Nachdem Rock 'n' Roll nie verkehrt sein kann und laut Aussagen verschiedenster Musiker, das einzig Wahre ist, haben die Briten "SPiT LiKE ThiS" mit ihrem zweiten Longplayer "Normalityville Horror" recht gute Chancen, ganz vorne mitzumischen. Der bunte Haufen um Sänger Lord Zion, Bassistin Vikki Spit, Gitarrist Rob Riot und Drummer Vile Gilez hat damit sein mittlerweile zweites Album draußen, das in Sachen Extravaganz zu leuchten weiß, auch wenn es hier und da gelegentlich einige Abnutzungserscheinungen, wie Ungereimtheiten im Songwriting aufweist. Aber alles der Reihe nach, wagen wir einen genaueren Blick unter die Motorhaube von "Normalityville Horror".
SPiT LiKE THiS sind schon eine verdammt coole Truppe, die anscheinend auch mit Blut nicht sparen will, auch wenn es aus der Requisite kommt. 2010 wurden sie mit ihrem Glam Metal-Vehikel sogar schon nach Wacken eingeladen. Dennoch fehlt ihnen gelegentlich der nötige Tritt in den Allerwertesten, da die Stücke dann zu sehr nach angezogener Handbremse klingen, wie etwa die Eröffnungsnummer "Sick", die so leider nicht den gewünschten Effekt eines einladenden Openers erzielt. Der Sound erinnert über weite Strecken an die frühen Mötley Crüe, denen der Leibhaftige - in Gestalt von Iggy Pop - immer dicht auf den Fersen ist. Das beiliegende Booklet unterstreicht das noch zusätzlich: So ein buntes und illustres Artwork vermisse ich sehnlichst seit den späten Neunzigern. Das lässt mich immer wieder im Büchlein blättern, um die teils überladenen Comics zu studieren. Aber kommen wir zurück zur Musik, die sich - angekommen beim wuchtigen Titeltrack - wie eine Faust in die Magengrube bohrt. Auch beim rotzigen "Zero To Sixty" ändert sich nicht viel an den Gegebenheiten und der Vierer drangsaliert immer noch seine Instrumente, als gäb es kein Morgen.
"Very Very Good At Being Bad" wagt sich dann in die Gefilde des Glam-Rocks vor, ohne jemals den nötigen Nachdruck zu vernachlässigen. Hier paaren sich Slade mit Rob Zombie und Metallica. So bunt wie ihre Einflüsse sind, so unfertig klingt dann leider das etwas unrunde Ergebnis, das nicht genau weiß, soll es im Gehör hängen bleiben oder doch eher keinen Stein auf dem anderen lassen. "Dragged Kicking & Screaming" hat da schon genauere Vorstellungen seiner Mission: Budkicking Rock 'n' Roll. Und auch an Gitarrensoli spart das umtriebige Quartett nicht und holen so den Hörer des öfteren aus einer eintretenden Lethargie, bedingt durch zeitweise Innovationsarmut. "Teen Angel" badet sich dann eher im Punk als im Rock, ein weiteres Indiz für die Unschlüssigkeit der Mannschaft. Die erste Videoauskopplung "The Life & Time Of The Suicide Kid" wagt sich verdammt nahe an den Blues heran und bekommt gerade noch die Kurve mit einem von Mick Mars ausgeliehenen Riff. Zum ersten Mal machen SPiT LiKE THiS so richtig Spaß und lassen auf das noch kommende hoffen.
Offizieller Video-Link zu "The Life & Times Of The Suicide Kid":
Und tatsächlich "Oh No! Here We Go!" rockt wie Sau, definitiv eines der Highlights auf der zweiten Leistungsschau des britischen Kollektivs. Leider verzetteln sich die Vier bei "Dumb Song" dann komplett: Das Intro lässt noch auf Mächtiges hoffen, verliert sich dann aber im Ideenwahnsinn und kommt nicht mehr wirklich auf einen grünen Zweig. Hinzu kommt, dass Lord Zions Gesang mit der Zeit immer aufgesetzter wirkt. Auch der Schlusstrack "Dead To Me Now" hat nochmal ordentlich Schmackes, aber leider auch ohne nur annähernd eine Richtung im Auge zu haben. Am Sound gibt es rein gar nichts zu meckern, denn der kommt schön fett und solide daher. Für die knackige Produktion und das Mastering zeigt sich Chris Tsangaride verantwortlich, der schon mit Judas Priest an "Painkiller" arbeitete, oder aber auch bei Ozzys "Blizzard Of Oz", einigen Anvil-Alben und bei Bruce Dickinsons Solowerk "Tattooed Millionaire" an den Reglern saß.
Fazit: SPiT LiKE THiS' neues Album "Normalityville Horror" klingt wie ein Zwitter aus Punk-Rock und Glam Metal, das sein Hauptaugenmerk doch etwas zu sehr auf den Glam legt und damit einige wunderbare Chancen vergibt. Der rote Faden geht ihnen dabei immer wieder verloren und auch der Gesang beginnt ab etwa der Albummitte etwas zu nerven. Dennoch kann man von einer soliden Produktion sprechen, die mit einigen catchy Hooks für Wiedererkennungswert sorgt.
Anspieltipps: Normalityville Horror, Zero To Sixty, Dragged Kicking & Screaming, The Life & Times Of The Suicide Kid, Oh No! Here We Go! Vergleichbares: Mötley Crüe, The Stooges, Slade
Score:
74% Gut.
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