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Nachbericht: Metal Overdose 2012

Metal Overdose: Cursed by the Fallen/Darius Mondop/The Sorrow - Posthof Linz, 21.12.2012

Die Metal Overdose lädt wieder in den Linzer Posthof, um ein paar Stunden lang der Musik der härteren Gangart zu huldigen. Diesmal teilen sich die oberösterreichischen Lokalmatadore Cursed by the Fallen und Darius Mondop als Support die Bühne, um für den anschließenden Hauptact The Sorrow die Massen auf Betriebstemperatur zu bringen. Der Abend des Jüngsten Gerichts steht nun ganz kurz bevor, Grund genug die anstehende Metal-Überdosis einzuläuten.
Die oberösterreichischen Newcomer Cursed by the Fallen sind die ersten, die dem Publikum zeigen, wo der Hammer hängt. Mit ihrer aktuellen EP "When the Sun Turns Red", beweisen sie, dass sie Kollegen wie Killswitch Engage oder As I Lay Dying dicht auf den Fersen sind, auch wenn manche Songs noch nicht komplett zu Ende gedacht sind und hier und da ein wenig monoton wirken. Dennoch fehlt es dem Quartett nicht an Entschlossenheit. Ein paar eingefleischte Fans lassen schon ordentlich die Köpfe kreisen; immerhin ist jetzt noch Platz. Nach einer Dreiviertelstunde Metalcore-Gewüte sind die Grundfesten des Posthofes erschüttert und es kann für den nächsten Act, den Linzer Geheimtipp Darius Mondop, umgebaut werden.
Die Herren, die aus der hervorragenden Linzer Formation Mortus hervorgingen, machen sich bereit, der Crowd mit ihrem groovenden Stoner Rock ordentlich einzuheizen (die Rezension zu ihrem aktuellen Album "Gamma" findet ihr hier, Anm. d. R.). Live machen Darius Mondop sogar noch um einiges mehr Spaß, als auf Platte. So zeigen sie mit "R.U.N." zu Beginn gleich mal richtig Zähne, und nach "Queens" und "43/6" hat auch der letzte Gast, der noch vorm Saal steht, die Qualitäten der Gruppe erkannt und drängt, mit ein paar Bieren bewaffnet, hinein. Sogar Unausgekoppeltes wie "Staff away Sick", das vermutlich auf dem noch ausstehenden Album "Delta" vertreten sein wird, gibt's zu hören. Mittlerweile hat sich die Halle in eine brodelnde Masse aus Headbangern verwandelt. Moshen ist angesagt, am besten bis die Haare ausfallen. Ihrer Version eines groovigen Metals kann sich niemand entziehen und zeigt auch auf, dass Darius Mondop eigentlich eine Live-Band sind. Mit "Psychos", dem genial rotzigen "Machines" und dem grandiosen Rocker "Bridge & Gas" finden weitere Highlights ins Set, das nach dem brachialen "Real Face" und dem unveröffentlichten "Red Hot Silence" zum Finale kommt. Ein mächtiger Gig, der abgesehen vom fehlenden "Holy Moly" keine Wünsche offen gelassen hat. Da müssen sich The Sorrow ordentlich ins Zeug legen, um nachzukommen, denn die Linzer Darius Mondop sind ja mittlerweile berühmt-berüchtigt für ihre Live-Shows. Das Publikum ist jetzt gut aufgewärmt und bereit für die Vorarlberger Urgewalt The Sorrow.
Die Headliner des Abends sind unbestreitbar The Sorrow, das bestätigen in erster Linie die Massen, die hereinströmen, als sie nach der Pause und einem kurzen Intro die ersten Takte aus ihren Instrumenten herausprügeln. Mit "Tracing Memories", dem Opener ihres aktuellen Werkes Misery Escape, startet ein Gig, der - soviel sei schon mal verraten - lange seines Gleichen suchen wird (die Rezension zu "Misery Escape" findet ihr hier, Anm. d. R.). Aber auch viele ältere Stücke finden ihren Weg auf die Setlist und so besteht der Abend mit "Where is the Sun", "Elegy", "The Dagger Thrust", "My Immortal Guardian", "Knights of Doom" und "Saviour, Welcome Home" großteils aus Bewährtem sowie Altbekanntem. Ein Blick ins bunt gemischte, aber doch relativ junge Publikum zeigt, dass beim Auftakt nicht nur mir die Ohren von den brachialen Riffs bluten. In den Vorarlbergern steckt soviel Energie, dass beinahe die Funken sprühen. Die Halle platzt auch mittlerweile auch aus allen Nähten. Da können sich viele ihrer Kollegen eine Scheibe abschneiden, so