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Dave Evans and Nitzinger – Revenge

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Dave Evans and Nitzingers „Revenge“ (2013).
„Evans und Nitzinger spielen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her!“
Interpret: Dave Evans and Nitzinger
Titel: Revenge
Erschienen: 2013
Was passiert, wenn man zwei Rock- bzw. Blues-Urgesteine für ein gemeinsames Projekt vereint? Im besten Fall entsteht bei der Kollaboration eine Magie, die einzigartig in ihrem Resultat ist. Bei der Rock-Allianz der Herren Dave Evans und John Nitzinger muss vor lauter Energie die Luft geknistert haben. Was sich natürlich auch auf das Endergebnis, den aktuellen Longplayer "Revenge" ausgewirkt hat. Die Beiden bewegen sich zwar immer in den Gefilden des Blues und Rock, aber die Grenzen Richtung Hard-Rock verschwimmen bei ihrer Interpretation doch recht häufig. Wer sich bis jetzt, ob der beiden Musiker, immer noch unwissend den Kopf kratzt, dem kann ich gerne mit ein paar weiteren Informationen auf die Sprünge helfen: John Nitzinger ist eine texanische Gitarren-Ikone, der mit seiner Band Bloodrock für Furore sorgte, mit Carl Palmer (Drummer von Emmerson, Lake & Palmer oder Asia, Anm. d. R.) als PM gemeinsame Sache machte und sogar den Schock-Rocker Alice Cooper auf seiner "Special Forces-Tour" als Gitarrist, um die ganze Welt begleitete. Dem nicht genug, schrieb er auch noch an Coopers 82er-Album "Zipper Catches Skin" mit.
Dave Evans ist auf der anderen Seite der Weilt beheimatet, nämlich in Australien und startete - was die wenigstens wissen - als Gründungsmitglied und Ur-Sänger der australischen Breitband-Rocker AC/DC, als sich diese noch dem Blues verschrieben hatten. Wer die frühe Single "Can I Sit Next To You, Girl?" kennt, der hat auch Dave Evans schon gehört. Berühmt wurde allerdings Bon Scott, der nach Evans den Part des Frontmannes übernahm. Evans setzte seine musikalische Reise dann zuerst mit seiner Band Rabbit fort, stürzte sich aber nach zwei Studio-Alben, solo auf die Musikwelt. Aber was kann man, oder besser gefragt, was soll man von einem Act erwarten, bei dem einen die Vorschusslorbeeren schon fast erdrücken? Im nachfolgenden Review erfahrt ihr mehr!
"Revenge" eröffnet mit dem Hochleistungs-Geschoss "Control", das losdonnert, als gäbe es kein Morgen. Mit ihrem messerscharfen Sound ziehen Evans und Nitzinger eine Schneise in die sonst so wehmütige Blues-Landschaft. Gut es liegen mit Sicherheit mehr als zwei Gitarren übereinander, aber wenn das Resümee solch eine Spaß macht, ist das zu verzeihen. Der Titel-Track fällt leider etwas hinter die Klasse des Vorgängers zurück, dennoch kann nicht von "schlecht" die Rede sein. Aber bei zwei solchen Ausnahmekünstlern wird Gutes leider auf das Mittelmaß reduziert. Auch der übertriebene Gesang wirkt hier etwas aufgesetzt, dennoch entschädigt das Solo für die vorangegangenen Unebenheiten. Aber keine Angst, bei "Shifting Sand" wird das Gaspedal wieder voll durchgetreten. Nitzinger brilliert sich durch den Song, bei dem ein mächtiges Riff das nächste jagt, untermalt von der obligatorischen Hammond-Orgel. Langsam wird auch ein Muster erkennbar, und man kann sich getrost auf die Soli der einzelnen Songs freuen, die alle gegen Ende der Nummern gezündet werden. "A Sharp Stick In The Eye" zelebriert tatsächlich den Blues, aber eben auch mit Schub. Das langsame Ausfaden aller Songs stellt sich allerdings schon jetzt als kleiner, aber nicht unwichtiger Makel heraus.
"Dead Cat Smile" plätschert mit seinem Synthie-Teppich etwas deplatziert dahin und wagt sich streckenweise an die üblichen Power-bzw. Epic-Metal-Bands heran. In dem dramatischen "Where She Goes I Go" wird sich vor Gary Moore verneigt, der für diesen Song posthum Pate gestanden haben muss. Nitzinger zerrt hier an den Saiten, dass sich Moore vor ihm verneigen würde. "The Night We Drank The Stars" gerät leider auch wieder etwas ins Trudeln, da wieder Synthesizer zu Rate gezogen wurden, wobei doch die viel besser passende Hammond schon mitmischen durfte. Endlich werden die Zügel wieder angezogen und "Going Back To Texas" mutiert zu einem Bombast-Blues-Rocker, der sich bei AC/DC genau so wohl fühlen würde, wie bei ZZ-Top. Und auch ein Klavier darf bei der Fülle an Instrumenten nicht fehlen, und so klimpert es sich sporadisch durch "Stay Drunk", das mit seiner Rock 'n' Roll-Attitüde wieder hohe Wellen zu schlagen vermag. So würde Chuck Berry vermutlich heute klingen, hätte er in den Sechzigern nicht den Rock 'n' Roll etablieren müssen. Nach dem Schwergewicht "Headache" ist dann auch schon wieder Schluss, aber mit einem Knall: Hier wird sogar der Stoner-Rock gestreift, der mit Black Sabbath um die Wette tanzt. Großartig was die beiden hier auf die Beine stellen und man kann nur hoffen, dass die Zusammenarbeit keine Ausnahme bleibt. Evans und Nitzinger reißen dem Hörer den sprichwörtlichen Arsch auf, so fegen sie durch das Album "Revenge". Kaum ein Stein bleibt auf dem anderen, und nebenbei weht einem die Texanische Hitze teilweise stark um die Ohren.
Fazit: Dave Evans und John Nitzinger heben den Blues auf einen neuen Level. Wo das Duo drüberbrettert, wächst kein Gras mehr, denn sie spielen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her, schaffen es aber, auf der "Flucht" jeden nur erdenklichen Haken zu schlagen und so ein durchwegs interessantes, wie knackiges Album zu veröffentlichen. Weiters muss man ihnen zu Gute halten, dass sie "Revenge" nicht bis auf die letzte Minute vollgestopft haben, und so erlangt das Album mit seinen knappen 39 Minuten an Kompaktheit und bleibt über weite Strecken äußerst kurzweilig. Allen die mit dem Blues sympathisieren und auch vor einem Ausbruch aus dem Genre nicht zurückschrecken, sei der Longplayer wärmstens ans Herz gelegt.
Anspieltipps: Control, Shifting Sand, Going Back To Texas, Stay Drunk, Headache
Vergleichbares: Molly Hatchett, Kenny Wayne Shepherd, AC/DC, ZZ Top

 
Score:
80% Gut.

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