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Interview: Kila Kahuna

vom 15. Februar 2013 in Traun
Wer kennt nicht das Gefühl, nach einem richtig guten Konzert, auf den Geschmack gekommen zu sein, und eine Band gründen zu wollen? Die Motivation dahinter ist später zwar meistens, das weibliche Publikum zu beeindrucken - auch wenn viele das abstreiten. Manche schaffen dann sogar den Schritt hin zu den Instrumenten. Gut, das ist zwar noch immer kein Garant für den Einstieg oder die Gründung einer Band, aber schon mal eine wichtige Grundvoraussetzung, wenn man nicht als Groupie enden möchte. Nachdem dann Gleichgesinnte gefunden wurden, kann der eigentliche Spaß beginnen: Die Verstärker werden überlaut aufgedreht, die Musik ist zu diesem Zeitpunkt noch egal, Hauptsache es knallt. So wird lange Zeit in Papa's Garage herumgelärmt, dass die Wände zittern. Wiederum nur manche werden dem dann aber doch überdrüssig, und sie versuchen sich an richtigen Songs.
Zuerst noch Cover-Versionen, aber nach und nach entstehen eigene Songs, die ihren Weg ins Repertoire finden. Auf die ersten selbstgeschriebenen Songs ist man meist stolzer, als später auf das eigene Kind, aber das nur am Rande. Nachdem erste Gigs erfolgreich überstanden wurden, kann es weiter gehen in Richtung Ernsthaftigkeit. Irgendwann wird die Garage dann doch zu wenig eigenständig und ein Proberaum muss her. Auch daran sind schon viele angehende Bands gescheitert, denn die Suche nach dem richtigen Raum zum Wüten erweist sich als langwieriger, als es im ersten Augenblick scheint. Aber dann kann es endlich richtig losgehen: Ein erstes Demo-Band wird recorded! Wobei hier gesagt werden muss, dass für die Musiker das Ergebnis meist besser klingt, als es im Endeffekt dann wirklich ist. Klarer Fall von Selbsttäuschung. Aber im Grunde macht das gar nichts, Musik ist ein Entstehungs- und Reifeprozess. Und irgendwann sind die eigenen Ideen dann so interessant, dass sie nicht nur einer breiten Masse zugeführt, sondern auch aufgenommen und eventuell vertrieben werden können. Und genau an dem Punkt befindet sich die österreichische Alternative-Band Kila Kahuna in diesem Moment.
Der erste Große Schritt Richtung Selbstständigkeit kann gewagt werden und zwar in Form des Debüt-Albums "The Moment", das am 12.4.2013 in der Stadtwerkstatt in Linz vorgestellt wird. Die Songs haben das nötige Etwas, die Melodien sind greifbar und auch die Attitüde der Vier stimmt. Diesen Anlass nahmen wir uns zum Grund, das sympathische Quartett zum Interview zu Treffen, und ein wenig von dem Feuer einzufangen, das eine Band hat, die mit stolzer Brust, ihren ersten Longplayer präsentiert. Aus Platzgründen mussten wir das Interview beinahe auf der Toilette führen. Allerdings hatte die Dame im Kassa-Raum Mitleid und ließ uns für 30 Minuten zu sich hinein. Dabei erzählen die Jungs von den Anfängen der Band, den ewig gleichen Problemen als Support-Act, dass man als Newcomer seine Ellenbogen einsetzen sollte und entschlüsseln noch ihren kryptischen Band-Namen. Außerdem werden Wunschkandidaten für die Bühne und ihre Erwartungen an die Fans zum ersten Mal laut ausgesprochen.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Michael: Hallo Jungs, vielen Dank dass ihr Euch Zeit nehmt für unser Interview!
Harald: Sehr gerne. Wir sagen Danke.
Michael: Stellt ihr Euch bitte kurz unseren Lesern vor?
Harald: Ich bin der Harald Seeböck, Sänger und Gitarrist ....
Paul: ... ich bin der Paul Weixelbaumer und Schlagzeuger ....
Fritz: ... ich bin der Fritz und spiele Bass ....
