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Interview: JFT-Trio

vom 18. Mai 2013 bei Gallneukirchen
Manchmal, wenn man seine Fühler abseits des Mainstreams ausstreckt, bekommt man die Gelegenheit bei der Geburt eines Newcomers dabei zu sein, und den Aufstieg, sofern vorhanden, live mitzuerleben. Bei der österreichischen Pop/Funk-Band JFT-Trio, deren Bandnamen sich aus den Initialen der drei Musiker zusammensetzt, hatte ich dieses Glück. Seit ihrem Erscheinen auf der Bildfläche, und dem doch recht steilen Aufstieg in den letzten Wochen und Monaten, ist nicht einmal ein Jahr vergangen. Ein Jahr in dem erstaunlich viel passierte: Wie etwa die Veröffentlichung ihrer ersten EP Where You are oder der Eintritt in die Finalrunde des "lautstark-Bandcontests" - bei dem sie dann letztendlich den dritten Platz belegten (Das Interview fand allerdings noch vor der Endausscheidung statt. Anm. d. R.).
Und nun folgte ein weiteres Highlight, in Form eines Support-Auftrags für die deutsche Pop-Rock-Band "Silbermond". Hunderte Zuschauer ließen sich diese Gelegenheit - beim Konzert in Wien - nicht entgehen und so werden die drei Jungs wohl einen enormen Fan-Zuwachs zu verzeichnen haben. Und selbst Musiker bekennen sich als Fans der Truppe, wie etwa Andrew Edge, der ehemalige Gitarrist und Sänger der Pop-Band YOYO, die Anfang der Neunziger sogar recht gutes Airplay auf den österreichischen Radiosendern hatten. Alles wirklich triftige Gründe, das sympathische Dreiergespann für ein erstes Interview zu gewinnen. Auf dem Weg zu ihrem Proberaum, dessen Standort nicht genauer verraten wird - sonst rennen ihnen die Fans vermutlich noch die Türen ein - nur so viel sei erwähnt: Ich kann mir keine bessere Umgebung zum relaxten Abgrooven vorstellen, als in Mitten der ländlichen Idylle von Oberösterreich.
Das gemütliche Proben zwischen Wälder, Wiesen, Landluft und Vogelgezwitscher trägt mit Sicherheit das Seine zur entspannten Mucke bei. Gut gelaunt, mit der Sonne im Rücken und der wunderbaren Aussicht vor Augen, versuchen die Jungs ihre Gründung zu rekapitulieren, ihren doch sehr ungewöhnlichen Stil in Worte zu fassen, sprechen Fan-Erwartungen laut aus und machen auch sonst aus nichts ein Geheimnis. Wer dieser noch taufrischen Band ein wenig näher kommen möchte, hat im folgenden Interview die Möglichkeit, mit dem JFT-Trio auf Tuchfühlung zu gehen.
Viel Spaß beim Lesen!

Übersicht:

Where You Are EP
Lautstark-Music Contest
Live Shows
Internet-Piraterie
Rund um die Band

Interview:

Michael: Hallo Jungs, vielen Dank dass ihr Euch Zeit nehmt für unser Interview! Stellt ihr Euch bitte kurz unseren Lesern vor?
Johannes Traxler: Ich bin der Johannes, spiele Gitarre und singe beim JFT-Trio.
Tadej Supukovic: Ich bin der Tadej und spiele Bass.
Florian Aufreiter: Ich bin der Florian und spiele Schlagzeug.

