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Interview: Nordafrost

mit Svartis vom 26. Juli 2013 via Mail
Nordafrost - Das klingt doch wieder nach einer dieser skandinavischen Pagan oder Folk Metal-Bands, oder was meint ihr? Ein paar Leute, die sich auch bei subarktischem Winter halbnackt für ihre Promobilder zwischen Zapfen und Buschwerk fotografieren lassen, bloß um die Verbundenheit zur Natur bestmöglich zu demonstrieren. Aber das trifft es wohl nicht ganz. Bei Nordafrost handelt es sich um eine in Deutschland heimische Black- bzw. Death Metal-Band.
Sänger und Gitarrist Svartis erzählt uns, was die Truppe stilistisch zu einem besonderen Hörerlebnis macht, was bisher die wichtigsten Stationen in der Bandgeschichte waren und wieso ihr Demo „Dominus Frigoris“ aus dem Jahre 2002 jetzt neu aufgelegt wird. Wie unterscheidet sich die Neuveröffentlichung vom Original aus technisch-qualitativer Sicht? Versucht man jetzt nachträglich noch Fehler zu beseitigen, die einem rückblickend aufgefallen sind, oder belässt man einfach alles so, wie es ist, da man damit ja sonst ein Zeitdokument zerpflügen würde? Erfahrt dies und viel mehr im Interview.
Viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Alex: Hallo Svartis! Danke, dass du dir die Zeit fürs Interview nimmst. Wie geht’s dir so?
Svartis: Danke, gut soweit.
Alex: Erzähl uns doch ein bisschen was über Nordafrost! Was ist deine Aufgabe in der Band?
Svartis: Uns gibt es bereits seit 1996, wir spielen eine Mischung aus Black und Death Metal ohne neuzeitliche Einflüsse und haben kürzlich unsere Demo EP von 2002 wieder veröffentlicht. Ich selbst bin für Gesang & Gitarre verantwortlich.
Alex: Was macht euren Sound zu einem besonderen Hörerlebnis?
Svartis: Wir sind alle dem Black- und Death Metal der 90er Jahre, vorwiegend skandinavischer Prägung, sehr zugewandt. Ich glaube, das kann man auch in unserer Musik sehr gut wiederfinden.
Alex: Und wie würdest du die bisherige Bandgeschichte mit ihren wichtigsten Stationen zusammenfassen?
Svartis: Die wichtigsten Stationen einer Bandgeschichte sind mit Sicherheit die Veröffentlichung eines Demos, die ersten Konzerte, das erste Album und das erste Konzert im Ausland. Bei uns liegt das schon alles einige Jahre zurück …
Alex: Im Jahre 2008 erschien unter dem Titel „Back to the Shores of Grey“ euer bisher letztes Studioalbum. Wann können die Fans mit neuem Studiomaterial rechnen?
Svartis: Rein theoretisch haben wir inzwischen mehr als genug Material geschrieben, um ein neues Album aufzunehmen. Wann wir dies jedoch tun werden, kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen. In Planung ist es jedenfalls.
Alex: Wie geht ihr im Allgemeinen beim Songwriting vor? Ist es ein strukturierter Prozess?
Svartis: Nein, nicht wirklich. Alle unsere Stücke entstehen im Proberaum, jeder lässt seine Ideen einfließen. Wenn ein Stück steht, kommt irgendwann der Text hinzu.
Alex: Gibt es irgendwelche Elemente, die sich seit dem ersten Output bis zur letzten Scheibe wie ein roter Faden finden lassen?
Svartis: Die textliche Ausrichtung und das Artwork sind bei uns unverkennbar. Unsere Demo EP hieß „Dominus Frigoris“, auf unserem Album „North Arise“ gibt es ein Stück welches „Dominus Frigoris“ heißt. Auf genau diesem Album gibt es auch ein Lied namens „The shores of grey“ und das darauffolgende Album heißt: „Back to the shores of grey“. So bilden die Veröffentlichungen zusammen eine Einheit!
Alex: Wie wichtig ist eine konstante stilistische Entwicklung von Album zu Album?
Svartis: Unwichtig. Wenn eine Band einen eigenen Stil hat, dann darf der auch ruhig nicht weiter entwickelt werden. Schlimm wäre es, wenn man zwanghaft versucht etwas zu ändern. Warum sollte man dies tun, wenn man mit dem Bestehenden vollkommen zufrieden ist?
Alex: Kürzlich wurde euer Demo „Dominus Frigoris“ aus dem Jahr 2002 neu aufgelegt. Wie kam es dazu?
Svartis: Die „Dominus“ ist schon seit mehreren Jahren restlos ausverkauft und wir wurden in den letzten Jahren immer wieder angesprochen, ob wir nicht noch ein paar Exemplare hätten. Zudem war ebenfalls ein Interesse an den Stücken vorhanden, die ausschließlich auf Vinyl erschienen sind. Zusammen mit Godeater Records hatten wir die Idee, die „Dominus“ erneut zu veröffentlichen und mit den „Vinyl-only“-Stücken zu versehen, damit auch die Leute, die keinen Schallplattenspieler haben, in den Genuss der Lieder kommen.
Alex: Wie unterscheidet sich die Neuauflage vom Original?
Svartis: Die Neuauflage wurde komplett remastered und mit sechs, teilweise unveröffentlichten, Bonusstücken versehen. Die Bonusstücke sind alle unsere 7inches, die es bisher ausschließlich auf Vinyl gab, eine Coverversion eines Liedes von der Band „Depression“ und als Besonderheit ein Stück von 1997 – das erste offizielle Tondokument von Nordafrost. Die Scheibe kommt, im Gegensatz zum Original, im Digipack. Das Artwork wurde allerdings absichtlich gleich gehalten.