Manuel: ... und ich bin Manuel Gattermayr und der neue Gitarrist bei Kila Kahuna.
Michael: Wie geht's Euch?
Harald: Alles Paletti!
Paul: Total fit.
Michael: Tut mir leid, dass ich Euch von Euren Groupies weggeholt habe, ich verspreche ich mache es kurz.
Harald: Ja, die haben eh schon Schlange gestanden. (lacht)
Michael: Wie kam es zu dem Gig mit Marrok? Die Jungs sind ja ziemlich begehrt und da reißen sich die Bands auch um den Support-Auftrag.
Harald: Eigentlich war es so, dass wir in einem Verteiler waren und wir sind dann einfach angeschrieben worden, ob wir Zeit hätten, das zu machen. Wir haben aber vor Jahren schon mal - von Marrok selber - über Myspace eine Anfrage bekommen, ob wir nicht mit ihnen spielen wollen. Daraus wurde aber damals leider nichts und so könnte es sein, dass sie sich noch an uns erinnert haben und das jetzt aufarbeiten.
Michael: Und "on the road" zu sein macht Euch Spaß? Hattet ihr eigentlich schon Tourneen?
Harald: Nein, so richtige Tourneen, wo wir mehrere Gigs hintereinander spielen, hatten wir noch nicht. Bber wir sind schon bis Budapest gekommen. Und das war .... Fritz hilf mir mal!
Fritz: Im "Vadvirág Táncház", einem kleinen Heavy Metal Keller.
Harald: Das war unsere weiteste Tour! Aber ich hoffe, es folgen noch andere! (lacht)
Michael: Es ist ja sicher nicht immer einfach, vor allem wenn man nicht gerade ein Dave Grohl ist, der alles hinterher getragen bekommt. Wie ist es z.B. auf der Bühne zu stehen, wenn man krank ist?
Harald: Super Frage, die kann ich beantworten! Ich war schön öfters krank auf der Bühne und bin auch heute nicht ganz fit. Aber es ist schon so, dass der Adrenalin-Kick einem auf der Bühne da durch hilft bzw. bekommt man es einfach nicht mit. Und wenn es einem Spaß macht, schafft man es auch krank. Und das ist ja so und so das Wichtigste: Der Spaß!
Michael: Euer Gitarrist Manuel ist ja noch nicht so lange in der Band. Da drängt sich natürlich die Frage auf: Wie schaut's mit Konflikten aus? Lernt man damit umzugehen, oder gibt es ein bestimmtes Ritual? Weil es ist ja schon so, wenn der Falsche geht, kann es sein, dass das Projekt gestorben ist.
Fritz: Einen Konflikt haben wir durch unseren Neuzugang gelöst. (alle lachen)
Harald: Stimmt! Dem Ganzen ist natürlich ein Konflikt vorausgegangen und wir haben geschaut, dass wir das so gut wie möglich lösen können. Wir haben versucht uns weiterzuentwickeln und jetzt bin ich sehr froh, dass sich das mit dem Manuel so ergeben hat. Weil es von Anfang an, gleich super gepasst hat. Das ist so ein Bauchgefühl, passt man zusammen oder nicht, das hat mit dem spielerischen vorerst noch gar nichts zu tun. Aber du kannst gerne den Manuel fragen, wie's ihm bei uns gefällt. Uns geht's auf jeden Fall gut mit ihm.
Manuel: Zu den Konflikten kann ich nichts sagen, weil wir bis jetzt noch keine hatten. Aber sonst ist alles okay und mir macht's Spaß.
Michael: Ihr wart ja 2012 auf dem Wurmfestival mit Größen wie J.B.O.! Wie war's?
Fritz: Das war extrem zweischneidig. Wir haben uns zuerst unheimlich gefreut, aber die Bedingung war, einen Autobus voller Fans mitzubringen. Das war für uns natürlich relativ viel Aufwand, in der Osterwoche so viele Leute zusammen zu bringen, da die meisten ja auf Urlaub waren oder Ostern mit ihren Kindern feierten. Wir sind halt teilweise in dem Alter, wo wir schon Familie haben. Und als Spielzeit waren 25 Minuten veranschlagt. Blöd war nur, dass die Band vor uns leicht überzogen hat, und das haben sie natürlich uns abgezogen. So hatten wir effektiv 20 Minuten Zeit zu spielen und mussten außerdem 2 Nummern aus dem Set werfen. Das ist natürlich niederschmetternd, den ganzen Aufwand für 20 Minuten zu betreiben. Aber prinzipiell war es schon super, ein Teil davon zu sein.
