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Interview: Gamma Ray

mit Dirk Schlächter vom 1. Juni 2011 in den Hammer Recording Studios, Hamburg
Am 25. April 2011 hatte uns Dirk Schlächter, Bassist von Gamma Ray, im Rahmen unseres Tourbus-Interviews mit ihm vor dem Bremener Tivoli zu sich in die Hammer Recording Studios in Hamburg eingeladen.
Der Einladung sind wir natürlich gerne gefolgt und haben direkt im Gamma-Ray-Bandroom bei einer gemütlichen Tasse Kaffée auch gleich ein Folge-Interview mit Dirk geführt, in welchem er über die geplante Welttournée, Tipps im Musikbusiness, den Metal an sich und viele andere spannende und lustige Themen erzählt. Auch ein Resümée über die experimentelle Skeletons and Majesties Tour 2011 durfte dabei natürlich nicht fehlen. Ganz zu schweigen von Kai Hansens schwammgelber „Lieblings“-Gitarre! Klingt komisch? Is’ aber so!
Eigentlich hatten wir an dem Tag auch einen Rundgang durch das Studio mit Dirk als Fremdenführer gefilmt. Von Helloweens Goldenen Schallplatten und der anwandenen Küchen-Kaffée-Lounge über die raumgroßen Mischpulte und Gitarren-Tapeten bis hin zur wunderschönen Aussicht auf den Bullenhuser Kanal, einen Ausläufer der Elbe. Leider konnte es dieses Material jedoch nicht in den Clip schaffen. Vielleicht werden wir die Möglichkeit haben, ihn zu einem späteren Zeitpunkt nachzureichen. Als kleines Trostpflaster haben wir das Interview-Transkript dafür mit einigen Fotos unterlegt, die wir vor Ort gemacht haben. So kommt ihr dennoch in den Genuss eines exklusiven Einblickes direkt in den Entstehungsort großer Alben und guter Musik!
Wir wünschen euch viel Spaß beim Anschauen und einige interessante Impressionen vom Treiben „hinter den Kulissen“!
Moderation: Arne Luaith, Alexander Kipke; Fotografie: Arne Luaith; Kamera: Christian Mahncke

Das Interview (Textform):

Arne: Hallo Leute! Wir sind hier in den Hammer Recording Studios in Hamburg mit Dirk Schlächter von Gamma Ray. Mal wieder! Ihr werdet euch bestimmt erinnern: Wir haben vor knapp anderthalb Monaten schon ein Video mit ihm gemacht. Das war ein Interview im Zuge ihrer Deutschlandtour. Nicht nur Deutschland, sondern … mehr als Deutschland!
Dirk: Die Schweiz war noch dabei, aber … das waren nur kurz vier Shows in Deutschland.
Arne: Die Tour war relativ spontan. Wir hatten mit Dirk gesprochen und er hat uns angeboten, dass wir noch ein zweites Interview als Fortsetzung machen können, weil wir noch sehr viele Fragen hatten und er uns sehr viele interessante Sachen zu erzählen hatte. Und in den Genuss sollt ihr heute kommen!

