Heaven's Basement – Filthy Empire

Kritik von: Michael Voit
Album-Cover von Heaven's Basements „Filthy Empire“ (2013).
„Wieder eines dieser Luftgitarren-Alben, bei dem man dieselbige gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.“
Interpret: Heaven's Basement
Titel: Filthy Empire
Erschienen: 2013
Die 2010 neu gegründeten Heaven's Basement, die sich aus den kongenialen Southern-Rockern Roadstar herauskristallisierten (die beiden Alben der Formation, "Grand Hotel" und "Glass Mountain", seien jedem Dirty-Southern-Rock-Fan ans Herz gelegt, Anm. d. R.), reicht mit Filthy Empire endlich ihren lang erwarteten Longplayer nach. Zwei EP's liegen bereits vor, von der die erste noch mit dem Sänger von Roadstar, Richie Heavenz, aufgenommen wurde. Der verließ aber 2010 endgültig die Band und mit Aaron Buchanan wurde ein mehr als würdiger Nachfolger gefunden. Einziges übrig gebliebenes Ur-Mitglied war und ist, nach wie vor, der Drummer Chris Rivers. Ab dem Zeitpunkt wandelte sich auch der Sound, weg vom Southern hin zum straighten Rock mit Arschtritt-Garantie. Glanzlichter dieser EP mit Namen "Unbreakable", war die Titelnummer, "Guilt Trips and Sins" und "Let me out of here". Ob die vier Jungs dem Erwartungsdruck standhalten konnten, zeigt das nachfolgende Review.
Mit "Welcome Home" eröffnen Heaven's Basement ihr "schmutziges Imperium", das den Ton für die nächste Dreiviertel-Stunde vorgibt. Zwar fällt der Chorus qualitativ hinter den Rest des Songs zurück, aber Sid Glover entreißt seiner Gitarre die furiosesten Riffs und Soli, dass das gar nicht weiter auffällt. Und der Strophenteil rockt, so oder so, wie eh und jeh. "Fire, Fire", die erste Single-Auskoppelung prasselt mit seinem energischen dirty Rock 'n' Roll über den Hörer herein, dass es kein Entkommen gibt, und lässt sich wie folgt nachempfinden: Man suche sich einen bequemen Platz hinter der Düse eines startenden Kampfjets. Ein scharfes, peitschendes Rock-Biest, das mit wundersamen Melodien gefüttert wurde. Außerdem zeigt der Sänger zum ersten Mal seinen wahren Stimmumfang und der kann sich hören lassen. Denn selbst auf der Bühne schafft es kaum ein falscher Ton ins Set. Den Track kann man sich übrigens - mit einer Vielzahl anderer - auf ihrer Homepage für "lau" herunterladen. Single Nummer zwei, "Nothing left to loose" wird im Strophenteil ziemlich interessant zumal sich Glover und Buchanan ein Gesangs-Duell liefern. Etwa in Songmitte geben sie der Nummer etwas Zeit zum Erholen, nur um dann wieder im selben Tempo weiterzubrettern. Gefolgt vom atemraubenden Solo, das der Mann an der Axt vermutlich mit den Zähnen spielt, so brachial-zerissen klingt es. "I am electric" und "Heartbreaking Son of a Bitch" sind die mit Abstand härtesten Nummern auf dem Album. Und gehören gleichzeitig zu den Großartigsten. Den erst mit ordentlich Power wird klar, was für eine herausragende Band sie eigentlich sind. Und immer drängt sich die beispiellose Gitarrenarbeit in den Vordergrund. Der, auch von mir, unterschätzte Sid Glover, zählt mit Sicherheit zu den Speerspitzen seiner Zunft. Seine Einfälle sind schier unerschöpflich, und mit jedem weiteren Track überrascht er aufs Neue. "When the Lights go out in London" fällt wieder in das selbe Schema wie der Opener: Einzig und alleine, durch Sid Glover's exorbitant genialem Gitarrenspiel wird der Track aus der Belanglosigkeit gezogen.
