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Grave Digger – Clash Of The Gods

Kritik von: Alexander Kipke
Album-Cover von Grave Diggers „Clash Of The Gods“ (2012).
„Neues von den Ruhrpott-Metallern ...“
Interpret: Grave Digger
Titel: Clash Of The Gods
Erschienen: 2012
Die Appetizer-EP „Home at Last“ hat uns schon gezeigt, in welche Richtung die jüngste Kreation der Ruhrpott-Metaller von Grave Digger gehen wird: Metal will never die! Und nicht nur das, die Truppe klingt so vital wie kaum zuvor. Die erfolgreiche Schottenthematik haben sie abgelegt und begeben sich dafür auf diesem Album hinab in die antike Epoche der griechischen Mythologie. Ein Thema, mit dem nicht unbedingt jede Band zurecht kommen würde ...
Mit dem Introtrack „Charon“ wird auch schon sogleich eines der finstersten Themen der hellenischen Sagenwelt beleuchtet: Charon - der Fährmann der Toten. Leise plätscherndes Wasser und entfernt im Hintergrund kreischende Möwen eröffnen den ersten Track. Ein Akkordeon durchbricht bald die vom vor sich hin fließenden Strom des Todes ausgestrahlte Ruhe. Spätestens mit dem Einsetzen von Gastsänger Michael Robert Rhein (bekannt als Das letzte Einhorn, der Sänger von In Extremo) startet dann das Kopfkino mit dem vor sich hinfahrenden Fährmann, der die Seelen all der Verlorenen dort draußen für eine Münze über den Fluss Acharon – oder auch Styx – hinüberfährt, wo sie dann den Eingang zum Hades erreichen.
Während Track Nummero Uno noch hauptsächlich mit düsterer Atmosphäre gespielt hat, wird bei „God of Terror“ ein sprichwörtliches Riff-Inferno gestartet. Die treibende Doublebass-Nummer ist von den Lyrics her zwar nicht unbedingt der Hammer, doch allein schon das Solo von Axel Ritt ist ein wahrer Master Exploder, wie er schon bei Kings of Rock die Gehirne der nichts ahnenden Zuhörer weggesprengt hat. Ein wirklich starker Start in die Thematik! Der darauf folgende Song „Helldog“ tritt beim Tempo zwar etwas in die Bremsen, ähnelt dem Vorgängertrack aber insgesamt doch etwas zu sehr. Da kann man eigentlich fast schon direkt zu „Medusa“ springen. Hier hat die Band sich wieder von ihrer experimentierfreudigeren Seite gezeigt - soweit das beim klassischen Heavy bzw. True Metal überhaupt machbar ist. Auf jeden Fall haben wir hier eines der pompöseren Stücke des Albums vorliegen. Axel Ritt zieht alle Register und liefert in seinem Solo wie bereits zuvor ein großes Maß an Filigranität und Präzisionsarbeit.
Und es wird immer langsamer! Der Midtempo-Song und Namensgeber „Clash of the Gods“ spinnt sich düster und gemächlich voran, um sich zu einer donnernden Pompösität zu steigern und mit griechischen Lautenklängen abzuschließen. Es folgen Nummer 6 und 7, „Death Angels“ sowie „Walls of Sorrow“, wobei beim Ersten von den beiden anfangs zu viel von „Highland Farewell“ durch kommt. Dafür gibt es dann aber auch wieder einen einprägsamen Refrain. Bei “Call of the Sirens“ hätte es sich angeboten, eine Frau als Gesangsrolle einzubauen. So wirkt der Track zwar immer noch psychodelisch und dank der Cembalo-Einlage ganz erfrischend, wirkt aber insgesamt etwas unrund und deplatziert. Wir sind hier aber auch nicht beim Progressive oder Alternative Metal, weshalb das im Hörgenuss der Metalheads wohl keine allzu große Rolle spielen wird. Es folgt im Anschluss mit “Warriors Revenge“ eine weitere treibende Doublebass-Nummer, die sich problemlos in das bisherige Schema des Albums einpasssen lässt. Über Sinn und Unsinn des vorletzten Titels lässt sich streiten. Er nennt sich zwar „With the Wind“, aber dass dann 50 Sekunden lang Brummen, etwas zischen und zum Schluß drei auf dem Synthesizer herausgequälte Töne als künstlerisch minimalistische Leistung anerkannt wird, kann man vom Zuhörer nicht verlangen. Es leitet bestenfalls nett zum Finale der Scheibe über. Ob dafür wirklich ein eigener Track nötig war?
Abschließend wird der Hörgenuss mit dem bereits auf der am 27. Juli erschienenen EP veröffentlichten Hymne „Home At Last“ abgeschlossen. Der Refrain lädt mit seinem Chorus sofort zum Mitsingen ein, was den Song bei der kommenden Tour sicherlich zu einer guten Live-Nummer machen wird! Auf jeden Fall ist er schon mal ein würdiger Abschluss für dieses neue Machwerk in der Diskografie des deutschen Genreveteranen.
Insgesamt beherrschen eingängige Refrains und pompöse Riffs das musikalische Bild der Platte. In ihrer Filigranität zwar manchmal etwas stumpf, aber sobald Axel zum Solo anlegt, muss man sich als Zuhörer gut festhalten. Größere musikalische Experimente, wie sie die Band schon einmal fast gänzlich ruinierten, wird man auf dieser Scheibe nicht antreffen. Natürlich gibt es zwischendurch immer mal wieder die eine oder andere Spielerei, doch bewegen sich diese immer in einem nicht all zu sehr ausufernden Rahmen. Im Pressetext zur Scheibe stand etwas von einer "gefühlvollen Ballade", die hier angeblich irgendwo versteckt sein soll. Meines Erachtens passt kein Song so recht in irgendwelche balladesken Schemata.

