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Michael Monroe – Horns and Halos

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Michael Monroes „Horns and Halos“ (2013).
„Das Flair der Neunziger Jahre ist zum Greifen nahe.“
Interpret: Michael Monroe
Titel: Horns and Halos
Erschienen: 2013
"Hey Hey, My My, Rock 'n' roll can never die!", heißt es in Neil Youngs Frühzeit-Klassiker mit dem selben Namen. Das dürfte sich wohl auch Michael Monroe zu Herzen genommen haben, denn wenn der Rock 'n' Roll keine Pause macht, dann auch er nicht. Im zarten Alter von acht Jahren - nachdem er von einem Black Sabbath-Auftritt im Fernsehen inspiriert wurde - beschloss Michael Monroe Rock-Frontman zu werden, komme was da wolle. Er sah Alice Cooper, Little Richard oder den Rolling Stones genau auf die Finger und eignete sich so die wichtigsten Eigenschaften eines solchen an. Sein Markenzeichen wurde der blonde Wuschelkopf, Make-Up und immer stylischere Outfits.
Nach dem mit Gold belohnten 2011er Album "Sensory Overdrive", hat der gebürtige Finne - der mit richtigem Namen Matti Fagerholm heißt, und bei den Glam-Rockern Hanoi Rocks oder der etwas punkigeren Formation Demolition 23 schon als Frontman tätig war - mit "Horns and Halos" ein neues Studio-Output am Start. Bei seinem Kurzzeitprojekt Jerusalem Slim, das er selbst eher als Desater sieht, war mit Billy Idol-Gitarrist Steve Stevens erstmals sein Hang zu Rockstars in seinen Bands zu bemerken. Aber seit dem grandiosen 2010er Live-Album "Another Night In The Sun - Live In Helsinki" ist neben Langzeit-Mitglied und Bassist Sam Yaffa, noch Gitarrist Steve Conte an Bord, ihres Zeichens beide Mitglieder der berühmt-berüchtigten New York Dolls. Die zweite Gitarre würgte bis vor Kurzem "The Wildhearts"-Chef Ginger, der aber letztes Jahr von dem in Schweden beheimateten Backyard-Babies-Gitarristen Dregen ersetzt wurde. Vielleicht erinnern sich noch einige an seine Zeit bei den Hochgeschwindigkeits-Rock 'n' Rollern The Hellacopters, die er 1994 mitbegründete. Die Drums bedient Karl Rosqist, der sich seine Sporen bei Steel Prophet, The Chelsea Smiles und sogar bei Danzig verdiente. Wie man sieht, eine rundum gelungene Allstar-Band, die großteils auch hält, was ihre Namen versprechen - soviel kann ich schon mal verraten.
Mit dem Opener "TNT Diet" treten die Fünf das Gaspedal gleich ordentlich durch und pflügen einen Schneise in den Rock-Acker, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Weiter geht's mit der ersten Auskoppelung "Ballad Of The Lower East Side", das Monroes Zeit in der Stadt der Städte, nämlich New York, thematisiert, als er nach dem Bruch mit Hanoi Rocks sein anfänglichen Gehversuche als Solo-Artist wagte. Natürlich werden auch hier die Gitarren wieder bis zum Exzess bearbeitet, auch wenn das Intro Anderes erahnen lässt. Dem Multiinstrumentalisten Monroe ist der Rock 'n' Roll so perfekt auf den Leib geschneidert, dass er ihn überstreift, wie eine zweite Haut, zusätzlich zu seinen hippen Outfits.
Offizieller Video-Link zu "Ballad Of The Lower East Side":
Und dass auch diesmal wieder der Sleaze-Rock zelebriert wird ist klar, aber dennoch merkt man deutlich, dass es punkiger ausgefallen ist, als noch auf dem Vorgänger "Sensory Overdrive". Erst bei "Eighteen Angels" lässt das Quintett es ruhiger angehen und entpuppt sich als Blues-Rocker allererster Güte, bei dem sogar die Bläser ihren Platz gefunden haben. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt nicht, denn dann legt die Band wieder einen Zahn zu und Monroe suhlt sich im speedigen Punk 'n' Roll, der den Titel "Saturday Night Special" trägt. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Song der Southern-Rock-Legenden Lynyrd Skynyrd. Die Nähe zu den Hellacopters ist hier ganz deutlich zu spüren, also dürfte wohl Dregen für die geniale Gitarrenarbeit bei dem Song verantwortlich sein. Und die Truppe hält die Qualität beinahe bis zum Schluss: "Stained Glass Heart" - der Titelsong -, "Soul Surrender", "Half The Way" oder "Ritual" bescheren uns weitere rundum gelungene Rock ’n' Roll-Feger der Extra-Klasse.
Leichte Ermüdungserscheinung stellen sich erst bei "Child Of The Revolution" und dem Schluss-Stück "Hands Are Tied" ein, die qualitativ ein wenig hinter den anderen Titeln zurückbleiben, da nicht wirklich ein roter Faden in Verbindung mit dem restlichen Album erkennbar ist. Monroe, der live auch gerne mal zum Saxophon greift, gibt den Zeremonienmeister des Rock 'n' Roll äußerst überzeugend und rockt sich von einer Nummer zur nächsten. Heute, 26 Jahre nach seiner ersten Solo-Auskoppelung "Nights Are So Long", hat der Mann nichts von seiner Faszination und seiner Energie verloren. So singt, schreit, heult oder wimmert er sich durch "Horns and Halos", als wären die letzten Dekaden beinahe spurlos an ihm vorbeigezogen. "My My, Hey Hey, Rock 'n' Roll Is Here To Stay!"
Fazit: "Horns and Halos" ist der legitime Nachfolger zu Monroe's 1994er-Projekt Demolition 23. Wenn auch dazumal der Punk noch offensichtlicher zu spüren war. Dennoch macht sich beim Hören des aktuellen Releases in etwa das selbe Flair breit. War der Vorgänger "Sensory Overdrive" partiell noch ausgefinkelter und etwas subtiler instrumentiert, gibt es auf "Horns and Halos" ungeschminkt, eine nach der Anderen auf die Zwölf. Trotz einer nicht unwesentlichen Homogenität auf dem Album, funktioniert die Scheibe eigentlich recht gut, da kaum ein Song die 4-Minuten-Grenzen überschreitet und so in seinen 36 Minuten Gesamtspielzeit recht kompakt daherkommt. Abgesehen von ein wenig Subtilitätsarmut in den Arrangements, wird der Hörer auf "Horns and Halos" recht gut bedient.
Anspieltipps: TNT Diet, Eighteen Angels, Saturday Night Special, Horns and Halos
Vergleichbares: Demolition 23, Hanoi Rocks, New York Dolls

 
Score:
82% Hervorragend!

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