Pombagira – Maleficia Lamiah

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Pombagiras „Maleficia Lamiah“ (2013).
„Abspacen, ohne in die Illegalität zu geraten? Ja, mit dieser CD!“
Interpret: Pombagira
Titel: Maleficia Lamiah
Erschienen: 2013
Was zwei Personen aus Gitarre und Schlagzeug herausholen können, haben Bands wie The Black Keys oder The White Stripes, in der Vergangenheit, schon eindrucksvoll bewiesen. Dass da immer noch ein bisschen mehr geht, zeigt das folgende Review: Pombagiras mittlerweile fünftes Werk "Maleficia Lamiah", lässt sich, wie die anderen vier auch, nicht leicht in eine Schublade stecken. Das haben sie ganz geschickt eingefädelt, andererseits ist der Longplayer, des Duos aus Essex, wohl eher etwas für Kenner und Liebhaber. Denn massentauglich ist das hier ganz sicher nicht. Und das ist auch gut so, denn wenn sich der Zugang erst mal erschließt, will man es gar nicht mehr loslassen. Und schon gar nicht, dass noch andere denselben "Schatz" besitzen. Zwei Titel reichen aus, um mit voller Wucht gegen den Kommerz anzutreten und ihn gekonnt in die Schranken zu weisen. Wie hypnotische Wellen brechen die Doom-Wände, eine nach der anderen, gemächlich über den Hörer herein. Genug Zeit, um darin aufzugehen und sich in den wabernden Wulst aus Gitarren und Drums einzubetten. Na dann "Gute Nacht".
Zu recht viel anderen Aktivitäten würde ich beim Konsum dieses akustischen Halluzinogens eigentlich nicht raten. Spätestens nach den ersten 10 Minuten ist jegliches Zeitgefühl verflogen. Oder waren es doch schon 20 Minuten? Schwer zu sagen. Genaueres weiß man erst, wenn die Platte durch ist, denn dann sind geschlagene 41 Minuten ins (Wunder)Land gezogen. 41 Minuten voll von feinstem psychedelischen Doom, den ich seit Langem gehört habe. Apropos Platte: Natürlich ist dieses bombastische Werk auch als Vinyl zu haben. Da lässt sich die Zeit dann auch ein wenig genauer bestimmen, denn nach spätestens 19 bzw. 22 Minuten ist Schluss. Wer sich also das Gatefold-Vinyl sichert, der bekommt als kleinen Anreiz - für die Unterstützung des Vinyls - drei Bonus-Tracks dazu, die vermutlich auf einer separaten Scheibe zu finden sind. Meiner Meinung nach ist die Schallplatte sowieso das bessere Medium für diese teils brachialen, teils warmen und erdigen Soundgebilde. Der namensgebende erste Titel "Maleficia Lamiah" ist Hypno-Trance-Doom gemischt mit erlesenen Pink Floyd-Momenten, die sogar mal mit versöhnlichem Vogelgezwitscher aufgelockert werden, bevor die langsam dahinwütende Lokomotive wieder in Fahrt kommt und noch mal ordentlich nachlegt. Beim zweiten Titel "Grave Cardinal", der nahtlos vom ersten übergeht, ziehen die beiden eine weitere Wall-of-Sound, aus verzerrten Doom-Gitarren, in die Höhe. Diese scheint noch uneinnehmbarer als die Vorige. Und doch, plötzlich durchbrechen elegisch-manischen Melodien das Gedröhne und werden für Augenblicke leichter auffindbar. Doch Pombagira lassen uns nur kurz Zeit zum Erholen, dann begeben sie sich schon wieder zur nächsten "Wand". Irgendwo in der Ferne bricht gelegentlich der Gesang der beiden durch: mal fragiler und mal mehr mit Nachdruck, aber die Vorherrschaft hat großteils das einlullende Gewüte. Aus dem Artwork werde ich nicht so richtig schlau, macht aber nichts, ist nicht das erste Mysterium auf diesem Album, das sich mit seinem okkulten Doom den Weg ins Gelobte Land bahnt. Selbst Vic Singh haben sie unweigerlich mitgerissen - der seinerzeit schon mit den Beatles arbeitete und das grandiose Coverfoto von Pink Floyds "Piper at the Gates of Dawn" aufnahm - so angetan war er von ihrer Musik oder wie er selber sagt: "Piper at the Gates of Dawn and Maleficia Lamiah have similarities. Listening to Malefificia Lamiah for the first time, I got the same similar vibe of originality as with The Piper."
Fazit: Da können oben genannte Vergleichs-Duos mal sehen, wie konsequent der Sound sein kann, wenn man sich ein wenig reinkniet. Obwohl nur aus zwei Mitgliedern bestehend, bombardieren Pombagira uns, auf den beiden Tracks, mit gehaltvollstem Krautrock gepaart mit Pupillen erweiterndem Doom der Extraklasse. Vielleicht nicht unbedingt etwas für die immer fröhlichen Zeitgenossen unter uns, aber wer mal so richtig abspacen will, ohne den Schritt in die Illegalität zu machen, ist bei Pombagira gut aufgehoben. Wer Built to Spill, The Warlocks, Moghul, Amon Düül II, Caravan, Can und natürlich Pink Floyd mag (allerdings meine ich hier die psychedelischen Jahre der Truppe, Ära 1967-1972, Anm. d. R.), kann und soll ruhig mal reinhören. Der wird vielleicht ein wenig erahnen, was ihn erwartet. Wegen des doch sehr speziellen Charakters gibt es 75 Prozent und für das unbedingt zu bevorzugende Gatefold-Vinyl noch mal 5.
 
Score:
80% Gut.

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