"Where You Are" EP

Michael: Seit kurzem ist eure EP mit dem Titel Where you are draußen. Wie würdet ihr Euren Stil beschreiben?
Johannes: Prinzipiell ist es Pop, mit verschiedenen Einflüssen aus anderen Stilistiken, wie Jazz, Funk und Blues. Darum haben wir es letztendlich auch als "Crossover" betitelt. Aber Du hast es in Deinem Review zu unserer EP eigentlich eh ganz gut beschrieben.
Michael: Ja schon, aber ich habe mir gedacht es gibt da vielleicht einen Fachausdruck dafür, den ich nicht kenne. Es ist nämlich wirklich schwierig da eine Schublade zu finden, was eigentlich eh ein recht kluger Schachzug ist.
Johannes: Ich finde, dass es bei vielen Bands generell schwierig ist, denen ein Genre zuzuordnen. "Pop" ist ja doch ein sehr dehnbarer Begriff. Pop ist alles von Madonna bis John Mayer. Das ist ja doch ein sehr breites Spektrum. Wenn man nur "Pop" sagt, dann ist das für die meisten direkt ein Schimpfwort oder eine Abwertung, vor allem unter Musikern. Das hat dann immer so einen negativen Beigeschmack. Weil es in der heutigen Zeit halt auch schon so viel Plastik-Pop gibt.
Michael: Was reizt Euch an der Musik bzw. was war der Auslöser für die Bandgründung?
Johannes: Also die Bandgründung war schon immer mein oberstes Ziel, dass man das umsetzen kann, was man lernt, und gemeinsam sinnvoll ausarbeitet. Beim Musikmachen geht's ja nicht nur darum, dass man selber etwas macht, sondern um die Interaktion und dass man gemeinsam etwas schafft.
Michael: Was wären dann Eure persönlichen musikalischen Einflüsse?
Florian: Das ist bei allen unterschiedlich.
Johannes: Prinzipiell hören wir alle gern etwas, das ordentlich groovt und in der Richtung ein wenig mehr in die Tiefe geht.
Tadej: Hip Hop, Funk, Blues, John Mayer.
Florian: Ein bisschen Rock.
Johannes: Genau, unsere Wurzeln können wir natürlich nicht leugnen. Der Tadej und ich sind draufgekommen, dass wir beide früher die gleichen Bands gehört haben.
Tadej: Nirvana, Linkin Park und so.
Michael: Nochmal zurück zur EP. Da gibt's doch sicher einiges drüber zu erzählen?
Johannes: Wir haben die EP eigentlich relativ eigenständig produziert. Ein Freund hat uns geholfen, der macht das mittlerweile beruflich. Der hatte halt auch noch nicht so die Erfahrung als Tontechniker, da er noch relativ jung ist. Wir haben das gemeinsam in seinem Proberaum aufgenommen.
Florian: Und das ist halt seine große Leidenschaft. Der ist immer am Herumtüfteln. Und bei dem im Proberaum haben wir das aufgenommen.
Johannes: Genau. Wir haben in drei Tagen gemeinsam die Basic-Tracks dort aufgenommen. Dabei haben wir auch unsere Videos gedreht. Und anschließend haben wir noch ein paar Overdubs gemacht. Das hat sich leider etwas hingezogen.
Michael: Der Sound ist astrein, auch mit Kopfhörern.
Johannes: Viel haben wir nicht verändert. Es hängt halt auch viel damit zusammen, wie viel man sich selber mit dem Sound beschäftigt und wie gut die Arrangements der Songs sind. Wenn das jetzt nicht so stimmig ist, kann sich das natürlich auf den Sound auswirken.
Florian: Und natürlich wie gut die Mikros sind, und wie gut alles eingerichtet ist.
Johannes: Das hört man vor allem live, finde ich. Da hört man schon den Unterschied zwischen unerfahrenen Bands und Profis!
Michael: Wie sind die Kritiken bis jetzt so ausgefallen?
Johannes: Ganz gut eigentlich. Die meisten haben halt kritisiert, dass es teilweise ein wenig zu kitschig sei, aber ansonsten hat es kein negatives Feedback gegeben, die waren alle durch die Bank sehr positiv.
Michael: Womit könnt ihr mehr anfangen: Kritik oder Lob? Was ist hilfreicher?
Johannes: Wir sind schon froh, wenn wir eine konstruktive Kritik bekommen. Ich bin immer sehr dankbar, wenn jemandem auffällt, was man besser machen könnte und mir das dann sagt. Dann schaut man halt, ob man selber auch der Meinung ist, und ob man das noch anpassen kann.
Tadej: Lob tut natürlich auch gut, aber bringt einem nicht viel.
Johannes: Aber es ist für die Motivation wichtig.
Michael: Was glaubt ihr, ist es planbar mit einer Band erfolgreich zu sein?
Johannes: "Erfolgreich" hängt natürlich auch ein wenig damit zusammen, wie man es vermarktet. Aber längerfristig erfolgreich können, meiner Meinung nach, nur Sachen sein, die authentisch sind. Man sieht es bei vielen "Eintagsfliegen", die gerade von einer Casting Show raus kommen, die dann für eine bestimmte Zeit total gepusht werden, und dann aber wieder in der Versenkung verschwinden.
Tadej: Vor allem auf längere Sicht, wenn du nicht selber Songs schreibst und viel daran arbeitest ...
Florian: Da ist ja oft so, denen werden die Songs geschrieben, und sind daher nicht so in dem Musiker-Alltag drinnen.
Johannes: Das ist gerade in der Popmusik so. Allerdings geht's da vielen nicht mehr um die Musik, sondern ums Styling und den Look, also quasi um eine Marke.

