Interview: Silverstein

mit Josh Bradford und Paul Marc Rousseau vom 12. April 2013 in der Markthalle, Hamburg
Es gibt Bands, mit denen redet man über die aktuelle Tour, das vielleicht gerade erschienene neue Musikalbum und ein wenig Ausblick auf die Zukunft. Die 08/15-Themen halt, die gerade brandaktuell sind, bei denen jede PR-Agentur Luftsprünge vor Freude macht … und die nach nur wenigen Monaten schon nahezu kein Schwein mehr interessiert. Und dann gibt es Bands, mit denen redet man über andere Dinge. Über Politik wie mit der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, über gesellschaftskritik wie mit Agnostic Front … oder eben auch über Orwell’sche Zukunftsdystopien.
Letzteres mag auf den ersten Blick so gar nicht zu einer eher heiter aufgelegten Post-Hardcore-Band wie Silverstein passen. Wenn man es aber mit allerlei Witz und so mancher Blödelei kombiniert, entsteht im Endeffekt ein fast halbstündiges Gespräch mit allem Potential zum Schenkelklopfen, aber unter all der Situationskomik auch zum Nachdenken. Denn obwohl man unser Silverstein-Interview mit Paul Kiehler und Josh Bradford vom 12. April 2013 in der Hamburger Markthalle am ehesten mit dem Slogan „Schwachsinn As Schwachsinn Can“ überschreiben könnte, steckt da doch manch eine bittere Wahrheit hinter der scheinbar illustren Fassade.
Wie ist als Musiker, mit jedem Schritt und Tritt und seinem gesamten Privatleben immer nackter vor den Fans dazustehen? Twitter-Zwang und neue Medien wie Facebook ziehen einem ganz persönlich die Hose aus, während man im Kreuzfeuer von Gerüchten, Falschmeldungen und manischen Fans steht. Auf der einen Seite liebt man den Kontakt zu den treuen Anhängern, auf der anderen Seite ist ein äußert mulmiges Gefühl, sich zu diesem nahezu genötigt zu fühlen. Auch Gevatter Google sieht sich immer mehr zum Großen Bruder berufen: Nachdem der Suchgigant inzwischen schon Fotos in den Unweiten des World Wide Webs finden kann, veröffentlichte der Konzern am diesjährigen April’s Fools Day erste Pläne einer Riechsuche. Was albern klingt, könnte in gar nicht so langer Zeit womöglich wirklich Realität werden. So bangt Josh, hoffentlich würde dann niemand nach seinen nassen Stage-Outfits suchen, während Paul überlegt: Man bräuchte nur in die Welt setzen, er rieche wie nasser Hund. Das würde man dann als Suchergebnis bekommen. Und wie schön wäre es, wenn ein findiger Phyiskprofessor endlich mal einen Teleporter erfinden würde. Man könnte den gesamten Musiker-Job auf eine reguläre „9 to 5“-Tätigkeit reduzieren, jeden Tag im heimischen Bett schlafen und Zeit für die eigene Freundin hätte man auch wieder. Doch so läuft es leider nicht! Stattdessen tingelt man von Flugzeug zu Flugzeug, ruckelt mit gemieteten Nightlinern etwa durch Deutschlands schlaglochgesiebte Autobahnen und freut sich, nach Wochen und Monaten die eigene Bude irgendwann mal wiederzusehen. Die hoffentlich noch genauso aussieht, wie man sie zurückgelassen hat.
Wer also schon immer mal wissen wollte, wie und warum Paul „nicht sehr optimistisch im Bezug auf die Zukunft denkt“ – das ist unser episches Fazit nach knapp 25 Minuten Gespräch –, was es mit Joshs Schnauzer auf sich hat und warum Paul nun hoch und heilig versprochen hat, sich auch einen wachsen zu lassen, der sollte sich unbedingt dieses Interview der etwas anderen Art anschauen! Daneben gibt es auch noch allerlei Rand-Talk über Musik, verschiedene Länder und ihre Musikvorlieben, die Tour der Jungs, ätherischen Smoke-Metal als nächste Evolutionsstufe der schwarzen Musik, einen aufgestiegenen Michael Jackson als pinkes Zebra, Fan-Kult in zweiter Generation und natürlich einen obligaten Ausblick auf die Zukunft der Band. Und wer glaubt, Josh würde kein Black Metal mögen, sollte unbedingt bis ganz zum Ende dabei bleiben!
Viel Spaß beim Schauen!
Auch die Show selbst haben wir in Wort und Bild für euch festgehalten! Werft gerne einen Blick in unsere Silverstein-Konzertgalerie!
Moderation: Arne Luaith; Fotografie: Arne Luaith; Kamera: Alexander Kipke
Wer in das aktuelle Album „This Is How The Wind Shifts“ von 2013
reinhören möchte, kann dies hier tun:
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