Alex: Wenn man nach über zehn Jahren Bandentwicklung altes Material wiederveröffentlicht, versucht man es an den aktuellen Sound anzupassen, vielleicht sogar auszubessern, was einem rückblickend nicht gefällt?
Svartis: Das sollte man meiner Meinung nach tunlichst unterlassen. Die Originalveröffentlichung ist ein Zeitdokument und sie sollte nicht „ausgebessert“ werden. Natürlich hat sich über die Jahre einiges verändert: Die Studiotechnik hat sich enorm weiter entwickelt und wir sind natürlich auch bessere Musiker geworden. Doch eine Änderung des Originals kam absolut nicht in Frage, da wir zu 100% hinter dem stehen, was wir bisher gemacht haben. Außerdem würde ich eine Abänderung des Originals auch nicht hören wollen! Heutzutage gibt es genügend „Neueinspielungen“ – nicht eine einzige kommt dem Original auch nur nahe. Die Scheibe ist zwar „remastered“, aber in erster Linie nur um die unterschiedlichen Lautstärken anzupassen.
Alex: Wann und wo kann man euch 2013 live erleben?
Svartis: Bisher gibt es nur ein bestätigtes Konzert: Am 21.9.2013 spielen wir gemeinsam mit Desaster, Satanika und Black Horizonz auf dem Metal City Festival in Lünen.
Alex: Welche Erwartungen habt ihr an eure Konzertbesucher?
Svartis: An Konzertbesucher habe ich keine Erwartungen. Eigentlich sollten Besucher eines Konzertes Erwartungen an die Bands haben, die an dem Abend spielen. Als Konzertbesucher möchte man einfach keine Band sehen, die gelangweilt ihr Set spielt und keine 100% gibt – egal wie die Gegebenheiten sind.
Alex: Wie viel Entertainer und wie viel Musiker muss man auf der Bühne sein, um bei den Fans gut anzukommen?
Svartis: Diese Frage kann man meiner Meinung nach nicht beantworten, da es kein „Geheimrezept“ gibt. Man sollte allerdings sein Instrument beherrschen, aber davon ist normalerweise auszugehen, wenn man eine Bühne betritt.
Alex: Was waren eure bisher am meisten polarisierenden Auftritte?
Svartis: Ich glaube, da gab es schon den ein oder anderen Auftritt, allerdings liegt eine eventuelle Polarisierung einer Band im Auge des Besuchers und nicht der Band. Von daher kann ich als Bandmitglied nicht viel zu dieser Frage sagen.
Alex: Habt ihr mit Nordafrost ein bestimmtes Bühnenkonzept?
Svartis: Nein, wir gehören zu den Bands die auf die Bühne gehen und ihr Set spielen. Theater, Verkleidungen und sonstigen Klamauk, wird man bei uns nicht finden.
Alex: Wie kann man nach so vielen Jahrzehnten der Rock- und Metalgeschichte überhaupt noch innovativ sein?
Svartis: Da wir absolut keinen Wert auf Innovationen legen, kann ich diese Frage in Bezug auf Nordafrost nicht beantworten. Heutzutage ist es allerdings sehr schwer innovativ zu sein. Vor allem, da momentan alles angesagt ist, was „Retro“ klingt. Viele Leute wollen sich gar nicht auf aktuelle Musik einlassen und hören ausschließlich Musik die schon 30 Jahre und älter ist – oder Bands die versuchen so zu klingen als hätten sie ihre Scheiben vor 30 Jahren aufgenommen…
Alex: Hast du irgendwelche Tipps für junge Musiker, die gerade mit ihrer eigenen Band durchstarten wollen?
Svartis: In den Proberaum gehen und üben!
Alex: Sind YouTube und Facebook tatsächlich so nützlich beim Aufbau eines treuen Zielpublikums, wie immer behauptet wird?
Svartis: Ja und Nein. Natürlich hat man durch Youtube und Facebook die Möglichkeit viele Leute zu erreichen, selbst auf anderen Kontinenten. Doch ob man sich dadurch ein wirklich treues Publikum aufbauen kann, wage ich zu bezweifeln. Es ist heutzutage einfach alles viel zu schnelllebig. Vor ein paar Jahren war MySpace noch die Nummer eins für Bands, inzwischen interessiert sich niemand mehr für diese Seite. Ich kenne genügend Bands, die ohne YouTube und Facebook – sogar ohne eigene Homepage – ein sehr treues Fanpublikum haben, weil sie viele qualitativ hochwertige Alben veröffentlicht haben und viele Konzerte spielen.
Alex: Wo siehst du persönlich die ganze Musikindustrie in sagen wir mal zwanzig Jahren?
Svartis: In zwanzig Jahren? Das ist unmöglich zu beantworten … Eventuell werden die Leute wie verrückt Minidiscs kaufen, da dies dann sehr „retro“ ist und infolge dessen werden die Plattenfirmen beeindruckend aufgemachte und limitierte Minidisc-Sets produzieren, wer weiß?!
Alex: Was steht für die Zukunft der Band an?
Svartis: Konzerte und neue Veröffentlichungen.
Alex: Jetzt gehört die das heißgeliebte Schlusswort an die Fans!
Svartis: Prost!
Moderation: Alexander Kipke

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