lautstark!-Musikcontest

Michael: Und ihr seid auch beim "lautstark! Musikcontest" mit dabei. Wie kam's dazu?
Johannes: Das war eigentlich ganz simpel, wir haben uns da online angemeldet.
Michael: Aber mittlerweile seid ihr ja schon in der Semifinal-Runde, wenn ich das richtig verstanden habe...?
Johannes: Es war so, dass es eine relativ namhafte Jury gegeben hat, unter anderem Parov Stellar oder Gregorij von Russkaja, und die haben zehn Bands von allen Einsendungen ausgesucht. Und das sind eben die zehn Bands, die jetzt dabei sind. Und jetzt gibt es dieses beschissene Online-Voting, wo man 30 Tage lang, jede Stunde voten kann und die Band die am meisten am Computer sitzt, darf mit den vier Darunterplatzierten beim Finale spielen.
Michael: Aber man weiß da jetzt noch nichts Genaueres, wie zum Beispiel der Zwischenstand beim Online-Voting ist?
Johannes: Nein, da gibt's leider keine Statistik. Aber da man pro IP-Adresse stündlich voten kann, sagt meiner Meinung nach, das Ergebnis gar nichts aus.
Tadej: Und mit jedem Internet Explorer kann man nochmal voten.
Johannes: Wenn man sich den Wecker stellt, könnte man sogar die Nacht durch voten und auch sämtliche Freunde nerven.
Tadej: Meiner Meinung nach könnte man das Ding auch hacken. (lacht)
Es gibt ja auch Programme, mit denen man die IP-Adresse ändern kann. Möglichkeiten zum Schummeln gibt's genug. Drum ist das Ergebnis im Grunde auch nichtssagend.
Johannes: Nur, dann macht der Contest ja keinen Sinn, bzw. zielt an dem eigentlich Sinn vorbei.
Michael: Wie das Online-Voting eigentlich auch....
Florian: Am Anfang war das schon cool, dass es da wirklich eine Jury gab.
Johannes: Aber was man auch sagen, was bei diesem Contest positiv zu erwähnen ist: Es gab da so einen Presse-Brunch von den OÖ Nachrichten, dem Life Radio und dem Posthof-Chef, und die haben jede Menge Videos und Interviews gemacht. Und das ist jetzt gerade in den Medien sehr präsent. Und in den OÖ Nachrichten wird zur Zeit, auf einer ganzen Seite, jeweils ein Teilnehmer vorgestellt. Und auf Life Radio wurden die Songs gespielt. Und natürlich gibt es bei denen auf der Homepage und auf den Facebook-Seiten auch einige Beiträge darüber. Und durch diesen ganzen Votingaufruf, den jeder von diesen zehn Bands betreibt, sehen halt extrem viele Leute den Namen. Und vielleicht hören sogar einige in die Nummern rein. Auch wenn wir nicht unter den Top fünf sind, ist das eine extrem gute Werbung. Also grundsätzlich und auf lange Sicht, hat es sich auf jeden Fall gelohnt.
Michael: Wie schätzt ihr vom Gefühl her eure Chancen ein?
Johannes: Also ich rechne nicht wirklich mit einem Sieg.
Florian: Vielleicht gibt's ein paar Bands die nicht gerne voten, dann haben wir Glück!
Johannes: Das kann man echt schwer einschätzen, vor allem bei dem Voting, wo man stündlich seine Stimme abgeben kann.
Das Video zum Song "Not For Me":

