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Thyrfing – De Ödeslösa

Kritik von: Janis Dinter
Album-Cover von Thyrfings „De Ödeslösa“ (2013).
„Ein Album wie eine Sinuskurve…““
Interpret: Thyrfing
Titel: De Ödeslösa
Erschienen: 2013
Aus Richtung der Schwedischen Landen kommt ein Mark erschütterndes Grollen. Schreie und scharrendes Kriegsgerät rollen von Norden auf uns zu. Wilde Rebellen der alten Götter blasen zum Gegenschlag ... So jedenfalls könnte man den Klang der neuen Scheibe von Thyrfing beschreiben. Lange haben sich die Paganmetaller Zeit gelassen, die bereits seit 2008 keine neue Scheibe veröffentlicht hatten, doch nun sind sie mit De Ödeslösa wieder da! Wie gewohnt singt Jens Rydén auf Schwedisch und bleibt damit dem bisherigen Stil der Band treu. Ob die Songs jedoch im Einzelnen den Kauf der CD rechtfertigen, soll nach dem folgenden Review geklärt werden!
Mot Helgrind ist – zum Glück! – kein Intro, das man getrost überspringen könnte. Ganz im Gegenteil: Der Hörer wird bereits von Anfang an in den Bann der Musik gerissen. Zorn und Verzweiflung werden auch ohne den Text eins zu eins zu verstehen schnell als übergreifendes Thema verständlich. Durch ansprechende Rhythmus-wechsel, wie dem kompletten Stillstand der Musik, einer kurzen Akustikeinlage und den erneuten vernichtenden Klängen der gesamten Band gelingt es Thyrfing hier einen echten Blitzstart hinzulegen. Auch vor Genregrenzen machen sie nicht halt, denn cleane Gesangspassagen gehören ebenso zu ihrem Reporteure, wie brachiale Urgewalt. Glücklicherweise kann Fordom ebenda ansetzen und schafft mit den charakteristischen, stark verzerrten Gitarrenspuren ein grandioses Klangbild. Auch hier fällt wieder auf, dass es Thyrfing nicht versäumen, ihrer Musik Melodik einzuhauchen. Gerade in dieser Hinsicht zeichnen sie sich als DIE Pagan-Metal-Band mit Black-Metal-Einflüssen aus.
Veners Förfall ist seinem Vorgänger in vielem Ähnlich. Auch hier dominiert der klagende Gesang, der sich an manchen Stellen überschlägt und somit noch effektvoller wirkt. Deutlich fällt auf, dass die Band nicht über schnelle Double-Bass-Strecken punkten möchte, sondern ihre Musik eher gemächlich doch dafür umso durchdringender an den Mann bringen wollen. Dabei übertreiben es die Männer von Thyrfing allerdings nicht und halten auch die Länge ihrer Stücke in einem überschaubaren Rahmen von fünf bis sieben Minuten, was beispielsweise bei den Kollegen von Moonsorrow eher die Ausnahme wäre. Der nächste Song, Illvilja, beginnt mit einem melancholischen Gitarrensolo, um dann von der geballten Kraft der Band abgelöst zu werden. Wieder erwartet einen der bereits gelobte Gesang von Rydén, doch dieses Mal weiß er nicht auf dieselbe Art und Weise zu überzeugen, wie noch im Track zuvor. Auch ist die Musik in diesem Fall nicht so abwechslungs- und facettenreich wie noch zu Beginn. Dieser Eindruck könnte auch dadurch verstärkt werden, dass sich der Song nur wenig von den vorherigen absetzt.
Ebenfalls mit einem Akustikteil beginnt Kamp, doch was hier besonders verwundert, ist, dass nach kurzer Zeit auch noch cleaner Gesang dazukommt und die beiden erst einmal eine Weile zusammen wirken. Der obligatorische Bandeinsatz darf dann natürlich nicht fehlen und natürlich enttäuscht Thyrfing diesbezüglich nicht. Anfangs noch überraschend anders verfällt auch dieser Song allzu bald in den gewohnten Trott. Lediglich nach etwa zwei Dritteln kann die Band noch einmal mit einer eindringlichen Melodie überraschen. Zwar bei weitem nicht so einseitig wie sein Vorgänger, kann das mittelmäßige Stück jedoch auch nicht recht zufriedenstellen. Relik klingt definitiv wie eine waschechte Kriegshymne. Hier gehen Thyrfing direkt in die Vollen und geben für ihre Verhältnisse besonders viel Dampf. In der Folge ändert sich daran auch nicht viel: bis auf die ein oder andere Tempodrosselung ist dieser Song mit Sicherheit der aggressivste auf dem gesamten Album. Wie bereits zwei Mal zuvor hat auch Vindöga einen Akustikteil zu Anfang. Da dieser dann auch mal wieder von relativ monoton harten Klängen abgelöst wird, muss man sich ernsthaft fragen, ob die Band hier auf keine anderen Songverläufe zurückgreifen will oder ob sie es einfach nicht können. So oder so haben es die Pagan-Metaller geschafft ihr Album Stück für Stück langweiliger werden zu lassen. Was anfangs noch wie eine vielversprechende Scheibe klang wurde kontinuierlich monotoner und fader bis schließlich überwiegende Ernüchterung übrig bleibt.
Eine Hoffnung bleibt ja noch, nämlich der Titeltrack: De Ödeslösa. Es wäre ja schließlich nicht das erste Mal das ein solches Lied den besten Track auf einem Album darstellt. Wieder wird mit akustischem Gitarrenspiel und kriegsähnlichen Marschklängen begonnen, um dann von besonders wildem Blast Beat abgelöst zu werden. Nun, ob das jetzt die ersehnte späte Wende ist, wage ich arg zu bezweifeln. In Sachen Emotionen legen die Schweden hier definitiv noch einmal eine Schippe drauf. Bereits zuvor waren ihre Songs ja von dem überwiegenden Gefühl der Verzweiflung und Frustration geprägt, die sich in ihrer Musik wie ein Vulkan entleert. Der letzte Song kanalisiert dies noch einmal bis zum Äußersten und für jene, die Thyrfing eben wegen dieser Eigenschaft zu schätzen gelernt haben, werden von De Ödeslösa als Song und auch von dem gesamten Album nicht enttäuscht sein.
Dennoch bleibt das Gefühl, dass die Band hier einiges mehr hätte herauskitzeln können. Nach einem sehr starken Beginn schafften sie es jedoch nicht die Spannung und die Überzeugungskraft aufrechtzuerhalten, weshalb die Benotung leider nur durchschnittlich ausfällt.
Score: 68% - Annehmbar.
 
Score:
68% Annehmbar …

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