Michael: Und habt ihr irgendwelche Stars getroffen?
Harald: Nein, nicht wirklich.
Fritz: Wir waren sogar mal im Backstage-Raum der Band, aber da war keiner anwesend. (lacht)
Harald: Leider, aber man muss dazu sagen, war es auch eine stressige Situation. Wir hatten Unmengen an Zeug zu transportieren. Und wenn du das kennst, dort sind extrem große Hallen durch die man alles tragen muss. Irrsinnig weit alles. Gott sei Dank hatten wir Freunde mit, die uns da ein wenig geholfen haben. Und wie der Fritz eh schon gesagt hat, der Aufwand war extrem groß, dafür was im Endeffekt dann herausgekommen ist. Aber so ist das in dem Geschäft.
Paul: Den Fans hat's gefallen, die Stimmung war super und wir hatten auch einen Spaß, insofern hat's dann eh gepasst.
Michael: Und den Bus habt ihr voll bekommen?
Paul: Der war voll.
Harald: Ja, das haben wir geschafft.
Fritz: Und der hat uns sogar gut zurück gebracht. (lacht)
Harald: Außerdem war es ein cooler Ausflug. Das war schon okay!
Fritz: Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre!
Michael: Habt ihr Wunschkandidaten, mit denen ihr gerne mal die Bühne teilen möchtet?
Harald: Na da hast du jetzt eine Türe aufgemacht.... Dürfen wir auch träumen?
Michael: Aber natürlich!
Harald: Mein Ansatz ist nämlich: Ich leg mir die Latte gerne höher, denn auch wenn man nicht drüber kommt, schafft man es zumindest höher. Und ich bin da jetzt mal so unrealistisch und sage, dass ich gerne mal etwas mit den "Foo Fighters" oder "Biffy Clyro" machen würde. Das ist zwar relativ weit weg, aber es soll schon Leute gegeben haben, die auch solche Träume hatten, die sich dann sogar erfüllten.
Fritz: Mein Wunsch war es immer mit den "Jacobites" was zu machen, aber da ist leider schon einer tot. (Fritz meint natürlich Nikki Sudden, der 2006 an Herzversagen gestorben ist, Anm. d. R.)
Harald: Das wäre ja Deine Chance! (lacht)
Michael: Es ist ja zur Zeit wieder stark in Mode Cover-Songs ins Set einzubauen. Spielt ihr live manchmal Cover-Versionen?
Harald: Wir haben am Anfang, wie viele andere Bands auch, natürlich Cover-Versionen gespielt, weil wir halt nicht genug eigene Songs hatten. Wir haben das dann aber stark reduziert, weil man in eine Schiene kommt, bei der man ständig verglichen wird. Und es ist auch das Problem, dass man es eigentlich eh nicht besser machen kann, als es ist. Und wenn man es nicht schafft, dass man es zu etwas Eigenem macht, wird man verglichen und da bist du immer Letzter. Allerdings hatten wir das Glück, dass wir Songs von den "Foo Fighters" gecovert haben, und den Leuten das gefallen hat. Natürlich kommt man wieder davon ab, man will ja seine eigenen Songs präsentieren. Aber auf der anderen Seite zieht es natürlich gewisse Leute an, die sich freuen, Songs von ihren Lieblings-Bands live zu hören. Das hat am Anfang relativ gut funktioniert und es war auch irgendwie ein Zugpferd von uns.
Fritz: Es hängt halt auch ein wenig von der Spielzeit ab: Wenn man jetzt 30 Minuten Spielzeit hat, will man natürlich in erster Linie die eigenen Songs präsentieren. Wenn man mehr Zeit hat, kann man zur Auflockerung natürlich Cover einbauen, oder als Zugabe nachschieben.