Live Shows

Michael: Ich hab gesehen, ihr habt in den nächsten Wochen ziemliche viele Gigs, wie ist denn das, wenn man bei einem Konzert mal krank ist?
Johannes: Weiß ich gar nicht, ich war noch nie krank bei einem Gig.
Tadej: Ich hab mal einen Gig nach einer OP gespielt, das war nicht so lustig.
Johannes: An das hab ich noch gar nie gedacht. das ist mit Sicherheit ziemlich scheiße, wenn du bei einem Konzert krank bist. Aber wenn's wirklich ein wichtiger Gig ist .... keine Ahnung was man da macht? Entweder hat man einen Substituten, was bei uns aber (noch) nicht der Fall ist, und in der Besetzung eigentlich gar nicht geht. Das hat sich mit der Zeit eingespielt, da kann man nicht für einen Gig schnell einen anderen Bassisten nehmen. Oder einen neuen Sänger... (lacht)
Michael: Gibt's Wunschkandidaten, mit denen ihr gerne auf der Bühne stehen wollt? Ich meine zusammen, nicht als Support?
Johannes: Also mit dem Jamie Cullum sofort! Der ist live der absolute Hammer und ein richtig talentierter Mensch. Oder Gavin DeGraw.
Florian: John Mayer!
Tadej: Eric Clapton.
Johannes: Die Christina Stürmer wäre mal richtig lustig, da kenn' ich die Band.
Florian: Vielleicht sollten wir mal hinschreiben!?
Mittlerweile bekamen die Jungs den Support-Auftrag von der deutsche Pop-Rock-Band 'Silbermond', für ihr Konzert in Wien am 17.5.2013.
Michael: Ich habe gelesen, dass ihr auf der Bühne gerne improvisiert, was kann man sich darunter vorstellen?
Johannes: Es sind jetzt keine freien Improvisationen, sondern es sind Improvisations-Parts, wo von uns soliert wird. Es sind auch nicht alle Arrangements so fix, dass wir sie immer gleich spielen. Manche Fills sind dann einfach variabel. Auch von den Gesangs-Melodien, die sind nicht immer gleich. Da gibt's dann verschiedene Ausdehnungen oder Variationen.
Florian: Je nach Stimmung halt.
Michael: Das heißt, ihr spielt die Songs nicht stur so wie auf der CD?
Tadej: Genau, die werden immer ein bisschen anders gespielt. Der Song selber bleibt dabei aber schon gleich.
Johannes: Und auch was die Setlist angeht: Wir sind da sehr bemüht, dass wir da gute Übergänge machen. Oft hängen wir Songs auch einfach zusammen und machen kurze Interluds dazwischen. Bei der Release-Party haben wir zum Beispiel ein vierminütiges Schlagzeug-Feature gemacht. Wir überlegen uns das ganz gerne, wie man das interessanter gestalten könnte und nicht einfach die CD 1:1 spielt. Das ist schon wichtig. Und je besser man eingespielt ist, umso besser funktioniert das natürlich.
Michael: Habt ihr einen favorisierter JFT-Song auf der Bühne?
Johannes: Also bei mir ist es so, dass ich die neuen Songs, die noch nicht auf der EP sind, unheimlich gerne spiele. Was ja gut ist, weil man merkt, dass die Entwicklung ....
Tadej: … ein wenig reifer wird. Es wird auch durchdachter, aber subtil durchdacht. Das wird gar nicht so oberflächlich präsentiert ...
Johannes: Das ist generell das Konzept. Die Idee ist, dass wir anspruchsvolle Sachen so simpel wie möglich verpacken. Und auch auf den Ausdruck schaut, also wie man das spielen kann.
Michael: Spielt ihr auch Cover-Versionen?
Tadej: Am Anfang haben wir das gemacht.
Johannes: Genau, aber ganz einfach aus dem Grund, weil wir dann ein längeres Programm hatten.
Florian: Mittlerweile haben wir aber genug Material. (lacht)
Johannes: Man versucht halt, wenn man schon eigene Musik macht, dass man die dann auch spielt. Auch wenn uns das bewusst ist, dass das gut ankommt, wenn wir ein Cover dazwischen spielen.
Michael: Und wen oder was covert ihr so?
Johannes: Wir haben einige John Mayer-Songs gecovert, Stücke von Gavin DeGraw und David Ryan Harris. Der spielt in der John Mayer Band und ist der zweite Gitarrist. Und der hat auch Solo-Projekte. Ja, eigentlich haben wir eh nur von den Dreien Nummern gecovert. Was uns vielleicht von klassischen Cover-Bands unterscheidet, ist, dass wir uns keine Songs gesucht haben, die jeder kennt, sondern die genommen haben, die uns persönlich gut gefallen.
Florian: Jetzt hat die natürlich niemand erkannt und alle haben sie für Eigenkompositionen gehalten. (lacht)
