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Tainted Nation – F.E.A.R.

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Tainted Nations „F.E.A.R.“ (2013).
„Tainted Nation liefern hier ein unerwartet innovatives, funkiges, aber dennoch kompromissloses Nu Rock-Album ab.“
Interpret: Tainted Nation
Titel: F.E.A.R.
Erschienen: 2013
In Form von des britisch-schwedischen Kollektivs Tainted Nation, strahlt ein neuer Stern am alternativem Rock-Himmel und beinhaltet sogar einige bekannte Gesichter, wie Pete Newdeck von Eden's Course, Ian Nash von Lionsheart, Marc Cross von Helloween bzw. Firewind und den Schweden Pontus Egberg am Bass, der früher bei The Poodles sein Unwesen trieb. Man kann also durchaus sagen, die Truppe hat genug Erfahrung gesammelt, um ein grandioses Stück Musik zusammenzustellen. Und genau das ist den Vieren auch gelungen: Sie knüpfen Granate an Granate und entfesseln so einen wahren Orkan an Metal- und Rock-Hymnen. Wer jetzt noch nicht genug gelesen hat, um sofort in den nächsten Plattenladen zu laufen, dem gebe ich gerne einen detaillierteren Blick auf die zwölf Titel, die dem Debüt "F.E.A.R.", mit seinen modernen Ansätzen, so viel Glanz verleihen.
Bei dem Opener "Dare You" stellen die Jungs auch schon die Vertrauensfrage, der man getrost zustimmen kann. Alleine schon wegen des homogenen Stücks Musik, dass uns Tainted Nation zur Entscheidungsfindung anbieten. Ist das mal geklärt, kann sich gefahrlos aufs Album gestürzt werden. Allerdings komme ich nicht weit, denn schon dieser Titel erweckt in mir das Verlangen, ihn immer wieder und wieder zu hören. So muss gute Musik gemacht sein. Es darf schon zu Beginn kein Zweifel an der Größe des Albums entstehen. Und das passiert auch nicht, wie die endlich erreichte Folgenummer eindrucksvoll zeigt: Die erste Auskoppelung "Loser" umgarnt mit langanhaltenden Ohrwürmern und macht ein Entkommen noch unmöglicher. Der direkte Kontext zu den wuchtigen Gitarren, verleiht ihm die Kredibilität, die es braucht, um nicht den Eindruck einer Pop-Nummer zu erwecken. Mit "You still hang around" werde ich auf äußerst eingängige Weise angepöbelt: Fette Riffs fliegen mir um die Ohren, während es sich der Refrain in meinen Gehörgängen gemütlich macht. Beeindruckende Leistung, ein Album so konsequent und nachhaltig wegrocken zu lassen. "Nothing like you seem" bildet da keine Ausnahme und führt das Begonnene imposant fort. Eine besondere Erwähnung gebührt definitiv auch Sänger Pete Newdeck, der seine Sache schlichtweg großartig macht und mit seinem relativ großen Stimmumfang, kaum Langeweile aufkommen lässt. So wächst aus jedem Stück auf "F.E.A.R." ein kleines Unikat heran.
"Who's watching you" schüttet noch weiter Benzin ins Feuer und fegt mit einer Doublebass-Attacke nach der anderen durch die 4 Minuten des zornigen Titels. Jetzt zeigt die Band so richtig Zähne, und erinnert dabei in seinen Ansätzen sogar an The Sorrow. Endlich kommt auch ein wenig Humor ins Spiel, wie man beim augenzwinkernden "Hell is a Lie" hören kann, das sich weiterhin bei der patentierten Mischung aus Power Metal und modernen Rock-Ansätzen bedient. "Don't forget where you came from" verzückt mit einem angedeuteten Synthsizers-Einsatz, der den lostrabenden Chorus so liebenswert unterstreicht. "Never promised you anything" und "Haunted" machen da keine Ausnahme und bescheren uns weiterhin Paralellen zu Pink Cream 69. Liegt vermutlich auch ein wenig daran, dass Newdeck gelegentlich David Readmans Stimmbereich streift. Und dann folgt mein persönlicher Höhepunkt des Album, quasi der Wolf im Schafspelz auf "F.E.A.R.": "Don't tell me" täuscht auf geniale Weise eine Ballade an, die nach fünf Sekunden von eine Dampfwalze überrannt wird und von der so melodramatischen Klavier-Einleitung nur noch ein leises Wimmern zu vernehmen ist. Ganz großes Entertainment – würde ich Hüte tragen, wäre ich bereit, ihn vor den Jungs zu ziehen. Das Stück verwandelt sich auf eindrucksvolle Weise in ein Rock-Biest aller erster Güte, dass man sonst nur von Zakk Wylde's Black Label Society erwarten würde und zum ersten Mal echte Brachialität spüren lässt. Mit "What are you waiting for" endet das Album gerade noch rechtzeitig, um nicht in Tristesse zu kippen. So schaffen sie es gerade noch, die Kurve zu kratzen und machen damit definitiv Lust auf mehr, das in Form eines weiteren Durchlaufs sofort konsumiert werden kann. Und der Schlusstrack animiert eigentlich recht gut dazu. Außerdem beinhaltet er das einzig anspruchsvolle Gitarrensolo auf dem Longplayer, der ansonsten grundsätzlich relativ solifrei gehalten wurde.
"F.E.A.R." ist trotzdem ein richtig geiles Album geworden und ein Blick ins Booklet bestätigt, was sich nach längerem Hören schon abgezeichnet hat: Abgesehen von der Band, zeigt sich noch ein Weiterer für seine Größe verantwortlich: Dennis Ward, seines Zeichen Bassist und Produzent der deutschen Rock-Truppe Pink Cream 69, saß an den Reglern, was den astreinen Mix und die musikalischen Verweise auf die Karlsruher Rocker erklären würde. Ein erneuter Blick auf den Opener verstärkt übrigens auch den vorhin gewonnen Eindruck und gewährt eine Vorschau darauf, was mit dem restlichen Album bei jedem neuerlichen Durchgang passiert: Es wächst mit dem Hörer und zeigt wie groß "F.E.A.R." wirklich ist. Somit ist auch das etwas unpassende Cover zu verschmerzen, dass mit seinem Hip Hop-Touch unweigerlich an House of Pain erinnert.
Fazit: Tainted Nation liefern ein unerwartet innovatives, funkiges, aber dennoch kompromissloses Nu Rock-Album ab, dass durch seine groovenden Metal-Ansätze, gepaart mit knackigen Hooks, über die vollen 47 Minuten eine Ohrfeige nach der anderen austeilt. Hier wird nicht Pathos mit Härte kompensiert, beides hat durchaus seine Berechtigung und schafft es, nebeneinander zu funktionieren. Außerdem vereint "F.E.A.R." eine große Spanne an Rock- und Metal-Geschichte in sich und wird somit ein relativ breites Publikum glücklich machen. Unbedingte Kaufempfehlung.
Anspieltipps: Entfallen, da jeder Titel stellvertretend für das gesamte Album steht.

 
Score:
87% Hervorragend!

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