1. Zur „Skeletons & Majesties Tour 2011“ im Rückblick …

Ja Dirk, erzähl doch mal: Wie ist die Tour gelaufen? Wie waren die Fanreaktionen?
Dirk: Joar, ist eigentlich ganz gut gelaufen. Bis auf, dass ich mir nach der dritten Show direkt wieder eine Lungenentzündung eingefangen habe, plus eine ganz heftige Sache, einen Speiseröhrenriss. Da wird sich gleich wieder jeder fragen: Wie hat er das geschafft?! Deswegen kann ich halt nicht so viel sagen.
Wie gesagt, Bremen habt ihr ja selbst mitgekriegt. Berlin war in einem kleinen Club, im Halford. Das war trotzdem eine sehr gute Show. Sagen wir mal so: Wir waren gut! (lacht) Bochum war die erste DVD-Show. Da war natürlich alles ein bisschen nervös und ein bisschen angespannt, ist aber auch sehr gut gelaufen. Bochum ist immer irgendwie cool für uns! Das sind immer irgendwie nette Shows. Pratteln, da kann ich nicht viel zu sagen. Da habe ich einfach nur versucht, die Show hinzukriegen.
Arne: Wie würdest du die Tour denn insgesamt beurteilen? Ihr habt ja auch ein paar experimentellere Sachen gemacht. Ist das von den Fans gut aufgenommen worden? Wie waren die Reaktionen insgesamt?
Dirk: Also, schon gut! Sagen wir mal so: Die Promotion hätte im Vorfeld vielleicht noch ein bisschen besser laufen können. Vielleicht hätten es auch hier und da ein paar mehr Leute sein können. Ansonsten war die Tour ja eigentlich nur dafür da, um auch diese DVD-Shows zu machen. Um erstmal die DVD zu machen. Um den Leuten diese Idee, also die „Skeletons & Majesties“-Idee, näher zu bringen.
Alex: Was würdest du dir auf der nächsten Tournee wünschen, was dieses Mal vielleicht noch nicht geklappt hat?
Dirk: Als Erstes auf jeden Fall vielleicht mal: Gesund bleiben! (lacht) Das wäre mal wieder eine Maßnahme. Normalerweise schaffe ich das eigentlich auch, aber … ja, das ist schon mal das Erste!
Und was hat sonst nicht geklappt? Naja, meine Kollegen sind ja jetzt nicht da … jetzt kann ich ein bisschen lästern. Okay, der Daniel, der macht seinen Job schon ziemlich gut. Da kann ich nicht so viel meckern. Die Gitarristen: Naja! Naja, da gibt’s dann vielleicht schon mal den einen oder anderen Ton, der ein bisschen „mehr“, ein bisschen besser sitzen könnte, ne? Okay, ich darf ja jetzt die Klappe nicht so weit aufreiße, weil ich mich da die eine Show gerade mal mit Vierteln und Achteln durchgekämpft habe. Aber macht man ja nicht – hinter seinen Kollegen lästern, ne! (schmunzelt)

