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Status Quo – Back 2 SQ.1 - The Frantic Four Reunion 2013

Kritik von: Alexander Kipke
Album-Cover von Status Quos „Back 2 SQ.1 - The Frantic Four Reunion 2013“ (2013).
„Es ist fast so, als könnte die Band einen kleinen Moment der eigenen Vergangenheit kurz wiederaufleben lassen ... “
Interpret: Status Quo
Titel: Back 2 SQ.1 - The Frantic Four Reunion 2013
Erschienen: 2013
Es ist ein Moment, auf den viele Fans gewartet haben: Die Rocklegende Status Quo tritt in ihrer "klassischen" und wohl erfolgreichsten Besetzung auf! Alan Lancaster (Bass & Vocals) und John Coghlan (Drums) kehrten für einige Auftritte zurück zur Band, um zusammen mit Francis Rossi und Rick Parfitt einige musikalische Meilensteine der Rockgeschichte zu performen.
Dieser historische Moment wurde in der Wembley-Arena natürlich videographisch festgehalten! Und was kann man von dem Output erwarten? Viele - vor allem jüngere Musikhörer - neigen häufig dazu, solche DVD-Veröffentlichungen der älteren Rock-generation sanft zu belächeln. Zu unflexibel und zu starr seien die Akteure solcher Rentnerbands. Großer Name hin oder her, in den meisten Fällen ist das tatsächlich der Fall. So auch hier?
Nach einem äußerst lobend verpackten Intro macht "Junior's Wailing" den fulminanten Auftakt. Alan Lancester hält sich wacker am Mikro und es macht doch wirklich Freude noch zu erleben, dass die gesundheitlichen Hiobsbotschaften der letzten Jahre - die angeblich auch alle Reunion-Versuche im Keim erstickten - dem Rock'n'Roll scheinbar nicht mehr im Wege stehen. Wobei man schon jetzt merkt: Jünger geworden sind die Jungs über die letzten Jahre alle nicht. Verrückte Bühnenpräsenz und extreme Bewegungsabläufe braucht man also gar nicht erst erwarten. Ein bisschen steril ist auch der Bühnenaufbau. Das sticht sofort ins Auge und lässt es alles etwas dünn wirken. Aber egal! Während man sich darüber Gedanken macht, kommt auch schon der nächste Titel aus den Boxen gedröhnt: "Backwater". Auch hier geht's mit der Performance solide weiter. Jeder Ton sitzt und man fühlt sich wie zurückversetzt in alte Zeiten.
Dieses Gefühl plätschert auch weiter so vor sich hin, bis Francis Rossi mit einer kleinen Ansprache ans Publikum diesen Verplätscherungsprozess durchbricht und "Is There a Better Way" anspielt. Jetzt kommt der erste Wendepunkt der Show zum Tragen. Der für Status Quo typische Fun-Faktor erfasst alles, was Beine und Arme hat! Wer hier keinen Spaß hat, ist tot. Die Bühne bleibt zwar leer, aber nun spielen zumindest die Beleuchter mal an ein paar Reglern und sorgen für rockigere Stimmung.
Und nun wird es mit "In My Chair" optisch auch wieder ruhiger. Francis Rossi schnappt sich das Mikro und Alan Lancaster kann seine Stimme nun ein wenig entspannen. Naja, die schleppende Nummer ist nicht jedermanns Sache. Für mich persönlich die ernüchternde Stelle, wo ich auf "Skip" drücke. Aber halt, jetzt geht's wieder los! "Blue Eyed Lady" ist einer dieser Songs, die so unschuldig und zahm anfangen, die Gehörgänge fast schon verschrecken, dann aber so richtig loslegen! Für Rick Parfitt heißt's nun endlich in die Saiten hauen! Der Gutste zeigt uns, dass seine Finger immer noch flink über die Gitarre hopsen können! Doch auch dem Rest der Truppe sieht man die offensichtliche Spielfreude an.
Weiblich geht's dann auch gleich weiter: Nach der blauäugigen Lady kommt nun die "Little Lady" auf die Bühne. Der Song besteht aus einem dieser typischen Quo-Riffs, die man irgendwie in jedem zweiten Song zu hören glaubt. Es ist ja kein Geheimnis, dass Status Quo es schafften mit wenigen Riffvaraitionen ganze Jahrzehnte erfolgreiche Alben zu kreieren. Das sorgte natürlich für endlose Kontroversen, doch bei einem so historischen Gig, da bleibt nicht viel Platz dafür.
Es folgt nun das balladeske "Most of the Time". Francis legt gesanglich vor, das Publikum singt brav mit. Man spürt dieses Knistern in der Luft. Das ist einer dieser emotionalen Momente, in dem einem klar wird: Nichts währt ewig. Auch dieses fuckin Konzert nicht. Also Lauscher auf und auf den nächsten Song freuen!
Mit "(April) Spring, Summer and Wednesdays" sind wir nun auch schon bei der Hälfte der Live-Aufzeichnung angekommen. Über "Railroad", "Oh Baby", "Forty - Five Hundred Times", "Rain" und natürlich "Down Down" und "Big Fat Mama" wird so ziemlich alles abgegrast, was die Fanohren gerne hören würden. Alles läuft gefällig und sauber die Gehörgänge entlang. Fast schon zu sauber. Wie schon direkt zu Anfang, fängt nun auch hier dieses gewisse sterile Sauberkeit an am Hörspaß zu nagen. Es wirkt alles einfach zu perfekt. Alle haben gute Laune, das Haus ist voll und die Mucke klingt perfekt. Come on!
Was auch bei den heimischen Flimmerkisten sehr gut ankommt, ist die Interaktion zwischen Band und Publikum. Die Frantic Four scheinen bei jedem Song mehr und mehr aufzutauen, bis dann bei "Bye Bye Johnny" in ausgelassener Feierlaune so ziemlich jeder mitsingt. Nach achtzehn Titeln einer Zugabe und anderthalb Stunden Laufzeit fällt nun gleichzeitig auch der Vorhang - auf dem Höhepunkt der Stimmung. Jetzt kommt es wieder ... dieses Gefühl, dass nichts ewig währt.
Fazit: Eine stellenweise leider zu sterile Produktion lässt die Herzen der Fans höher schlagen! Die älteren Hörer schwelgen in Erinnerungen, während die jungen Menschen nun die Chance bekommen, sich einen Eindruck von einer Phase in der Bandgeschichte ein Bild zu machen, die als das Goldene Zeitalter des Rocks bezeichnet wird. Zusätzlich zum Konzert, gibt es noch mehr als eine Stunde saftiges Bonusmaterial, das den Zuschauer nicht nur Backstage entführt, sondern auch mit diversen Interviews einen Blick auf die Leute hinter dem geschichtsträchtigen Bandnamen gewährt. Damit wird die Scheibe auch für Hörer, die den Classic Rock gerade erst für sich entdeckt haben, zu einem wunderbaren Einstiegstürchen. Kauftipp!

 
Score:
80% Gut.

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