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Rusty Pacemaker – Blackness and White Light

Kritik von: Arne Luaith
Album-Cover von Rusty Pacemakers „Blackness and White Light“ (2010).
„Kurios und außergewöhnlich.“
Interpret: Rusty Pacemaker
Titel: Blackness and White Light
Erschienen: 2010
Manche Alben sind einfach gut, manche schlecht. Und bei manchen, ganz wenigen Alben, fällt es selbst dem aufmerksamen Hörer auch nach zahlreichen Durchläufen noch schwer, ein Urteil zu fällen. Sowohl im Positiven wie auch im Negativen. Rusty Pacemakers „Blackness and White Light“ fällt in diese dünn besiedelte Kategorie und beschert – das sei schon zu Beginn verraten – ein düster-melancholisches Hörerlebnis auf einer Wellenlänge, die den meisten Menschen in dieser Form noch nicht begegnet sein dürfte.
Zunächst sei hervorzuheben, dass Autodidakt Rusty das Album „Blackness and White Light“ in nahezu vollständiger Eigenregie produzierte. Er komponierte die Songs selbst, schrieb die Lyrics und spielte auf dem Sampler fast sämtliche Instrumente – E-Gitarre, Akustikgitarre, Bass und Keyboards – selbst ein. Lediglich für die Drums holte er sich Unterstützung von Schlagzeuger Franz Löchinger ins Boot. Selbst das Label, Solanum Records, wurde von ihm eigens für dieses Album ins Leben gerufen. Hier kommt der Audiast also in den Genuss einer dieser ganz wenigen Scheiben, die von Plattenindustrie und kommerziellen Vorgaben „von Oben“ völlig unberührt geblieben sind. Aber ist das nun ein Qualitätsgarant?
„Blackness and White Light“ ist das Ergebnis einer jahrelangen Independent-Produktion. Ebenso wie in der Entstehungsgeschichte des Albums erweist sich Pacemaker auch als von musikalischen Trends relativ unbeeindruckt und zeigt sich als selbstbewusster Vagabund zwischen den Stilgrenzen. Das Album vereint doomige Elemente mit weitläufigen ambienten Passagen, elaborierten Gitarrensoli und drückenden Stoner Rock-Einflüssen. Die Grundstimmung ist düster, das Thema des Albums deprimierend und niederschmetternd. Rustys bedrückend-monotoner Sprechgesang entfaltet im Zusammenspiel mit den partiell eingestreuten, getragenen weiblichen Contravocals einen verstörenden, psychedelischen Klangwald. Eine generische Genrebezeichnung ginge vielleicht in Richtung „Broken Metal“: Ein Sammelsurium an erdrückenden Stilbausteinen, welche den Hörer in die kalte Welt eines gebrochenen Mannes und seiner geborstenen Hoffnungen tragen. Pacemaker thematisiert die verstörenden Momente des Lebens auf eine einzigartig direkte, persönliche und gnadenlose Art und Weise. Aufbauende Passagen sind hier genauso flüchtig wie Stücke oberhalb des Mid-Tempo-Bereiches. Abwechslung ist dabei definitiv keine Stärke von „Blackness and White Light“. Zugute halten muss man dem Album aber, dass gerade diese plakative Eintönigkeit die von Pacemaker wohl intendierte Triste in den Vordergrund hebt. Dieses Album trägt keinen Gesang nach außen, der von Instrumenten begleitet wird, und genau so wenig präsentiert er von Gesang ausgekleidete, melodische Hooklines. Stattdessen schafft Pacemaker ein tonales Emotionsgewitter, das den zartgesottenen Hörer gnadenlos auf den Grund der Realität zurückzerrt und jeden noch so kleinen Lichtschein am Ende des Tunnels im Keim erstickt.
Das Arrangement kommt mit treibenden E-Gitarren und etwas blechernen Drums relativ „nackt“ daher. Freunde des klassischen Heavy Metals der 80er Jahre werden sich in dieser Hinsicht schnell heimisch fühlen, wer jedoch sonst eher in den moderneren Genregefilden unterwegs ist, dem mag die ganze Geschichte streckenweise etwas unterproduziert erscheinen. Dies mag einerseits dem „Self-Made“-Aspekt des gesamten Albums zugerechnet werden, andererseits untermalt es wiederum die einzigartig sinistere Grundstimmung, die Pacemaker in der immerhin vollen Stunde Musik konsequent aufbaut. Eine ausgebildete Gesangsstimme besitzt er dabei nicht, das merkt man seinen immerzu in Sprechgesang geflüchteten Textpassagen sehr deutlich an. Wer auf kunstvollen Gesang hofft, der wird enttäuscht; stattdessen sind die ohnehin recht rar gesäten Vocals hier eher Mittel zum Zweck.

Fazit:

Wie ist dieses Album nun zu bewerten? Erst einmal seien die besonderen Umstände der Produktion noch einmal lobend erwähnt. Es sollte definitiv mehr Künstler wie Rusty Pacemaker geben, die ihre Visionen auf einer insgesamt doch sehr professionellen Ebene so weit in die Welt hinaus tragen! Andererseits krankt das Album ganz eklatant an Abwechslung und zeigt gerade durch die Independent-Produktion Pacemakers seine Stärken und leider auch Schwächen auf sehr direkte Weise. Die Produktion kommt etwas ausdrucksschwach daher und der relativ amelodische, streckenweise nahezu Gregorianisch anmutende Sprechgesang verspielt durch seine Monotonität viel der durch ihn aufgebauten Stimmung. Die meisten Lieder klingen recht ähnlich und bieten wenige einprägsame Stellen.
Dennoch macht das Album das, was es tut, ziemlich gut und versprüht an jeder Ecke und Kante auf in dieser Form einzigartige Weise das Herzblut des Künstlers! Pacemaker legt eine sehr persönliche, berührende Emotionalität an den Tag und schafft ein Album, dass in seiner Bedrücktheit seinesgleichen sucht. Ein einzigartiges Hörerlebnis für traurige, verstörte oder einsame Zeiten. Ein Exot im Dschungel der Genres und Plattproduktionen, dabei voller Ecken und Kanten … und genau deshalb ungemein interessant! Ein Hören lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn die Gesamtbewertung auf Grund der genannten Kritikpunkte nicht besser ausfallen kann. Wer diese Art der Musik schon vorher nicht mochte, der wird sie durch Rusty kaum lieben lernen. Ansonsten bietet sich hier ein gewöhnungsbedürftiges, sehr spezielles, dabei aber durchaus interessantes Hörerlebnis der „besonderen Art“!
 
Score:
63% Annehmbar …

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