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Finnr's Cane – Wanderlust

Kritik von: Jörn Petruck
Album-Cover von Finnr's Canes „Wanderlust“ (2011).
„Melancholischer Metal aus Kanada.“
Interpret: Finnr's Cane
Titel: Wanderlust
Erschienen: 2011
Wer kennt das nicht: Man wurde grade von einem Mädchen verarscht, hat Stress in der Schule oder im Beruf, oder das Herz wird einfach so von Trauer zerfressen. Das beste Mittel gegen diese Gefühle ist, sich mit einem Glas Whisky und einer Zigarre hinzusetzen, den Sonnenuntergang zu genießen und dabei melancholischen Metal zu hören. Ein gutes Album hierfür ist das Debüt von Finnr's Cane mit dem Titel „Wanderlust“ Obwohl der Titel vermuten lässt, dass dies eine deutsche Band ist, handelt es sich bei Finnr's Cane um ein kanadischen Trio.
Eine exakte musikalische Einordnung der Band fällt schwer, da sie Elemente aus vielen Stilrichtungen inne hat. Jedoch ist die Beschreibung Doom/ Black Metal die treffendste. Dass die Band versucht einen vollkommen eigenen Weg zu gehen ist auch an der Instumentierung zu erkennen, die nicht alltäglich ist. Neben Schlagzeug und Gitarre wird nicht wie üblich ein Bass verwendet, sondern eines meiner persönlichen Lieblingsinstrumente, ein Cello. Zudem werden viele Parts mit einem Keyboard unterlegt.
Ein Blick auf das Artwork verrät, dass es sich um ein düsteres, melancholischen Album handelt und schon die ersten paar Sekunden des ersten Liedes „The Healer“ bestätigen dieses Eindruck. Finnr's Cane komponieren ihre Lieder nicht von vorne bis hinten durch, wie es viele andere Bands tun, sondern arbeiten viel mit Improvisationen, was sofort beim Hören des ersten Liedes deutlich wird, da es wie eine Jamsession klingt. Die Hauptmelodie kommt dabei von der Akustikgitarre, begleitet vom Schlagzeug und dem Cello. Kurz bevor das Lied endet, übernimmt jedoch eine E-Gitarre das Riff.
Das zweite Lied „Snowfall“ beginnt gleich mit einer verzerrten Gitarre. Dieser Part wird in dem Lied Stück für Stück aufgebaut. Der Epische Cleangesang schafft dabei eine Atmosphäre, die so kalt ist, wie der Titel des Liedes und diese wird auch nicht durch den kurzzeitigen Einsatz von Doublebass zerstört. Nach einer kurzen Kandenz wird das Intro noch einmal von einer Akustikgitarre gespielt, bevor die E-Gitarre wieder einsetzt. Ein wenig unpassend zu diesem Lied ist jedoch das abrupte Ende.
„A Winter for Shut-Ins“ beginnt vom Klang ähnlich den anderen beiden Liedern, setzt aber durch Blastbeats einen kurzen Kontrast zu seinem Vorgänger. Dieser Kontrast wird jedoch schon in der Strophe aufgehoben, in der der Cleangesang von dem Keyboard und Gitarre begleitet wird. Nach einem Fade out ist das Pfeifen des Windes zu hören, dass direkt die Illusion eines kalten Wintermorgens erzeugt.
Dieses Pfeifen geht dann Stück für Stück in das nächste Lied „The lost Traveller“ über. Die Akustikgitarre und das Schlagzeug lassen das Lied so wirken, als würde es aus den späten 60ern stammen. Aber spätestens ab der Hälfte des Liedes wird klar, dass man keine Zeitreise hintersich hat, sondern sich immer noch in dieser kalten düsteren Atmosphäre befindet, die die Band erschafft. Das Ende dieses Liedes erinnert mich ein wenig an alte Stücke von Bathory, nicht zuletzt durch das Keyboard.
Das fünfte Lied des Albums ist „Galssice“. Nach dem Intro von Schlagzeug und Gitarre zeigt sich, dass sich die Schönheit dieses Liedes in dem gestrichenem Cello befindet. In diesem melancholischen Gitarrenriff unterlegt mit dem Cello können die Gedanken ganz leicht davon schweben. Zum Ende des Liedes wird das Lied noch einmal richtig Energievoll durch den Einsatz von weiteren Streichern.
Der Titel „The Hope for Spring“ lässt wieder auf ein ruhiges Stück mit viel Akustikgitarre schließen. In Wirklichkeit verbirgt sich diesem Titel jedoch eins der härtesten Lieder dieses Albums. Nach einem eher ruhigem Intro ist das Lied geprägt von Blastbeats und Doublebass, sowie Screaminggesang. Nach einem epischem Zwischenpart nimmt das Lied wieder voll an Fahrt auf und endet wie schon manch anderes Lied äußerst abrupt.
Das vorletzte Stück des Albums ist „Eternal“. Auch dieses Lied fängt eine Atmosphäre voller Elegie ein und ist durch sein Tempo deutlich kontrastierend zu dem vorherigem Lied.
Eines der Stärksten Lieder des Albums kommt ganz zum Schluss mit „House of Memory“. Nach einem eingängigem und bewegendem Gitarrenintro geht das Lied ähnlich hart wie „The Hope for Spring“ weiter. Ganz langsam verstummt das Lied dann Stück für Stück und bringt den Hörer von einer eisbedeckten Landschaft zurück.
Die gesamte Atmosphäre dieses Albums ist unbeschreiblich und fast einzigartig. Jedoch ist diese Melancholie auch nichts für jederman. Ich persönlich höre zwar gerne mal zwischendurch solche Ausdrucksvolle Musik, jedoch ist dies kein Album, was ich mir dauerhaft anhören werde. Zudem hat das Album noch ein paar weitere Schwächen. Ein Outro zu einem Lied zu schreiben, dass die ganzen Gefühle eines Liedes noch einmal verdeutlicht gehört definitiv nicht zu den Stärken von Finnr's Cane. Während die eine Hälfte der Lieder mit einem Fade out endet, klingt der Schluss der restlichen Lieder sehr abgehackt. Des weiteren ist die Aufnahmequalität des Albums auch nicht umwerfend. Der Gesang ist viel zu leise, wodurch Texte sogut wie gar nicht zu verstehen sind und manche Gitarrenparts hätten auch besser gemixt werden können.
Anfürsich ist „Wanderlust“ aber ein Album, was man sich durchaus mal anhören kann. Vor allem, wenn man auf der Suche nach melancholischen Metal ist, lohnt es sich mal in dieses Album reinzuhören.
 
Score:
55% Blamabel.

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