Harald: Es gibt ja auch bekannte Bands, die immer wieder mal etwas covern. Mir fällt da zum Beispiel "Faith No More" ein, die in die Live-Konzerte immer wieder mal etwas Aktuelles einbinden. Das ist total spannend.
Manuel: Absolut, da kann ich nur zustimmen.
Michael: Gibt's Erwartungen, die ihr an Euer Publikum bzw. Eure Fans habt?
Manuel: Ansprüche oder Erwartungen haben wir eigentlich keine, je mehr desto besser.
Fritz: Es wäre natürlich nicht schlecht, wenn sie nicht in der hintersten Ecke des Saals oder gleich an der Bar stehen würden, sondern eher nach vorne kommen. Wobei, ich stehe eigentlich selber auch ganz gerne an der Bar. Direkt an der Quelle. (lacht)
Harald: Mein Wunsch wäre, nachdem das Album ja jetzt herauskommt, dass die Leute die Songs kennen und vielleicht mal mitsingen.
Michael: Viele Musiker verpassen sich ja vor dem Spielen einen Schluck Bier um das Lampenfieber zu bekämpfen, Macht ihr das ... (Und da kommt auch schon das Bier für Harald)
Fritz: Also wenn ich nicht fahren muss, gerne.
Michael: Ich hätte deswegen gefragt, weil viel Musiker ja vor dem Spielen strikt nüchtern bleiben (wollen)?
Paul: Das stimmt schon, wenn ich ein Bier vorher trinke, spiele ich auf jeden Fall anders. Das beeinträchtigt schon ziemlich, wobei es auch darauf ankommt, wie oft man spielt, also wie viel Routine man hat.
Fritz: Ein bisschen was zum locker werden schadet nie.
Harald: Aber natürlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.
Michael: Manche mögen das, wenn sie auf die Bühne getragen werden.
Harald: Oder runter. (lacht)
Michael: Was war das letzte Konzert, dass ihr besucht habt?
Manuel: Mono im Posthof! Das war letzten Mittwoch.
Paul: Dem Harald und mein letztes Konzert waren die Foo Fighters in Italien.
Fritz: Mein letztes war Bruce Springsteen in Prag. Von dem kann man sich viel abschauen.
Michael: Euer Bandname ist ja ziemlich kryptisch, was bedeutet er?
Harald: Das war klar, dass die Frage kommt. Es ist so: Wie man vielleicht hört, kommt das ganze aus dem Hawaiianischen. Klingt eh ein wenig tropisch. Der Name ist nicht nur auf meinem Mist gewachsen, sondern stammt aus der Anfangszeit der Band. Wir haben halt versucht einen Namen zu finden, den es nicht schon gibt. Und wenn Dir dann endlich einer einfällt, heißt's googeln, und da gibt's dann natürlich schon viele. Aus völliger Verzweiflung haben wir das dann mal gut sein lassen. Und nachdem ich gerne Surfe, war ich schon zwei mal auf Hawaii. Ich finde die Stimmung dort einzigartig und auch die Leute samt Einstellung. Und da ist mir der Gedanke gekommen, wieso nicht einen Hawaiianischen Band-Namen nehmen? Der Vorteil wäre natürlich, hab ich mir so gedacht, dass man keine Rückschlüsse auf den Stil der Band führen kann. Gewisse Namen verraten ja schon die Musikrichtung der Band.
Und ein Name der ein bisschen komisch ist, bleibt vielleicht noch eher hängen. Wobei ich dazu sagen muss, es war eigentlich als Übergangslösung gedacht. Am Anfang sollte es ja „Killer Kahuna“ heißen, aber da hatten einige Bandmitglieder ein Problem damit. Und dann wurde es eben „Kila Kahuna“. Und "Killer" bzw. "kila" deswegen, weil man sagt ja in Amerika wenn etwas extrem cool ist: That was killer! Und das war so meine Assoziation mit dem ganzen. Und "Kahuna" ist ein alter Schamane in Hawaii. Und das hat irgendwie lässig geklungen. Ich hab dann nachgesehen: "Kila Kahuna" heißt soviel wie "Stahl Schamane". Und da war dann auch schon die Assoziation zur Stahlstadt Linz und trotzdem hat's auch diesen hawaiianischen Style. Und was noch dazu kommt: Wenn in Hawaii jemand richtig gut surfen kann, sagen die dort: "He is a big kahuna!" Und das hat für mich perfekt gepasst.
