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De La Cruz – Street Level

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von De La Cruzs „Street Level“ (2013).
„Es macht einfach Spaß, den Jungs aus 'Down Under', bei der Arbeit zuzuhören.“
Interpret: De La Cruz
Titel: Street Level
Erschienen: 2013
Für das folgende Album würde ich vorweg schon mal eine Dose Haarspray bereithalten, denn wir begeben uns wieder einmal zurück in die Achtziger. Genauer gesagt in die das Zeitalter des Hair Metal, dessen Markenzeichen auftupierte Haare waren. Dicht gefolgt von hautengen Spandex-Hosen, androgynen Outfits - samt Make-up - und jede Menge Tücher in den Haaren. Die Älteren unter uns können sich bestimmt noch an diese Zeit erinnern. Eine Zeit an die man nur mit Scham, oder am besten gar nicht zurückdenken möchte. Die Neuseeländer De La Cruz machen dies aber wieder wett, indem sie - mit viel Witz - genau dieser Ära huldigen.
Und nicht nur in Sachen Look: auch musikalisch und soundtechnisch wird weiter mit dem Finger, in der Wunde gebohrt. Oder auch kurz Sleaze Rock genannt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, es macht tatsächlich (wieder) tierischen Spaß. Die Truppe lässt kaum ein Klischee aus. Vor allem, wenn man sich zusätzlich ihre Videos zu Gemüte führt, in denen sie den Sleaze- bzw. Arena-Rock auf höchstem Niveau predigen. Und das, obwohl die Mannschaft allesamt in dieser Epoche noch nicht mal geboren war, oder maximal in den Windel lag. 2011 fand die noch relativ junge Band zusammen, wobei die Initialzünder sicherlich Sänger Roxxi Catalano und Gitarrist Casey Jones waren. Letzterer hat leider vor wenigen Tagen den Ausstieg bekannt gegeben, darum ist der Posten des Lead-Gitarristen erstmals vakant.
Schade, dass ein Ur-Mitglied, so kurz vor dem großen Durchbruch, das Handtuch wirft. Zumal sich die Tracks auf dem in kürze erscheinenden Debüt-Album "Street Level" wirklich sehen und vor allem hören lassen können. Der Stil der selbstbetitelten EP von 2011 wurde konsequent fortgeführt, wobei das richtungsgebende Kernstück "Back to the 80's" grundsätzlich den Weg weist, der anno 2013 noch kompakter, schnittiger und vor allem mit mehr Drive, eingeschlagen wurde. Die EP kann übrigens - nach wie vor - kostenlos von ihrer Homepage heruntergeladen werden: http://www.delacruzofficial.com
Und sie macht definitiv Lust auf mehr, spätestens, wenn man beim fetzigen "De La Cruz" angekommen ist, und anschließend das Vergnügen ein jähes Ende findet. "Street Level" ist die logische Weiterführung und schließt beinahe nahtlos an den Endtrack des Mini-Werks an. Am Auffälligsten war damals, wie auch heute, die Nähe zu Def Leppard und Mötley Crüe. Wer bei "Girls Go Wild" genau hinhört, wird Crüe's "Shout at the Devil", wie auch "Looks that Kills" wieder finden. Und selbst mit Vince Neil & Co's "Girls, Girls, Girls", wie auch "Wild Side" - die in ihrer Summe, den Titelnamen ergeben - wurde kein Hehl aus ihren Idolen gemacht. Ganz schön frech! Bei "Turn it up" weht dem Hörer dann ordentlich frischer Wind entgegen, denn der griffige Track vereint Altes mit Neuem, auf äußerst selbstbewusste Weise. Und auch Bon Jovi darf nicht fehlen, wie das Titelstück und zugleich Opener, unter Beweis stellt. Die Gitarren heulen heute noch genau so imposant wie damals: "Gimme Love" zeigt wie's gemacht wird und paart