2. Rock around the world …

Alex: Und vielleicht location-technisch? Gibt es da den einen oder anderen Ort, den du gerne bespielen oder mit deiner Musik erfreuen würdest?
Dirk: Ja, was ein bisschen blöd war auf der letzten Tournée, also der „To The Metal“-Tournee: Die Weltrutsche, sage ich mal! Da hätten wir in China spielen sollen. Tja, genau einen Tag vorher, bevor wir da hin geflogen sind – also quasi genau zwei Tage vor dem Show-Tag – hat da irgendwie der chinesische Obermacker einen Volkstrauertag wegen eines Erdbebens, das die hatten, ausgerufen. Da durften dann leider keine Veranstaltungen stattfinden. Das war recht öde. Da haben wir glaube ich noch einen Tag im Hotel abgehangen und eine kleine „Quasi“-Pressekonferenz abgehalten. Dann sind wir halt weiter geflogen.
In China würde ich gerne mal spielen! Auch wenn ich das System und alles und Blablabla … über China kann man ja auch zwei Stunden reden. Wie das da abläuft und was man da irgendwie nicht so toll findet. Aber das hätte mich schon mal interessiert, wie die halt so drauf sind; jetzt dann wirklich beim Konzert und vielleicht mit ein paar Leuten quatschen. Ich hoffe, dass das noch irgendwann kommt.
Arne: Wenn ihr sagt, ihr seid in einer Stadt „gestrandet“, durftet kurzfristig nicht spielen und habt dann den Tag quasi abgewartet und seid dann weitergeflogen. Wie ist es dann für euch, wenn ihr in Städte kommt überall in der Welt? Macht ihr dann noch ein bisschen Sightseeing, oder habt ihr das nach all den Jahren schon so übermäßig gemacht, das es euch überhaupt nicht mehr reizt?
Dirk: Ja, mein Gott, das macht jeder so wie er will. Wenn man irgendwo noch nicht war, dann reizt es natürlich, sich die Stadt auch ein bisschen anzugucken. Meistens habe ich dann, wenn ich auf einer Tournee irgendwo ankomme und man hat seine Ruhe, auch nichts dagegen, ein bisschen auf dem Hotelzimmer zu chillen. Es gibt außerdem immer noch genug zu tun! E-Mails hier und da. Und sich dann irgendwie mit Sightseeing quasi zu stressen? Naja, weiß ich nicht. Macht jeder, wie er es will. Einige machen es, die treffen sich dann am nächsten Tag morgens schon ganz früh und fahren irgendwo hin. Ich eher weniger.
Arne: Und wie ist so die Stellung vom Tourbus, wenn ihr unterwegs seit? Wir waren ja vor anderthalb Monaten bei euch und da sind ja sehr viele Betten. Verbringt ihr viel Zeit im Tourbus, oder ist das eher ein Abwarten bis man im Hotel ist und im Hotel ist dann jeder für sich? Oder wie eng hängt man da so aufeinander, wie funktioniert das insgesamt so?
Dirk: Na, es ist ganz einfach: Entweder sind wir im Tourbus unterwegs, dann gibt’s den Tourbus. Wenn man keinen Showtag hat, dann fährt man am Abend vorher schon in die nächste Stadt und hat dann ein Hotel für den nächsten Tag. Da ist man sofort auch aus dem Tourbus raus. Ansonsten klar, hast du den Bus und du hast den Club, in dem du spielst. Da hält man sich dann irgendwie auf oder streunt in der Stadt rum. Dann hast du zwei, drei oder vier Tage den Bus und dann immer wieder einen Tag Hotel, und dann wieder das Gleiche. Das kann man schon mal vier oder fünf Wochen machen. Also, das geht schon! Wenn man denn eben nicht bei so einer Weltrutsche ist. Da geht es dann halt logischerweise so: Du spielst, wieder Flughafen, fliegst. Das sind dann echt diese Momente wo du früh raus musst, auf Flughäfen fest steckst, hängst dann da rum und blablabla, diese ganze Reiserei. Und da bist du dann froh, wenn du beim nächsten Hotelzimmer und für dich bist, wirklich keinen Lärm um dich und deine Ruhe hast. Deswegen ist dann nicht mehr viel mit Sigthseeing, ne?

3. Kais MetalBob

Alex: Wir haben hier ja ganz viele Gitarren und Bässe bei euch im Studio hängen, und darunter auch eine ganz besondere Gitarre: Eine SpongeBob-Gitarre! Erzähl uns mal was dazu!
Dirk: Das? Da gibt’s nicht viel zu erzählen … Das war so ein SpongeBob-Gitarren-Beginner-Set, was der Kai – das große Kind – entdeckt hat, und er musste es sofort haben. Es war alles in so einer Pappschachtel drin, mit so einem kleinen Verstärker dabei. Ist ja auch recht schick gemacht, ne! Dann hat er sie auch direkt bei der „To The Metal“-Tournée bei seinem Gitarrensolo kurz gekriegt und dann hat er sie gespielt. Die sieht ja wirklich schick aus! Ist jetzt Made in China, ne? Made in China grüßt Wurm in Germany. Aber ist ja auch gelb … naja, ist jetzt vielleicht nicht die tollste Klampfe, aber da kommt schon ein Ton raus. (Dirk spielt ein wenig …)
Alex: Da kommt nichts!
Dirk: Da kommt nichts, ne? (Haut erneut in die Saiten, diesmal ins Mikrofon)
Da kommt schon was raus, aber nur mit dem entsprechenden Sponge Bob-Verstärker! Der muss natürlich da dran, dann klingt sie richtig … Naja, gut das war halt so ein kleiner Gimig. Ich glaube das hat so von den Fans keiner von weit weg richtig gesehen.

