Metal Trails Music Magazine | Metal Rock Punk Folk Pop and Alternative Music

Bericht: Get Your Sting And Blackout Tour 2010

19. November 2010 - o2 World, Hamburg
Die Scorpions auf ihrer Abschiedstournee – ganze 3 Jahre planen die hannoveranischen Schwermetaller, mit ihrem letzten Album „Sting In The Tail“ und fast 40 Jahren Musikgeschichte auf ihrem Rücken durch die Lande zu ziehen. Dabei machten sie auch vor dem hohen Norden nicht halt und gaben am 19. November 2010 in der o2 World in Hamburg-Stellingen ihr erstes Konzert in der Hafenstadt seit vielen Jahren. Und wohl auch ihr Letztes. Ob sie den hohen Erwartungen gerecht werden konnten, die Fans und Presse in der ausverkauften Halle an sie stellten, lest ihr im Folgenden. Denn wir von Metal Trails waren selbstverständlich vor Ort!

Auftakt: Edguy machen Stimmung

Den falsettlastigen Auftakt zum eigentlichen Konzert bestritt Tobias Sammet mit seiner Band Edguy. Wie gewohnt lieferten die hessischen Power Metaler ein solides, wenn auch austauschbares Warm-Up für die „beste deutsche Rockband“, wie Sammet die Headliner nannte. Den eigentlich durchweg positiven Gesamteindruck der Performance drückte wieder einmal die für Edguy schon fast typische Belanglosigkeit in der Auswahl der Songs. Was würde ich für eine Live-Version von „Holy Water“ geben! Aber nein … und so gab es die 468te Darbietung von guten, aber auf wirklich jedem Edguy-Konzert gehörten Liedern wie etwa „Ministry Of Saints“ und natürlich dem obligatorischen „King of Fools“.
Sammets kraftvoller Kreischgesang konnte daher zumindest für mich eine gewisse Grundlangeweile während des Auftaktes nicht gänzlich kaschieren. Etwas mehr Mut in der Variation der gespielten Songs wäre hier das Sahnehäubchen gewesen. Dennoch: Unterhaltungen mit dem Publikum, Call & Respsonse in so mancher Hookline und nicht zuletzt Sammets ohnehin recht fannahe Attitüde begeisterten die Konzertbesucher und boten einen gelungenen Anheizer für die Stimmung in der immer stickiger werdenden Arena. Nach gut 35 Minuten verabschiedeten sich Edguy schließlich. „Wir würden gerne noch weiter spielen … aber ihr seid nicht für uns hier!“ waren die Schlussworte Sammets, bevor er mit seinen Mannen eilends von der Bühne stürmte.

Get Your Sting and Blackout

Es folgten weitere 30 Minuten des Wartens, bis schließlich zum zweiten Mal die Lichter ausgingen und der Projektor eine Miniaturdokumentation über die Scorpions in bewegten Bildern an die Wand hinter der Bühne warf. Diese ging dann nach wenigen Augenblicken mit einem lauten Knall in Einklang mit den ersten Pyros des Tages in ein furioses Intro auf, in dessen Verlauf Meine und Co. endlich die Bühne erklommen.
Von der ersten Minute on stage versprühten die Hannoveraner eine ungeahnt frische Ausstrahlung. Obwohl ich mich normalerweise nicht zu den größten Fans der Scorpions zähle und insbesondere mit ihren älteren Werken eher wenig anfangen kann, war ich doch augenblicklich von der Bühnenpräsenz der Band begeistert. Über 30 Jahre Routine machen sich halt eindeutig bemerkbar, und wo ich vor dem Konzert noch mit Routineblässe gerechnet hatte, wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Sowohl der Sänger als auch jeder der Instrumentisten warteten mit einer mitreißenden Spielfreude auf, die das gesamte Konzert über nicht nachlassen sollte. Soweit so gut, ein sehr atmosphärischer Auftakt.
Nachdem die Show mit dem für die Tour namensgebenden „Sting In The Tail“ und erneuten Pyroeffekten eröffnet wurde, folgten sogleich weitere Hits wie „Bad Boys Running Wild“, „The Zoo“ oder „Make It Real“. Für mich persönlich gestaltete sich die Songauswahl ganz ähnlich wie bei Edguy etwas suboptimal, da gerade die Stücke der Scorpions, die mir gut gefallen, leider kaum berücksichtigt wurden. Das lag sicherlich hauptsächlich daran, dass Meine und Co. es nicht gescheut haben, für ihr Konzert auf Lieder ihrer gesamten Karriere zurückzugreifen. Bei einem 21 Alben umfassenden Repertoire ist die Auswahl möglicher Songs gewaltig. Hier dürfte das Tosen der Fans als eindeutiger Beleg dafür gelten, dass den Scorpions ein gelungener Rückblick über alle Epochen ihres Schaffens geglückt ist. Vom balladesken „The Best Is Yet To Come“ über das schmalzige „Wind Of Change“ bis hin zum obligatorischen „Rock You Like A Hurricane“, von berstenden Rock-Nummern bis hin zu rhythmischen Feuerzeugwellen im gesamten Publikum – für jeden Geschmack fand sich etwas Passendes.
Auch der persönliche Bezug kam nicht zu kurz, als Meine zum Mikrophon griff und sich erstmals direkt an das Publikum wandte. Einige Minuten lang sinnierte er vor absoluter Stille, dass Hamburg für sie gewissermaßen das „Tor zu Welt“ darstellte, als sie schon vor knapp 30 Jahren in der Hansestadt performten, damals noch am Anfang ihrer Karriere; und wie sie die Welt sich in der Zeit haben wandeln sehen.

Fazit: The Best Has Come And Gone

So wandte sich nach insgesamt 18 Songs plus drei weiteren in der Zugabe schließlich ein rundum gelungenes Konzert dem Ende zu, bei dem es der Band der späten Stunde zum Trotz sichtlich schwer viel, die Bühne zu verlassen. Obwohl die Musik der Scorpions nicht zu meinem Favoriten zählt, muss ich zugeben: das Konzert hat mich begeistert! Und obwohl mir der übersteuerte Bass noch Stunden später im Ohr dröhnte und mir die Songsauwahl nicht sonderlich gefiel, haben die Scorpions im hohen Norden doch ein würdiges Abschiedskonzert mit tollen Melodien, großartigem Gesang, souveränen Gitarrensoli und einer insgsamt unnachahmlichen Bühnenpräsenz hingelegt. Sofern sie im Laufe ihrer ausgedehnten Abschiedstournee nicht ausbrennen, gibt es somit von einem erklärten Nicht-Fan der „besten Rock-Band aller Zeiten“ eine definitive Empfehlung für ihre Get The Sting And Blackout World Tour 2010!
Die Photos vom Konzert findet ihr in unserer Galerie: Vorband Edguy, Scorpions

Kommentare von Besuchern


Das Verfassen neuer Kommentare ist derzeit deaktiviert.

Nicht genug?

Diese Magazininhalte könnten dich ebenfalls interessieren!
Kategorie:
Interviews
Bilder
Reviews
Login
© 2010 – 2024 Metal Trails