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Lynyrd Skynyrd – Last of a Dyin' Breed

Kritik von: Alexander Kipke
Album-Cover von Lynyrd Skynyrds „Last of a Dyin' Breed“ (2012).
„Ein letztes Aufbäumen des Giganten?“
Interpret: Lynyrd Skynyrd
Titel: Last of a Dyin' Breed
Erschienen: 2012
Wenn eine Band in ihrem Jahrzehnte andauernden Schaffen nicht nur alle möglichen Höhen, sondern auch die finsteren Tiefen ihrer Karriere erfolgreich gemeistert hat, dann ist man als Künstler oftmals an einem Punkt angelangt, an dem man alles wesentliche gesagt und getan hat. Was bleibt einem dann übrig, als einfach „in Rente zu gehen“? Man sitzt dann vielleicht nicht still zu Hause herum und zählt die Groschen, die man noch über Tantiemen verdient, aber man tritt doch um einiges kürzer und lässt sich auf den großen Bühnen dieser Welt nicht mehr so häufig blicken.
So kann man es machen, aber viele entscheiden sich doch dafür, auch mit fortschreitendem Alter weiterhin aktiv zu bleiben, ihre Musik zum Teil sogar weiter zu entwickeln und selbst wenn nötig zumindest metaphorisch mit einem Gehstock die Bühnen dieser Welt zu stürmen. Doch in welche Richtung geht man dann musikalisch? Bleibt man beim altbewährten Sound der Band, der so viele alte und ihre Halbwertszeit überschreitende bärtige Fans in die Konzerte lockt, oder konzentriert man sich auf die Jugend? Eine Band ist doch so jung, wie ihr Publikum, oder? Genau weil dabei dann eine schmale Gratwanderung zwischen dem von Altfans geliebten und neue Generationen anlockendem Material gemacht werden muss, produzieren seit Dekaden aktive Bands oftmals keine neuen Studioalben, da man so einen gewissen Status Quo bewahren kann.
Umso erfreulicher, wenn mal ein alter Genregigant, wie Lynyrd Skynyrd, die bei uns in Deutschland bis vor kurzem viel zu selten live performed haben, sich an neues Material unter gewagtem Titel setzen: „Last of a Dyin' Breed“.

Ein letztes Aufbäumen vor dem Tod?

Der Titel der Platte lässt schon erahnen, mit welchem Konzept - oder besser gesagt mit welcher Einstellung - die Band an dieses Album herangegangen ist. Tatsächlich sterben gerade jetzt viele große Legenden, die den Rock und Metal auf die richtige Bahn gelenkt haben. Auch Michael Schenker hat mit seinem Album „Temple of Rock“ erkannt, dass diese musikalische Ära ein Ende finden wird. Doch wie gehen die Jungs von LynSkyn musikalisch damit um? Anstatt eines schwanenhaften Abgesangs eröffnet der gleichnamige Titeltrack des Albums druckvoll und bietet mit Johnny Van Zants charakteristischem Gesang eine groovige Hookline. Just feel the breeze! Es folgt mit „One Day at a Time“ eine langsamere Nummer mit schönem Choruseinsatz und angenehm heulenden Gitarren. Track drei nennt sich „Homegrown“ und kommt wesentlich aggressiver rüber. Einer der Höhepunkte des Albums, weil hier mal eine Abwechslung zu den vielen balladesken Elementen anderer Songs reinkommt. Auch der griffige Refrain hat das Potential den Song zu einem Dauergast auf den zukünftigen Setlists der Konzerte zu machen.
Dann kommt bei Numero Quatro („Ready to Fly“) wieder ein Einschnitt. Klavierpassagen und akustische Gitarren stimmen den Hörer auf eine Ballade vom Niveau á la Simple Man ein, doch dieser Song hat seinen ganz eigenen Charakter. Trotzdem Feuerzeug bereit halten! Der folgende Song „Mississippi Blood“ haut wieder in eine ähnliche Kerbe wie bereits „Homegrwon“, wobei es danach mit „Good Teacher“ grooviger weitergeht. Bis zum achten Titel folgen die restlichen Songs dem bisherigen Schema des Albums. Erst mit „Life's Twisted“ kriegt der Hörer ein weiteres Juwel des Silberlings in die Gehörgänge gehauen. Ein catchy Song mit Ohrwurmpotential und geilem Refrain. Dann geht es wieder zu altbewährten Schemata des Wechsels zwischen groovig aggressiveren Stellen und bis hin zu schnulzig triefenden Balladen. Zum Glück halten sich diese extrem schnulzigen Passagen jedoch - genauso wie die patriotischen Elemente - relativ weit im Hintergrund zurück. Den Abschluss von „Last of a Dyin' Breed“ bildet dann die stimmungsvolle Ballade „Start Livin' Life Again“; einer dieser klangtechnisch leichten Songs, wie sie auch bei solcher Thematik irgendwie zum träumen einladen. Gerade das ist etwas, was für mich persönlich viel vom Southern Rock ausmacht, wenn er sich aus den restlichen harten Klängen des Alltags herauslöst und einem die Sonne auch an einem verregneten Tag herbeizaubert.
Alles in allem klingen die Tracks, wie die guten alten LynSkyn-Songs von früher, bei deren Erklingen einige alte Erinnerungen (auch wenn sie sich nur auf den Terence Hill Film „Renegade“ beziehen) wach werden. Bloß jetzt sind sie in einem neuen, der digitalen Welt besser angepassten Gewand verkleidet. Und nachdem die Band schon einmal nicht nur sprichwörtlich nach einem Flugzeugabsturz tot war, werden die Jungs gewiss nicht zum Abschluss einfach eine ruhige Kugel schieben und den besseren Zeiten nachtrauernd in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Dafür ist es bei diesem Sound wirklich noch zu früh ...

Fazit

Zwar ist der Albumtitel für Liebhaber des handgemachten Rocks wirklich nicht der Optimistischste, da er die Sterblichkeit des Genres aufzeigt, doch nach dem letzten Abgesang einer Legende klingt die Scheibe definitiv (noch) nicht! Aber persönlich finde ich auch keinen Song, der es mit den Hits wie „Sweet Home Alabama“ oder „Simple Man“ richtig aufnehmen könnte. Wobei es sicherlich nicht leicht ist, solche Klassiker des Southern Rocks noch irgendwie großartig zu toppen.
Viel mehr ist das - wie oben bereits angesprochen - ein allgemeines Problem solcher Bands, wie Lynyrd Skynyrd, dass sie mit fortschreitendem Alter bei Studioalben immer eine gewisse Steigerung vorlegen müssen, damit neue und junge Fans überhaupt noch angelockt werden. Aber bei welchem Genregiganten ist das nicht so? Vielleicht mag LynSkyn der letzte einer aussterbenden Art sein, doch die Band selbst ist gewiss noch lange nicht tot. Leider bleibt zum Schluss dann doch der fade Nachgeschmack, dass der hungrig nagende Zahn der Zeit ja nichtsdestotrotz nicht aufgehalten werden kann …

 
Score:
73% Gut.

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