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Nachbericht: Itch, Arcane Roots, Awolnation - Rockhouse Salzburg - 30.1.2013

Verbreitet die frohe Kunde: Aaron Bruno's elektronischer Rock-Zirkus Awolnation ist in der Stadt. Diesmal in in Salzburg, der Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart. Na wenn das nicht passt!? An dem amerikanischen Tüftler kommt zur Zeit anscheinend niemand vorbei. Mit Songs wie "Sail", "Burn it down", "Kill your Heroes" oder "Guilty Filthy Soul" machten sie schon Radiostationen, TV-Serien und sogar Eishockey-Stadien unsicher. Ihr Mix aus Alternative-Rock und elektronischen Elementen geht nicht nur in den Kopf, sondern vorrangig in die Beine. Nachzuhören auf dem grandiosen Debüt "Megalithic Symphony". Damit folgen sie relativ dünn gesäten Acts wie Infadels, Sorgente, Kasabian oder Delays. Der starke Ohrwurmcharakter trennt da nämlich die Spreu vom Weizen. Wir werden sehen, wie sich das Quintett auf der Bühne schlägt und ob dieses monumentale Album auch live zu spielen ist. Allerdings, wer die EP's der Band kennt, die mit zahlreichen Live-Tracks bestückt sind, weiß, dass das eigentlich astrein funktioniert, nur der Rock-Anteil noch um einiges höher ist, als im Studio.
Austragungsort ist heute Abend das Rockhouse in Salzburg. Die mittlerweile zur Institution gewordene Location wird gerne von musikalischen Größen aller Art besucht und macht sie - neben Wien und Linz - zum wichtigsten Austragungs-Ort für Konzerte quer durch den Genre-Garten. Das Gebäude wurde direkt in den Berg gebaut und bekommt dadurch im Inneren eine urig-gemütliche Atmosphäre. Außerdem darf hier in der Bar noch geraucht werden!! Das alleine rechtfertigt schon einen Besuch in den alten Gemäuern. Den Auftakt machen heute die Dubstep-Hip Hop-Rocker Itch. Die geben einen Groove vor, der kaum jemanden im noch recht leeren Saal still stehen lässt. Mir persönlich war der Oldschool-Hip Hop-Anteil ein wenig zu hoch, da kräuseln sich sogar meine Nackenhaare. Löblicherweise binden sie viel elektronischen Firlefanz und einige Dubstep-Elemente ein, womit das Ganze, zumindest streckenweise, dann doch in Ordnung geht. Nebenbei ist der Mann am Mikro ein unheimlich sympathischer Kasper, auch wenn er in alter Hip Hop-Tradition wie wild herumgestikuliert. Zum Abschluss macht er noch einen auf dicke Hose und wirft hunderte Werbezettel für seine EP - wie Geldscheine - in die Menge (Die EP kann übrigens auf ihrer Homepage kostenlos heruntergeladen werden kann., Anm. d. R.). Absolut spaßiger Support und somit gutes Entertainment.
Nach einer kurzen Umbaupause und wieder nachgefüllten Bierbechern betritt der zweite Support, die Briten Arcane Roots, die Bühne. Mit ihrem brachialen Alternative-Rock, der irgendwo zwischen den dahintränzenden Kings of Leon und den wütenden Seether angesiedelt ist, zieht ein Gitarrengewitter über dem Rockhouse auf, das dem Publikum im ausverkauften Haus schon mal ordentlich einheizt. Dummerweise befinde ich mich bei der ersten "Explosion" im Fotograben, unmittelbar vor der Box, von der ich eine Breitseite bekomme, dass mir heute beim Schreiben dieser Zeilen immer noch die Ohren klingeln. Zum Stil von Arcane Roots sei erwähnt, dass ihr Rock vermutlich nicht jedermanns Sache ist, da zwischen den rockigen Ausbrüchen weinerliche Passagen die Songs unnötig aufhalten. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Sänger und Gitarrist Andrew Groves wirkt in seinem Oberlehrer-Outfit recht unscheinbar. Aber der Mann kann rocken, das beweist er heute Abend gleich mehrmals. Die Stimmung in der Halle ist großartig und das Trio feuert weiter eine Granate nach der anderen ab, bis die tobende Menge für Awolnation optimal aufgewärmt ist.
