Danko Jones war über die letzten zwei Jahre so präsent in Europa - oder besser gesagt in Deutschland - wie nie zuvor. Beim Wacken Open Air 2011 war die Band im Zuge ihrer Tour als einer der auftretenden Acts vor Ort und bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals kam Sänger, Gitarrist und Namensgeber Danko Jones zu einer Spoken-Word-Veranstaltung abermals nach Wacken. Und nun - die Dauerpräsenz der Band festigend - erscheint am 21. September mit Atom Willard als neuem Schlagzeuger die Scheibe Rock and Roll Is Black And Blue in Deutschland, der dann auch noch eine ausgiebige Tour folgen wird.
Doch was soll man nun über die Scheibe berichten? Es ist auf jeden Fall ein Album, bei dem man sich als Rezensent bei der thematischen Annäherung streckenweise ganz leicht in irgendwelchen gedanklichen Sackgassen wiederfindet. Es fängt schon mit den für die Band typischen Schwierigkeiten bei einer groben stilistischen Einordnung des Sounds an. Es ist einfach ein buntes Misch-Masch an allen möglichen Genreeinflüssen irgendwo zwischen Blues, '60s Garage, '70s Hard Rock, '80s Hardcore, klassischem Heavy Metal und Punk. Andere Redakteure versuchen sich in ihren Beiträgen mit hochgestochen anmutenden Begriffsketten, wie „AC/DC-Powerhouse-Punk-Injektion“, zu helfen, die eigentlich ganz gut deutlich machen, dass Danko Jones sich aus allen möglichen Epochen und Stilgattungen des Rocks bedient hat.
Die Mucke an sich ist gut, technisch ist nicht viel zu meckern, aber man weiß auf eine subtile Art nicht, wohin man nun wirklich geführt werden soll. Fast so als ob nach dem Motto „am besten von allem ein bisschen was“ nun diese Kreation ihren Weg in die Ladenregale gefunden hätte. Es mag zwar sein, dass eingefleischte Danko-Fans genau wegen dieser Diversibilität auf deren Musik stehen, doch für andere ist genau dieser Verzicht auf engere Grenzen der Grund sich die Musik nicht anzutun. Entweder man liebt Danko Jones, oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nicht viel.
Bei der nun vorliegenden Scheibe starten die ersten beiden Titel „Terrified“ und „Get Up“ noch ziemlich punkig. Die folgende Single „Just a Beautiful Day“ fällt von der ersten Sekunde positiv auf! Da wird man dann gerne etwas nostalgisch und fühlt sich tatsächlich in die Zeit der achtziger und neunziger zurückversetzt. Dagegen ist „You Wear Me Down“ ein ziemlicher Tiefpunkt des Albums. Für mich persönlich der Song, auf den man am ehesten hätte verzichten können, da er durchgehend eine gewisse Distanz zum Hörer aufrecht erhält. Der viel zitierte Funke will einfach nicht überspringen. „Always Away“ und „Type of Girl“ sind treibend melodische Nummern, die sich wieder dieses Mix-Rezepts bedienen, durch das sie nett anzuhören sind. Nicht mehr und nicht weniger.
Insgesamt sind im Verlauf des Hörerlebnisses immer wieder ein paar geile Riffs und Hooklines dabei. Da läuft es einem schon eiskalt den Rücken runter. Aber irgendwie hat man das alles dann doch an anderer Stelle vor zehn oder zwanzig Jahren von anderen Musikern schon mal gehört ... mal abgesehen davon, dass „Legs“ und „Don't do This“ sich schon auf der Scheibe ziemlich ähneln.
Am Ende bleiben aber dann doch Songs wie „Just a Beautiful Day“ „Don't do This“ sowie „I Don't Care“ einfach im Gedächtnis des Hörers als Highligths der Platte hängen. Da schämt man sich auch nicht die Tracks in seiner Dauerplaylist zu haben. Der Rest ist leider mehr als Kanonenfutter geeignet. Naja, so hart muss man es auch nicht sagen, aber die Redundanz der Tracks macht sich doch bemerkbar. Das ist außer für Danko-Fans dann einfach genretypisches Gedudel oder ein bisschen Beilage zu den paar echten Krachern des Werkes.
Fazit
Was bleibt nun nach dem Durchhören von „Rock and Roll Is Black And Blue“? Auf jeden Fall die Frage, was der Titel uns sagen soll. Ist das eine Anspielung auf Dankos Blues-Wurzeln? Oder verbirgt sich da ein metaphorisches Leckerlie, dass mit diversen uralten schwarz-weiß-Weisheiten herumspielt? Interpretieren kann man da bekannterweise viel ...
Wie kommt man dann als Rezensent noch auf eine gerade noch gute Wertung von 70%, wenn man eigentlich so viel am Output zu meckern hatte? Ganz leicht! Songs wie „Just a Beatiful Day“ oder „Don't do This“ reißen das Ding einfach auf eine ganz andere Ebene, wenn man sie aus dem Album herausgelöst und ohne Suche nach einem blauen Faden oder Übergenre unter dem Hauptbegriff des Rocks betrachtet. Ein immenser Ohrwurmfaktor macht ein Drum-Herum-Kommen um diese Tracks einfach unmöglich. Aber ich will nicht sagen, dass sie die zuvor genannten Problemzonen kaschieren. Es bleiben definitiv Fragen offen und Danko Jones war einfach schon immer eine Band, die irgendwo zwischen den Fronten herum geisterte, ohne sich jemals für eine der Seiten zu entscheiden.
Wer auf die Mischung aus Thrashigen Elementen, Punk, Blues - und Garagerock mit versiffter Gitarre und der einen oder anderen melodisch genialen Hookline steht, wird sich über diese Scheibe gewiss freuen. Alle anderen werden den Rundling wohl mehrfach durchhören müssen, um all die unterschiedlichen Nuancen der beim ersten mal etwas generisch klingenden Platte zu erkennen.
Score:
70% Annehmbar …
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