Johannes: Wir haben ehrlicherweise schon zugegeben, dass es Cover-Songs sind, aber im Prinzip haben sie so die Funktion von eigenen Songs erfüllt. Und wir haben's ja eigentlich deshalb gemacht, dass wir erstens, was dabei lernen und zweitens, dass wir das Programm ein wenig expandieren können.
Michael: Was glaubt ihr, wie viel Entertainer muss man heutzutage sein, dass man auf der Bühne nachhaltig auffällt?
Johannes: Naja, das ist schon wichtig.
Tadej: Kommt auch auf die Musik drauf an...
Florian: Es gibt Leute, die sind nicht so die Entertainer, aber trotzdem so charismatisch, dass sie das nicht brauchen. Bei uns würd's vermutlich auch nicht so zur Mucke passen, wenn der Johannes den Kasper auf der Bühne gibt. Wir haben heute eh schon darüber gesprochen, aber es ist natürlich auch schwer, der Johannes muss Gitarre spielen und beim Mikro stehen, viel Raum bleibt da nicht. Das muss halt irgendwie anders auch gehen.
Tadej: Ich glaube, das kommt mit der Zeit.
Johannes: Aber das ist uns schon bewusst, dass wir da noch viel machen müssen in der Richtung. Allerdings glaube ich schon, dass man das nicht bei der Probe planen kann, sondern sich das mit der Zeit entwickeln muss, je mehr man spielt. Und darum sind wir auch sehr bemüht, dass wir viel live spielen.
Michael: Habt ihr bestimmte Erwartungen an Euer Publikum?
Florian: Mindestens drei BH's pro Gig auf der Bühne. (lacht)
Tadej: Mindestens eine Person muss einen Song singen können.
Johannes: Ja genau, das freut uns extrem, wenn jemand einen Song mitsingt. Am coolsten ist es, wenn sie uns überhaupt zum ersten Mal sehen und dann gleich einen Refrain mitsingen. Das ist nämlich schon gelegentlich passiert und ein richtig gutes Gefühl. Und wenn die Leute zuhören. Das war bei der Release-Party ziemlich komisch: Sitzt eine Zuhörerin auf der Bühne, aber mit dem Rücken zu uns und schaut total gelangweilt drein. Da steht man dann auf der Bühne und fragt sich: "Für wen mache ich das überhaupt?" Es freut uns schon, wenn im Publikum ein wenig was passiert.
Tadej: Was ich beim Publikum wichtig finde, ist dass sie zwar einerseits zuhören, aber auch andererseits aktiv im Geschehen drinnen sind. Wir kennen auch Gigs, wo die Leute ganz hinten sitzen und 50 Meter leerer Raum sind zwischen uns und dem Publikum. Das ist schon beides sehr wichtig. Das ist doch irgendwie ein Widerspruch, wenn Dir eine Musik irrsinnig gut gefällt, du dich dazu aber nicht bewegst. Wenn ich mir zum Beispiel Tower of Power anhöre, da könnte ich nicht ruhig stehen.
Michael: Wobei es ja doch komisch ist, das manche Konzerte mittlerweile schon bestuhlt sind. Zum Beispiel bei Eric Clapton, wenn ihr das Album "24 Night" kennt, das an 24 Abenden in der Roayal Albert Hall aufgenommen wurde, da waren alle Konzerte bestuhlt. Das ist ja beinahe ein Sakrileg. Bei einem klassischen Konzert ist das was anderes.
Tadej: Oder beim Jazz!
Florian: Solange kann man nicht stehen. (lacht)
Johannes: Jazz oder Klassik ist halt eine Musik, wo es wirklich nur ums Zuhören geht. Es ist auch schwierig sich zu einem 7/8-Takt zu bewegen, wenn du nicht gerade einen epileptischen Anfall hast. (lacht)
Michael: Was war das letzte Konzert auf dem ihr ward?
Johannes: Der Florian und ich waren zuletzt bei Julian Le Play im Posthof, und hat uns beiden irrsinnig gut gefallen. Was die in ihren jungen Jahren schon auf die Beine gestellt haben, ist schon beeindruckend. Die sind nämlich etwa im selben Alter wie wir.
Florian: Das wurde vom Gitarristen, dem Drummer und dem Background-Sänger produziert und haben auch ein eigenes Label. Da sieht man, wenn man es selber macht, dass man es sogar in Österreich schaffen kann. Anstatt dass man zu einem Label geht und lässt sich dann verbiegen.
Johannes: Die sind ziemlich cool, weil das ist eigentlich die Ex-'Tyler'-Band, wenn Du die noch kennst? Die hatten auch viel zu wenig Anerkennung in Österreich. Die haben sogar schon den Joe Cocker supporten dürfen. Und genau die Band ist das und da merkt man halt, dass die eingespielt sind.
Florian: Da ist der Schlagzeuger vom Hubert von Goisern dabei, der Alex Pohn. Die haben sich echt gefunden.
Tadej: Das letzte Konzert war bei mir ein Konzert vom Johannes mit Ladyshare. (lacht) Und das letzte große Konzert war Marcus Miller und Tower of Power.