Und dann ist es soweit. Die Band wegen der wir alle hier sind, betritt zu den Klängen von "Megalithic Symphony" - gehüllt in blaues Licht - die Bühne. Allen voran ihr Kopf, Aaron Bruno; wie immer mit kokettem Seitenscheitel, der sich mittlerweile zu einer blonden Mähne verwachsen hat. Auch der Fünftage-Tourbart spricht Bände. Mit dem Wüsten-Stomper "Guilty Filthy Soul" geht die Reise los. Der will aber nicht so richtig zünden, da die Details live im Gitarrenlärm untergehen. Der poppige Ohrwurm "People" beschert allen Zuhörern Glückseligkeit, so anschmiegsam sind seine Melodien, die aber leider auch nicht ganz astrein rüberkommen. Danach stellt sich auch schon der erste Burner ein. Mit "Not your Fault" schreit sich Aaron Bruno in Ekstase und verleiht dem bombastischen Funk-Rocker den nötigen Nachdruck. Einzig "Wake up", die Folgenummer, hätten sie sich schenken können. Der Track ermutigt schon auf dem Album zum Weiterdrücken. Hier wurde eindeutig zu wenig Awolnation zugegeben, und so bleibt ein lauer Pop-Song ohne nötige Würze. Und plötzlich ertönen die vertrauten Klänge von Awolnation's Megahit "Kill your Heroes", das mir mit seinem genialen Text - immer wieder aufs Neue - einen Schauer über den Rücken jagt: "Well, I met an old man dying on a train. No more destination, no more pain. Well, he said one thing before I graduate, never let your fear decide your fate." Live beginnt der Song erst so richtig zu leben und man möchte ihn nie wieder loslassen. Der Band selbst dürfte es ebensoviel Spaß machen, denn sie flippen beim Elektro-Punker "Soul Wars" komplett aus und Bruno springt und gestikuliert wie wild umher, als sei er auf Ritalin-Entzug.
Das Rockhouse kocht beinahe über, so brodelt es im relativ jungen Publikum, das erst das liebliche "All I need" wieder zu beruhigen vermag. Sogar ein neuer, unveröffentlichter Song findet ins Set, nämlich die süße Pop-Nummer im Rockgewand – "Joke", die wohl den Weg aufs nächste Album finden wird. Was fehlt jetzt noch? Die mächtige ADHS-Hymne "Sail". Und da ist sie schon: Unverkrampft wüten sich die Fünf durch den Song, dass ich befürchte, einer da oben bekommt gleich einen Schlaganfall. Auch hier sei wieder der geniale Text hervorgehoben, der dem Track das letzte i-Tüpfelchen zur Perfektion verleiht: "This is how I show my love, I made it in my mind because, I blame it on my A.D.D. baby. This is how an angel dies, I blame it on my own sick pride, blame it on my A.D.D. baby. Sail!". Also auch lyrisch nicht zu verachten, da heißt es doppelt aufpassen. Ein frenetisches "Burn it down" animiert unweigerlich zum Tanzen. Der Disco-Stomper ist perfekt für die Bühne geeignet, da er sich erst dort richtig entfalten kann. Samt Gitarrensolo groovt es so dermaßen, dass die Temperatur im Raum gefährlich ansteigt. Im Finale des Songs zieht dann der wütende Wahnsinn ein und die Leute im Saal sind komplett außer Rand und Band. Danach verlassen sie kurz winkend die Bühne. Das soll's schon gewesen sein? Nein, natürlich nicht. Ein 15-minütiges "Knights of Shame" beschließt den Abend, in dem die Fünf nochmal alles geben; Langeweile mit eingerechnet. Melodien und Groove, aber auch fette Riffs und einen Durchhänger im Mittelteil. Hat streckenweise eindeutig was von den deutschen Rock-Funkern Sorgente. Aber danach ist endgültig Schluss. Awolnation verabschieden sich artig und verschwinden hinter der Bühne. Unglaublich was dieser Bruno mit Awolnation auf die Beine gestellt hat, dabei hatte alles vor vier Jahren als Nebenprojekt und Spielerei begonnen. Von diesem Herren darf man also noch einiges erwarten. Das nächste Album ist ja angeblich schon in der Schmiede und nachdem diesmal leider kein Interview-Termin zu ergattern war, ist es vielleicht dann endlich soweit.
Fazit: Selten hatte ich so hohe Erwartungen an ein Konzert. Ich bekam einen Abend ohne Berührungsängste und mit Wiedererkennungswert geboten! Awolnation zeigt sich als publikumsnahe Band, die immer wieder den Kontakt zu den Leuten sucht. Mit ihrem perfekt getrimmten Elektro-Pop-Rock lullen sie die Massen ein, in dem sie einen Hit nach dem anderen abfeuern. Schade, dass der Sound ihren Anforderungen nicht ganz standhielt, so klangen einige Nummern etwas wirr und die fragilen Melodien fehlten. Auch möchte ich der Band eine partielle Lustlosigkeit unterstellen, die sie dann aber doch immer wieder - mit viel Charme- abgeschüttelt haben. Wer dem Kommerz komplett abschwört, dem wird diese fabulöse Band mit Sicherheit entgehen, denn sie haben es geschafft, gleichermaßen Pop-Fans wie auch Hit-Radio-Verweigerer unter einen Hut zu bringen und es dadurch (beinahe) jedem recht zu machen.
Wer in das aktuelle Album „Megalithic Symphony“ von 2011
reinhören möchte, kann dies hier tun:
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