Satyricon – Satyricon

Kritik von: Christian Steinweg
Album-Cover von Satyricons „Satyricon“ (2013).
„Satyricon schicken euch mit ihrem Self-Titled Album auf eine düstere Reise mit unerwarteten Abzweigungen.“
Interpret: Satyricon
Titel: Satyricon
Erschienen: 2013
Satyricon Frontmann Sigurd „Satyr“ Wongraven ist ein absoluter Freak. Ein Freak, der sich um keine anderen Meinungen schert und seinen abgefahrenen Lebensstil mit seinem musikalischen Output finanziert. Meisterwerke wie Nemesis Divina stammen aus seiner Feder und sind bis heute unübertroffen. Satyricon funktioniert aber nur als Einheit. Mit Kjetil „Frost“ Haraldstad hat Satyr die passende Ergänzung gefunden. Mit ihrem neuen Self- Titled Album haben sie mal wieder bewiesen, wie verschiedenen und neu Black Metal heutzutage noch klingen kann.
Und wie erfindet man heutzutage den Black Metal noch einmal neu? Ganz einfach: Satyr hat sich eine abgelegene Waldhütte in Norwegen gesucht und sich dort für sechs Monate weggeschlossen. Das einzige was er dabei hatte, waren seine schwarzen Visionen und seine Gitarre. Herausgekommen ist dabei ein zehn Track starkes Album, dass euch pure Schwärze ohne jegliche Effekte direkt ins Knochenmark rammt. Schon die ersten Klänge vom Intro-Stück Voice Of Shadows verraten wo die Reise hingehen wird: in ein verdammt dunkles Kapitel der Band.
Der zweite Track, mit dem Titel Tro og Kraft, nimmt die dämmernde Gitarrenmelodie vom Intro auf. Wenn dann noch die Stimme von Satyr einsetzt, geht’s zum ersten Mal in die dunklen Sphären der Norweger. Besonders der norwegische Gesang untermauert die düsteren Melodien. Spätestens als Satyr sein Gesangsorgan gegen die sterbende Welt und Gott richtet, bekommt der Song richtig Charakter. Das Doom-Fundament von Tro og Kraft setzt sich auch beim dritten Track, Our World, it Rumbes Tonight, fort. Besonders hier sorgt die Atmosphäre für die Härte und Brutalität – Black Metal muss also nicht immer hektisch und verdammt schnell sein. Auch der vierte Song, Nocturnal Flare, ist eine eher langsame Nummer, die ihre Brutalität durch die Atmosphäre aufbaut. Spätestens hier merkt man, dass der Verzicht auf Effekte genau die richtige Entscheidung war. Der rohe Sound sorgt für eine Kälte, die perfekt zu den dunklen Klängen passt. Das haben wir besonders Schlagzeuger Frost zu verdanken. Seine Zurückhaltung liefert die permanente Spannung in den Songs.
Mit den fünften Track, Phoenix, verlassen Satyricon ihre gewohnten Klangwelten und liefern einen eingängigen und sogar fast poppigen Song ab. Im Mittelpunkt steht der cleane Gesang von Sivert Høyem. Zugegeben: der Song ist gewöhnungsbedürftig aber ein dicker Pluspunkt für die Wandelbarkeit von Satyricon. Den nächsten Ausbruch gibt’s mit dem Song Walker Upon The Wind, der auf jeden Fall der schnellste und dunkelste Song auf der Platte ist. Frost haut hier dröhnende Blastbeats und eine durchlaufende Bassdrum raus. Das für die Platte charakteristische Doom-Fundament zieht sich aber auch hier durch.
Mit Nekrohaven liefern die Norweger dann noch einen eingängigen Song ab, der das Album ein wenig auflockert. Bei den nächsten beiden Songs, Ageless Northern Spirit und The Infinity Of Time and Space, geht’s dann wieder komplexer zu. Besonders The Infinity Of Time and Space überrascht mit verdammt guten ruhigen Passagen, die den düsteren Charakter noch einmal unterstreichen. Mit dem Instrumental-Stück Natt nimmt die düstere Reise schließlich ihr kurzweiliges Ende.
Fazit: Satyricon schicken euch mit ihrem Self-Titled Album auf eine düstere Reise mit unerwarteten Abzweigungen. Die Platte brennt sich zwar nicht direkt ins Hirn ein, aber das war auch nicht das Ziel von Satyricon. „Es wird viele, viele Durchläufe brauchen und es wird in dir wachsen, während du immer tiefer hineintauchst“, verspricht Satyr. „Für mich ist das die faszinierendste Eigenschaft des Albums. Ich denke, wir haben etwas erschaffen, das sehr lange bestehen wird.“ Die Platte kommt zwar nicht an Nemesis Divina heran, aber Satyricon haben hier mal wieder ein absolut gutes Album abgeliefert. Wer auf pure Schwärze mit eigenem Charakter steht, sollte sich das Album unbedingt anhören.
Anspieltipps: Trog og Kraft, Walker Upon The Wind, Nekrohaven
Vergleichbares: CHTHONIC, Dissection

 
Score:
85% Hervorragend!

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