Michael: Ganz schön tiefgründig. Hut ab. Wann oder wie habt ihr die Liebe zur Musik gefunden?
Manuel: Schon sehr bald, wenn ich da von mir spreche. Wobei es gibt keinen fixen Zeitpunkt, ich wollte immer schon Musik machen. Ich habe immer schon gerne eigene Sachen ausprobiert und umgesetzt. Und bis heute hat sich da eigentlich nichts geändert.
Harald: Also ich bin mit Musik groß geworden. Meine Mama hat extrem viel Musik gehört. Ich war immer von Musik umgeben. Und mein großer Bruder hat einfach Sachen gehört, auf die ich niemals gekommen wäre. So bin ich auch relativ schnell in die Rock- und Metal-Schiene abgedriftet. Seit sich 13 Jahre alt bin, habe ich gewusst, ich will Musik machen und habe mit Gitarre spielen angefangen. Allerdings ist das nach einer Zeit wieder eingeschlafen. Und dann gab's da einen Punkt, und zwar mit 30 Jahren, da habe ich zu mir selber gesagt: So, und jetzt will ich es wissen. Das war auch der Beginn des Projektes Kila Kahuna. Und dass wir so weit gekommen sind, freut mich persönlich unheimlich. Bin auch ein bisschen stolz darauf, weil damit habe ich selbst nicht gerechnet, ganz ehrlich gesagt.
Michael: Ich habe gelesen, Ihr verzichtet auf große Posen? Das heißt also ihr macht Rock-Musik ohne Gehampel, oder wie darf man das verstehen?
Fritz: Der Satz ist auf meinem Mist gewachsen. Es gibt ja viele Bands, die ein eigenes Bühnenoutfit haben. Du hast ja Nihilius vorhin nicht gesehen. War sehr sehenswert. (alle lachen)
Michael: Doch, ich hab sie gesehen. Ich war ziemlich begeistert.
Fritz: Absolut genial, aber für uns ist das eher nichts. Mir machen Musik, aber ziehen uns nicht extra um dafür. Und es gibt auch kein Feuerwerk. (lacht)
Michael: Das heißt ihr habt kein Konzept für die Bühne?
Harald: Doch, das haben wir schon, ein Konzept des Spaßhabens, und das hoffentlich auch aufs Publikum zu übertragen.
Michael: In zwei Monaten erscheint Euer neues Album "The Moment". Was gibt's darüber zu erzählen?
Harald: Es ist nicht nur das neue Album, es ist auch das erste.
Paul: Es ist eigentlich durch Zufall entstanden, weil der Harald und ich im Mai einen Unplugged-Gig in Bad Leonfelden spielten, und da haben wir einen Produzenten kennengelernt. Der hat uns gefragt, ob wir nicht mit ihm das neue Album aufnehmen möchten. Der hat ein Ton-Studio zu Hause und hat schon einige Bands aufgenommen. Wir haben dann im August angefangen alles aufzunehmen und es hat alles super funktioniert.
Michael: Habt ihr das schon mit Manuel aufgenommen?
Harald: Nein leider, da war er noch nicht bei uns. Die Situation war die, dass wir zu diesem Zeitpunkt zu Dritt waren, weil unser alter Gitarrist auch schon nicht mehr dabei war. Und deshalb waren wir auch nicht ganz sicher, ob wir das machen sollen. Aber der Paul Katzmayr - den möchte ich, samt seinem Studio P.K. Music Solutions, hier ganz lobend erwähnen - hat uns so lange motiviert, bis wir es dann angegangen sind. Und wir haben das Album dann zu Dritt eingespielt. Natürlich mit der Idee im Hinterkopf, dass wir natürlich wieder jemanden haben wollen, dass wir das auch live spielen können.
