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Interview: Russkaja

mit Georgij Makazaria vom 31. Juli 2013 beim Wacken Open Air, in Wacken
Es ist heiß, die Sonne brütet einem in den durchgegrillten Nacken, das lauwarme Bier läuft schäumend über und eine gewaltige, laut feiernde Menschenmenge tobt links, rechts, vorne und hinten. Das war das Wacken Open Air 2013. Man konnte förmlich die in der Luft liegende Spannung an jeden Moment der drei Tage knistern hören.
Aber was wäre so ein Wacken ohne die Fun-Band, die über die letzten drei Jahre zum festen Spaßfaktor auf dem Acker wurde? Was wäre das Wacken ohne die Jungs und Mädels von Russkaja? Sicherlich um einiges weniger amüsant!
Das bewies uns Sänger und Frontmann Georgij Makazaria dann auch im Interview, in dem er fröhlich über Rockmusik in der Sowjetunion, sein Verhältnis zum Wacken Open Air und einige interessante Bandfacts berichtet.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Adrian: Hallo Freunde, hier ist Adrian von Metal Trails. Wir sind aktuell auf dem Wacken Open Air. Heute stehe ich neben Georgij von Russkaja, einer österreichischen Turbo-Polka Band.
Georgij: Grüß Gott!
Adrian: Ihr habt dieses Jahr euer neues Album veröffentlicht! Wie ist es gelaufen, bist du zufrieden?
Georgij: Sensationell, sensationell! Wir hatten diesmal einen hervorragenden Produzenten mit serbischen Wurzeln, dazu einen wahnsinnig guten neuen Gitarristen, den Antony Maier, der sehr viel Schwere mitgebracht hat. Ich denke, uns sind einige sehr gute Songs gelungen!
Adrian: Das hört sich doch schonmal gut an! Du meintest gerade, euer neuer Gitarrist hat harte Einflüsse in eure Musik eingebracht. Wie haben die Fans das aufgenommen?
Georgij: Also, ob wir auf dem Wacken damit landen können, werden wir ja bald sehen. Bis jetzt haben wir nur positives gehört!
Adrian: Habt ihr denn schon häufiger hier gespielt?
Georgij: Wir sind nach 2011 und 2012 jetzt zum dritten mal hier, haben immer drei bis vier Tage hier verbracht und gespielt. Es ist mit Abstand mein Lieblingsfestival!
Adrian: Bist du sicher, dass du gerade nicht etwas schleimst?
Georgij: Also wenn, dann schleime ich in diesem Fall sehr gerne. (lacht)
Adrian: Als ich mich auf dieses Interview vorbereitet habe, habe ich mich gefragt, wie ein Russe denn nach Österreich kommt?
Georgij: Also eigentlich bin ich 1989 ja noch aus der Sowjetunion gekommen.
Adrian: Wo genau hast du denn damals gelebt?
Georgij: Ich habe direkt in Moskau gelebt und bin dort auch zur Schule gegangen. Die Geschichte an sich ist meiner Meinung nach wenig spektakulär, meine Mutter hat einen Österreicher kennengelernt und ist mit ihm ausgewandert, irgendwann bin ich dann nachgezogen.
Adrian: Ein bisschen abenteuerlich klingt das ja schon ...
Georgij: Ja gut, vom tiefsten Osten in den ärgsten Westen, aber sonst! (lacht)
Adrian: Vor allem ist Moskau ja eine richtige Metropole!
Georgij: Ja, da hast du absolut recht, Wien ist ein Dorf dagegen. Hier kannst du schnell von einem Häuserblock zum nächsten, dort hat das manchmal Stunden gedauert. Und heute ist die Stadt sogar noch viel größer als damals!
Adrian: Das hat sicher auch einige Probleme mit sich geführt, oder? Ich habe oft gehört, dass harte Musik im Osten stark beschränkt und teilweise sogar verfolgt wurde und es schwer war, sich entsprechende Tonträger zu beschaffen! Wie hast du das damals denn erlebt?
Georgij: Dadurch, dass es verboten war, kannten wir es eigentlich kaum. Viel war zensiert, einiges auch verboten. Auf illegalen Märkten konnte man sich da gelegentlich was zulegen. Verfolgt da sicher auch was, allerdings habe ich das in meinen jungen Jahren kaum miterlebt. Ich habe da aber einige schaurige Geschichten gehört! Glücklicherweise wohnte über mir ein Melomann, der viel illegales auf dem Schwarzmarkt besorgte.
Adrian: Hast du damals auch Tape-Trading betrieben?
Georgij: Das war damals sogar noch mit Vinyl! Ich habe bei dem Mann zum ersten mal Pink Floyd und Sachen wie Metallica gehört, das war der absolute Wahnsinn für mich damals!
Adrian: Würdest du dementsprechend sagen, dass Metallica und Pink Floyd dich entscheidend geprägt haben?
Georgij: Absolut, absolut! Dazu kamen noch Bands wie Led Zeppelin und Black Sabbath. Mein Vater hatte auch eine LP von Deep Purple. Einige Sachen konnte man auch in der UDSSR bekommen, allerdings waren das alles zensierte Versionen auf eigens angefertigten Platten, meistens hat da dann ein Song gefehlt. Aber ja, das hat mich natürlich sehr geprägt!
Adrian: Das ist echt eine coole Geschichte! Lass uns mal wieder zur Band zurückkehren. Wie lange tourt ihr denn schon dieses Jahr?
