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Marrok – Midnight Carnival

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Marroks „Midnight Carnival“ (2011).
„Ein buntes und rundum gelungenes Album.“
Interpret: Marrok
Titel: Midnight Carnival
Erschienen: 2011
Marroks "Weißes" oder "Schwarzes" Album, je nachdem ob man mehr zu den Beatles oder eher zu Metallica tendiert, wobei eigentlich "Sgt's Peppers Lonely Heart Club Band" der am besten passende Vergleich wäre, zieht man die freakigen Outfits und Einfälle der Band hinzu, die sich konzeptionell durch das ganze Album ziehen. Aber auch der Metallica-Vergleich hat durchaus (ein wenig) Berechtigung, wenn man nach dem mächtigen Alternative-Rock geht, den die Band auf "Midnight Carnival" bis zur Perfektion zelebriert. Demütig verneigen sie sich vor Ikonen wie Dream Theater, Alter Bridge oder Avenged Sevenfold. Blut geleckt? Das folgende Review verrät mehr!
Wer das Quartett nicht kennt: Marrok wurden 1998 in dem österreichischen Ort Steyr gegründet, aber stiegen erst 2009 völlig überraschen mit ihrem Debüt "The Reawekening" aus der Alternative Szene empor (zumindest in dieser Formation; 2002 erschien noch das Album "The Extreme LP", dass musikalisch aber noch andere Ziele verfolgte, Anm. d. R.). Die Single "No Time To Die" war damals die erste Auskopplung, zu der auch ein Video veröffentlich wurde. Aber zurück zum vorliegenden Werk: Ein schaurig-schön und zugleich fragiles Intro entführt uns in die Jahrmarkts-Szenerie von "Midnight Carnival". Gut gemacht, denn es ist alles da: die Atmosphäre, Karuselle, Glockenspiele und ….Marrok. Wuchtig schleudern sie uns ins "Dead Carousel", das eine erste Demonstration der Macht von "Midnight Carnival" ist. Fett verzerrte Gitarren erinnern einen sogar kurzzeitig an den guten alten Dimebag Darrell (Gitarrist von Pantera. Wurde 2004 auf der Bühne von einem Fan erschossen, Anm. d. R.). Zahlreiche Einspielungen machen den Track umfangreich und interessant und zum Schluss rockt und rollt er sogar nochmal ordentlich.
In "Happy Little Lie" nimmt der Wahnsinn seinen Lauf, und wird in Form von Clown-Gelächter und sonstigen Spielereien bis zum Exzess betrieben. Das ist übrigens ein Mit-Grund für meinen "Sgt. Pepper"-Vergleich. Apropos "Clown", an dieser Stelle sei das ausgefallene Cover-Artwork zu erwähnen, das die Jungs bei einem Fan-Contest aus zahlreichen Einsendungen auswählten. Ein weiterer Sympathiepunkt also. "Beyond The End" bedarf auch noch einer besonderen Erwähnung, ist es doch einer der vielen Höhepunkte des Albums. Mit seinem zarten Intro wiegt er uns in Sicherheit, doch nach und nach wird einem die komplette Tragweite erst bewusst, bis das Laden einer Waffe den Start des eigentlichen Songs symbolisiert. Ab da gibt es kein Halten mehr und Marrok preschen in aller bester Power-Metal-Manier drauf los, dass man entweder schleunigst mitzieht oder unweigerlich zurück bleibt. Bei "Silent River" angekommen zeigen sich erstmals die wahren Songwriter-Qualitäten der Band: Die Power-Ballade strotzt nur so vor ohrwurmverdächtigen Melodien und macht doch noch ganz knapp - bevor es kitschig wird - eine Kehrtwendung. "Lord Of Fire" wie auch "Unmistakable Feeling" und "Moment To Remember" fallen ein wenig hinter die anderen Stücke zurück, wobei sie durchaus mit dem ein oder anderen interessanten Part angereichert sind; so richtig schlecht ist auf "Midnight Carnival" eigentlich gar nichts. "Throne of Agony" fordert wieder die alten Power-Metal-Veteranen und wird mit Sicherheit das ein oder andere Herz verzückt höher schlagen lassen. "Fire Storm" - das später sogar den Weg auf den "Local Heroes"-Soundtrack findet - wartet ebenso mit faszinierender Gitarrenarbeit auf, wie auch das brutale "Beautiful Nightmare" und der Stomper "No Way Out" - gespielt von Mastermind Brian Pearl und grandios-feinfühlig untermalt von Leech Caedes, der leider noch im selben Jahr die Band verlassen wird.
Aber jetzt ist er ja noch da und wir stehen vor dem fulminanten Finale - das zwar am Ende versteckt ist, aber so sich ein zweiter Durchlauf geradezu aufdrängt - nämlich dem Pop-Metal-Zwitter "Red Moon": Alleine mit diesem Song könnte man ein ganzes Review füllen, aber ich belasse es bei ein paar Neugier weckenden Worten und verweise damit zum Video oder überhaupt aufs Album: Nur soviel sei erwähnt, bei "Red Moon" hat man es mit zeitweiligem Understatement zu tun, das gepaart mit viel Pathos und Größenwahn dem Hörer den Allerwertesten ordentlich aufreißt. Und dann müssen wir den Jahrmarkt auch schon wieder verlassen und das Karussel verschwindet langsam in der Ferne. Auf zur nächsten Runde! "Die Fahrchips an der Kasse lösen!"
Fazit: Ein buntes und rundum gelungenes Album: Marrok machen auf "Midnight Carnival" kaum einen Fehler. Es stimmt alles bis hin zum Outfit, das wirklich freakig und saucool gleichzeitig ist. Darum verwundert es auch nicht, dass viele ihrer Fans daran gefallen gefunden haben und es ihnen gleich tun. Wenn das kein kluger Schachzug der Band war? Wiedererkennungswert garantiert. Man kann ihnen viel vorwerfen, aber an Ideen fehlt es dem Vierer wirklich nicht. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt: Melodien, Hooks, aber auch Freakness und Innovation. Und sie halten dieses Niveau eine ganze Stunde lang. Dieses Album stellt definitiv einen Wendepunkt in ihrer noch sehr kurzen Karriere dar. "Midnight Carnival" sollte man zumindest mal gehört haben, bevor man sich dagegen entscheidet. Und die Texte stehen den großartig-freakigen Anleihen in nichts nach, wie in "Beyond The End" recht schön zu hören ist: "Welcome to Place, where Times doesn't matter, and all you've ever reached, is comparable with Dust!". Ein Grund mehr, auch mal einen Blick ins edel gestaltete Booklet zu werfen. Mein persönlicher Tipp: LISTEN TO THIS LOUD!
Anspieltipps: Dead Carusel, Happy Little Lie, Beyond the End, Throne of Agony, Silent River, Red Moon
 
Score:
90% Hervorragend!

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