Paul: Der Harry spielt übrigens alle Gitarren, die auf dem Album zu hören sind.
Harald: Das war alles sehr spannend, und wir freuen uns auch schon, wenn es am 12. April dann endlich erscheint. Am 12. April ist die Release Party in der Stadtwerkstatt in Linz. Da sind alle Leser natürlich herzlich eingeladen. Und du selbstverständlich auch.
Michael: Na dann komme ich auch!
Harald: Super. Meiner Meinung nach ist es ein sehr interessantes und lässiges Album geworden, aber den Rest lasse ich die Hörer entscheiden.
Michael: Was ist das Schwierigste am Songwriting? Die Texte oder die Musik, oder das alles in Einklang zu bringen?
Harald: Bei mir sind's eher die Texte, weil ich doch mehr von der Musik ausgehe. Vor allem, weil es ganz unterschiedlich ist. Songwriting kann ganz einfach passieren: Es gibt Songs, die sind da und die hat man im Kopf. Und es gibt Songs, die benötigen etwas mehr Zeit bis sie ans Tageslicht kommen. "Eine schwere Geburt" sozusagen. (lacht)
Aber grundsätzlich sind es die Texte. und nachdem wir englische Texte haben und das nicht unsere Muttersprache ist, haben wir wohl mehr Schwierigkeiten damit, als jemand, der Englisch als Muttersprache hat. Ich tue mir mit Musik leichter, aber im Endeffekt funktioniert es dann auch mit den Texten.
Michael: Wie sieht das Songwriting bei Euch aus?
Harald: Also bis jetzt habe alle Lieder ich geschrieben, und gleich selber aufgenommen. Das ist mit der heutigen Technik ja kein Problem mehr. Ich hatte ja schon im Kopf, wie alles klingen soll. Ich habe einfach gewusst, dass das so sein muss. Ich war da vielleicht manchmal ein bisschen wie ein General, aber es hat recht gut funktioniert. Und mit dem Manuel haben wir ja jetzt Gott sei Dank wieder wen, der da ein wenig "mitmischen" kann. Es wird immer wieder Songs geben, die hauptsächlich von mir sind, und welche bei denen wir kooperieren. Es hat auch schon einen Song vom Fritz gegeben, den wir gespielt und übernommen haben. Aber der Großteil ist von mir. Vor allem weil ich mich darauf freue, dass da wieder etwas Neues entsteht. Und auch neue Eindrücke von außen sammle, weil sonst bewegt man sich ja doch immer im selben Fahrwasser.
Paul: Einige Schlagzeug-Parts sind schon erst durchs Spielen entstanden.
Harald: Ja natürlich. Da bin ich kein Experte. ich habe mich da eher auf die Gitarre und den Gesang konzentriert. Alles andere habe ich schon meinen Band-Kollegen überlassen. (lacht)
Da habe ich nicht so viel Ahnung. Ich habe nur den grundsätzlichen Takt vorgegeben. Den Rest hat sich schon der Paul erspielt.
Michael: Aber ist es nicht unheimlich schwierig zu sagen wann ein Song fertig ist, weil du zuerst die heutige Technik angesprochen hast, mit der ja auch relativ schnell ein Song überladen ist. Ich meine, wenn die Grundinstrumentierung steht, dass man dann anfängt, den Song mit Sachen aufzufüllen.
Harald: Das haben wir eigentlich nie gemacht, wir haben unsere Songs immer simpel gehalten. Das war eigentlich nie das Problem, dass die überladen waren.
Manuel: Die Songs sind so konzipiert, dass sie live 1:1 umgesetzt werden können. Alles ohne Samples oder sonstigen Spielereien. Nur 2 Gitarren, Schlagzeug und Bass.
Michael: Wenn man z.B. Marrok als Vergleich heranzieht: die haben ja in einigen Songs so viel reingestopft, dass einem ganz schwindelig wird. Aber das meine ich nicht negativ, es bestätigt nur meinen Verdacht ein wenig.