4. Worte an junge Künstler

Alex: Als alter Hase im Geschäft, kannst du da vielleicht den jungen Bands ein paar Tipps geben, damit sie sich aus der Menge ein bisschen hervorheben und vielleicht eine Karriere wie ihr einschlagen können?
Dirk: Ajajajajaj! Das ist schwierig, ganz schwierig! Das Wichtigste ist ein eigenes Ding zu haben! Einen eigenen Stil zu entwickeln, sagen wir mal. Was natürlich, sei das mit dem Power Metal … früher hieß es ja nicht Power Metal! Da gab es das Wort gar nicht, sondern diese „New Wave of British Heavy Metal“. Da gab es wie gesagt Judas Priest, Iron Maiden, Saxon. Diese Art, wie die groß geworden sind. Daraus ist ja letzten Endes alles Weitere gekommen. Was jetzt unsere Richtung betrifft. Mittlerweile ist das ganze Metal-Ding so aufgesplittet in so viele unterschiedliche Unterstilrichtungen, dass es eigentlich schon verdammt schwierig wird, bei allem was es so gibt, dieser Masse an Bands, und Sounds, überhaupt irgendwie noch was Eigenes zu machen, das nicht irgendwie schon da gewesen ist. Das ist das Erste, und das ist wirklich schwer!
Ist ja auch klar! Man ist groß geworden mit dem und dem … uns wirft man auch immer noch vor: „Hey, das klingt ja wie Maiden! Hey, das klingt ja wie Priest!“. Logisch, das sind unsere Roots! Okay, es gibt jetzt auch jüngere Bands, die haben jetzt – was weiß ich – uns auch als Einfluss. Was soll ich jetzt sagen? Das ist natürlich schön und irgendwie auch eine Ehre, aber das jetzt einfach zu kopieren wäre natürlich nicht der Trick. Man kann einfach gewisse Attribute aufnehmen und da irgendwie etwas draus machen. Das ist das Erste, was man tun sollte. Das Zweite ist, das habe ich gerade eigentlich auch schon gesagt: Es gibt einfach so viele Bands, dass es echt schwierig ist. Bei vielen muss man das Ding irgendwie so sehen: Diese Träume … Mache ich das aus Spaß, weil mir das Spaß macht, oder will ich der Rockstar werden und ganz viel Geld damit verdienen? Das kannste dir eh schon mal abschminken! Mit dem „Metall“ … ich sag’ mal, selbst wenn jetzt irgendwie noch eine Band – abgesehen davon, dass es sie schon gibt – kommen würde und würde Musik spielen, wie sie Metallica in den ersten Jahren gespielt hat, dann würde das auch keinen Floh mehr aus der Bettdecke hervorlocken. Es gibt so viele Bands und alle Gitarren-Riffs sind schon irgendwie dagewesen. Also: Lasst’s lieber! (lacht) Behaltet euch das irgendwie als Spaß. Und wenn ihr Spaß am Musikmachen habt, dann soll man das auch weiter machen. Aber sich da jetzt irgendwie sein ganzes Leben danach ausrichten, dass sich das darum dreht, und man mit aller Gewalt unbedingt irgendwie reich und berühmt werden will … dann ist das irgendwie vielleicht gar nicht die richtige Musik. Es ist schade, dass das so ist! Aber irgendwie ist es halt so. Deswegen, ich kann da nicht wirklich viele irgendwie optimistische Sachen drüber sagen und auch nicht viele Ratschläge geben. Weil’s halt so ist!
