufguss auch hier weiter: "Whiskey Man", "Beatin' The Odds", oder "Flirtin' with Disaster" sind live schon andernorts verewigt und bieten nichts wirklich Neues. Ich denke nicht mal, dass das Album ein offizielles Release der Band ist. Da dürfte sich ein kleines Label vermutlich die Rechte an einigen Songs gesichert haben, um ein Stück vom Kuchen abzuhaben.
Fazit: "Paying Tribute" ist eine reduzierte Neuauflage des Albums "Regrinding The Axes" und fällt unter die Rubrik "Alben die die Welt nicht braucht". Ich vergebe 70 Prozent; mehr gibt es wirklich nicht für diesen lauwarmen Aufguss, auch wenn er grundsätzlich eine recht gute Auswahl des 2012er-Albums enthält.
Anspieltipps: Sharp Dressed Man, Bad To The Bone, Dreams, Mississippi Queen, Tumbling Dice

 
Score:
70% Annehmbar …

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