Harald: Also bei uns ist es so: "What you hear is what you get!" Ich will einfach nicht, dass die Leute uns live sehen und dann klingt das komplett anders als auf dem Album. Da ist dann auch der Wiedererkennungs-Wert weg. Macht für mich also keinen Sinn. Ich glaube ja, dass das ein Trend war, und jetzt geht's wieder back to the Roots. Und die Bühnen-Umsetzbarkeit ist mir schon ganz wichtig.
Michael: Habt ihr gelegentlich auch mal Schreibblockaden? Wie geht man damit um?
Manuel: Es ist aber auch nicht so, dass man jeden Tag einen Song schreibt. (lacht)
Harald: Kommt bei uns noch nicht vor. Wir sind in derweil noch nicht in einer Liga wo es Deadlines gibt.
Fritz: Beim zweiten Album könnte das eventuell passieren, um es voll zu bekommen. Aber beim ersten sucht man solange aus, bis alles passt.
Michael: Wie viele Songs hattet ihr und wie viele wurden für "The Moment" ausgewählt?
Harald: Wir hatten 15 Songs und haben 12 davon aufs Album gepackt. Wir haben uns gedacht, diese 12 Nummern repräsentieren das Album ganz gut und haben sogar einen akustischen Song dazu genommen. Einfach deshalb, weil das ein Teil von uns ist, und wir ja immer wieder mal Akustik-Konzerte spielen. Das ist quasi auch eine Facette von uns, die dazu gehört.
Michael: Der Titel des Albums "The Moment", auf welchen Moment bezieht er sich konkret?
Harald: Einerseits gibt es einen Song, der "The Moment" heißt, den werden wir heute eh live performen. Andererseits gab's da eine Situation im Studio, wo wir alle beisammen saßen und haben wir uns gedacht haben: "Das ist jetzt so ein Moment!". Und irgendwie war das dann auch passend fürs Album, weil es Momente sind, die man sozusagen einfängt. Und vielleicht passiert sogar etwas: Manchmal etwas Magisches, manchmal nicht. Wenn man Glück hat, fängt man das auf dem Tonträger ein. Der Titelsong ist außerdem ein Stück, das allen sofort Spaß gemacht hat. Und für den Paul war es sogar ein Mitgrund, warum er in die Band eingestiegen ist. Und dadurch hat sich das beinahe aufgedrängt und perfekt gepasst.
Michael: Weil wir gerade vom Album sprechen: Wie steht ihr zu dem Thema Internet-Piraterie? Ein nicht unwichtiges Thema in der heutigen Zeit. Kann man da etwas dagegen tun?
Harald: Ich denke, dagegen machen kann man in Wirklichkeit nichts. Für uns ist das jetzt noch nicht relevant, wir verlieren ja keine Millionen-Einnahmen. (lacht)
Und für mich persönlich ist es wichtiger, dass viele Menschen die Möglichkeit haben, unsere Musik zu hören. Das Thema Piraterie ist halt so, da kann man auch, glaub ich, gar nichts machen. Und ich nehme mich da auch gar nicht aus. Grundsätzlich geht es um die Verbreitung der Musik und man muss halt akzeptieren, dass sich mit CD's nicht mehr viel Geld machen lässt. Und die Musikindustrie muss da halt umstellen. Dafür gibt es wieder mehr Live-Konzerte. Ist ja auch ein eher positiver Aspekt der ganzen Geschichte.
Manuel: Dass muss man einfach akzeptieren und kann es auch positiv sehen. Das Selbe ist ja mit dem Streamen, aber wenn man das aktiv nutzt, kann einem das wirklich etwas bringen. Wenn sich die Fans die Musik vorher anhören können, eben via Stream, dann kaufen sie es vielleicht auch, wenn es ihnen gefällt. Man kann das als Werbung sehen. Man darf die neue Technologie nicht immer gleich verteufeln. Einfach den positiven Aspekt rausfiltern.
Fritz: Wir haben ja den Vorteil, dass unsere Einnahmen nur steigen können. (lacht)
Harald: Bis jetzt sind es ja eher Ausgaben. (alle lachen)
Das gehört schon mal erwähnt: Als junge Band hat man keine Einnahmen, sondern nur Ausgaben.