Alex: Gibt es vielleicht den einen oder anderen hoffnungsvollen Namen am Metal-Himmel?
Dirk: Jetzt ganz neue Bands? Da bin ich gerade so ein bisschen draußen. So bis vor – sagen wir mal – ungefähr 2 Jahren, da habe ich immer noch irgendwie genau mitgekriegt was gerade so los ist. Weil mein Sohn – also der Große – mir das immer noch alles vorgespielt hat. Da habe ich mich dann auch so ein bisschen damit beschäftigt. Jetzt im Moment krieg ich ihn nicht so oft zu Gesicht. Der ist jetzt 18 und hat was Besseres zu tun, als am Wochenende bei seinem Vater rumzuhängen. Und ich habe so viel Anderes noch an der Backe. Da jetzt irgendwie noch auf tausend Seiten im Internet zu gucken, was es an neuen Bands gibt … Und außerdem ist mir das zuviel. Da mache ich lieber selber Musik! Deswegen kenn ich da jetzt auch niemanden irgendwie groß. Von irgendwelchen neuen, jungen Bands – muss ich ehrlich sagen – habe ich gerade überhaupt keine Ahnung. Was da gerade geht und wer da vielleicht irgendwie etwas taugt oder wer nicht.
Arne: Wir haben mal ein Interview mit jemandem gemacht, der hat gesagt, in diesem Business ist das allerallerwichtigste, dass – er hat das ein bisschen lax formuliert – du Leute kennst, die Leute kennen, die Leute kennen, und so weiter. Also dass sich so dieses Netzwerk ausbildet. Was würdest du dazu sagen und wie – für junge Bands – kann man das so ein bisschen ausbauen? Welchen Stellenwert hat das? Vielleicht auch für dich persönlich gehabt und immer noch.
Dirk: Ja, also, das sogenannte „Vitamin B“ … Beziehungen … ist wichtig! Alleine, weil es einfach viel zu viele Bands gibt, die unbedingt irgendwie Musik und CDs machen und das verkaufen wollen. Da ist es natürlich wichtig, dass man jemanden kennt, und der jemanden kennt … und der an der richtigen Stelle wiederum jemanden, der etwas zu entscheiden hat. Ob eine CD jetzt bei einem Label eben rauskommt. Wenn man da irgendwie jemanden kennt, der einem das direkt irgendwie auf den Tisch legt und wo das nicht im Posteingang in der großen Demo-Kiste landet und irgendwann mal – wenn überhaupt – angehört wird. Das heißt aber immer noch nicht, dass das dann funktioniert. Weil: Es muss natürlich dann trotzdem noch gut sein! Und es muss etwas haben, nech? Die Leute sind ja auch nicht blöd, die das machen. Die Meisten – sag ich jetzt mal –, die im Metal-Bereich tätig sind, kennen die Musik lange und wissen auch, was gut und was schlecht ist; sagen wir mal „in Anführungszeichen“. Aber wie gesagt, mit Beziehungen kommt man sicherlich schneller voran. Aber mit irgendeinem Schrott, den du da produzierst, nützt dir das auch nichts.
Arne: Du würdest also sagen, man muss so versuchen, den Mittelweg zu finden zwischen einmal sich selbst technisch weiterzuentwickeln und gleichzeitig sein persönliches Bekannten-Netzwerk auszubauen. Das wäre so der ideale Weg?
Dirk: Schnell formuliert kann man das jetzt mal so durchgehen lassen. (lacht)