voll war der Posthof bei dieser Art von Veranstaltung schon lange nicht mehr. Apropos "Nähte": Bassist Tobi ist aufgrund einer Schnittverletzung an der Hand leider etwas angeschlagen, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch, denn sie brettern in einem Irrsinns-Tempo durch die Folge-Nummer "Where is the Sun" vom Zweitwerk "Origin of the Storm", dass man fürchten muss, Tobi's Nähte halten nicht stand. Und getreu dem alten Sprichwort "Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen" wird Tobi während des ganzen Sets immer wieder von seinen Bandkollegen, unter Einbezug des Publikums, deswegen auf die Schippe genommen.
Bei "Elegy" bricht der sympathische Vierer mittlerweile alle Geschwindigkeitsrekorde und zieht mit seinem Melodic-Metal-Core sämtliche Register. Auch handwerklich gibt es nichts auszusetzen: The Sorrow beherrschen ihre Instrumente aus dem Effeff. Sie wüten sich mit einer Power durch ihr Set, dass ich spätestens nach der grandiosen Auskopplung "Burial Bridge" kurz den Hexenkessel aus kreischenden Mädchen und headbangenden Jugendlichen verlassen muss, um frische Luft zu schnappen. Denn mit der Euphorie ist in der Halle auch der Schweißgehalt enorm gestiegen. Eben erwähnter Titel strotzt nur so vor Ohrwurmqualitäten. Versehen mit diesen grandiosen Gitarrenparts, die sich während des gesamten Songs durch den Hintergrund winden. Das fragile Opening von "Saviour, Welcome Home" begleitet mich nach draußen. Selbst hier bebt der Linzer Posthof noch immer, der übrigens früher ein Bauernhof war, aber 1984 von der Stadt gekauft und zu einem der größten Veranstaltungzentren in Linz umgebaut wurde.
Bei "Crossing Jordan" von Album Nummer drei mit dem schlichten Titel "The Sorrow", biegen sich mittlerweile sämtliche Balken und machen selbst vor dem Saal eine Konversation mit Fans unmöglich. Aber das Quartett ist ja nicht umsonst ein Garant für markerschütternde Live-Shows. Die nächsten drei Nummern "A Reason", "My Immortal Guardian" und "Suffering Quotes" werden leider Opfer des an diesem Abend etwas zu wenig reinen Sounds, was speziell den clear gesungenen Parts nicht geschadet hätte, und so gehen sie etwas im Gedonner der Musik unter. Mit einem atemberaubenden "Knights of Doom" lassen The Sorrow noch einmal die Erde erzittern, um dann schlussendlich mit dem episch-schönen "Follow the Lights" das Bremspedal gemächlich zu betätigen. Mittlerweile sind schon einige ihrer Oberbekleidung überdrüssig geworden, so sehr kocht der Posthof. Allerspätestens jetzt ist klar, was der Metal Hammer mit "Live Macht" meinte. Nach einer kurzen Verschnaufpause kehren die Jungs auf die Bühne zurück und belohnen das Publikum mit "Perspectives" vom aktuellen Longplayer als erste Zugabe. "Death from a Lovers Hand" bildet dann, als zweite Zugabe, das Ende eines Konzertes, das der Apokalypse durchaus Konkurrenz gemacht hätte.

Und was bleibt?

Ein Abend, der durch Mark und Bein ging. Man bekam etwas geboten für sein Geld, nämlich ordentlich auf die Schnauze. Es waren drei wirklich gute Bands am Start, die bis auf einige Durchhänger, starkes Songmaterial präsentierten. Eine strahlte jedoch ganz besonders: The Sorrow. Sie haben es im Laufe der Jahre gelernt, Hooklines gekonnt und gezielt einzusetzen, bedienen sich der kompletten Bandbreite ihres Schaffens und spielen mit einer Leichtigkeit und zugleich unbändigen Wucht, dass man nur neidisch auf den Spaß sein kann, den die Jungs auf der Bühne haben. Es war tatsächlich ein Privileg, dabei sein zu können. Mein Fazit: Brillant zu sein, reicht heutzutage einfach nicht mehr aus, denn sonst hätten Bands wie Darius Mondop den Weg in die breite Masse längst finden müssen. Dennoch hat der Metal mittlerweile das geschafft, was ihm jahrelang verwehrt blieb, nämlich endlich zielgruppenübergreifend zu sein, wie man an dem gemischten Publikum sehr schön sehen konnte.

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