Internet-Piraterie

Michael: Wie steht ihr zu dem Thema Internet-Piraterie? Illegaler Download von Musik und Filmen.
Florian: Gibt's von uns noch nicht! (lacht)
Michael: Ja das ist schon klar, aber was haltet ihr generell davon? Als Musiker steht man da ja immer ein wenig zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite ist es super, wenn sich wer deine Sachen runterlädt wenn man nicht so bekannt ist, weil der Bekanntheitsgrad durch die Breitenwirkung steigt. Auf der anderen Seite ist es eine Rechtsverletzung, vom Geld rede ich da noch gar nicht.
Tadej: Eigentlich ist es dann Diebstahl.
Johannes: Das ist so ein Pro- und Contra-Ding: einerseits ist es zwar gut, dass die Leute deine Musik hören und sich das durch die sozialen Netzwerke herumspricht. Mit unserer Videoserie auf Facebook und YouTube haben wir wirklich so ziemlich jeden Menschen erreicht, den wir kennen.
Florian: Ich finde es geil, wenn man's so mit Videos macht und die frei zugänglich macht. Quasi wie eine Visitenkarte als Werbung. Und wenn man mehr will, soll man dann eben die EP kaufen.
Johannes: Aber die heutige Generation denkt da anders und man kann es auch nicht erwarten, dass sich alle den Song auf iTunes kaufen. Ich versuche das, wenn mir was extrem gut gefällt, es mir schon zu kaufen, aber halt auch nicht immer. Aber wenn ich in Sachen nur kurz reinhören will, mache ich das auf Spotify. Meiner Meinung nach ist heutzutage live Spielen das Wichtigste.
Florian: Man muss sich einfach überlegen, will ich jemand unterstützen, oder nicht. Vor allem wenn es sich um Bands handelt, die man kennt oder noch relativ jung sind. Das finde ich gescheiter, als ob ich mir von einem Mega-Star die CD kaufe. Die haben's eh nicht so nötig. Wenn ich mir von jedem immer alle Alben kaufen würde, dann hätte ich bald keine Kohle mehr. Das Angebot ist mittlerweile einfach zu groß. Und eine CD ist ja heutzutage eigentlich nur mehr eine Visitenkarte.
Michael: Kann es sein, dass die Musikindustrie sich noch nicht auf die neue Art Musik zu konsumieren umgestellt hat? Was glaubt ihr?
Florian: Scheint so als hätten sie das ein wenig verschlafen.
Johannes: Mit Filmen ist es ja grundsätzlich nichts anderes.
Florian: Aber die Qualität ist dann nicht so toll. Aber auf Spotify kann man sich Musik in richtig geiler Qualität anhören.
Tadej: Bei Spotify bekommen aber die Künstler aber schon Kohle. Wenn auch nicht viel.
Johannes: Ich weiß nicht ob die Frage noch kommt, aber weil wir es gerade angesprochen haben, es ist auch sehr wichtig, wenn man ich mit dem Musikbusiness beschäftigt. Damit man weiß, wie man alles selber machen kann, bzw. was diese Agenturen genau machen, dass man sich nicht abzocken lässt. Wenn man längerfristig mit eigener Musik überleben will, ist es einfach gut, wenn man da ein wenig Ahnung von hat. Und man hat auch einen besseren Überblick, wie viel Geld hereinkommt, und wo das dann hingeht.
Tadej: Andererseits ist das irrsinnig zeitaufwendig.
Michael: Wenn ihr eine Sache im Musikbusiness ändern könntet, was wäre das?
Tadej: Mehr Förderungen für Pop- und Jazz-Musiker.
Johannes: Das ist ziemlich heftig, wir waren neulich bei einem Vortrag auf der Uni, da ging's um Management und so Sachen, und dort hieß es, dass 90 % aller Förderungen in Österreich an die Klassik gehen. Und die restlichen 10 % sind für alle anderen Musikrichtungen.
Florian: Und da geht wieder das meiste in den Schlager. (lacht)
Tadej: Genau, und da sind wir dann bei 2 %. Und man sieht's auch in den österreichischen Musikschulen, anhand von dem was man stilistisch lernt. Man lernt ja fast nur Klassik. Zumindest ist das meine Erfahrung.
Florian: Und dann gibt's noch diese Blasmusik. Diese ganzen Musikvereine haben ja da auch die Hand drauf. Die sind da voll dahinter, obwohl die Jungen eh dann wieder aufhören und selbst Bands gründen und in eine modernere Musik eintauchen wollen. Aber das wird halt einfach nicht angeboten, weil die Alten eben die Hand drauf haben.
Johannes: Das ist eigentlich ein sehr konservatives System. Ich bin schon für eine gleichmäßigere Verteilung.
Florian: Zumindest in Österreich. In Deutschland ist es eh schon wieder anders. Dafür gibt's da fast keine Musikschulwerke. Aber es passiert halt einfach viel mehr in der Pop-Musik. Bei uns in Österreich haben sie das irgendwie verschlafen. Da gibt's Schlager, und das war's. Der Rest wird fast nicht gefördert.
Tadej: Das ist halt auch unsere Mentalität, das niemand etwas ändern will. Da geht's nur ums Geld. Dabei gibt es echt gute Bands bei uns, wenn man die nur fördern würde…
Michael: Typisch österreichisch!?
Tadej: Ich wollt's nicht sagen… (lacht)