Fazit:

Man merkt beim ersten Durchhören der Platte sofort: Sie ist keine musikalische Revolution! Aber das muss sie auch nicht sein, solange sie nicht zu einem Selbstzitat besserer Zeiten verkommt. Und das haben die Jungs größtenteils geschafft. Nicht nur über den Themenwechsel von mutigen schottischen Kriegern zur griechischen Mythologie wird verhindert, dass diese Scheibe in die gleiche Kerbe schlägt, wie ihr Vorgänger „The Clans Will Rise Again“. Nein, hier werden die Figuren der griechischen Mythologie zu neuem Leben erweckt, die man noch von damals aus den staubigen Schulbüchern kannte und für die sich leider meist nur wenige Leute wirklich begeistern konnten.
Somit lässt sich abschließend sagen, dass „Clash of the Gods“ bis auf wenige Kritikpunkte und die zwei oder drei Durchhänger ein mehr als nur solides Werk darstellt. Wie schon erwähnt, hat sich die Band über die letzten Produktionen entwickelt und an Vitalität eher dazu gewonnen als eingebüßt. Doch wie es im Leben oft so ist: Aus einem so gewaltigen Thema wie der griechischen Mythologie hätte man definitiv mehr draus machen können. Es fehlt das gewisse Etwas ... die bestimmten Stellen in den Songs, bei denen man sagen würde: Ja! Die Platte ist nicht nur ein beliebiges der zahlreichen, von dieser mächtigen Epoche beeinflussten, Werke. Sie ist mehr, spielt mit der Thematik und entwickelt sie weiter.
Es reicht nicht, den Figuren von damals neues Leben einzuhauchen. Man muss sie wie ein Puppenspieler durch ihre Welt bewegen, was hier nicht wirklich geschieht. „Clash of the Gods“ ist eher eine metallische Darstellung oder vielleicht auch Huldigung an diese epischen Zeiten, in denen noch andere Werte galten als in unserer modernen Welt. So haben wir hier scheinbar leider „nur“ ein paar mythologie-begeisterte gute Musiker und eine stabile Wertung von 71 %, was einem „Gut“ entspricht.

 
Score:
71% Gut.

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