Adept – Silence the World

Kritik von: Adrian Erben
Album-Cover von Adepts „Silence the World“ (2013).
„Ein wirklich gutes Album, das von Fans der Post-Hardcore Szene mit offenen Armen aufgenommen werden wird.“
Interpret: Adept
Titel: Silence the World
Erschienen: 2013
Schweden ist ja eigentlich eher für seine vorherrschende Death Metal Szene bekannt, die z.B. vor allen anderen In Flames hervorgebracht hat. Allerdings genießen dort auch brandaktuelle Stilrichtungen wie Post-Hardcore erhebliches Ansehen. Die mit Abstand bekannteste schwedische Band in diesem Genre sind Adept, ein Fünfköpfer aus Trosa nahe Stockholm. Nach kleineren Line-Up-Wechseln auf der Position des Gitarristen wurde nun das dritte Album Silence the World fertiggestellt. Wir haben für euch reingehört und geprüft, wie sich der Wechsel des Gitarristen auf den Sound der Band ausgewirkt hat! Die ersten beiden Alben Another Year of Disaster (von 2009) und Death Dealers (2011) sind sehr unterschiedlich: Während das erstere noch klassischer Post-Hardcore ist, weist der Nachfolger wesentlich härtere Züge und Metalcore-Einflüsse auf. Auf Silence the World soll nun die passende Mischung gefunden werden.
Tracklisting:
1. Forever and a Day
2. Established 2004
3. Secrets
4. The Ocean Grave
5. Dead Planet
6. Orion [Instrumental]
7. Means to an End (The Greatest Betrayer)
8. Friend That Used to Be
9. Hearts vs. Beats
10. The Toughest Kids
11. Aftermath
Die Platte wird von Forever and a Day eröffnet. Nach einem kurzen melancholischen Intro mit Klavierklängen folgt ein Genre-typisches Powerchordriff. Der Sound der Band wird aber – und das ist von der ersten Minute an offensichtlich – im wesentlichen von den überragenden Fähigkeiten des Drummers getragen. Die Songstruktur ist hier Vorbild für alle anderen Tracks der Scheibe: Kurzes Intro, harter Verse, melodischer Chorus. Als kleines Feature wurden hier immer kleine Textpassagen eingebaut, die von Fans mitgegröhlt werden können (wie auch von Bring Me the Horizon auf Sempiternal praktiziert). Die begleitende Gitarre hat einige nette Fills zu bieten, gesanglich ist auch alles tadellos. Established 2004 beginnt mit einem rauen Vocal Intro, bevor die Drums loslegen. Die Nummer ist insgesamt sehr hart und passt stilistisch eher zum zweiten Album. Nach zwei Dritteln Spielzeit wird das ganze allerdings auf einmal melodisch – das absolute Sinnbild eines Hybriden aus Metal- und Hardcore!
Der nächste Titel, Secrets, folgt diesem Schema leider etwas zu sehr. Die Vocals sind aber minimal härter, und es gibt einen Breakdown! Das Finish ist zudem sehr rabiat. Weiter geht's mit The Ocean Grave, einem wahren Highlight. Der Song an sich ist instrumental sehr hart, während die Vocals eher melodisch sind. Einzelne Parts laden zum mitgröhlen ein, der Verse ist allerdings gewohnt hart. Hervorgehoben werden muss das melodiöse Interlude, aber auch der darauffolgende Clean-Vocal-Part ist wunderbar geworden! Dead Planet mutet mit seinem Intro (Schlagzeug und Orgelklänge?!) zunächst etwas seltsam an, nimmt dann aber dank eines zünftigen Riffs doch relativ gut Fahrt auf. Das Schema ist das gleiche wie bei allen anderen Nummern bis jetzt, was ein wenig Langeweile verursacht, was noch dadurch gefördert wird, dass abgesehen vom Intro wenig Wiedererkennungswert vorhanden ist. Zusammengefasst ist dieser Titel hart und kompromisslos, allerdings auch mit weichen Passagen. Jetzt kommt ein drastischer Einschnitt: Orion ist ein Synthie-Instrumental, welches den Hörer erst einmal verschnaufen und abschweifen lässt. Vereinzelt sind auch einzelne Gitarrentöne und leises Schlagzeug vernehmbar. Das könnte man durchaus auch als Hintergrundmusik für eine Meditation nutzen.
Die Entspannung wird abrupt durch Means to an End (The Greatest Betrayer) unterbrochen. Dieser Track ist zunächst einmal die pure Aggression, sowohl instrumental als auch von den Vocals. Dazu kommt ein ordentliches Tempo. In der Mitte gibt es einen Part, in dem ausschließlich wütende Schreie zu hören sind. Gegen Ende gibt es überraschend cleane Gast-Vocals einer Frau zu hören. Nach diesem wilden Stück geht es erst einmal im Midtempo Bereich weiter: Friend That Used to Be ist ein harter, gemächlicher Song, der allerdings auch eine gehörige Portion Melodie besitzt. Der Breakdown rundet die Nummer ab, die insgesamt sehr eingängig und wohl die ohrenfreundlichste auf der Platte ist. Hearts vs. Beats ist ein sehr ausgewogener Song. Die Gesangsspur wurde hier doppelt aufgenommen, was für mehr Abwechslung sorgt, da Screams und Clean-Parts parallel auftauchen. Allerdings wurden sie teilweise elektronisch verzerrt, was auch nicht jedermanns Sache ist. Alles in allem finden sich einige schöne Melodien, gegen Ende hin wird der Titel allerdings härter und langsamer.
The Toughest Kids wirkt durch sein aggressives Vocalintro zunächst wie ein klassischer Hardcore Song. Es finden sich vereinzelt Elektro-Einflüsse, der Verse ist gewohnt hart. Allerdings finden sich auch hier viele Melodien, wodurch sich eine gute Mischung herausbildet. Der letzte Song heißt Aftermath und beginnt mit einem hallenden Gitarrenintro. Das Tempo ist sehr langsam gehalten, die Strophen sind wie immer beinhart und passen zum rabiaten Gesang. In der Mitte gibt es einen melodischen Part, in dem das Intro wieder aufgegriffen wird. Danach folgen Gruppenvocals und ein letzter melodischer Teil, der von Powerchords untermalt wird. Das Album endet abrupt.
Fazit: Adept haben eine sehr ausgewogene LP aufgenommen: Die erst Hälfte ist überwiegend hart, während die zweite vornehmlich melodisch geprägt ist. Getrennt werden die beiden durch das angenehme Synthie-Instrumental Orion. Der neue Gitarrist fügt sich fast nahtlos ein, markante Unterschiede sucht man vergeblich. Fans der beiden ersten Alben sollten zufrieden sein! Das Coverartwork ist wie bei den Vorgängern sehr schick und edel geworden. Zu bemängeln ist allenfalls die bisweilen vorherrschende Monotonie beim Songaufbau.
Bewertung: Silent the World ist ein wirklich gutes Album, das von Fans der Post-Hardcore Szene mit offenen Armen aufgenommen werden wird. Von uns gibt es 77%.
Anspieltipps: The Ocean Grave, Herats vs. Beats und Friend That Used to Be

 
Score:
77% Gut.

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