Rund um die Band

Michael: In der Linzer Musikszene tut sich ja zur Zeit ordentlich was, und außerdem gibt's ja den "Mob" der die Linzer Bands unterstützt, die Vereinigung der besten Linzer Bands. Seid ihr da dabei?
Johannes: Ja klar. Unser Gig am 25.5. in der Stadtwerkstatt ist ja eine Mob-Veranstaltung. Wir haben uns da schriftlich beworben und zwei Monate später haben sie zurückgeschrieben, ob wir am 25.5. in der Stadtwerkstatt spielen wollen. Ich finde das sehr cool, dass es das gibt.
Michael: Absolut, die stellen da ordentlich was auf die Beine und sind sehr engagiert. Das letzte Konzert war ja im Posthof.
Johannes: Genau, da haben wir mit Ladyshare gespielt.
Tadej: Da waren doch auch Püssy Tyrant? Mit denen hattet ihr eh ein Interview, oder? Die muss ich eh unbedingt wieder mal live hören. Das ist ein ziemlich cooler Poser-Glam-Rock.
Michael: Welcher Song der Musikgeschichte würde Euch am Besten beschreiben?
Tadej: Poah … Jetzt muss ich erst mal meine Datenbank durchsuchen. (lacht)
Johannes: "Wait and Bleed" von Slipknot. (lacht)
Aber im Ernst, ich glaube das wäre vermutlich ein John Mayer-Song mit einem coolen Groove.
Michael: Wie steht ihr zu Vinyl? Das erlebt ja in letzter Zeit so eine Art Comeback.
Florian: Also ich finde es vom Sound schon ziemlich geil. Und es hat auch noch einen besonderen Charme. Das Problem ist, das die meisten aus unserer Generation keinen Plattenspieler haben.
Tadej: Ist aber auch ein teurer Spaß.
Florian: Und in den Computer kann man sie auch nicht reinstecken. (lacht)
Johannes: Das Problem ist, dass CD's schon so schlecht verkauft werden …
Florian: …und da ist Vinyl noch mal ein Schuss nach Hinten. Von der finanziellen Seite gesehen, wenn man es als Band veröffentlicht. Als Hörer finde ich es schon extrem cool. Wenn ich einen Plattenspieler habe und es gibt eine Band, die mir unheimlich gefällt, würde ich es mir sicher auf Vinyl kaufen.
Michael: Weil Du sagt, dass man es nicht in den Computer reinstecken kann: Plattenhören ist ja eigentlich ein Ritual.
Florian: Aber das ist halt wieder nur für Liebhaber. Als Band wär's grundsätzlich nicht schlecht, wenn man beides anbieten könnte.
Johannes: The Veins, die Band mit der wir unsere Release-Party hatten, haben das gemacht. Was eigentlich ganz cool ist, weil es so eine Art Lebenswerk ist. Die hast Du Dein ganzen Leben. Und zu ihrer Musik passt es auch, die machen so einen 70er-Jahre-Rock. Zu unserer Musik würde es wahrscheinlich nicht passen. Weil sie eher moderner ist, oder?
Tadej: Hm….Naja, so eine Platte wäre mal was Anderes.
Michael: Gibt es einen Musik-Film oder eine Musiker-Doku, die man aus Eurer Sicht gesehen haben muss?
Tadej: "Standing in the Shadows of Mowtown".
Johannes: Da gibt's ein paar: "Back and Forth" von den Foo Fighters ist ziemlich gut. Da geht's zuerst um Nirvana und wie sich das alles entwickelt hat. Der ist ziemlich spannend, weil ich war ein riesen Nirvana-Fan. Ich glaub das war sogar der Grund warum ich Musik gemacht habe. Meine erste Gitarre hat sogar "Nirvana" geheißen.
Michael: Was ist musikalisch für die Zukunft geplant?
Florian: Proben, Schreiben uns Spielen so viel es geht.
Johannes: Und natürlich wieder aufnehmen. Halt immer dran bleiben. Weil das ist das Wichtigste. Florian: Ein Label gründen. (lacht)
Johannes: Immer weiterentwickeln und immer auf der Suche nach dem eigenen Sound sein. Und es ist auch wichtig, dass man immer präsent bleibt. Weil ja auch die Veranstalter das mitbekommen.
Florian: Vor alles zuerst um m im Internet, das ist einfach das Wichtigste. Das mit den Videos war so eine gute Idee, das machen wir jetzt immer.
Michael: So hab Euch ja ich auch kennengelernt, ich hab Euer erstes Video bei einem Bekannten auf Facebook gesehen. Apropos: Wisst Ihr eigentlich, das ihr einen relativ berühmten Musiker aus Linz als Fan habt? Zumindest war er in den Neunzigern berühmt, und zwar mit seiner Band YOYO, die es mit dem Joe South-Klassiker "Games People Play" und der Eigenkomposition "Day After Day" sogar auf Ö3 schafften. Sein Name ist Andrew Edge.