Georgij: Wir sind auf Tour, seitdem das Album erschienen ist, also einige Monate bis jetzt. Allerdings nicht durchgehend, wir touren in Blöcken. Wir hatten schon ein ganz tolles Konzert dieses Jahr, nämlich "Colours of Ostrava" in Tschechien. Das ist ein Festival in einem Stahlwerk. Die Location ist wahnsinnig toll, wäre auch geeignet für Metal Max 2000 oder sowas ... (lacht)
Dann waren wir noch in der Schweiz, Österreich und natürlich hier in Deutschland. Wir haben viele tolle Fans, die uns überall hin folgen. Die haben so spezielle Shirts, an denen man die erkennt.
Adrian: Von denen habe ich vorhin auch schon einige gesehen! Wie sieht das bei dir aus, gehst du auch als Fan auf Konzerte?
Georgij: Also allein berufsbedingt schaue ich ja schon viele Konzerte, hier werde ich mir natürlich auch einige anschauen, Rammstein zum Beispiel. Ich hoffe natürlich mit Heino! Motörhead möchte ich natürlich auch gerne sehen, obwohl ja momentan noch unklar ist, ob das jetzt stattfindet.
Adrian: Schmeißt du dich dann auch die Menge oder schaust du dir das von Backstage aus an?
Georgij: Backstage wäre natürlich machbar, allerdings wird sowas von Künstlern immer nicht so gern gesehen. Ich schmeiße mich immer gern unter die Menge, weil du vor der Bühne einfach das beste Live-Erlebnis hast. Bei Novarock haben wir vor Rammstein gespielt, da bin ich mal auf denen ihrer Bühnenlandschaft rumgelaufen. Das war richtig sureal, wie eine Mondlandschaft. Alles ist dekoriert! Ich habe mich aber nicht getraut, etwas anzufassen, nicht dass da noch etwas passiert! (lacht)
Adrian: Das war wahrscheinlich besser so, bei denen kannst du dir da nicht so sicher sein. Hörst du auch zuhause Heavy Metal?
Georgij: Ja, selbstverständlich! Bevorzugt beim Staubsaugen, da lege ich "Vulgar Display of Power" von Pantera auf und dann geht's zur Sache! (lacht)
Schade, dass die nicht mehr touren können...
Adrian: Wer weiß! Es gibt ja schon lange das Gerücht, es könnte eine Reunion mit Zakk Wylde an der Gitarre geben. Würdest du dir so etwas anschauen?
Georgij: Ich würde mir das auf jeden Fall anschauen! Es wäre der absolute Wahnsinn, die mal wieder live zu sehen. Allerdings glaube ich da nicht dran, Vinnie Paul wird da wohl nicht mitziehen, wie die Sache aussieht.
Adrian: Das ist ja auch verständlich, immerhin hat er miterlebt, wie sein Bruder auf der Bühne erschossen worden ist. Hast du dir dieses Jahr schon neue Alben zugelegt?
Georgij: Ich habe einen Song von "13" (Black Sabbath) gehört, der hat mir sehr gut gefallen. Dann habe ich die neue von Aerosmith gehört, die fand ich echt gut, ich bin auch ein großer Fan von denen. Speziell haben mir die Lieder gefallen, die Steven Tyler singt. Der sing nämlich trotz seines – ich nenne es mal fortgeschrittenen – Alters immer noch wahnsinnig gut!
Adrian: Was sind deine künftigen Pläne mit Russkaja?
Georgij: Also in Österreich begleiten wir ja eine Late-Night-Show, Stermann & Grissemann, das werden wir auch nächste Saison machen. Dann haben wir den Auftrag, einen Stummfilm aus den 20ern zu begleiten, das Erbe des Regisseurs sieht vor, dass jede Generation ihre eigene Musik dazu machen kann. Der Film läuft dann auf einer Leinwand und wir spielen live dazu.
Adrian: Das finde ich ziemlich cool, ich habe noch nie von so etwas gehört!
Georgij: Das ist wirklich relativ cool, wir spielen dazu auch in passenden Matrosen-Kostümen und allem drum und dran.
Adrian: Wie seid ihr denn dazu gekommen?
Georgij: Ein paar lustige Menschen haben uns darauf angesprochen, dann haben wir das auf einem Festival einfach mal ausprobiert. Teilweise haben wir dafür Musik von einem früheren Album genutzt, teilweise eigens dafür neue komponiert und so lief das halt über die Bühne. (lacht) Wir werden das dieses Jahr auch auf ein paar Filmfestivals machen, in Deutschland auch, auf jeden Fall in Österreich auf dem C-it.
Adrian: Schon Pläne für ein neues Album?
Georgij: Ja, wir haben schon begonnen, Ideen zu sammeln. Ich singe meine Melodien immer in's Telefon rein, arbeite das dann im Studio zu Layouts aus und dann komme ich in den Proberaum, wo die Band schon dazu spielt.
Adrian: Heißt das, du hast letztendlich die Hauptarbeit beim Songwriting?
Georgij: Bei uns kann jeder seine Ideen einbringen, manche machen das, manche nicht. Die sind dann halt dafür besser im Planen und Organisieren. Ich komme oft zu spät, schreibe dafür aber halt einen Song. (lacht) Wir haben schon ein gutes System.
Adrian: Ich bin schon gespannt darauf, euer neues Material zu hören! Wir sind jetzt am Ende des Interviews angekommen. Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Georgij!
Georgij: Vielen Dank auch!
Moderation: Adrian Erben

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