5. Aus dem Nähkästchen: Von Namen und Reflektionen …

Arne: Wie seid ihr denn eigentlich auf den Namen „Gamma Ray“ gekommen? Gibt’s da …
Dirk: (Hat sich den Fragebogen geschnappt) Du wolltest mich doch geraaade noch fragen, wie wir auf den Namen Gamma Ray gekommen sind?
Arne: Wollte ich gerade machen! Mensch! (lacht)
Dirk: Ist ganz einfach! Also, letztendlich kommt das von dem Titel … das ist so eine alte deutsche Band, die heißt „Birth Control“. Die hatten einen Titel, der hieß „Gamma Ray“, und von dem sind wir inspiriert. Das ist eine lange Geschichte. Damals, 89, wie die Heading For Tomorrow in Hannover aufgenommen wurde in Hannover, da hieß das Ganze unterm Arbeitstitel noch „Hansen-Scheepers-Projekt“. Das sollte es aber nicht bleiben, das war von Anfang an klar. Und: „Name … Name …!?“, wir haben uns da echt die Köpfe zermartert, was man da jetzt macht. Also, wie man das Kind nennt. Und abends mal nach Feierabend, irgendwie am Wochenende nach dem Studio, da waren wir in so einer Hannoveraner Rock-Disse, damals. Wie hieß der noch, der Laden? „Doits“ hieß das, glaube ich. Wie auch immer. Und da lief der Song und da machte es auf einmal Klick (schnippt mit den Fingern in die Luft). Da hat man sich dann halt gesagt: „Hey! Gamma Ray! Das ist doch irgendwie …“, und dann hat man nochmal ein bisschen nachgeguckt, was das bedeutet. Was Gamma Ray eigentlich ist. Und da haben wir gesagt: „Hey, das trifft doch!“ Und zack, war der Name da! So geht’s!
Arne: Fans freut’s und die Naturwissenschaftler frolocken.
Dirk: (lacht) So isses!
Arne: Gibt es denn rückblickend einige Songs, bei denen du sagen würdest: „Na, die waren vielleicht doch nicht soo … das war vielleicht doch nicht so gut, die auf ein Album zu packen oder zu produzieren“? Weil ihr da vielleicht nicht ganz zufrieden mit wart? Oder seid ihr mit eurer Arbeit – auch rückblickend in eure Geschichte – rundum zufrieden?
Dirk: Also, wir sind schon recht zufrieden! Aber es gibt schon einige Songs, wo man dann sagt: „Hachja!“ Gerade jetzt auch wo wir da diese „Skeletons & Majesties“-EP gemacht haben, und da zwei alte Songs ausgesucht haben, um die nochmal aufzunehmen. Da waren natürlich auch einige andere Songs im Gespräch. Und da haben wir gesagt: „Ja! Hier, das! Das wollten wir doch auch immer mal anders machen.“ Es gibt schon – ich sag jetzt mal arrangement-mäßig – einige Songs, wo man sagt: „An der Stelle hätte man vielleicht … hier fehlt noch was … da und da ist vielleicht alles etwas langgezogen … und dort hätte man mal lieber das Gleiche machen sollen!“ Wie auch immer, Kleinigkeiten. Oder manchmal … man kann das ja immer wieder aufgreifen! Es gibt ja immer wieder Songs, wo man vielleicht sagt, wir haben den Nagel nicht so richtig auf den Kopf getroffen mit der Produktion. Aber dass man sagt: „Den hätten wir besser einfach nicht aufgenommen“, da fällt mir eigentlich keiner ein.
Arne: Und wenn ihr solche Überlegungen schon habt und jetzt auch ältere Songs in euren Live-Shows auch spielt, variiert ihr dann diese Sachen, wo ihr sagen würdet „das hätte man vielleicht anders machen können“ auch, oder bleibt ihr da eher stur beim Original-Notensatz?
Dirk: Nene! Das haben wir ja jetzt auch gemacht, bei der Tour. Gerade so an dem Bespiel „Gamma Ray“, an dem Titelsong. An diesem Birth Control-Song. Den haben wir im Vergleich zu der Version, die wir damals auf der Insanity & Genius aufgenommen haben, doch ganz schön umgewuselt. Naja gut, vielleicht nicht gleich umgestellt. Aaber ein bisschen gekürzt und ein paar Parts anders gemacht, ne? Warum nicht! Da ist eben so ein Beispiel, wo wir gesagt haben: „Da machen wir das anders!“ Das haben wir auch bei „Gamma Ray“ gemacht. Also, die anderen Songs … was haben wir denn sonst noch? Im Grunde haben wir das alles so gelassen. Doch, doch. Auch mal für Live-Versionen irgendwie einen Refrain doppelt so lang wie auf der Scheibe. Also, kleine Arrangement-Änderungen auf jeden Fall!
Arne: Auch Textänderungen?
Dirk: Nö, Text nicht.

