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Unavoidable/Pasty Clan – Split Record

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Unavoidable/Pasty Clans „Split Record“ (2012).
„Lust auf mehr, auch wenn das Optimum noch nicht herausgeholt wurde.“
Interpret: Unavoidable/Pasty Clan
Titel: Split Record
Erschienen: 2012
Eher mehr aus Zufall, als dass ich danach suchte, fand ich die folgende EP der österreichischen Hardcore-Rabauken von Unavoidable und Pasty Clan. Das Cover war es, das mich ansprach: irritierend, aber trotzdem irgendwie vertraut. Und tatsächlich: haben sie doch ganz frech das Filmplakat des 1970er Kult-Streifens "The Honeymoon-Killers" für ihre Zwecke missbraucht. Verpackt ist "Split Record" also schon mal außerordentlich gut.
Was ich darüber hinaus zu hören bekam, abgesehen von einer wirklich interessanten Idee, könnt ihr im nachfolgenden Review lesen. Aber vorher noch zur Geschichte: Unavoidable und Pasty Clan sind nicht ganz unbekannte Formationen, die sich da und dort schon mit ihren spektakulären Live-Shows die ersten Lorbeeren verdienen konnten. Erstere finden sich wohl am ehesten im Punk-Rock und Metal wieder, wogegen Pasty Clan auf jeden Fall den Nu-Metal zu ihren Wurzeln zählen kann. Im Laufe der Zeit wandelten sie sich dann aber immer mehr Richtung Core 'n' Roll' und begründeten damit gleich noch ein neues Genre, das ihnen ausgezeichnet steht. Für den Silberling haben sich beide Bands auf einen Haufen geworfen und mit jeweils drei Tracks eine relativ runde Sache eingespielt. Außerdem haben sie "Split Record" um eine geniale Idee verfeinert, indem sie jeweils einen Titel der anderen Band durch den Fleischwolf gedreht und neu aufgenommen haben.
Den Anfang machen Unavoidable, die mit "Shreds" und "Rise To Fall" gleich einiges vorlegen: Fette Highspeed-Riffs im Hochleistungsbereich und dahinter hagelt es Double-Bass-Attacken. Aber immer einwandfrei gespielt und originell verpackt, ohne dass jemals Tristesse aufkommt. Das kann sich sehen und vor allem hören lassen; und darüber hinaus geht es richtig in Kopf und Beine. Die Truppe hat also gegenüber ihrem Longplayer "Borne To The Grave" noch einiges an Fahrt aufgenommen - der ebenfalls mit einigen hervorragenden Nummern bestückt ist, wie dem treibenden "All the Way Down", dem kaum einzuholenden "Tomorrow" oder dem "metallica"-esquen "Doom". Dieser Vierer sprüht nur so vor Testosteron. Bei der Cover-Version des brillianten "Smiling Faces" angekommen, ist mit der Euphorie vorerst Schluss. Gegen Pasty Clans Rock 'n' Roll ist nicht anzukommen (nachzuhören auf dem fantastischen "No Treat. No Surrender.", Anm. d. R.). Es ist zwar alles gut gemeint, leider scheitern sie dann doch bei dem Versuch, den Geist der Nummer einzufangen. Das hier klingt eher, als würden Metallica die Rolling Stones covern. Schade, denn eigentlich sind die Details mit denen sie den Titel versehen haben, recht unterhaltsam.
Mit vier Peitschenschlägen eröffnen dann Pasty Clan "horrorTCScenario", den ersten ihrer drei Songs. Und da ist er schon, der zuvor vermisste Rock 'n' Roll. Mit einer Brise Punk versehen. Was nach den ersten paar Sekunden schon mal feststeht: Hardcore ist das keiner, auch kein Metal. Nein, das ist feinster Rock 'n' Roll der allerderbsten Art. Nach knappen zwei Minuten ist dann leider schon wieder Schluss. Eine Runde wäre aber schon noch drinnen gewesen.
"Bloody Black Bronx", der Folge-Track, wirkt auf den ersten Blick ein wenig zu punkig oder startet auch nur zu rasant - das möge jeder selbst entscheiden -, aber spätestens nach der Bridge offenbart sich einem - so-oder-so - der Weg in den Song. Anzumerken sei hierbei noch: Pasty Clan ist im Laufe der Zeit der zweite Gitarrist abhanden gekommen, und trotzdem, was Unavoidable mit der zusätzlichen Gitarre machen, wird bei dem Vierer von Pasty Clan durch Euphorie kompensiert. Alles gut ausgeklügelt und subtil mit Samples versehen; so macht Musikhören Spaß! Pasty Clan sind nicht nur was fürs Ohr, sondern auch was für den Geist. Das Unavoidable-Cover "Speed" macht mich trotz alledem nicht restlos glücklich; es rockt und rollt zwar wie Sau, dennoch fehlen die scharfen Kanten des Originals. "Simple Songs for simple Minds" liest man auf ihrer Homepage; eine nette Idee, aber ganz so ist es dann doch nicht. Die Titel sind teilweise durchaus komplexerer Natur, ohne jemals den roten Faden zu verlieren bzw. jemals vom Kurs abzuweichen. Pasty Clan sind ungeschminkt, dreckig und direkt: You'll get what you see. Hoffentlich werden wir bald mehr von ihnen hören. Nach vielen Kleinveröffentlichungen ist es jetzt an der Zeit, den Schritt aus dem Keller heraus zu machen und einen Longplayer nachzulegen.
Fazit: Während Unavoidable noch eher den punkigen Metal bespielen, treiben sich Pasty Clan längst in den Gefilden des dreckigen Rock 'n' Roll's herum. Die vier eigenen Songs machen definitiv Lust auf mehr, auch wenn das Optimum noch nicht herausgeholt wurde. Die besondere Idee, nämlich die jeweils gegenseitigen Covers, ist ihnen schon mal hoch anzurechnen. Was der Platte den letzten Schliff gegeben hätte, wäre eine gemeinsam eingespielte Nummer, eventuell eine ihrer Idole. Das ist allerdings eine persönliche Anschauung und wird daher nicht gewertet. Vielleicht ergibt es sich ja im Zuge ihrer gemeinsamen Shows am 30.3. bzw. 5.4.2013. Unavoidable liegen aufgrund der etwas ausgefeilteren Songs mit 80 % leicht vor Pasty Clan, die mit 77 % kaum minder ambitioniert die Rock-Peitsche schwingen. Das ergibt 78 % im Durchschnitt! "Split Record" kann übrigens auf beiden Band-Homepages, in etwas verminderter Qualität, kostenlos heruntergeladen werden.
Anspieltipps: Shreds (Unavoidable), Smiling Faces (Unavoidable), horrorTCscenario (Pasty Clan), Speed (Pasty Clan)
 
Score:
78% Gut.

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