Johannes: Ja klar. Aber nicht persönlich. Er hat uns anscheinend irgendwo gehört. Ich hab ihn mir dann auf Wikipedia gesucht und gelesen. Also die Gabriella Hänninen, das ist eine Linzer Sängerin, die war mal in der Jury bei einem Band-Contest, wo wir gespielt haben, und die hat dann unseren Song gepostet, und die ist mit Andrew Edge befreundet. Und der hat das dann auch immer wieder gepostet, und war sogar bei unserer Release-Party. Leider haben wir ihn nicht gesehen und konnten noch gar nicht mit ihm sprechen.
Florian: Wohnt der Linz, oder wo lebt denn der?
Michael: Ja, der wohnt in Linz. Aber schon ewig. Den kenne ich schon seit meiner Kindheit. Der hat ja nach YOYO dann solo weiter gemacht und einige Projekte gestartet.
Florian: Der ist Gitarrist und Sänger, oder? Und hat der nicht auch Schlagzeug gespielt?
Johannes: Der macht, glaube ich, eh immer noch Musik!?
Tadej: Der nimmt gerade eine Platte auf, hat er mir geschrieben.
Michael: Gibt's noch irgendwelche Musik-Tipps, die ihr gerne loswerden möchtet?
Johannes: Unbedingt The Veins anhören. Listen To Leena und Boost Club, die haben sich vor kurzem umbenannt, früher haben sie The Professors geheißen.
Tadej: Dreaded Downfall, die Metal-Band in der mein Bruder spielt. Das ist eine ziemlich coole Band. Parov Stelar, D'Angelo und Tool.
Florian: Düsenfried And The Stuffgivers.
Johannes: John Mayer und Jamie Callum natürlich. Das sind meine zwei Favoriten zur Zeit.
Florian: Ich finde die alten Toto-Sachen ziemlich geil. Das ist einfach der Hammer, wie das gespielt ist. Das neue Material gefällt mir eher weniger. Und natürlich die Adele.
Michael: Meine letzte Frage ist für Euch vermutlich gar nicht mal so uninteressant: Was sagt ihr zum Ausgang unseres "Wehrpflicht-Debakels"?
Johannes: Und hat's Gott sei Dank nicht mehr erwischt.
Florian: Ich war ein braver Zivildiener.
Johannes: Ich hab mich da im Vorfeld zu wenig informiert, aber prinzipiell finde ich das ganze System mit der Wehrpflicht eher scheiße.
Florian: Zivildienst macht ja noch Sinn, aber was ich von den Leuten, die beim Heer waren, gehört habe, bringt's eher nichts. Vielleicht noch die ersten 2 Monate in der Grundausbildung, aber dann geht's um gar nichts mehr.
Johannes: Ein Politiker hat da einen geilen Kommentar abgegeben, und zwar: Alles was sich beim Heer bewegt, wird gegrüßt, und alles was sich nicht bewegt, geputzt. Das habe ich ganz passend gefunden, wenn man nach den Erzählungen geht.
Tadej: Ich find's schon ganz gut, wenn manche Leute immer nur in der Schule waren und nie was von einer Arbeitswelt sehen, dass die auch mal ein Jahr eine Arbeit machen, die sie nicht interessiert. Das schadet nicht.
Florian: Aber nicht beim Bundesheer!!!!
Johannes: Aber dann sollte es auf freiwilliger Basis sein. Natürlich wird's dann schwierig, weil es nicht mehr so viele machen.
Florian: Also ich finde ein soziales Jahr nicht schlecht, weil das schon ordentlich schult. Ich war beim roten Kreuz, das ist schon eine ganz andere Erfahrung.
Michael: Das Problem war halt, dass niemand im Vorfeld richtig informiert war und die alten Leute alle panisch geworden sind, dass sie niemand mehr ins Krankenhaus fährt, wenn ihnen etwas passiert.
Florian: Genau, das war der Wahnsinn, dass das überhaupt mit dem zusammenhängt. Das eine hat ja mit dem anderen nichts zu tun. Da hatte man quasi die Wahl zwischen Mist und Dreck.
Michael: Vielen Dank fürs Gespräch und dass ihr vollständig angetreten seid. Euch gehört jetzt noch das Schlusswort, wenn ihr noch was los werden wollt.
Florian: Bitte votet für uns! Irgendwo gibts immer was für uns zu voten! (lachen)
Tadej: Kommt auf die Konzerte und kauft Euch die CD.
Moderation: Michael Voit

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