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Interview: Big Balls

mit Thomas Klaus vom 4. März 2012 via Mail
Sänger Thomas „Chicken“ Klaus nahm sich die Zeit, in diesem kurzen Mail-Interview mit Metal Trails über seine AC/DC-Cover- und Tribute-Band „Big Balls“, ein Treffen mit Angus Young und die für die Zukunft anstehenden Releases der Band zu sprechen. Die Anfang der Neunziger Jahre gegründete Gruppe gehört zu den erfolgreichsten deutschen Cover-Kapellen, produziert jedoch neben den obligatorischen AC/DC-Covern, welche vornehmlich aus der Bon-Scott-Ära stammen, gelegentlich auch eigene Kompositionen. Schon seit einer Weile steht auch die Idee im Raum, zukünftig mal ein vollständig selbst komponiertes Album auf den Markt zu schmeißen.
Aber wie fühlt man sich eigentlich nach so vielen im Zeichen einer weltbekannten Band gespielten Konzerten? Ist es, wie in einem gewaltigen Schatten unterzugehen, ohne selbst großartig auf das Songmaterial Einfluss nehmen zu können? Führt es nicht nach so langer Zeit zwangsläufig zu einer Ernüchterung, wenn die Leute nicht wegen der eigenen Songs kommen, sondern weil sie die Musik einer anderen Band hören wollen? Für manch einen wird es sicherlich so zutreffen, doch nicht für die Jungs von Big Balls! Vitaler denn je blicken sie gerade ihrer Zukunft entgegen und planen bereits die nächsten Veröffentlichungen ...
Wir wünschen wie immer viel Spaß beim Lesen!

Das Interview:

Alex: Hey Chicken, grüß dich! Wie geht’s euch, was macht die Band?
Chicken: Hallo Alex! Uns geht es gut, die Band macht Spaß und die letzten Gigs waren allesamt ausverkauft! Was will man mehr? :-)
Alex: Unter dem Namen „LIVE NOW“ habt ihr 2008 euer bisher letztes Album herausgebracht. Was kannst du uns zu der Scheibe erzählen?
Chicken: Wie du ja bereits sagtest, heißt die Scheibe „LIVE NOW“ und ist von 2008. Neben den Eigenkompositionen „LIVE NOW“ und „CRAZY“ befinden sich dreizehn AC/DC-Songs aus der Bon Scott-Ära sowie ein Song aus der Zeit mit Brian Johnson auf dieser CD. Die Scheibe haben wir live in der „Weberei“ in Gütersloh aufgenommen.
Alex: Welche Besonderheiten gab es beim Produktionsprozess?
Chicken: Die Besonderheit ist, dass alles Live ohne Netz und doppelten Boden eingespielt wurde :-)
Alex: Wann können die Fans mit neuem Material rechnen?
Chicken: Einen genauen Zeitpunkt kann ich hier jetzt leider noch nicht nennen. Aber die Idee, eine Scheibe nur mit eigenen Songs zu machen, gibt es schon länger. Wir sind viel beschäftigt und daher ist es schwierig zeitintensive Projekte logistisch unter einen Hut zu bringen, doch wir arbeiten dran.
Alex: Wie kommen die von euch selbst komponierten Songs bei euren Fans an? Wollen sie lieber eure Songs hören oder wirklich nur AC/DC-Mucke?
Chicken: Natürlich sind wir vordergründig eine AC/DC-Tribute-Band, aber die eigenen Songs reihen sich nahtlos in unsere Setlist ein. Songs wie „LADY WHISKEY“, „DIE“, „LIVE NOW“ oder „CRAZY“ brauchen sich aber auch wirklich nicht zu verstecken. Man merkt beim Publikum eigentlich keinen frappierenden Unterschied zwischen unserem eigenen Material und den Covern, wenn man die Songs live spielt.
Alex: Kann man in nächster Zeit mit einer von euch stammenden Komposition rechnen?
Chicken: Auch da können wir im Augenblick leider noch nichts konkretes zu sagen und müssen sehen, was die Zukunft bringt ...
Alex: Ist es nicht nach über zwei Jahrzehnten im Geschäft etwas ermüdend fast durchgehend im Schatten einer anderen Band - in diesem Fall AC/DC - zu stehen und zu spielen?
Chicken: Als „Schatten“ würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. Wir sind viel eher eine Herzblutband und mehr oder weniger alle auch Fans dieser großartigen Band ohne kommerziellen Hintergrund. Im Schatten dieser Band stehen eher Coverbands mit anderen Ansprüchen. AC/DC ist ein „Hardrock-Dino“! Sie sind für mich die Pioniere des Hardrock und haben sich diesen Staus durch eine unermüdliche Livepräsenz in den Anfangsjahren redlich verdient. Zwanzig Jahre im Schatten einer anderen Band stehen zu müssen würde auch keinen Spaß machen.
Alex: Könnt ihr von der Band leben oder geht jedes einzelne Bandmitglied seiner eigenen Nebenbeschäftigung zum Verdienst des Lebensunterhalts nach?
Chicken: Nur von der Band allein kann man nicht leben. Wir haben alle noch mehrere Nebenbeschäftigungen. Heutzutage muss man halt vielseitig sein :-)
Alex: Du kommst der Originalstimme von Bon Scott sehr nahe. Wie kommt das? Training oder angeborene Fähigkeit? Inwiefern würdest du sagen ist es für den „normalen“ Sänger überhaupt möglich den Gesangsstil anderer perfekt zu kopieren?
Chicken: Meine Stimme war schon immer so, doch gerade in den letzten Jahren ist sie noch „etwas reifer“ geworden. So etwas mehr rough'n'ready würde ich sagen. Ich singe die Sachen mit meiner eigenen Stimme, die sicherlich so ähnlich, wie die von Bon klingt. Aber ich bin nicht Bon Scott. Mit ihm verglichen zu werden finde ich gut, aber das eh nicht realisierbare Imitat abliefern zu müssen, liegt mir dann doch fern.
Alex: Was sind für eine Coverband im Vergleich zu anderen Bands absolute No-Go's?
Chicken: Ich würde da ganz klar sagen, besser zu sein, als das Original :-)
Alex: Ist es für euch wichtig die Songs von AC/DC 1:1 umzusetzen oder versucht ihr dabei eure eigene Note einzubringen und die Songs etwas weiterzuentwickeln?
Chicken: Wir setzten die Songs schon 1:1 um, orientieren uns allerdings vorwiegend an Live-Aufnahmen.
Alex: Hattet ihr mal Gelegenheit AC/DC oder einzelne Bandmitglieder zu treffen? Wenn ja, wie lief das ab?
Chicken: Also ich persönlich noch nicht, aber unser Pete hat Angus schon mal in einem Musikaliengeschäft zwischen Münster und Osnabrück getroffen. Angus wohnt ja nicht so weit von Münster entfernt. Er ist ja so ein Typ wie du und ich ohne Allüren und fällt ja eigentlich nur durch seine „Größe“ auf :-)
Alex: Wie kam es überhaupt zur Gründung der Band? Gab es da einen bestimmten Auslöser oder lief das alles nebenbei und wurde mit der Zeit dann zum Selbstläufer?
Chicken: Die Band habe ich damals mit unserem ehemaligen Gitarrist Dirk gegründet. Ich spielte in einer Band Namens „IQ 180“ und wir coverten alles von AC/DC - ZZ Top. Dirk sprach mich nach der Show bezüglich meiner Stimme an und meinte es wäre mal an der Zeit eine AC/DC Coverband zu gründen. Wir verloren uns aber aus den Augen, ohne unsere Telefonnummern auszutauschen. Das war im Mai 1990 und dann kurz darauf bereits im Juli 1990 traf ich ihn in eben besagtem Laden aus Frage 13 wieder und unsere Band war geboren. In dem selben Jahr spielten wir auf dem legendären Umsonst & Draussen Festval in Vlotho und konnten uns dabei im Zuge dessen gleich einer breiten Masse präsentieren.
Alex: Weshalb habt ihr euch nach dem Song „Big Balls“ benannt? Welche alternativen Ideen waren im Gespräch?
Chicken: Der Name „BIG BALLS“ kam erst später, nämlich als wir bei mir im Studio saßen und uns die Köpfe zerbrachen, wie wir uns denn nun in Zukunft nennen wollten. Schnell wurde klar, das es ein Songtitel sein würde. Ich glaube „LIVE WIRE“ und „HIGH VOLTAGE“ waren noch im Gespräch, aber BIG BALLS hat das Rennen gemacht und somit was auch der Bandname geboren.
Alex: Der deutsche Sänger und Gitarrist Thomas Gurrath hat letztes Jahr eine Band namens „Big Ball“ gegründet und auch sie klingt nach AC/DC und hat 2010 ein Album namens „Hotter Than Hell“ herausgebracht, wenngleich dort keine Cover drauf sind. Was haltet ihr davon?
Chicken: Ja, ich habe davon gehört, hatte allerdings noch keine Gelegenheit in das Album reinzuhören. Wenn man als Band authentisch ist, gute Songwriter sowie gute Ideen hat, warum soll man dann nicht auch mal eigene Songs machen. Ich könnte jetzt mehrere Bands aufzählen, die es auch so gemacht haben und damit mehr oder weniger erfolgreich waren oder es auch heute noch sind.
Alex: Braucht man als Coverband eigentlich eine Autorisierung vom Originalinterpreten, um die Songs zu spielen? Oder reicht es brav Gebühren an die GEMA abzuführen?
Chicken: Nein, eine Autorisierung braucht man nur, wenn man die Songs verändern will und dabei plant sie auf einem Tonträger zu veröffentlichen.
Alex: Wir kommen langsam zum Ende des Interviews. Was steht sonst noch für die Zukunft der Band an?
Chicken: Mehr als 20 Jahre rocken wir jetzt die Bühnen, ob Festivals, im Wohnzimmer, am Strand, auf'm Dach, in der Pommesbude, bei -5 Grad, bei Regen oder +30 Grad .... egal, wir waren überall! In dem Sinne gehen wir jetzt erstmal die nächsten 10 Jahre an und dann sehen wir mal weiter! :-)
Alex: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Möchtest du noch ein paar letzte Worte an die Fans richten?
Chicken: Danke an die vielen Fans, die immer wieder mit uns rocken und auch Danke an Bon und AC/DC, ohne die es uns ja gar nicht geben würde!
Chicken.
Moderation: Alexander Kipke

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