schmissige Hooks mit vielschichtigen Backing-Vocals. Wieder und wieder beschleicht einen das Gefühl, Joe Elliott ist für die Vocals, zumindest mitverantwortlich. So nahe driftet Sänger Roxxi streckenweise in das Fahrwasser, des Stimmführers von Def Leppard. "Cherry Bomb", erste Auskopplung und unumstrittener Höhepunkt von "Street Level", bekehrt auch den letzten Zweifler. Die Nummer ist zwar nicht unbedingt besser als der Rest, dennoch wurde soviel Kraft und Hingabe in den Chorus gelegt, dass das Stück strahlt, wie kein anderes.
Offizieller Video-Link zu "Cherry Bomb":
Erst bei "Dreaming" flacht mein Enthusiasmus zum ersten Mal ab. Denn hier wurde ein Tick zu viel Schmalz hineingelegt und der Track gerät - trotz all dem Bombast - um einiges zu kitschig. Aber ich kann mich an solche Fremdschäm-Anwandlungen auch von früher noch erinnern - wie z.B. bei Def Leppards "Love Bites" - also drücken wir mal ein Auge zu, denn immerhin dürfte das mit der Authentizität so recht gut hinkommen. Und selbst vor Whitesnake wird nicht halt gemacht: "Invincible" gerät bei Coverdale's Hits "Is this Love" und "Still of the Night" stark zwischen die Fronten. Dennoch schaffen sie die Kurve immer wieder um Haaresbreite, was vermutlich den hohen Spaß-Faktor des Albums ausmacht. "Worlds Collide" und "S.E.X." sind beides astreine Metal-Rocker - mit zum Teil halsbrecherischen Gitarren-Duellen. Trotzdem nervt das konstante Gekreische mit der Zeit. "Seth the Night" bringt dann endlich wieder etwas mehr Melodien in den Gesang, dennoch schafft es der Track nicht übers Mittelmass hinaus. Und ich hab's befürchtet, mit "Shine" wird zum Schluss - zur Akustik-Klampfe - noch die Liebste angeheult. Also das hätten sie sich wirklich schenken können. Das Stück macht keinerlei Sinn, im Kontext zum restliche Album. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Mick Mars jemals eine Akustische umgeschnallt hatte. Somit, wer sich das Album via Download besorgt, sollte den Titel zumindest mal Probehören, um nicht am Ende mit einem echten Downer, den Wert des hochkarätigen Longplayers, zu schmälern.
Fazit: De La Cruz machen kein Geheimnis aus ihren Favoriten im CD-Regal, das mit Sicherheit Def Leppard, Mötley Crüe, Whitesnake oder auch Bon Jovi beinhaltet. Es macht einfach Spaß, den Jungs aus "Down Under", bei der Arbeit zuzuhören. Sie schwelgen in einer längst vergangenen Epoche und toben sich darin, nach Lust und Laune aus, als gäbe es kein Morgen. Um den Lead-Gitarristen Casey Jones wird ewig schade sein, denn er würzt die Tracks mit knackigen Soli, die er seinem Instrument, teilweise in atemberaubender Geschwindigkeit, entlockt. "Street Level" ist, wie im Vorfeld schon vermutet, ein echt starkes Album geworden, das erst zum Schluss ein wenig an Dynamik verliert. Pflicht-Mucke für die nächste Party!
Anspieltipps: Street Level, Girls Go Wild, Turn it up, Gimme Love, Cherry Bomb, Invincible
Vergleichbares: Mötley Crüe, Poison, Whitesnake, Reckless Love, Crashdiet, Bon Jovi, Def Leppard, Mad Max

 
Score:
82% Hervorragend!

Kommentare von Besuchern

20. April 2013, 23:22
lily jay sagt:
These guys are from Australia. Interestingly the production is by guitarist Casey Jones as well. The songs, Dreaming, Street Level, Turn It Up, Worlds Collide and Shine stand out for me as great tracks!

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