"The Long Goodbye" und "Executioner's Day" sind eigentlich alte Tracks von jeweils einer der EP's. Welche aber beide neu eingespielt wurden, wie mir Sänger Buchanan beim Wien-Gig am 8.2.2012 erzählt hat. Erster zeigt nicht viele Unterschiede, außer natürlich der um einiges sattere Sound, der dem Titel ganz schön auf die Sprünge hilft. Vor allem beim Solo. Bei "Executioner's Day" ist es klar, der wurde ja noch mit dem alten Sänger eingespielt und musste, so und so, rundum erneuert werden. Selbst das coole Opening wurde übernommen, auch wenn es nicht ganz so effektiv ist, wie beim Original. Ich finde auch stimmlich ist der Titel mehr auf Richie Heavenz zugeschnitten gewesen. Mit seiner scharfen Rockröhre schnitt er noch zusätzliche Kerben in den Song. Hier klingt alles ein wenig sauberer. Neueinsteiger bleiben von dem aber komplett unbelastet und der Song fügt sich nahtlos in die fullminante Tracklist ein. Damals hatte die Nummer halt noch ein wenig mehr "Roadstar"-Flair. "Be Somebody" mutiert mit seinen bombastischen Hooks zur Stadion-Hymne. Ein wenig ratlos bin ich bei "Can't let go". Ist der Titel mit seinem treibenden Riffs jetzt nun saugeil oder doch an der Grenze zur Peinlichkeit? Vermutlich beides und ich überlasse es der geneigten Hörerschaft, entweder abzurocken oder sich doch eher zu genieren. Fest steht, dass er mit seinen "Oh-Oh-Oh"-Chören stark ambivalent daherkommt. Vollkommen aus der Reihe tanzt die Jammer-Nummer "The Price we pay". Engelsgleich beschwört Buchanan seine Angebetete, endlich den Weg nach Hause zu finden. Von mir aus hätten sie sich das schenken können. Soll sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst, denn sie hält die Truppe nur vom Rocken ab. Aber gut, anscheinend geht's heutzutage ohne Ballade nicht!? "Jump Back" holt dann Verlorenes, in Sekunden, wieder auf. Die Intros der Songs generell, soviel verrate ich als zusätzlichen Anreiz schon mal, sind so aufregend inszeniert, dass sie immer wieder zu freudigen Luftsprüngen verleiten.
Fazit: Wo Heaven's Basement draufsteht, ist auch Heaven's Basement drin. Wieder eines dieser Luftgitarren-Alben, bei dem man dieselbige gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Mit ungehalten-bissigen Songs wird gegen das "Filthy Empire" angekämpft, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Sid Glover brilliert sich durch das Album, dass es ein Genuss ist. Und auch der Ohrwurm-Faktor ist enorm hoch, die sich, wie mit Widerhaken versehen, im Gehörgang festkrallen. Sensationelles Debüt-Album der Briten, die sich heimlich, aber keines Wegs "still", zu einer der großen aktuellen Rockbands gemausert haben. Und wenn sie die Qualität halten können, darf man gespannt sein, womit sie uns auf Album Nummer Zwei überraschen!? Wer gefallen an dem vorliegenden Werk findet, dem empfehle ich unbedingt auch noch die beiden EP's, die ebenfalls mit einer Vielzahl an Glanznummern ausgestattet sind. Jeder Rock-Fan der etwas auf sich hält, kann bei "Filthy Empire" bedenkenlos zugreifen und hält nebenbei gleich noch eines der derzeitigen Höhepunkte von 2013 in Händen. Go and get it!
Anspieltipps: Fire Fire, Nothing left to lose, I am electric, The long Goodbay, Heartbreaking Son of a Bitch, Executioniers Day

 
Score:
87% Hervorragend!

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