Dark at Dawn – Noneternal

Kritik von: Janis Dinter
Album-Cover von Dark at Dawns „Noneternal“ (2012).
„Wilder Westen, Orient und Heavy Metal“
Interpret: Dark at Dawn
Titel: Noneternal
Erschienen: 2012
Wer sein Faible für den klassischen Heavy oder Power Metal in der Vergangenheit dadurch verloren hat, dass die einschlägigen Bands dieser Genres zu lange auf ihrem alten Stil rumgeritten sind, sollte jetzt die Ohren spitzen. Denn seit kurzem funkelt die neue EP von Dark at Dawn in den Plattenläden und wartet darauf in die CD-Sammlungen der heimischen Regale aufgenommen zu werden. Die deutschen Rocker aus dem Harz präsentieren ihr neues Werk Noneternal nun, nachdem sie sich 2007 nach fünfzehn Jahren erfolgreicher Bandgeschichte aufgelöst hatten. Die Aufstellung ist dieselbe wie in den Jahren 1997 bis 2001, während deren sie ihre ersten großen Erfolge zu verbuchen hatten. Doch vielleicht ist gerade die Zeit der Trennung der Grund dafür, dass die vier neuen Stücke so erfrischend daherkommen.
Das erste Stück (Coming Home) beginnt überraschenderweise mit den Klängen einer Westerngitarre und Flöte, die zusammen eine herrliche Stimmung erzeugen: ein einsamer Cowboy sitzt irgendwo in der Prärie des Mittleren Westens auf einer Veranda und hält sein Gewehr in der Hand. Als dann der ebenfalls typische Westernsound einsetzt, welcher gern verwendet wird um eine heranreitende Gruppe zu untermalen, bleibt kein Zweifel mehr, dass wir uns in einem gottverlassenen Goldgräberdorf befinden. So viel zur Stimmung, aber wo bleibt der Metal? Kaum hat man sich diese Frage gestellt, kommt die Antwort. Und wie! Mit einem fast eine Minute andauernden Übergang leiten die Jungs gekonnt über in den eigentlichen Song. Dass dieser ein typischer Heavy Metal Track ist, erkennt man schon daran, dass der Gesang erst nach zwei Minuten einsetzt und nicht zuletzt auch durch den kratzigen, aber dennoch melodischen Gesang von Thorsten “Buddy“ Kohlrausch. Für meinen Geschmack ist dieser Song ein optimales erstes Stück auf einem Album und nicht zuletzt ein Ausrufezeichen, das jedermann wissen lässt, dass Dark at Dawn wieder mit vollster Power zurück sind. Genauso überraschend wie der Anfang des ersten Tracks beginnt auch Arabian Fights, nämlich – wie der Name schon vermuten lässt – mit einer arabischen Melodie á la 1000 und eine Nacht. Die betörend schöne unverzerrte E-Gitarre, die bereits nach kurzer Zeit einsetzt, bildet in der Folge den perfekten Übergang zwischen den anfänglichen folkloristischen Klängen der anderen Art und dem sich anschließenden Heavy Metal.
Besonders deutlich ist hier die Ähnlichkeit von Kohlrausch’s Stimme mit jener von Sabatons Sänger Joakim Brodén, wobei Letztere wohl doch als eine Spur härter anzusehen ist. Das Lied entwickelt sich weiter und wird zu einem echten Battle-Song. Sehr hervorzuheben ist, dass nach etwa zwei Dritteln erneut das arabische Thema aufgenommen wird, um anschließend wieder durch einen harten Metalteil abgelöst zu werden. Durch diesen gekonnten Wechsel beweisen Dark at Dawn, dass sie es in Sachen Battle-Metal mit Bands wie Sabaton oder Manowar aufnehmen können. Im dritten Track namens Firedrunk fällt auf, dass der Stil des ersten Songs auch hier wiederzuerkennen ist. Zwar entführen uns die fünf Bandmitglieder dieses Mal nicht in eine andere Welt wie noch zuvor, doch wissen sie auch mit diesem Song zu überzeugen. Durch die Urkraft in Kohlrausch’s Stimme, die er aber stets gut zu dosieren weiß und den klaren Fokus auf die Sounds der Lead-Gitarre, entstehen in diesem Fall sehr ansehnliche Hard Rock Klänge. Festzuhalten bleibt dennoch, dass der relativ simple Wechsel zwischen Strophen und Refrain recht uninspiriert erscheint. Die Qualität der ersten beiden Stücke, kann hier leider nicht wiedererkannt werden. Auch das letzte Stück (Taking my Time), das fast eher dem Genre des Speed Metal entspricht, hat zwar das Potenzial, ein netter Sing-along-Track zu werden, doch leider fehlt auch hier das gewisse Etwas. Die Tatsache, dass die letzten beiden Songs nicht mehr so spritzig klingen wie ihre Vorgänger, dürfte zu einem großen Teil daran liegen, dass sie es nicht schaffen, eine geistige Stimmung (wie z.B. die einer amerikanischen Prärielandschaft) zu erzeugen. Auch ist die Abhandlung von Strophe-Refrain-Strophe-Refrain, die im Übrigen in allen vier Liedern wiederzufinden ist, hier nicht so gut gelungen wie noch zuvor.
Insgesamt aber ist es Dark at Dawn gelungen, sich mit einem dicken Ausrufezeichen zurückzumelden. Jene Heavy Metal Fans der alten Schule, die ihre Musik zwar noch immer mit ganzem Herzen lieben, die alten Kamellen jedoch reichlich leid sein, sollten sich definitiv überlegen, ein paar Euro in den Erwerb dieser CD zu investieren. Es lohnt sich bestimmt!
Score: 84% - Sehr gut.
 
Score:
84% Hervorragend!

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