6. Von Metallen, Country, Hip Hop und mehr …

Arne: Viele von euch machen ja jetzt auch privat sehr viel Musik, die nicht unbedingt etwas mit der Band direkt zu tun hat. Habt ihr da vielleicht auch eure eigenen privaten Projekte, wo ihr Musik für euch oder den Freundes- und Bekanntenkreis schreibt, die so gar nichts mit Metal zu tun haben? Vielleicht auch in Richtung Rand-Genres, die man so gar nicht von euch erwarten würde? Dass du da jetzt vielleicht irgendwie etwas Folkiges oder etwas etwas Poppiges oder vielleicht sogar irgendwie Richtung Hip Hop oder irgendwie so hast, was man so überhaupt gar nicht mit Metal in Verbindung bringen würde?
Dirk: Das passiert, schon. Also, dass man so Ideen oder so ein kurzes Ding, das einem im Kopf rumgeht, einfach mal aufnimmt; und sei es nur auf ’nem Diktiergerät. Okay, Diktiergeräte hat man ja heute gar nicht mehr. Quakt man das eben aufs Handy drauf, oder wie auch immer man das in dem Moment festhält; oder es sogar mal richtig ein bisschen vorproduziert, so homerecording-mäßig. Das man da jetzt sagt: „Ich mache mal einen ganzen Hip-Hop-Song draus! Oder einen ganzen Schlager.“ – Um Gottes Willen! Das passiert weniger. Aber das man irgendwie was festhält. Und witzigerweise – ich kann natürlich jetzt nur für mich sprechen – wenn ich so etwas mache und das einfach mal festhalte, dann wandern viele solche Sachen dann doch noch in irgendwelche Songs rein. Die kriegen dann natürlich so ein bisschen den „Gammarizer“ drauf. Ja, da gibt es einige Beispiele wo man sagt: „Hey!“, so auf der Akustikgitarre oder auf dem Klavier oder so. Was eigentlich überhaupt nicht nach Metal klingt und dann trotzdem irgendwie als kleiner Teil – oder als sogar größerer Teil von einem Song! – doch irgendwann Verwendung findet.
Arne: Das heißt die eine oder andere Bridge zum Beispiel könnte dann auch locker aus einem ursprünglichen Countrysong kommen?
Dirk: Jap!
Arne: Coole Sache!
Dirk: Ich glaube es ist noch keiner … obwohl doch! Selbst ’ne Country-Idee …
Arne: War jetzt auch nur ein Beispiel.
Dirk: Ist aber auch nicht abwegig! (lacht) Natürlich, das ist völliger Schwachsinn! Das wird nie passieren! Ist alles immer eisenharter Metal und so! Ne? Ist klar, ne? (zwinkert in die Kamera)
Arne: Wie war das mit der True Metal-Diskussion so in den Achtzigern?
Dirk: Um Gottes Willen, hör mir bloß auf damit!
Arne: Wobei die gerade wieder auflebt!
Dirk: Schön für uns! Also gut für uns, meine ich …
Arne: Was denkst du denn allgemein über diese Entwicklung, dass gerade in der letzten Zeit zwischen den Fronten zum Beispiel vom Power Metal in Richtung Death Metal wieder häufig diese „Das ist kein echtes Metal !“–Argumente und Ähnliche widergekäut werden und sich da künstliche Fronten bilden? Steht man da als Künstler drüber? Oder belächelt man das eher?
Dirk: Ja, gut … ich glaube nicht, dass da von solchen Diskussionen irgendwelche Bands abhängig sind. Also steht man da schon eher drüber und belächelt das sicher auch manchmal, dass da solche Diskussionen aufkochen. Mein Gott, jeder wie er mag! Sag ich mal. Ich weiß überhaupt nicht, wer festlegt, welcher Metal wie heißt. Letztendlich ist alles Metal und fertig! Also die große Metal-Kiste, wo die ganzen kleinen Kästchen drin sind. Von Black bis Death, White, Black, Tod und Teufel, und Grunge und Crossover und was weiß ich. Nu Metal und wie sich das alles aufsplittet. Und diese Definitionen und ob das jetzt schon „Der Metal“ ist und nicht „Der Metal“. Die Diskussion … Bitte! Wenn jemand meint, er müsste seine Zeit damit verbringen, kann er das gerne tun. Für mich steht auf dieser großen Kiste „Metal“ drauf. Und eigentlich sogar „Heavy Metal“! Und gut ist das!
Arne: Vom harten Stein zum schweren Metal.
Dirk: Oder so!
Wir danken Dirk für das Interview und den Kaffée – bis zum nächsten Mal!

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