Michael: Glaubt ihr bekommt die Musik nochmal so einen Stellenwert wie früher?
Manuel: Hat sie jetzt einen anderen Stellenwert?
Michael: Naja, bei diesem Überangebot an Musik, das in der heutigen Zeit in Umlauf ist, eine durchaus berechtigte Frage.
Harald: Ich glaube es wird immer schwieriger, dass man aus der Masse herausragt. Auf der anderen Seite ist heutzutage aber auch leichter, dass man die Leute übers Internet erreicht. Früher gab es halt kein YouTube, Myspace oder Facebook. Ich glaube das hält sich die Waage. Es ist jetzt leichter mehr Leute zu erreichen, aber zugleich auch schwieriger aus der Masse herauszustechen.
Michael: Wie viel Entertainer muss ein Musiker heutzutage sein um nachhaltig aufzufallen?
Harald: Ich glaube, dass jeder Musiker bis zu einem gewissen Grad ein Entertainer ist. Weil, sobald Du Dich auf eine Bühne stellst, und dich und deine Musik präsentierst, ist das Entertainment. Ich finde es schon wichtig, dass man die Leute unterhält. Nur dort stehen und die Lieder runterspielen bringt's da sicher auch nicht. Aber halt alles in einem Rahmen, wo man auch selber damit leben kann. Ich bin zum Beispiel nicht der Typ, der sich in eine andere Rolle auf der Bühne versetzt. ich mache was mir gerade einfällt. Ich will Spaß haben und hoffe dass ich die Energie auch auf's Publikum übertragen kann.
Michael: Gibt's einen Film zu dem ihr gerne einen Song beigesteuert hättet oder eventuell sogar den kompletten Score komponiert hättet?
Manuel: Zum nächsten Tarantino-Film.
Harald: Das Selbe wollte ich auch gerade sagen. (lacht)
Er versteht es halt, Musik und Bilder gut zu verbinden. Das ist in der heutigen Filmindustrie leider etwas verloren gegangen.
Manuel: Er setzt vor allem viel Popmusik ein, im Vergleich zu anderen Filmen, die viel klassische Musik verwenden.
Ein Ruf ertönt durch den Kassaraum: KILA KAHUNA BITTE! ES IST SOWEIT, IHR MÜSST IN 5 MINUTEN AUF DIE BÜHNE!!
Michael: Was sagt ihr zu Vinyl?
Harald: Also ich stehe schon ziemlich auf Vinyl. Ich habe viel bei meinen Eltern zu Hause stehen, weil ich selber keinen Plattenspieler mehr habe. Aber ich finde es hat etwas! Schon alleine das Format ist super und auch das Cover macht mehr Sinn. Das hat auf jeden Fall eine andere Wertigkeit. Und ich glaube, es kommt wieder.
Fritz: Man muss zuerst darüberwischen, bevor man es auflegt und man muss es pflegen. Es ist nicht nur auf den Knopf drücken.
Manuel: Mittlerweile gibt's ja Bands, die mit Vinyl mehr verdienen, als wie mit CD's.
Paul: Es gibt auf Facebook auch Umfragen von Bands, die direkt wissen wollen, ob sie ihr neues Album auf Vinyl oder CD veröffentlichen sollen.
Fritz: Meine Mutter zum Beispiel hat keinen CD-Player. Wenn die unser Album jemals hören will, müssen wir eh ein Vinyl pressen. (lacht)
Michael: Gibt's noch einen Musik-Tipp, den ihr gerne loswerden möchtet?
Harald: Für mich das neue Doppel-Album von Biffy Clyro mit dem Titel "Opposites".
Paul: Würde ich auch sagen.
Michael: Vielen Dank fürs Gespräch und dass ihr vollständig angetreten seid. Euch gehört jetzt das Schlusswort, wenn ihr noch was los werden wollt.
Harald: Bitte am 12. April 2013 alle in die Stadtwerkstatt pilgern und eine coole Rock-Show sehen.
Fritz: Und für die ganz Schnellen: In der Spinnerei Traun, in ein paar Minuten. (alle lachen)
Moderation: Michael Voit; Fotografie: Michael Voit

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