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Strangers – Rise and Fall

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Strangers’ „Rise and Fall“ (2012).
„Ich war schon lange nicht mehr so froh, dass etwas zu Ende ging ...“
Interpret: Strangers
Titel: Rise and Fall
Erschienen: 2012
Es gibt Rock-Alben, die machen es einem relativ leicht und dann gibt es Rock-Alben wie "Rise and Fall" von den Sachsen-Anhalter Hard-Rock-Wüterichen Strangers! Sie machten es mir tatsächlich sogar richtig schwer, mich durch ihr 2012 erschienenes Werk zu kämpfen. Bei etwa der Album-Mitte war ich kurz davor aufzugeben, doch als Rezensent muss man versuchen, objektiv zu bleiben, auch wenn das nicht immer möglich ist. Und so trotzte ich auch der zweiten Hälfte des vorliegenden Werkes, quasi dem "Fall"-Part des Longplayers. Der Name ist Programm und ich kann jetzt mit ziemlicher Sicherheit und ruhigen Gewissens sagen, dass sich mein Verdacht erhärtet hat und ich mir die letzten 30 Minuten hätte schenken können. Wer trotzdem noch mehr wissen will, mit dem teile ich gerne meine Eindrücke im folgenden Review:
Los geht's mit einer Alarm-Sirene, die im Ansatz immer lauter wird und daher sogar ein klein wenig meine Erwartungen schürt. Auch das darauf folgende erste Auftoben der Truppe klingt noch recht vielversprechend, aber dann kommt das, warum es viele Bands nicht weiter nach oben schaffen: der Sänger kann nicht singen und ist der englischen Sprache auch nicht richtig gewachsen. Zusätzlich lassen Intonationsfehler alles immer ein bisschen falsch klingen. Gut, wer das bis zum dritten Titel "The Curse of the Black Pearl" durchhält, wird durch gute atmosphärische Effekte belohnt, die dem Treiben auf der "Black Pearl" vermutlich sehr nahe kommen, wie wir es aus den Filmen kennen: Ozeanwellen schlagen an die Schiffswand, Kettengeschepper, Kanonenschläge, berstendes Holz, Peitschenschläge und Schreie sind nur einige der Geräusche, die auszumachen sind. Auch musikalisch ist diesmal durchaus der ein oder andere greifbare Part dabei, aber sobald der Gesang einsetzt, ist Schluss mit lustig. "Yourself" hat dann Ansätze von Motörhead und rockt im Endteil instrumental nochmal ordentlich, auch wenn alles etwas unprofessionell klingt. Aber um nicht unfair zu sein, bei diesem Track fällt der Gesang am wenigsten auf und klingt annehmbar. Im Titel-Track "About Rise and Fall" kommt erstmals der Chor zum Einsatz, der mir sämtliche Haare zu Berge stehen lässt. Wenn die Band dem Sänger stimmlich ein wenig aushelfen möchte, hat das eher was von einem besoffenen Wirtshaus-Gegröle. Auch der Bass bricht gelegentlich aus dem Sound hervor, als wäre er nicht korrekt abgemischt oder schlimmer noch, falsch gespielt.
Man kann nur hoffen, dass die Jungs live mehr auf dem Kasten haben und so die Songs noch rumreißen können. Sollte die Band das Album in Eigenregie aufgenommen haben, wäre das alles zu verschmerzen, aber wenn ein Produzent dafür verantwortlich ist, dann würde ich dem sofort die Lizenz entziehen. In ähnlichem Stil verläuft dann auch noch das restliche Album, wobei "Love Song" schon fast lächerlich wirkt. "Holy Ghost" bietet nochmal ein kurzes Aufflackern, eventuell auch noch "We lost our Souls". Mit dem 10-minütigen "The Loner" stellt sich dann das Albumende ein - wenn auch nicht wirklich befriedigend - und ist – Gott sei Dank – kein Cover von Neil Youngs grandiosem Frühwerk! Mir war nicht klar, dass Hard-Rock ohne "Eier" auch machbar ist, aber das vorliegende Album bestätigt das. Manchmal leuchten durchaus kurze Lichtblicke auf, aber sobald der Sänger loslegt, ist alle Hoffnung dahin.
Fazit: Ich war schon lange nicht mehr so froh, dass etwas zu Ende ging, wie bei "Rise and Fall". Dieses Album hat es geschafft, mich kalt zu lassen, ja es hat mich geradezu abgetörnt und gelangweilt und ich habe beim besten Willen kaum etwas Positives finden können - außer eventuell das Cover, das recht nett gemacht wurde. Doch es hätte wohl mehr gebracht, wenn man die Energie in die Songs gesteckt hätte. Dem Sänger würde ich schleunigst einen Gesangskurs, sowie einen englischen Linguistik-Workshop empfehlen. Ansonsten lässt sich den Titeln das ein oder andere Stückchen vielleicht abkaufen, auch die partiellen Einspielungen in den Titeln sind ganz gut gelungen und machen Songs teilweise erträglich. Die Instrumentierung ist gelegentlich nicht so schlecht, wäre es nur nicht so lieblos zusammengeschustert worden. Im Großen und Ganzen ist "Rise and Fall" daher ein ziemlicher Flop, der seine Möglichkeiten zu keinem Zeitpunkt ausgeschöpft hat.
Anspieltipps: The Curse of the Black Pearl, Yourself, About Rise and Fall, Holy Ghost
 
Score:
54% Blamabel.

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