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Surfact – Feeding The Beast

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Surfacts „Feeding The Beast“ (2013).
„Surfact holen sich den Respekt, den sie verdienen.“
Interpret: Surfact
Titel: Feeding The Beast
Erschienen: 2013
Endlich lassen auch die Dänen mal wieder etwas von sich hören. Nachdem das letzte Output der Alternative-Darlings Grand Avenue nun auch schon wieder vier Jahre zurück liegt - da sie sich zur Zeit um ihre Soloprojekte kümmern - kommt das aktuelle Album "Feeding The Beast", der dänischen Elektro-Rocker Surfact gerade recht. Wobei, eigentlich wurde das Album in Ihrer Heimat schon 2011 veröffentlicht, und kletterte bis auf Platz 11 der heimischen Charts. Supportaufträge für Volbeat, Therapy?, Whitesnake, Live und Staind waren die logische Folge. Mit der Bestätigung ihrer Heimat im Rücken, wird nun auch der Rest von Europa in Angriff genommen. Mit einem leicht abgeänderten Tracklisting und zusätzlichen Songs vom Vorgänger "Euphoria", steht das Werk ab März bei uns in den Läden. Was Euch darauf erwartet und ob die Jungs ihren Vorschusslorbeeren gerecht werden, erfahrt ihr im folgenden Review.
Eigentlich startete das Quintett 2004 als Grunge-Rock-Band: Der "Soundtrack von Seattle" war die gemeinsame Leidenschaft der fünf Jungs. Die übrigens immer noch in der Urbesetzung bestehen, da sich aus ihrer Leidenschaft zur Musik, über die Jahre auch eine tiefe Freundschaft entwickelt hat, wie sie selber sagen. Und das hört man der Mucke auch zu jeder Minute an. Nur wandelte sich die Musik im Laufe der Jahre ein wenig und wurde zusätzlich mit zahlreichen elektronischen Fragmenten ausgestattet. Dennoch bleiben sie eine Rockband, sogar eine sehr launenhafte, wie das Eröffnungsstück "Absolutely Shameless" zeigt. Damit startet der Longplayer der Dänen in die erste Runde. Nach einem unscheinbaren Intro setzt sich das musikalische Schwergewicht recht plötzlich in Gang: Wie aus dem Nichts überrumpeln uns brachiale Gitarren, aber immer mit prägnanten Melodien versehen, die sofort Ohrwurmcharkter annehmen. Als greifbarer Vergleich wäre eventuell Linkin Park heran zu ziehen. Allerdings mit weniger gespielter Ernsthaftigkeit, sondern der Spaß steht hier definitiv im Vordergrund. Was die Jungs mit Sicherheit auch live zu einem wahren Erlebnis werden lässt, wenn sie all ihre subtilen, elektronischen Details auf die Bühne holen. Um es zu konkretisieren, die dänische Truppe klingt eigentlich wie eine Mischung aus Snow Patrol, OneRepublic, Infadels, New Order, Linkin Park und ihren Landsmännern Grand Avenue - wenn auch zwei Stufen härter - aber nicht minder interessant. Und das, wo es aus Dänemark in der Regel sonst nur Ausläufer der Black Metal-Bewegung zu uns schaffen.
Das fetzige "The Pace", der überragende Titeltrack, das sphärische "Countless Sheep", das einlullende "Higher Ground" oder der zuckersüße Rausschmeißer "Atmoshere" sind dann so elektronische Versatzstücke, die wahre Größe, ausschweifende Melodien und fesselnde Passagen in sich vereinen. Manchmal, aber nur ganz selten, rutscht die Truppe in die Pop-Dance-Schiene ab, und schlittert um Haaresbreite an der Grenze zur Peinlichkeit vorbei, wie man beim ohrwurmbehafteten "Feeding The Beast" oder "The Step" recht gut nachhören kann. Bitte nicht falsch verstehen, die Titel sind grundsätzlich, wie auch der Großteil des restlichen Albums, regelrecht hitverdächtig. Nur übertreibt es die Truppe hier mit den Effekten ein wenig und reizt sie an der falschen Stelle aus. Als Gegenpol wird dafür auf "All Night Overload", "Taking You Over", "Leave und Survive", "Last Mile" und vor allem auf dem Glanzstück "When I Return" gerockt, dass die Schwarte kracht. Letzterer Titel erinnert dann sogar noch an die ebenfalls in Dänemark beheimateten Dizzy Mizz Lizzy, sollte sich noch jemand erinnern. Da hab ich die Fünf zu Beginn wohl etwas unterschätzt.
Video-Link zu "All Night Overload":
Fette Riffs und wütende Drums finden in die effektgeladenen Songs und werden mit Melodien vollgepumpt, die der Begeisterung kein Ende setzen. Und immer wieder sind es diese ganz besonderen Zusätze, die die Songs auch beim neuerlichen Hören weiterhin interessant machen und bleiben lassen. Somit finden sich unzählige kleine Höhepunkte über das Album verstreut. Das Cover-Artwork hingegen ist etwas irreführend und entwickelt sich bei längerer Betrachtung zu einem echten Störfaktor, und löst sogar – bei mir zumindest – leichtes Unbehagen aus. Darum habe ich es kurzer Hand umgedreht, um der anspruchsvollen Musik nicht im Wege zu stehen. Selbst in der Redaktion sind wir uns uneinig darüber, ob es eher an Silent Hill, ein gerupftes Hühnchen oder doch mehr an Gene Simmons (angeblich) fehlende Rippen (plus dem dazugehörigen Resultat) erinnert. Feeding The Beast ist ein so liebenswertes und sympathisches Album geworden, dass ich über den ebenfalls unpassenden Albumtitel, vor allem in Verbindung mit dem Cover-Bild, einfach mal hinwegsehe.
Fazit: Surfact holen sich den Respekt, den sie verdienen. Bestimmt kennt jeder die Parabel von dem halb leeren bzw. halb vollen Glas; für das in Kopenhagen beheimatete Quintett Surfact ist das Glas derzeit definitiv halb voll, denn die Jungs sind mit ihrem Drittwerk auch im restlichen Europa, stark auf Erfolgskurs. "Feeding the Beast" enthält unzählige großartige Momente, streckenweise Unmengen an Pathos und zwei oder drei Durchhänger - die mit zuviel Schmalz behaftet - an OneRepublic erinnern. Aber alles in Allem ist es eine wirklich runde Sache geworden, die den Hörer über weite Strecken des Albums, zu fesseln vermag. Pop-Fans, die auch mit der härteren Gangart etwas anzufangen wissen, werden es auf Anhieb lieben. Auch wenn die Jungs vom Grunge-Rock kommen, entwickeln sie sich immer mehr Richtung Pop-Rock. Dennoch bleibt die Musik streckenweise so ruppig, dass man sich auch als Vertreter der männlichen Gattung nicht schämen muss, Surfact zu hören und auch zu mögen.
Anspieltipps: Absolutely Shameless, The Pace, Feeding The Beast, All Night Overload, Higher Ground, When I Return

 
Score:
86% Hervorragend!

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