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New Keepers Of The Water Towers – The Cosmic Child

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von New Keepers Of The Water Towers’ „The Cosmic Child“ (2013).
„Ein wahrer Leckerbissen mit Gänsehaut-Faktor.“
Interpret: New Keepers Of The Water Towers
Titel: The Cosmic Child
Erschienen: 2013
Das 2006 als Power-Duo gegründete Stockholmer Stoner-Doom-Kollektiv New Keepers Of The Water Towers sind ganz klar etwas für die Hippies unter uns Metal-Fans und erweisen sich auf ihrem aktuellen Album "The Cosmic Child" als wahrer Brückenbauer zwischen unzähligen Genres. Wie etwa der Opening-Track "The Great Leveller", der uns nach 20 Sekunden schon die gestreckte Faust entgegenhält und mit Moll-Akkorden in Stimmung für die kommenden Dreiviertelstunde bringt. Mit seinen 6 Minuten ist er einer der kürzen Tracks auf dem Album, das mit 12-Minuten-Epen aufwartet, und uns in psychedelische Sphären entführen wird. Also warm anziehen, es kommt einiges auf uns zu, wie schon beim ersten Song, der mit seinem gemächlichen, wie auf Wellen getragenem Rhythmus, ein wahres Bravourstück an Pupillen erweiternder Gitarrenarbeit in sich birgt.
Monster Magnet-Fans der Ära "Tab" bis "Superjudge" werden hier gar in Glücksgefühlen schwelgen und die aktuellen Releases von Dave Wyndorf & Co schleunigst entsorgen. Textlich geht es, wie auch schon bei seinen beiden Vorgängern "Chronicles" und "The Calydonian Hunt", immer wieder um den Tod und das Leben. Allerdings waren die mit ihren rüden Riff-Attacken und dem daraus resultierenden rauen Charakter, alles andere als massentauglich. Und so zeigt sich, dass die Schweden einfühlsamer geworden sind, was sich in erster Linie im Sound niederschlägt. "Visons of Death" das erste Monument auf dem Album, das interessanter nicht sein könnte, eröffnet seine Pforten. Das zarte Intro lässt nichts Böses erahnen und wiegt uns mit seinen fragilen Melodien in Sicherheit, bis NKOTWT zu einer kompletten Kehrtwendung ansetzen und losrocken, dass es wohl niemanden mehr auf den Sitzen halten wird. Der etwas stoische Gesang gleicht einer Zauberformel, die in manischen Refrains darübergebettet ist. Einmal darin gefangen, gibt es kein Entrinnen mehr. Erst nach 9 Minuten entlässt uns der Song wieder Richtung Ausgang und schließt mit ein paar faszinierend-spärlichen Klavierakkorden wieder ab.
Jetzt wird die tatsächliche Spannweite des Titels erst so richtig klar. NKOTWT lassen uns allerdings kaum Zeit zu rekapitulieren und führen mit besagten Klavierakkorden in einen Regenschauer, der bedrohlich den Folge-Track "Pyre for the Red Sage" einläutet. Kurz darauf nimmt der Titel wieder an Fahrt auf und haut uns monströse Riffs um die Ohren. Passagen, die einem durchaus von Porcupine Tree bekannt vorkommen könnten, bringen etwas Licht ins finstere Mittelalter-Flair, das der Silberling unweigerlich immer wieder ausstrahlt. Auch die späten Pink Floyd gesellen sich dazu, um kurz darauf von Metallica abgelöst zu werden und uns über Dream Theater schließlich zu Black Sabbath zu führen.
Das Quartett lässt wirklich nichts aus, und so ist "The Cosmic Child" ein wahres Schatzkästchen an Altem, Gutem und Bewährtem. Mittlerweile zerreisen ausufernde Feedback-Gewitter jegliche Hoffnung auf ein baldiges harmonisches Ende. Und doch ist es greifbar, in Form von "Cosmosis" - das sich noch einmal bei Pink Floyd bedient. Dennoch erscheint es mit seinen läppischen 3 Minuten eher lästig, obwohl es eigentlich nur das Album vorantreibt und als weitere Brücke zum nächsten Koloss "Lapse" dient, der wuchtig wie eine Dampfwalze, gemächlich auf uns zurollt. Zunehmend kristallisiert sich ein wahres Progressiv-Juwel aller erster Güte heraus und vom einstigen Stoner-Doom ist kaum noch etwas zu spüren. Aus meiner Sicht ist das ein großer Schritt nach vorne. Auf der Hut vor einem weiteren musikalischen Überrumplungsversuch, schwappt ein vertrauter Klangteppiche nach dem anderen auf mich ein. Doch dann wagen NKOTWT ihren letzten beherzten Angriff und es wird noch mal so richtig Dampf abgelassen, versehen mit einem exorbitanten Gitarrensolo, über das man sicher noch lange sprechen wird.
Ein Manifest von einem Album, relativ abwechslungsreich gehalten sowie immer wiederkehrende Genre-Sprünge lassen kaum Langeweile aufkommen, bis endlich die einladenden Klänge des Titelsong ertönen. Ein wahrlich schwelgerisches Ende. Es beschleicht einen das Gefühl, man hätte einen Film gesehen oder gar ein Buch gelesen, so gigantisch ist die Reise, auf die uns NKOTWT auf "The Cosmic Child" mitnehmen. Das durchaus gelungene Artwork lässt bei genauerer Betrachtung eigentlich schon darauf schließen. Und nebenbei sei noch angemerkt: Trotz des etwas sperrigen Bandnamens ist das Logo gut gelungen und obendrein sogar noch ziemlich prägnant.
Fazit: Sicher nichts für jedermanns Geschmack, aber Anhänger von Monster Magnet, Spiritual Beggars, Orange Goblin, aber auch Porcupine Tree bis hin zu Pink Floyd werden an den New Keepers Of The Water Towers ihre wahre Freude haben. Auch wenn der Longplayer auf Dauer dann vielleicht doch ein bisschen aufs Gemüt drückt. Es wird viel ausgeliehen, verwiesen und auch ein wenig abgekupfert, aber in Summe bleibt ein kunterbuntes und doch recht eigenständiges Album. Wer weiß worauf er sich einlässt, findet in "The Cosmic Child" einen wahren Leckerbissen mit Gänsehaut-Faktor, auch ohne illegales Räucherwerk. Schön, dass so etwas heutzutage noch gemacht wird.
Anspieltipps: Visions of Death, Pyre for the Red Sage, Lapse
 
Score:
85% Hervorragend!

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